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Full text of "Pathologisch-anatomische Untersuchungen über Puerperal-Eklampsie"

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PATHOLOGISCH-ANATOMISCHE 

UNTERSUCHUNGEN 

ÜBER 

PUERPEKAL-EKLAMPSIE 

VON 

Dr.  med.  GEORG  SCHMORL, 

Privatdocenten  und  I.  Assistenten  am  pathologischen  Institut  zu  Leipzig. 
MIT  4  FARBIGEN  TAFELN  UND  1  LICHTDRUCKTAFEL. 


LEIPZIG, 
VERLAG  VON  F.  C.  W.  VOGEL. 
1893. 


MEINEM  HOCHVEREHRTEN  LEHRER 


HERRN 


GEH.  MEDICINALRATH  PROF.  DR.  BIRCH- HIRSCHFELD 


GEWIDMET. 


Wenn  wir  die  umfangreiche  Litteratur,  welche  sich  im  Laufe  der  Zeit 
in  Betreif  der  puerperalen  Eklampsie  angehäuft  hat,  überblicken,  so  ergiebt 
sich,  dass  alle  bisher  über  die  Pathogenese  dieser  Krankheit  aufgestellten 
Theorien  ohne  Ausnahme  nicht  im  Stande  sind,  die  ganze  Reihe  der  Er- 
scheinungen, welche  wir  unter  dem  Namen  der  puerperalen  Eklampsie 
begreifen,  nach  allen  Richtungen  hin  zu  deuten  und  zu  erklären.  Alle 
bewegen  sich  mehr  oder  minder  in  theoretischen  Spekulationen,  zum  Teil 
gestützt  auf  pathologische  und  physiologische  Analogien.  Nun  kann  es 
aber  keinem  Zweifel  unterliegen,  dass  das  Theoretisiren  über  das  Wesen 
einer  Krankheit  stets  die  grosse  Gefahr  in  sich  birgt,  auf  falsche  Bahnen 
zu  geraten,  besonders  dann,  wenn,  wie  dies  bei  der  Eklampsie  der  Fall 
ist,  die  dem  Krankheitsprocess  zu  Grunde  liegenden  anatomischen  Ver- 
änderungen noch  nicht  nach  allen  Richtungen  hin  gekannt  und  sicher 
gestellt  sind.  Es  muss  daher,  wenn  wir  eine  sichere  Grundlage  gewinnen 
wollen,  auf  der  wir  erst  Schritt  für  Schritt  in  das  Verständniss  des 
schwierigen  Krankheitsprocesses  einzudringen  vermögen,  als  erste  Aufgabe 
erscheinen,  den  anatomischen  Thatbestand  in  seinen  wesentlichen  Zügen 
festzustellen. 

Zur  Erreichung  dieses  Zweckes  schien  mir  eine  systematische,  mit 
Hülfe  der  neueren  Untersuchungsmethoden  angestellte  Untersuchung,  die 
sich  nicht  nur  auf  die  am  Sektionstisch  als  verändert  erkannten  Teile 
zu  beziehen  hatte,  sondern  sich  auf  wo  möglich  sämmtliche  wichtige  Körper- 
organe erstrecken  musste,  am  geeignetsten  zu  sein.  Dank  dem  grossen 
Material  des  hiesigen  pathologischen  Institutes  war  es  mir  möghch,  eine 
verhältnismässig  grosse  Zahl  einschläglicher  Fälle  in  relativ  kurzer  Zeit 
zu  sammeln  und  daran  meine  Untersuchungen  anzustellen.  Bevor  ich 
über  die  von  mir  erhobenen  Befunde  berichte,  möchte  ich  zunächst  auf 
die  hauptsächlichsten,  bisher  bei  Eklampsie  gefundenen  anatomischen 
Veränderungen  in  Kürze  eingehen. 

Nachdem  der  englische  Geburtshelfer  Lever  *)  auf  das  Vorkommen 
von  Eiweiss  im  Urin  Eklamptischer  hingewiesen  hatte,  wandte  sich  ganz 
natürlich  die  Aufmerksamkeit  der  Kliniker  und  Anatomen  den  Nieren 
zu.  An  diesen  Organen  Hessen  sich  nun  auch  bei  der  grossen  Mehrzahl 
der  Fälle  mehr  oder  minder  schwere  Veränderungen  nachweisen.  In  den 
wenigsten  Fällen  handelte  es  sich  dabei  um  Läsionen,  welche  ihrem  ana- 

Schmorl,  Eklampsie. 


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tomischen  Charakter  nach  als  chronische  Dezeichnet  werden  mussten, 
ganz  in  Übereinstimmung  mit  der  den  Klinikern  längst  bekannten  That- 
sache,  dass  im  Verlauf  chronischer  Nephritiden,  d.  h.  solcher,  welche 
bereits  vor  Anfang  der  Schwangerschaft  bestanden  hatten,  nur  selten 
Eklampsie  ausbricht;  in  weitaus  der  Mehrzahl  der  Fälle  fand  man  an 
den  Nieren  Veränderungen,  welche  als  akute  Störungen  angesehen  weiden 
mussten  und  anatomisch  im  wesentlichen  als  Degenerationsprocesse  (trübe 
Schwellung,  Verfettung,  Nekrose)  der  Epithelien  des  Nierenlabyrintlis 
gekennzeichnet  waren1).  Daneben  Hess  sich  in  einer  Eeihe  von  Fällen  eine 
ein-  oder  doppelseitige  Dilatation  der  Nierenbecken  und  der  Ureteren 
nachweisen  als  Ausdruck  einer  intra  vitam  bestandenen  Harnstauung, 
welch'  letztere  auf  eine  durch  den  im  kleinen  Becken  fest  eingepressten 
Kindesteil  bewirkte  Ureterenkompression  zurückgeführt  wurde.  Diese 
Nierenveränderungen,  auf  welche  sich  eine  der  bekanntesten  Theorien 
der  Eklampsie,  welche  dieselbe  mit  der  Urämie  identificirt,  aufbaut,  waren 
lange  Zeit  die  einzigen  einigermassen  konstanten  Befunde,  denen  man  bei 
den  Sektionen  Eklamptischer  begegnete. 

Erst  in  neuerer  Zeit  ist  man  auf  Veränderung  eines  anderen  Organs 
aufmerksam  geworden,  welche,  soweit  die  bisherigen  wenig  zahlreichen 
Mitteilungen  darüber  einen  Schluss  zulassen,  zum  mindesten  ebenso  häufig 
wie  die  erwähnten  Nierenläsionen  gefunden  worden  sind.  Es  sind  dies 
hämorrhagische  Veränderungen  der  Leber.  Dieselben  sind  zwar  schon 
früher  hier  und  da  gesehen  und  beiläufig  erwähnt  worden,  aber  grössere 
Beachtung  haben  sie  bis  in  die  neueste  Zeit  nicht  gefunden.  Es  ist  das 
unbestreitbare  Verdienst  von  Jürgens2),  zuerst  auf  diese  hämorrhagische 
Hepatitis,  um  seinen  eigenen  Ausdruck  zu  gebrauchen,  hingewiesen,  ihr 
konstantes  Vorkommen  betont  und  eine  genaue  Beschreibung  ihres  makro- 
skopischen Aussehens  gegeben  zuhaben.  Jürgens  war  es  ferner,  der  im 
Anschluss  an  diese  Befunde  darauf  aufmerksam  machte,  dass  infolge  der 
Leberveränderungen  Leberzellen  in  die  Blutbahn  hineingeraten  und  mit 
dem  Blutstrom  verschleppt  werden,  ein  Befund,  der  von  Klebs 3)  bei  zwei 
Fällen  von  Eklampsie,  bei  denen  ebenfalls  ausgedehnte  Leberläsionen  vor- 
lagen, bestätigt  worden  ist. 

Merkwürdigerweise  haben  diese  interessanten  Beobachtungen  von 
Jürgens  weder  bei  den  pathologischen  Anatomen,  noch  bei  den  Geburts- 
helfern die  gebührende  Beachtung  gefunden.  Es  finden  sich  zwar  nach 
dem  Bekanntwerden  der  Jürgens' sehen  Befunde  in  der  Litteratur  Mit- 
teilungen über  Leberveränderungen,  aber  derartige  Befunde  wurden  stets 
als  aussergewöhnlich  angesehen.  Erst  in  neuester  Zeit  hat  P  Uli  et4)  den- 
selben grössere  Aufmerksamkeit  geschenkt  und  auf  Grund  eines  sich  auf 


1)  Vergl.  die  Arbeiten  von  Leyden:  Über  Schwangerschaftsniere:  Zeitschr.  f. 
klin.  Med.  Bd.  II.  u.  XI,  sowie  die  Arbeit  von  Prutz,  Zeitschrift  f.  Geburtshülfe  und 
Gynäkologie.  Bd.  XXIII,  welche  eingehende  Litteraturangaben  enthält. 


22  Falle  von  Eklampsie  stützenden  Beobachtungsmaterials  die  Vermutung 
ausgesprochen,  dass  diese  Leberveränderungen  konstante,  für  die  Patho- 
genese der  Eklampsie  wichtige  Befunde  bilden  möchten.  Pilliet's  Verdienst 
ist  es  ferner,  diese  Veränderungen  zuerst  genauer  mikroskopisch  unter- 
sucht und  nachgewiesen  zu  haben,  dass  es  sich  dabei  nicht  um  einfache 
Blutungen,  sondern  um  mehr  oder  minder  ausgedehnte  nekrotische  Herde 
bandelt.  Zu  den  gleichen  Resultaten  sind  Lubarsch  und  Prutz5)  ge- 
kommen, von  denen  der  erstere  12,  der  letztere  9  Fälle  von  Eklampsie 
untersuchte.  Von  sonstigen  Veränderungen,  die  man  bei  Obduktionen 
Eklamptischer  häufiger  beobachtet  hat,  erwähne  ich  ferner  das  mehr  oder 
minder  hochgradige  Gehirnödem,  sodann  die  bei  einer  Reihe  von  Fällen 
gefundenen  Hirnblutungen.  Weiterhin  möchte  ich  noch  auf  die  von 
Virchow6)  und  Jürgens  zuerst  beobachtete  Fettembolie,  welche  in  den 
meisten  Fällen  die  Lunge  allein,  in  einigen  aber  auch  die  Nieren  betraf, 
und  endlich  mit  Rücksicht  auf  meine  eigenen  Befunde  auf  die  von  Klebs 
im  Gehirn,  Leber,  Nieren  und  Nebennieren  gefundenen  Thrombosen 
kleiner  Gefässe  hinweisen,  welche  der  genannte  Autor  in  Beziehung  zu 
den  in  die  Blutbahn  eingedrungenen  Leberzellen  bringt. 

Wenn  ich  nun  an  die  von  mir  bei  Eklampsie  erhobenen  pathologisch- 
anatomischen Befunde  herantrete,  so  will  ich  an  erster  Stelle  die  Ver- 
änderungen, die  ich  an  den  Lebern  Eklamptischer  gefunden  habe,  einer 
eingehenden  Besprechung  unterziehen,  weil  sie  der  Ausgangspunkt  für 
meine  Untersuchungen  gewesen  sind.  Hier  muss  ich  nun  an  erster  Stelle 
hervorheben,  dass  ich  bei  den  von  mir  beobachteten  17  Eklampsie- 
fällen Leberveränderungen  niemals  vermisst  habe.  Meine  Befunde  be- 
stätigen somit  die  vonPillietin  einer  seiner  letzten  Publikationen  über 
diesen  Gegenstand  ausgesprochene  Vermutung,  dass  es  sich  dabei  um 
konstante  Befunde  handeln  möchte.  Ob  diese  Vermutung  sich  in  ihrem  vollen 
Umfang  wird  aufrecht  erhalten  lassen,  darüber  werden  weitere  Beobach- 
tungen zu  entscheiden  haben.  Das  von  Pilliet  und  mir  zusammen- 
getragene Material  ist  entschieden  noch  zu  klein,  um  ein  sicheres  Urteil 
darüber  zu  gestatten. 

Was  nun  meine  Beobachtungen  anlangt,  so  waren  in  allen  Fällen 
mit  Ausnahme  von  zweien,  auf  welche  ich  später  zurückkommen  werde, 
die  Leberveränderungen  so  zahlreich  und  so  ausgedehnt,  dass  sie  schon 
bei  der  makroskopischen  Besichtigung  am  Sektionstisch  deutlich  hervor- 
traten. Im  allgemeinen  möchte  ich  zwei  Formen  der  Leberveränderungen 
bei  Eklampsie  unterscheiden,  welche  sowohl  in  ihrem  makroskopischen 
als  mikroskopischen  Verhalten  Verschiedenheiten  darbieten,  die  ich  aber, 
wie  ich  gleich  hier  bemerke,  durchaus  nicht  principiell  von  einander 
trennen  will,  sondern  die  meiner  Ansicht  nach  bezüglich  ihrer  Pathogenese 
auf  eine  Stufe  gesteUt  werden  müssen.  Bei  beiden  Formen  handelt  es 
sich  um  Nekrosen  der  Leber,  die  in  der  einen  Reihe  der  Falle  hämor- 
rhagischen, in  der  anderen  anämischen  Charakter  zeigen.  .Bast  in  allen 


Fällen  finden  sich  Kombinationen  beider  Formen,  meist  aber  in  der  Weise, 
dass  die  eine  oder  die  andere  Art  der  Veränderungen  überwiegt.  Mag  aber 
diese  oder  jene  Form  der  Leberläsion  vorliegen,  stets  bietet  die  Leber 
dabei  ein  so  charakteristisches  Aussehen  dar,  dass  man,  wenn  man  diese 
Veränderung  nur  ein-  oder  zweimal  gesehen  hat,  sofort  mit  Sicherheit 
eine  Leber  als  von  Eklamptischen  stammend  erkennen  wird,  ohne  dass 
die  näheren  Verhältnisse  des  Falles  bekannt  sind. 

Wenn  es  sich  vorwiegend  um  hämorrhagische  Nekrosen  handelt, 
welche  nach  meinen  Beobachtungen,  sowie  nach  den  Angaben  anderer 
Autoren  entschieden  am  häufigsten  vorkommen,  so  pflegt  das  Organ  die  nor- 
malen Grössenverhältnisse  nur  wenig  oder  gar  nicht  zu  überschreiten. 
Die  Konsistenz  ist  eine  pralle,  in  einigen  Fällen  lag  ein  deutliches  Ödem 
vor,  daran  kenntlich,  dass  auf  Fingerdruck  eine  seichte,  sich  langsam  aus- 
gleichende Stelle  zurückblieb.  Auf  der  Oberfläche  sowohl,  als  auf  der  Schnitt- 
fläche treten  mehr  oder  minder  zahlreiche  rote  Streifen  und  Flecken  der  ver- 
schiedensten Grösse  hervor,  welche  oft  netzartig  unter  einander  verbunden 
sind  und  der  Oberfläche  eine  landkartenartige  Zeichnung  verleihen.  Die 
roten  Flecken  springen  sowohl  an  der  Oberfläche  als  an  der  Schnittfläche 
ganz  wenig  hervor  und  zeigen  ein  leicht  gekörntes  Aussehen,  ohne  dass  die 
Acini  deutlich  erkennbar  sind.  Sie  sind  mit  zackiger,  aber  scharfer 
Grenze  gegen  das  umgebende  Lebergewebe  abgesetzt.  Letzteres  erscheint 
in  der  Mehrzahl  der  Fälle  braunrot  gefärbt,  nur  in  einigen  wenigen 
Beobachtungen  zeigte  es  eine  bräunlich  gelbe  Farbe,  Hess  aber  die  acinöse 
Struktur  deutlich  erkennen.  In  ihm  treten  meist  mehr  oder  minder 
reichlich  feinste  punktförmige  bis  halberbsengrosse,  opake,  weissgelbliche 
Herde  hervor,  welche  ein  trockenes  Aussehen  ohne  erkennbare  acinöse 
Struktur  darbieten  und  meist  durch  einen  schmalen  roten  Saum  von  der 
Umgebung  abgesetzt  sind.  Ähnliche  Herde  bemerkt  man  mitunter,  wenn 
auch  wenig  reichlich,  innerhalb  der  roten  Flecken  und  Streifen.  Die  genannten 
Veränderungen  waren  in  allen  hierher  gehörigen  Fällen  unregelmässig 
über  das  ganze  Organ  verteilt,  eine  Prädilektionsstelle  für  dieselben 
habe  ich  nicht  gefunden;  in  einigen  Fällen  schien  es  mir,  als  ob  der 
Lobulus  Spigelü  am  meisten  afficirt  wäre.  An  den  grösseren  mit  der 
Schere  verfolgbaren  Gefässen  fanden  sich  keine  Veränderungen;  es  möge 
aber  hier  bemerkt  sein,  dass  die  tiefrotgefärbten  Flecken  bis  unmittelbar 
an  die  grossen  Lebervenen  bisweilen  heranreichen  und  durch  die  dünne 
Wand  hindurchschimmern,  gerade  so,  als  ob  ausgedehnte  Blutungen  an  der 
Aussenseite  der  Venen  vorhanden  wären.  Ein  etwas  anderes  Aussehen 
zeigte  die  Leber  in  den  Fällen,  bei  welchen  die  Eklampsie  einen  pro- 
trahirten  Verlauf  genommen,  und  in  solchen,  bei  denen  sich  im  Verlauf 
der  Krankheit  Ikterus  entwickelt  hatte.  Im  ersten  Falle  erschienen  in 
dem  meist  bräunlich-gelb  gefärbten  Leberparenchym  braunrote  Flecken 
und  Streifen,  die  ein  trockenes  Gefüge  darboten  und  meist  deutlich  unter 
die  Schnittfläche   zurücksanken;    bei   den  mit  Ikterus  komplicirten 


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H  allen  deren  ich  bisher  zwei  beobachtet  habe,  zeigte  die  Leber  die  grösste 
Ähnlichkeit  mit  der  unter  dem  Namen  akute  gelbe  Atrophie  bekannten 
^  eranderung,  mit  dem  Unterschied,  dass  hier  die  Leber  nicht  verkleinert 
erschien  Bei  der  mikroskopischen  Untersuchung  stellten  sich  aber,  wie 
ich  gleich  hier  erwähnen  will,  Differenzen  zwischen  beiden  Veränderungen 
heraus;  auf  dieselbe  werde  ich  später  zurückkommen. 

Wesentlich  anders  als  das  im  Vorstehenden  gezeichnete  Bild  ist  jenes 
welches  die  Leber  in  den  Fällen  darbietet,  bei  denen  vorwiegend  anämische 
Nekrosen  vorliegen.  Auch  hier  ist  das  Organ  meist  nicht,  oder  nur  un- 
bedeutend vergrössert  und  zeigt  eine  ziemlich  feste  Konsistenz.  Die  Ober- 
fläche ist  übersät  mit  feinsten  punkt-  bis  zehnpfennigstückgrossen  gelb- 
weissen  oder  reinweissen  Herden,  welche  meist  ziemlich  unregelmässig 
geformt,  mit  scharfem,  schmalem,  tiefrot  gefärbtem  Saum  sich  gegen  das 
umgebende  braunrote,  mitunter  leicht  ikterische  Lebergewebe  absetzen; 
am  häufigsten  liegen  sie  an  den  freien  Bändern  der  Leber  und  an  jenen 
Stellen,  wo  sich  die  Aufhängebänder  an  das  Organ  ansetzen,  doch  werden 
sie  auch  an  der  übrigen  Oberfläche  nicht  vermisst;  schneidet  man  diese 
oberflächlich  gelegenen  Herde  ein,  so  zeigen  sie  eine  keilförmige  Gestalt, 
ein  dichtes  Gefüge  und  ein  homogenes,  trockenes,  gelbweisses  Aussehen, 
wodurch  sie  anämischen  Infarkten  der  Leber  und  Milz  frappant  ähnlich 
werden.  Neben  diesen  gelbweissen  Herden  treten  an  der  Oberfläche  auch 
mehr  oder  weniger  zahlreiche  rote  Flecken  und  Streifen  hervor,  welche 
genau  dasselbe  Verhalten  zeigen,  wie  die  oben  erwähnten  hämorrhagischen 
Nekrosen.  Ein  Querschnitt  durch  das  Organ  bietet  dasselbe  bunte  Aus- 
sehen wie  die  Oberfläche  dar,  nur  zeigen  hier  die  gelbweissen  Herde 
eine  sehr  unregelmässige  Form.  Hier  erkennt  man  deutlich  —  besonders 
mit  Loupenvergrösserung  —  dass  die  feinsten  opaken  gelbweissen  Streifen 
meist  den  Verzweigungen  des  periportalen  Gewebes  folgen,  häufig  aber 
feine  zackige  Ausläufer  in  die  Substanz  der  Acini  hineinsenden. 

Ebenso  charakteristisch  wie  das  makroskopische  Aussehen  dieser  Lebern 
ist  auch  der  an  ihnen  erhobene  mikroskopische  Befund.  Fassen  wir  zu- 
nächst die  hämorrhagischen  Nekrosen  in  das  Auge,  so  muss  zunächst  be- 
züglich ihrer  Lage  hervorgehoben  werden,  dass  die  kleinsten  stets  in  der  Um- 
gebung des  periportalen  Bindegewebes  ihren  Sitz  haben,  und  zwar  meist  in 
der  Weise,  dass  die  peripheren  Teile  der  an  einen  solchen  Bindegewebszng 
angrenzenden  Acini  fast  gleichmässig  von  der  Veränderung  ergriffen  sind. 
Bei  grösseren  Herden  erstrecken  sich  die  gleich  zu  beschreibenden  Nekrosen 
meist  auf  sektorartige  Ausschnitte  verschiedener  Acini,  mitunter  umfassen 
sie  aber  auch  eine  ganze  Gruppe  von  solchen.  Diese  Veränderungen  zeigen 
nun  je  nach  ihrem  Alter  ein  recht  verschiedenes  Aussehen.  Sind  sie  noch 
frischen  Datums,  so  erscheinen  sie  als  mehr  oder  minder  ausgedehnte 
Blutungen.  Ich  kann  der  Ansicht  Pilliet's,  welcher  als  erstes  Stadium  eine 
Kapillarektasie  ansieht,  durchaus  nicht  beipflichten.  An  Alkoholpräparaten 
kann  man,  besonders  wenn  man  etwas  dickere  Schnitte  untersucht, 


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allerdings  sehr  leicht  zu  der  von  Pilliet  vertretenen  Ansicht  geführt 
werden;  allein  an  Präparaten,  die  zur  Konservirung  der  roten  Blut- 
körperchen in  Sublimat  oder  in  Müller'scher  Lösung  fixirt  und  in  möglichst 
feine  Schnitte  (Paraffineinbettung)  zerlegt  wurden,  kann  man  sich  sicher 
davon  überzeugen,  dass  hier  Blutungen,  die  allerdings  mit  einer  starken 
Gefässdilatation  verbunden  sind,  vorliegen.  Denn  man  sieht,  dass  sich  das 
Blut  zwischen  die  Leberzellenbalken  und  die  Kapillarwände  hineingewühlt, 
letztere  vielfach  durchbrochen  und  unterwühlt  hat,  derart,  dass  vereinzelte 
oder  mehrere  zusammenhängende  Leberzellen  allseitig  von  roten  Blut- 
körperchen umgeben  werden  (Fig.  1).  Dabei  zeigen  die  letzteren  in  den 
verschiedenen  Herden  ein  auffällend  verschiedenes  Verhalten  gegenüber  der 
Eosinfärbung;  in  manchen  nämlich  nehmen  sie  diesen  Farbstoff  ebensogut 
an,  wie  die  innerhalb  der  Blutbahn  an  intakten  Leberstellen  gelegene; 
dabei  sind  ihre  Konturen  gut  erhalten,  jedenfalls  nicht  in  der  Weise  ab- 
geplattet, dass  man  eine  Stagnation  annehmen  müsste.  Ich  möchte  mich 
bezüglich  dieses  Verhaltens  der  von  Klebs7)  ausgesprochenen  Vermutung 
anschliessen,  dass  hier  noch  eine  langsame  Circulation  stattgefunden  hat. 
An  anderen  Stellen  dagegen  glaube  ich  daraus,  dass  die  roten  Blut- 
körperchen blass  oder  gar  nicht  gefärbt  und  derart  an  einander  gepresst 
waren,  dass  ihre  Konturen  nur  schwer  erkannt  werden  konnten,  schliessen 
zu  können,  dass  hier  eine  vollständige  Stase  vorhanden  war.  Ich  erwähne 
diese  Einzelheit  deshalb,  weil  an  den  Stellen,  wo  eine  völlige  Stagnation 
meiner  Vermutung  nach  nicht  besteht,  die  aus  ihrem  Verband  losgelösten 
Leberzellen  mit  dem  circulirenden  Blute  fortbewegt  und  so  in  die  Blutbahn 
eingeschwemmt  werden  können,  und  weil  auf  diese  Weise  der  Befund 
von  Leberzellen  in  der  Blutbahn,  auf  welchen  ich  später  noch  zurück- 
kommen werde,  seine  Erklärung  findet. 

Die  im  Bereich  der  frischen  hämorrhagischen  Herde  gelegenen  Leber- 
zellen zeigen  meist  schon  deutliche  Zeichen  der  Auflösung  und  des  Zer- 
falls, welche  sich  besonders  in  ihrem  Verhalten  gegen  Farbstoffe  kenntlich 
machen,  denn  ihre  Kerne  sind  nur  noch  schwach,  mitunter  überhaupt 
nicht  mehr  färbbar,  ihr  Protoplasmaleib,  welcher  sehr  häufig  unregelmässige 
und  verwaschene  Konturen  zeigt,  verhält  sich  ebenfalls  meist  ablehnend 
gegen  die  Aufnahme  von  Eosin  resp.  Carmin;  besonders  hochgradig  ver- 
ändert erscheinen  meist  die  unmittelbar  am  periportalen  Gewebe  liegenden 
Zellen:  sie  sind  völlig  kernlos,  besitzen  einen  eigentümlichen  Glanz  und 
sind  nicht  selten  in  ein  aus  feinen  Fasern  gebildetes  Netzwerk,  das  sich 
mit  der  Weigert'schen  Fibrinfärbung  tief  blau  tingirt,  eingebettet.  Sind 
die  Herde  schon  etwas  älteren  Datums,  so  tritt  dieses  feine  Fibrinnetz 
in  der  ganzen  Ausdehnung  derselben  auf;  die  in  seinen  Maschen  liegenden 
Leberzellen  sind  völlig  kernlos  und  gequollen,  die  roten  Blutkörperchen 
geschrumpft  und  nicht  mehr  mit  Eosin  färbbar.  Die  ältesten  Herde 
endlich  bestehen  aus  einer  völlig  homogenen,  mitunter  etwas  glänzenden 
Masse,  in  welcher  neben  Pigmentkörnchen  und  zerfallenden  roten  Blut- 


korperchen  bisweilen  zahlreiche  verschieden  grosse,  sich  mit  kernfärbenden 
Farbstoffen  intensiv  tingirende  Körnchen  enthalten  sind,  welche  grosse 
Ähnlichkeit  mit  Kokken  besitzen,  von  diesen  sich  aber  leicht  durch  ihre 
verschiedene  Grösse  und  unregelmässige  Form  unterscheiden.  Nach  meinem 
Dafürhalten  sind  diese  Körnchen  als  Kerndetritus  zu  deuten.  In  der 
Umgebung  dieser  nekrotischen  Partien  bemerkt  man  nicht  selten  eine 
nicht  unbeträchtliche  Kapillarektasie,  sowie  dichtgedrängte  Leukocyten 
mit  fragmentirten  Kernen,  welche  mitunter  auch  in  die  peripheren, 
seltener  in  die  centralen  Abschnitte  der  nekrotischen  Herde  einwandern.' 
Was  nun  die  anämischen  Nekrosen  anlangt,  so  habe  ich  bereits  oben 
erwähnt,  dass  sie  in  ihrem  makroskopischen  Verhalten  die  grösste  Ähn- 
lichkeit mit  den  bekannten  anämischen  Infarkten  der  Niere  und  Milz 
besitzen;  noch  deutlicher  tritt  dies  bei  der  mikroskopischen  Untersuchung 
hervor  (Fig.  2).  Solange  sie  noch  frisch  sind,  ist  in  ihrem  Bereich  die 
Leberstruktur  noch  deutlich  erhalten;  aber  die  Leberzellen  sind  ge- 
quollen, ihr  Protoplasma  nur  noch  schwach  mit  Eosin  färbbar,  ihre  Kerne 
entweder  völlig  geschwunden  oder  noch  als  unregelmässig  gekörnte,  ab- 
geblasste  und  geschrumpfte  Gebilde  erkennbar.  Die  Kerne  der  Kupfer- 
schen  Sternzellen  dagegen,  sowie  die  der  Gefässendothelien  sind  meist 
noch  gut  färbbar;  die  Kapillaren  sind  an  der  Peripherie  der  Herde  hier 
und  da  durch  hyaline  Thromben  verschlossen,  in  den  centralen  Teilen 
dagegen  völlig  leer.  Die  nekrotischen  Herde  sind  ausserordentlich  scharf 
gegen  das  umgebende  Lebergewebe,  welches  nur  in  ganz  vereinzelten 
Fällen  eine  stärkere  Fettinfiltration  erkennen  lässt,  abgegrenzt,  derart, 
dass  kernlose,  blass  gefärbte  Leberzellen  unmittelbar  neben  gut  gefärbten 
kernhaltigen  Zellen  liegen.  Sind  die  Herde  schon  etwas  älter,  so  ver- 
lieren auch  die  Kerne  der  Kupferschen  Sternzellen  und  die  der  Gefäss- 
endothelien ihre  Färbbarkeit.  Das  nekrotische  Zellmaterial  quillt  auf 
und  sintert  zu  einer  homogenen  Masse  zusammen,  welche  mehr  oder  minder 
reichliche  aus  Kerndetritus  bestehende  Körperchen  einschliesst;  meist  stellt 
sich  jetzt  in  der  Peripherie  der  Herde  eine  Ansammlung  von  Leukocyten 
ein,  welche  mitunter  ziemlich  tief  in  die  centralen  Teile  der  nekrotischen 
Partie  einwandern.  Diese  anämischen  Nekrosen  liegen,  solange  sie  einen 
grösseren  Umfang  noch  nicht  besitzen,  ebenso  wie  die  hämorrhagischen 
fast  stets  dem  periportalen  Bindegewebe  unmittelbar  an.  Allerdings 
kommt  es  nicht  selten  vor,  dass  zwischen  dem  periportalen  Gewebe  und 
dem  nekrotischen  Herd  eine  oder  zwei  Reihen  von  wohlerhaltenen  Leber- 
zellen eingeschaltet  sind.  #, 

Von  grosser  Bedeutung  scheinen  mir  ferner  eine  Reihe  von  Verände- 
rungen zu  sein,  welche  ich  am  Gefässsystem  der  von  Eklamptisckeii 
stammenden  Lebern  habe  nachweisen  können.1)  Es  handelt  sich  hier  um 


1)  Dieselben  Beobachtungen  sind  von  Lubarsch  nnd  Prnti  gemacht  worden, 
deren  Arbeiten  mir  erst  nach  Abschluss  des  Manuskriptes  zu  Gesicht  kamen. 


-    8  — 


ausgedehnte  Thrombosen,  welche  in  der  Mehrzahl  der  Fälle  die  kleineren 
im  periportalen  Bindegewebe  verlautenden  venösen  und  kapillaren  Gefässe 
betrafen,  in  zwei  Fällen  aber  auch  grössere  Gefässstämme  beteiligten.  Was 
zunächst  diese  zwei  Fälle  anlangt,  so  sind  es  jene  oben  kurz  erwähnten, 
bei  denen  sich  bei  der  makroskopischen  Besichtigung  der  Leber  entweder 
keine,  oder  nur  unbedeutende  Veränderungen  —  kleine  circumscripte  rote 
oder  gelbweisse  Flecken  —  finden,  welche  nicht  ohne  weiteres  als  nekro- 
tische Herde,  als  welche  sie  sich  thatsächlich  bei  der  mikroskopischen  Unter- 
suchung erwiesen,  angesprochen  werden  konnten.  Hier  stellte  sich  nun 
bei  näherer  Untersuchung  der  in  hohem  Grade  auffallende  Befund  einer 
totalen  Pfortaderthrombose  heraus;  dass  hier  nicht  etwa  eine  agonale 
Verstopfung  vorlag,  ging  mit  absoluter  Sicherheit  daraus  hervor,  dass  der 
Pfropf,  welcher  sich  übrigens  sowohl  in  die  äusseren  —  vena  mesenterica 
superior  und  lienalis  —  als  auch  in  die  im  Inneren  der  Leber  gelegenen 
Verzweigungen  der  Pfortader  fortsetzte,  das  Lumen  prall  ausfüllte,  der 
Gefässwand  ziemlich  fest  anhaftete  und  schon  bei  der  makroskopischen 
Besichtigung,  noch  deutlicher  aber  bei  der  mikroskopischen  Untersuchung 
eine  deutliche  Schichtung  erkennen  liess.  Ob  die  in  diesen  zwei  Fällen 
vorhandene  Pfortaderthrombose  für  die  in  diesen  Fällen  so  geringe  Aus- 
breitung der  bei  den  übrigen  Eklampsiefällen  so  sehr  ausgedehnten  Leber- 
veränderungen verantwortlich  gemacht  werden  kann,  resp.  muss,  wage 
ich  nicht  zu  entscheiden.  Ich  möchte  aber  darauf  hinweisen,  dass  in 
allen  Fällen  von  Eklampsie,  bei  denen  ausgedehnte  Leberveränderungen 
nicht  vorhanden  sind,  die  Pfortader  und  ihre  Verzweigungen  in  und 
ausserhalb  der  Leber  einer  genauen  Untersuchung  unterzogen  werden 
müssen. 

Die  bei  den  übrigen  Fällen  gefundenen  Thrombosen  (Fig.  3)  kleinerer 
Gefässe  lagen  ganz  vorwiegend  in  der  unmittelbaren  Nähe  von  nekrotischen 
Herden  und  waren  besonders ,  wenn  es  sich  um  hämorrhagische  Nekrose 
handelte,  fast  stets  mit  ausgedehnten  Hämorrhagien  in  das  periportale  Binde- 
gewebe vergesellschaftet.  Sie  fanden  sich  aber  auch  an  solchen  Stellen  der 
Leber,  an  denen  Nekrosen  noch  nicht  nachweisbar  waren;  gerade  diesen 
letzterwähnten  Befund  möchte  ich  besonders  betonen,  weil  er  meiner  Ansicht 
nach  beweist,  dass  die  Thrombosen  nicht  als  sekundäre,  von  den  Nekrosen 
abhängige  Veränderungen,  sondern  vielmehr  als  selbständige  und,  wie  ich 
später  zeigen  werde,  als  die  primären,  die  Nekrosen  bedingenden  Processe 
aufzufassen  sind.  Die  Thromben  bauten  sich  meist  aus  glänzenden,  mit- 
unter feinstreifigen  hyalinen  Massen  auf,  welche  sich  mit  Eosin  leuchtend 
rot,  mit  der  Weigert'schen  Fibrin  färbung  tiefblau  färbten.  Zum  Teil  aber 
bestanden  sie  aus  feinen,  sich  mit  Eosin  und  Nigrosin  intensiv  färbenden 
Körnchen,  welche  ich  als  Blutplättchen  deuten  möchte.  Die  hyalinen 
Thromben  fanden  sich  meist  in  kleinsten  Venen  und  Kapillaren,  deren 
Wände  mitunter  ausgedehnte  hyaline  Degeneration  erkennen  Hessen; 
während  die  Plättchenthromben  meist  die  etwas  grösseren  Interlobular- 


venen  ausfüllten;  doch  wurden  in  letzteren  mitunter  auch  Pfropfe  gefunden, 
welche  aus  Fibrin,  weissen  und  roten  Blutkörperchen  und  feinkörnigen 
Massen  bestanden. 

An  den  Gallengängen  Hessen  sich  in  den  meisten  Fällen  keine  Ver- 
änderungen nachweisen;  in  einigen  aber  fand  sich  eine  recht  bedeutende 
Gallenstauung,  vorwiegend  in  den  kleinen  Gallengängen  und  Gallenkapil- 
laren,  die  besonders  schön  in  den  in  Sublimat  gehärteten  Präparaten  zu  Tage 
trat.  Besonders  hochgradig  war  diese  Gallenstauung  in  den  zwei  schon 
oben  kurz  berührten  Fällen,  welche  mit  Ikterus  komplicirt  waren.  Ich 
habe  bereits  darauf  hingewiesen,  dass  in  diesen  Fällen  die  Leber  bei 
der  makroskopischen  Betrachtung  ein  ausserordentlich  ähnliches  Aus- 
sehen darbot,  wie  bei  akuter  gelber  Atrophie,  nur  mit  dem  Unterschiede, 
dass  in  unseren  Fällen  eine  auffallende  Verkleinerung  der  Leber,  wie  sie 
für  die  letztgenannte  Affektion  charakteristisch  ist,  nicht  vorhanden  war. 
Wenn  man  aber  berücksichtigt,  dass  auch  die  ikterischen  Lebern  Eklamp- 
tischer  deutlich  verkleinert  sein  können,  wie  die  Beobachtungen  von 
Stumpf8)  und  Klebs  zeigen,  so  scheint  mir,  dass  in  Berücksichtigung  des 
Umstandes,  dass  einerseits  die  idiopathische  akute  gelbe  Leberatropliie 
bei  foudroyantem  Verlauf  ein  der  Eklampsie  ähnliches  klinisches  Krank- 
heitsbild darbietet,  sowie  andererseits,  dass,  wie  die  gebräuchlichen 
klinischen  Handbücher  lehren,  gerade  bei  graviden  Frauen  die  akute 
gelbe  Leberatrophie  relativ  häufig  beobachtet  wird,  die  Vermutung  nicht 
unwahrscheinlich,  dass  die  mit  Ikterus  verbundenen  Leberveränderungen, 
wie  wir  sie  bei  Eklamptischen  beobachten,  mit  der  idiopathischen  akuten 
gelben  Atrophie  verwechselt  worden  sind.  Die  Ähnlichkeit,  welche  zwischen 
diesen  beiden  Erkrankungen  besteht,  beschränkt  sich  allerdings  nur  auf 
das  makroskopische  Aussehen,  das  die  Leber  darbietet;  bei  der  mikro- 
skopischen Untersuchung  stellen  sich  dagegen  bedeutsame  Unterschiede 
heraus.  Während  bei  der  akuten  gelben  Atrophie  der  Leber,  deren  mikro- 
skopische Veränderungen  zuerst  und  am  eingehendsten  von  Zenker,  dessen 
Darstellung  ich  dieser  Betrachtung  aus  Mangel  an  eigener  Erfahrung  zu 
Grunde  lege,  festgestellt  worden  sind,  im  Bereich  der  gelbgefärbten  Partien 
das  Leberparenchym  in  mehr  oder  weniger  hochgradigem  Zerfall  begriffen 
ist,  und  im  Bereich  der  roten  Herde  die  Leberzellen  völlig  zu  Grunde 
gegangen  und  nur  die  Gefässe  übrig  geblieben  sind,  zeigt  sich  bei  den 
von  uns  beobachteten  ikterischen  Eklampsielebern,  dass  die  gelbgefärbten 
Stellen,  abgesehen  von  der  Gallenstauung  und  der  galligen  Imbibition 
der  Leberzellen,  entweder  gar  nicht,  oder  nur  sehr  wenig  (leicht  ge- 
trübt oder  wenig  verfettet)  verändert  sind,  die  roten  Herde  aber  aus- 
gedehnte, im  periportalen  Bindegewebe  und  in  der  Substanz  der  Acim 
liegende  Blutungen  darstellen,  in  deren  Bereich  sich  teils  nekrotische, 
teils  im  Absterben  begriffene  Leberzellen  finden.  Ich  möchte  daher 
diese  bei  ikterischen  Eklamptischen  betrachteten  Leberveränderungen  nicht 
ohne  weiteres  der  akuten  gelben  Atrophie  zuzählen,  wie  es  Stumpf  tliut. 


—  in  — 


Was  die  Genese  des  bei  diesen  Fällen  beobachteten  Ikterus  anlangt, 
so  kann  ich  mich  der  Ansicht  Pilliet's9),  dass  „le  mecanisme  de  l'ictere 
terminal  est  loin  d'etre  elucide",  durchaus  nicht  anschliessen.  Unsere 
Untersuchungen  zeigen  uns  vielmehr  eine  Reihe  von  Veränderungen, 
welche  für  die  Entstehung  des  Ikterus  verantwortlich  gemacht  werden 
können.  Einmal  haben  wir  direkt  durch  die  mikroskopische  Unter- 
suchung das  Bestehen  einer  Gallenstauung  nachgewiesen.  Diese  Gallen- 
stauung wird  meiner  Meinung  nach  dadurch  hervorgerufen,  dass  die 
kleineren  Gallengänge  —  denn  nur  auf  diese  erstreckt  sich  die  Stauung  — 
durch  die  ausgedehnten  Extravasate  im  periportalen  Gewebe  komprimirt 
werden.  In  zweiter  Linie  aber  wird  dadurch,  dass  durch  die  Hämorrhagien 
umfängliche  Partien  von  Lebergewebe  zerstört  werden,  Gelegenheit  dazu 
gegeben,  dass  sich  die  Galle  unmittelbar  in  die  Blutbahn  ergiessen  kann. 
Drittens  aber  wird  auch  die  von  uns  nachgewiesene  Verstopfung  zahl- 
reicher Interlobularvenen  nicht  ohne  Bedeutung  für  das  Zustandekommen 
des  Ikterus  sein,  da,  worauf  Frerichs 10)  zuerst  hingewiesen  hat,  hierdurch 
ein  Sinken  des  Seitendruckes  in  den  Pfortaderkapillaren  eintritt,  welches 
Veranlassung  zur  Gallenresorption  geben  kann.  Man  könnte  mir  hier 
den  Einwand  machen,  dass  die  von  uns  für  das  Entstehen  des  Ikterus  ver- 
antwortlich gemachten  Momente  deswegen  nicht  hinreichend  zur  Erklärung 
des  Ikterus  seien,  weil  genau  dieselben  Momente  auch  bei  den  ohne 
Ikterus  verlaufenden  Eklampsiefällen  vorhanden  sind.  Hiergegen  möchte 
ich  aber  bemerken,  dass  auch  bei  diesen  Fällen  ein  Eintritt  von  Gallen- 
bestandteilen ins  Blut  sicher  stattfindet,  da  ich  bei  zahlreichen  solchen 
Fällen  Gallenfarbstoff  im  Urin  habe  nachweisen  können.  Meiner  Ansicht 
nach  lässt  sich  das  Fehlen  des  Hautikterus  in  diesen  Fällen  darauf 
zurückführen,  dass  das  Leben  zu  kurze  Zeit  erhalten  blieb,  als  dass 
der  Ikterus  sichtbar  werden  konnte,  oder  aber  dass  bei  wenig  aus- 
gedehnten Leberveränderungen  die  Menge  der  in  das  Blut  eingetretenen 
Gallenbestandteile  zu  gering  war,  um  eine  deutliche  ikterische  Hautfärbung 
hervorzurufen. 

Am  Schlüsse  dieses  den  Leberveräuderungcn  gewidmeten  Abschnittes 
nmss  ich  noch  auf  den  schon  oben  kurz  erwähnten  Befund  von  Leber- 
zellen in  den  Lebergefässen  zurückkommen,  den  ich  bei  zahlreichen  von 
mir  beobachteten  Fällen  erhalten  habe.  Das  Eintreten  von  Leberzellen 
in  die  Blutbahn  ist  schon  seit  einiger  Zeit  bekannt.  Jürgens11)  hat  auf 
der  Berliner  Naturforscherversammlung  zuerst  auf  das  Vorkommen  dieser 
Zellen  im  Herzblut  und  Gefässsystem  der  Lunge  hingewiesen  und  darauf 
aufmerksam  gemacht,  dass,  wenn  eine  bedeutende  Verfettung  der  Leber 
vorliegt,  durch  das  massenhafte  Eintreten  von  verfetteten  Leberzellcn  in 
die  Blutbahn  eine  Fettembolie  der  Lunge  zustande  kommen  kann. 
Klebs  l2),  welcher,  wie  bereits  erwähnt,  bei  zwei  Fällen  von  Eklampsie 
ebenfalls  Leberzellen  in  den  Blutgefässen  nachweisen  konnte,  hat  dann 
das  Schicksal  dieser  Zellen  weiter  verfolgt  und  glaubt  gefunden  zu  haben, 


—  11  — 


dass  diese  Zellen  die  Kapillarität  der  Lungen  passiren  und  mit  dem 
arteriellen  Blutstrom  m  andere  Organe  verschleppt  werden  können.  Ich 
habe  bei  den  von  mir  untersuchten  Eklampsiefällen  ganz  ähnliche  Be- 
funde gemacht,  wie  sie  von  Klebs  beschrieben  worden  sind,  insofern  ich 
unzweifelhafte  Leberzellen  nicht  nur  in  den  Lebervenen,  sondern  auch 
in  den  Pfortader-  und  Leberarterienästen,  sowie  in  den  Lungengefässen, 
in  den  Venen  der  Niere  und  des  Gehirns  nachweisen  konnte.  Auch  habe 
ich  die  von  Klebs  in  den  Nieren-  und  Nebennierengefässen  beobachteten 
Zellen,  welche  er  als  junge  Zellbrut  der  direkt  in  den  Blutstrom  ein- 
geschwemmten Leberzellen  betrachtet,  in  verschiedenen  Fällen  aufgefunden. 
Ich  hatte  zuerst  die  Überzeugung,  dass  hier  ausgedehnte  Parenchymembolien 
von  Leber-  und  Nierenzellen  —  denn  ich  hatte  bei  meiner  Untersuchung 
bestimmte  Anhaltspunkte  dafür  gewonnen,  dass  die  von  Klebs  als  junge 
Leberzellen  beschriebenen  Zellen  als  Nierenzellen  angesehen  werden 
mussten  —  vorlagen;  allein  ich  glaube  mich  jetzt  auf  das  bestimmteste 
davon  überzeugt  zu  haben,  dass  die  meisten  dieser  Zellen  nicht  intravital 
in  die  Gefässe  hineingelangt,  sondern  postmortal  bei  der  Sektion  an 
ihren  Fundort  befördert  worden  sind.  Wenn  man  nämlich  ein  Organ 
durchschneidet,  so  werden  stets  mehr  oder  weniger  zahlreiche  Zellen 
aus  ihrem  Zusammenhang  gelöst  und  können  entweder  schon  durch  den 
beim  Schneiden  ausgeübten  Druck  mechanisch  in  die  Gefässe  hinein- 
gepresst,  oder  aber  durch  das  die  Schnittfläche  benetzende  Blut  resp. 
durch  das  zum  Abspülen  benutzte  Wasser  ziemlich  tief  in  dieselben 
hineingeschwemmt  werden.  Dass  diese  Argumentation  den  thatsächlichen 
Verhältnissen  entspricht,  davon  kann  man  sich  sehr  leicht  überzeugen, 
wenn  man  aus  irgend  einem  Organ  einer  beliebigen  Leiche  kleine  Stücke, 
wie  sie  ja  meistens  zur  Fixirung  und  Härtung  benutzt  werden,  heraus- 
schneidet und  nach  Einbettung  in  Paraffin  oder  Cello'idin1)  in  feine 
Schnitte  zerlegt.  Man  wird  dann  je  nach  dem  Organ,  welches  man  ge- 
wählt hat,  in  den  Arterien  sowohl,  als  in  den  Venen  (bei  der  Leber  auch 
in  den  Pfortaderästen)  mehr  oder  minder  zahlreiche  Zellen,  ja  selbst 
Zellverbände  antreffen,  welche  mit  denen  des  untersuchten  Organs  über- 
einstimmen (Leberzellen  in  den  Lebergefässen,  Nierenepithelien  und  Frag- 
mente von  Harnkanälchen  in  den  Nierengefässen,  Fetzen  hohen  Cylinder- 
epithels  in  den  Lungengefässen)2).  Ich  glaube  nun,  dass  Klebs  bei  seinen 
Beobachtungen  derartige  Artefakte  vorgelegen  haben.    Bezüglich  des 


1)  Einbettung  ist  nötig,  damit  das  in  den  Gefässen  enthaltene,  die  Zellen  um- 
schliessende  Blut  nicht  aus  den  Schnitten  herausfällt. 

2)  In  einem  in  Bonn  (Versammlung  der  deutschen  Gesellschaft  für  Gynäkologie 
1891)  gehaltenen  Vortrag  hatte  ich  diese  Nierenzellenembolien  als  intravitel  entstanden 
hingestellt.  Erst  nachträglich  bin  ich  auf  den  schweren  Irrthum  aufmerksam  geworden. 
Dr.  Lubarsch  (Rostock),  welcher  ganz  ähnliche  Befunde  erhoben  und  zunächst  eben- 
falls eine  intravitele  Entstehung  derselben  angenommen  hatte  (private  Mitteilungen), 
hält  dieselben  ebenfalls  für  Artefakte. 


—    12  — 


Befundes  von  Lcberzellen  in  den  Portalästen  gesteht  er  selbst  die 
Schwierigkeit  einer  plausiblen  Erklärung  für  das  Hineingelangen  der 
Leberzellen  in  diese  Gefässe  zu;  er  sagt:  „Eigentümlich  ist  allerdings 
dabei,  dass  die  Einschwemmung  stets  in  die  portalen  Gefässe  erfolgt, 
während  man  doch  eher  annehmen  sollte,  dass  dieser  Strom  sich  gegen 
die  Centraivene  wenden  müsste  in  der  Richtung  des  natürlichen  Blut 
stroms.   Es  wäre  demnach  auch  möglich,  dass  diese  kapillare  Extra- 
vasaten innerhalb  der  Acini  sich  erst  infolge  der  Obstruktion  von  portalen 
Gefässen  ausgebildet  habe;  es  müsste  dieselbe  alsdann  eine  Folge  der 
Übertragung  des  arteriellen  Blutdruckes  auf  die  peripheren  Kapillaren 
des  Leberläppchens  sein  und  würde  dieselbe  ein  Analogon  der  Hirn- 
blutungen (bei  Eklampsie)  darstellen."     Diese  Erklärung  scheint  mir 
durchaus  unzureichend  zu  sein,  denn  wie  sollen  Leberzellen  in  die  Portal- 
gefässe  hineingelangen  können,  wenn  letztere  verlegt  sind?   Ich  glaube, 
dass  es  sich  hier  um  postmortal  in  diese  Gefässe  hineingeschwemmte 
Zellen  handelt,  weil  ich  dieselben  Befunde  auch  in  völlig  normalen  Lebern, 
bei  denen  keine  Blutungen  vorhanden  waren,  habe  erheben  können.  Un- 
zweifelhaft liegen  nun  aber  derartige  Artefakte  bei  den  in  den  Nieren- 
und  Nebennierenarterien  von  Klebs  gefundenen  und  beschriebenen  Zelkn 
vor,  welche  er,  wie  erwähnt,  als  junge  Leberzellen  betrachtet;  ich  stehe 
nicht  an,  sie  für  Nieren-  resp.  Nebennierenzellen  zu  erklären,  welche  auf 
die  eben  von  mir  auseinandergesetzte  Weise  in  die  Gefässe  erst  postmortal 
hineingelangt  sind.   Um  derartige  Artefakte  zu  vermeiden,  welche  nicht 
nur  bezüglich  der  hier  in  Rede  stehenden  Parenchymembolien ,  sondern 
auch  für  andere  embolische  Processe,  so  z.  B.  für  die  Metastase  von  Mikro- 
organismen, von  Bedeutung  sind,  ist  es  durchaus  nötig,  unmittelbar  bei 
der  Sektion  verhältnismässig  grosse  Stücke  aus  den  zu  untersuchenden 
Organen  herauszuschneiden  und  erst,  wenn  sie  gründlich  durchgehärtet 
sind,  aus  den  centralen  Teilen  vorsichtig  mit  scharfem  Rasirmesser 
Stückchen  zur  mikroskopischen  Untersuchung  zu  entnehmen;  wenn  man 
dann  weiterhin  die  den  obersten  Schichten  dieser  Stücke  entnommenen 
Schnitte  ausschliesst,  so  kann  man  nach  den  Erfahrungen,  welche  ich 
auf  Grund  zahlreicher  Kontroiuntersuchungen  gewonnen  habe,  sicher 
die  oben  erwähnten  Artefakte  vermeiden. 

Unter  Einhaltung  dieser  Kautelen  habe  ich  nun  meine  Untersuchungen 
auf  Parenchymembolien,  speciell  auf  die  hier  zunächst  in  Rede  stehenden 
Leberzellenembolien  angestellt,  und  habe  Leberzellen  nur  in  den  Leber- 
venen, in  der  Lungenarterie  und  Kapillaren,  in  denen  ich  sie,  ebenso  wie 
im  Herzblut,  bei  der  frischen  Untersuchung  gefunden  hatte,  sowie  in 
einzelnen  Fällen  auch  in  den  Venen  der  Niere  und  des  Gehirns  nach- 
weisen können,  während  mir  im  arteriellen  und  portalen  Gefässsystem 
der  Leber,  sowie  in  dem  Arteriensystem  anderer  Organe  niemals  Zellen 
begegnet  sind,  welche  ich  mit  Sicherheit  als  Leberzellen  hätte  ansprechen 
können.   Wie  erklärt  sich  aber  der  unter  diesen  Verhältnissen  in  hohem 


-    13  - 


Grade  auffällige  Befund  von  LeberzeUen  in  den  Gehirn-  und  Nierenvenen? 
Icn  halte  es  in  hohem  Grade  für  unwahrscheinlich,  dass  diese  Zellen  nach 
Passirung  der  Kapillarität  der  Lungen  und  der  derjenigen  Organe,  in 
deren  Venen  sie  lagen,  an  ihren  Fundort  gelangt  sind,  zumal  sie  noch 
verhältnismässig  gut  erhaltene  Konturen  zeigten  und  mitunter  zu  zweien 
oiler  dreien  zusammenhingen.  Hier  scheint  mir  nur  die  Möglichkeit  zu- 
lässig, dass  sie  durch  retrograde  venöse  Embolie  an  ihren  Fundort  be- 
fördert worden  sind.  An  dem  thatsächlichen  Vorkommen  eines  derartigen 
retrograden  Transports  von  festen,  in  der  venösen  Blutbahn  enthaltenen 
Partikelchen  kann  beim  Menschen  nach  den  Untersuchungen  von  Heller 13), 
von  v.  Becklinghausen14)  und  Arnold  15)  nicht  mehr  gezweifelt  werden. 
Wenn  wir  nun  bedenken,  dass  gerade  bei  der  Eklampsie  während  der 
mit  hochgradigen  Stauungen  verbundenen  Anfälle  die  günstigsten  Be- 
dingungen für  eine  Umkehr  des  venösen  Stromes  gegeben  sind,  so  kann 
es  nicht  wunderbar  erscheinen,  dass  Leberzellen,  welche  nach  unseren 
Untersuchungen  sicher  im  Blute  der  unteren  Hohlader  und  im  Herzen 
vorhanden  sind,  durch  eine  rückläufige  Blutwelle  in  die  Nieren-  resp.  in 
die  Gehirnvenen  geschleudert  werden. 

Wenn  ich  mich  nun  den  Veränderungen  zuwende,  welche  ich  an  den 
Nieren  der  von  mir  beobachteten  Eklampsiefälle  gefunden  habe,  so  muss 
ich  an  erster  Stelle  betonen,  dass  bei  der  makroskopischen  Untersuchung 
diese  Organe  ein  recht  verschiedenes  Bild  darboten ;  am  häufigsten  habe  ich  in 
Ubereinstimmung  mit  anderen  Autoren  blasse,  grauweisse,  seltener  grau- 
gelblich gefärbte  Nieren  gefunden,  doch  sind  mir  auch  graurote,  normal 
gefärbte  und  tief  dunkelrote  Nieren  wie  bei  akuter  Stauung  begegnet. 
In  der  grössten  Mehrzahl  der  Fälle  überschritten  diese  Organe  die  nor- 
malen Grössenverhältnisse  gar  nicht  oder  nur  sehr  wenig;  nur  in  einem 
Falle  wurde  eine  beträchtliche  Verkleinerung  konstatirt,  welche  auf  eine 
länger  bestehende  interstitielle  Nephritis  zu  beziehen  war.  In  Betreff 
der  Konsistenz  der  Nieren  kamen  ebenfalls  beträchtliche  Schwankungen 
vor,  doch  habe  ich  bei  meinen  Untersuchungen  den  Eindruck  gewonnen, 
dass  man  häufiger  festen,  prallen  Nieren  bei  Eklamptischen  begegnet,  als 
schlaffen  und  weichen.  Der  Blutgehalt  schwankte  je  nach  der  Far>>. 
die  die  in  Rede  stehenden  Organe  darboten;  meist  war  er  ein  gerin-.  i. 
und  zwar  war  die  Rinde  gegenüber  der  Marksubstanz  oft  auffallend 
anämisch.  Erstere  war  intensiv  getrübt  und  verwaschen,  undeutlich  ge- 
zeichnet und  bei  mehreren  Fällen  der  Sitz  von  kleinsten,  punktförmigen 
Ekchymosen.  In  zwei  Fällen  endlich  fanden  sich  in  der  Rinde  mehrere 
kleine,  erbsengrosse  Infarkte. 

Bei  der  mikroskopischen  Untersuchung  der  Nieren  wurden  konstant 
Veränderungen  am  secernirenden  Parenchym  und  an  den  Gefässen  gefunden. 
Was  zunächst  die  ersteren  anlangt,  so  waren  sie  in  den  einzelnen  Fallen 
in  verschiedenem  Grade  ausgebildet:  stets  aber  handelte  es  sich  um 
degencrative  Processe  an  den  Epithelien.   Bei  einem  Falle  lag  fast  ledig- 


—    14  — 


lieh  eine  sehr  starke  trübe  Schwellung  der  Epithelial  des  Nierenlabyrinthes 
vor,  welche  selbstverständlich  an  den  den  frischen  Organen  entnommenen 
Schnitten  am  deutlichsten  hervortrat,  an  dem  gehärteten  Präparat  da- 
gegen bemerkte  man  in  den  Epithelien  meist  keine  Veränderungen,  nur 
hier  und  da  stiess  man  auf  kernlose  oder  von  der  Wand  abgestossene 
Epithelien,  welche  unregelmässig  konturirt  waren.  Man  hätte  die  Niere 
für  völlig  gesund  halten  können,  wenn  nicht  die  später  zu  beschreibenden 
Veränderungen  am  Gefässsystein,  sowie  ein  das  Lumen  der  Glomerulus- 
kapseln  und  zahlreicher  Harnkanälchen  ausfüllendes  Exsudat,  welches 
teils  aus  feinsten  körnigen  Massen,  teils  aus  hyalinen  Cylindern  bestand, 
daraufhingewiesen  hätten,  dass  hier  intravitam  schwere  Funktionsstörungen 
vorhanden  gewesen  sein  mussten.  Bei  den  übrigen  Fällen  aber  waren 
konstant  mehr  oder  minder  schwere  Veränderungen  an  dem  das  Nieren- 
labyrinth auskleidenden  Epithel  nachweisbar.  Dasselbe  war  in  mehr 
oder  weniger  grosser  Ausdehnung  völlig  kernlos,  gequollen,  z.  T.  in 
seinem  Zusammenhange  gelockert,  z.  T.  auch  von  der  Wand  abgestossen. 
In  einigen  Fällen  war  diese  Epithelnekrose  so  ausgedehnt,  dass  man 
Mühe  hatte,  Stellen  aufzufinden,  welche  noch  kernhaltiges,  aber  meist, 
auch  schon  stark  getrübtes  Epithel  enthielten;  in  anderen  Fällen  trat 
aber  die  Epithelnekrose  mehr  herdförmig  auf,  aber  auch  hier  zeigten 
die  noch  kernhaltigen  Epithelien  meist  eine  hochgradige  trübe  Schwellung. 
Ich  brauche  nicht  zu  erwähnen,  dass  in  allen  diesen  Fällen  exsudative 
Vorgänge,  in  dem  Lumen  der  Harnkanälchen  nicht  fehlten.  An  den 
Glomerulis  habe  ich  in  den  meisten  Fällen  mit  Ausnahme  feinkörniger 
Eiweissniederschläge  in  die  Kapselhohlräume  keine  Veränderungen  nach- 
weisen können,  nur  in  einigen  wenigen  Fällen  bestand  eine  Schwellung 
und  Trübung  des  Epithels,  hie  und  da  wurden  wohl  auch  nekrotische 
und  abgestossene  Zellen  beobachtet;  aber  das  waren  nur  ausnahmsweise 
Befunde.  Eine  ausgedehnte  fettige  Degeneration  der  Harnkanälchen  und 
Glomerulusepithelien,  wie  sie  Leyden16)  bei  manchen  Eklampsienieren 
gefunden  hat,  habe  ich  bei  den  meisten  Fällen  meiner  Beobachtungsreihe 
vermisst;  es  fanden  sich  allerdings  bei  verhältnismässig  zahlreichen 
Fällen  vereinzelte,  mit  kleinen  Fetttröpfchen  erfüllte  Epithelien,  aber 
diese  Verfettung  war  weder  so  ausgesprochen,  noch  so  ausgedehnt,  dass 
ich  sie  in  den  Vordergrund  stellen  und  sie  als  etwas  für  die  Eklampsien  ierc 
Charakteristisches  ansehen  möchte.  Nur  in  einigen  wenigen  Fällen,  in 
denen  die  Eklampsie  einen  protrahirten  Verlauf  genommen  hatte,  und 
bei  denen  infolge  dessen  längere  Zeit  die  Chloroformnarkose  in  Anwen- 
dung gekommen  war,  bestand  eine  hochgradige  Verfettung.  Ich  glaube 
aber,  dass  hierbei  die  Verfettung  auf  die  lange  dauernde  Chloroform- 
narkose zu  beziehen  ist;  wissen  wir  doch  aus  zahlreichen  Experimental- 
untersuchungen,  dass  gerade  dieses  Narkotikum  bei  längerer  Applikation 
zu  ausgedehnten  fettigen  Degenerationen  innerer  Organe  Veranlassung 
giebt.  Als  Stütze  für  meine  Ansicht  möchte  ich  anführen,  dass  ich  in  einigen 


—    15  — 


anderen  ebenfalls  protrahirt  verlaufenen  Fällen,  welche  nur  mit  Morphium 
behandelt  worden  waren,  ähnliche  hochgradige  Verfettungen  vermisst  habe 
Bemerkenswert  ist  fernerhin  der  Befund,  den  ich  bei  einem  ebenfalls 
sehr  protrahirten  Fall  an  den  Nieren  erhalten  habe.  Hier  fand  sich 
nämlich  eine  ganz  hochgradige  Verkalkung  der  Epithelzellen  der  gewun- 
denen Kanälchen  und  der  Henle'schen  Schleifen  in  einer  Ausdehnung,  wie 
sie  bei  Sublimatintoxikation  beobachtet  wird.  Da  hier  eine  Sublimat- 
vergiftung, für  welche  weder  der  übrige  anatomische  Befund  noch 
auch  die  eingehenden,  post  mortem  eingezogenen  Erkundigungen  Anhalts- 
punkte ergaben,  absolut  ausgeschlossen  erscheint,  so  muss  der  Grund 
für  diese  bei  Eklampsie  jedenfalls  extrem  seltene  Nierenveränderung  in 
besonderen  Umständen  gesucht  werden.  Besonders  möchte  ich  dafür  die 
lange  Dauer  der  Krankheit,  welche  sich  allerdings  mit  tageweisen  Unter- 
brechungen auf  zehn  Tage  erstreckte,  verantwortlich  machen;  denn  nach 
meinem  Dafürhalten  haben  wir  in  der  Verkalkung  nur  den  letzten  Aus- 
gang der  auch  bei  den  meisten  übrigen  Fällen  gefundenen  Epithelnekrose 
zu  sehen.  Ich  will  damit  durchaus  nicht  die  Ansicht  vertreten,  dass  jede 
Epithelnekrose  der  Niere  schliesslich  zur  Verkalkung  führen  müsse, 
aber  in  der  Eklampsieniere  liegen  die  Verhältnisse  für  den  Eintritt  einer 
solchen  besonders  günstig  wegen  der  am  Gefässsystem  nachweisbaren 
Veränderungen.  Es  fanden  sich  nämlich  in  denselben  in  einigen  Fällen 
ausgedehnte,  in  anderen  aber  nur  spärliche  Gefässverstopfungen.  Schon 
bei  der  Untersuchung  von  den  dem  frischen  Organ  entnommenen  Schnitten 
findet  man  sehr  häufig,  dass  zahlreiche  Kapillaren  und  kleine  Venen 
so  vollgestopft  sind  mit  roten  Blutkörperchen,  dass  dieselben  unter  Ver- 
schwinden ihrer  Konturen  zu  einer  homogenen,  roten,  glasigen  Masse  zu- 
sammengesintert sind,  welche  das  Lumen  der  betreffenden  Gefässe  prall 
ausfüllt.  Es  handelt  sich  also  um  hochgradige  Stasen;  als  rote  Thromben 
möchte  ich  diese  Pfropfe  deswegen  nicht  bezeichnen,  weil  man  im  ge- 
härteten Präparat,  in  dem  man,  besonders  wenn  man  Fixirung  in  Sub- 
limat angewendet  hat,  diese  homogenen  mit  Eosin  sich  ziegelrot  färbenden 
Massen  leicht  wiedererkennt,  selbst  an  den  dünnsten  Paraffinschnitten 
weder  feinfädiges  Fibrin,  noch  feinkörniges  Material  (Plättchen)  findet.  An 
gehärteten  Präparaten  überzeugt  man  sich  aber  leicht,  dass  ausser  diesen 
Stasen  noch  typische  Thromben  vorhanden  sind,  welche  teils  die  Kapillaren 
und  kleineren  Venen,  teils  aber  auch  die  kleinsten  Arteriolen  verlegen  und 
teils  wandständig,  teils  obturirend  auftreten.  Diese  Thromben  bestehen  meist 
aus  feinkörnigem  Material,  welches  mehr  oder  minder  zahlreiche  rote  und 
weisse  Blutkörperchen  einschliesst  —  Plättchenthromben,  teils  aber  aus 
Glänzenden,  teils  homogenen,  teils  feinstreifigen  hyalinen  Massen,  welche 
sich  mit  Eosin  und  Carmin  leuchtend  rot,  bei  Anwendung  der  Weigert'schen 
Fibrinfärbung  tiefblau  färben  —  hyaline  und  fibrinöse  Thromben.  Ge- 
mischten, aus  einem  Fibrinnetz,  roten  und  weissen  Blutkörperchen  sich  aut- 
bauenden Pfropfen  bin  ich  dagegen  nur  ganz  ausnahmsweise  begegnet. 


—    16  — 


Das  interstitielle  Gewebe  war  in  vielen  Fällen  vollständig  normal, 
insbesondere  fehlten  Rundzellenherde  gänzlich,  auch  war  ein  stärkeres 
Ödem,  welches  sich  in  Kochpräparaten  hätte  leicht  nachweisen  lassen 
müssen,  nicht  vorhanden.  In  anderen  Fällen  aber  war  das  interstitielle 
Gewebe  der  Sitz  von  spärlichen  Rundzellenherden,  welche  meist  in  der 
Umgebung  kleiner  Venen  und  Kapillaren  gelegen  waren.  Nur  in  zwei 
Fällen  fanden  sich  ausgedehnte  Infiltrate,  welche  hier  durch  die  An- 
wesenheit von  embolisch  zugeführten  Mikroorganismen  ihre  Erklärung 
fanden.  Die  oben  erwähnten  Blutungen  lagen  teils  im  interstitiellen 
Gewebe  in  der  Umgebung  prall  gefüllter  oder  thrombosirter  Gefässe 
teils  im  Lumen  der  Harnkanälchen  und  der  Glomeruli. 

Einer  besonderen  Erwähnung  bedürfen  noch  die  in  zwei  Fällen  ge- 
fundenen Infarkte.  Ein  Teil  derselben  war  sicher  embolischen  Ursprungs, 
da  sich  an  Serienschnitten  der  verstopfte  Arterienast  nachweisen  liess.  In 
zwei  anderen  Fällen  aber  konnte,  da  die  zuführende  Arterie  offen  war.  ein 
embolischer  Ursprung  ausgeschlossen  werden.  Hier  fanden  sich  ganz  ähn- 
liche Verhältnisse,  wie  sie  von  v.  Recklinghausen 17)  in  zwei  Fällen  be- 
schrieben worden  sind,  von  denen  der  eine  infolge  einer  Blutransfusion  zu 
Grunde  gegangen  war,  der  andere  ein  an  Pleuritis  verstorbenes  Individuum 
betraf.  Die  innerhalb  der  infarcirten  Partien  gelegenen  kleinen  Arterien- 
stämmchen  waren  mit  einer  aus  glänzenden  hyalinen  Massen  bestehenden 
Schicht  ausgekleidet,  welche  der  Intima  fest  auflag  und  in  ihrer  Dicke 
wechselte,  mitunter  aber  das  Gefässlumen  bis  auf  einen  schmalen  Spalt 
völlig  verlegte;  die  intertubulären  Kapillaren  waren  teils  leer,  teils  mit 
hyalinen  Thromben  erfüllt,  ebenso  die  Glomeruli. 

Ich  schliesse  mich  in  betreff  der  Genese  dieser  Veränderungen  der 
von  v.  Recklinghausen  gegebenen  Erklärung  an,  dass  die  Gerinnung  in 
den  kleinsten  Gefässen  begonnen  hat  und  nach  den  Arterien  zu  aufge- 
stiegen ist. 

Endlich  habe  ich  noch  eines  bei  drei  Fällen  am  Gefässsystem  der 
Niere  erhobenen  Befundes  Erwähnung  zu  thun,  nämlich  einer  Fettembolie, 
welche  in  einem  Falle  nur  wenig  ausgedehnt  war,  in  den  beiden  anderen 
Fällen  sich  aber  auf  den  grössten  Teil  der  Glomeruli  erstreckte  und  auch 
die  intertubulären  Kapillaren  in  Mitleidenschaft  zog.  Diese  zuerst  von 
Virchow  bei  Eklampsie  gefundene  Veränderung  steht  in  engster  Be- 
ziehung zu  der  gleichen  Veränderung  in  der  Lunge. 

In  diesem  Organ  scheint  bei  Eklampsie  nach  meinen  Beobachtungen 
eine  mitunter  recht  ausgedehnte  Fettembolie  nicht  zu  den  Seltenheiten 
zu  gehören,  da  ich  sie  bisher  fünfmal  habe  nachweisen  können.  •)  Was 
die  Quelle  anbetrifft,  aus  welcher  das  Fett  stammt,  so  kommt  meiner 

1)  Die  Fettembolie  findet  sich  nicht  nur  bei  eklamptischen  Puerperae,  sondern 
wurde  auch,  wie  Kontroiuntersuchungen  ergaben,  an  zwei  an  Uterusruptur  gestorbenen 
Frauen,  sowie  bei  einer  an  Verblutung  gestorbenen  Puerpera  beobachtet. 


—    17  — 


Ansicht  nach  hiev  teils  das  subcutane  Fettgewebe,  welches  ja  während 
der  eklamptischen  Anfälle  vielfachen  und  zum  Teil  sehr  ausgedehnten 
Quetschungen  unterworfen  ist,  teils  das  während  des  Geburtsaktes  zer- 
quetschte Fett  des  Beckenbindegewebes  und  der  Geburtswege  in  Be- 
tracht. Dagegen  kann  ich  die  Leber,  welche  Jürgens  in  manchen 
Fällen  von  Eklampsie  als  Ausgangspunkt  der  Fettembolie  angesehen 
hat  ,  nicht  als  Ursprungsort  des  Fettes  betrachten,  da  dieselbe  bei  den 
hier  in  Rede  stehenden  Fällen  eine  stärkere  Verfettung  nicht  er- 
kennen liess. 

Was  die  übrigen  an  den  Lungen  erhobenen  Befunde  anlangt,  so 
will  ich  hier  wieder  der  Übersichtlichkeit  wegen  die  am  eigentlichen 
Parenchym  und  die  am  Gefässsystem  gefundenen  Veränderungen  gesondert 
besprechen. 

In  betreff  der  ersteren  ist  zunächst  zu  erwähnen,  dass  bei  einer 
irrüsseren  Anzahl  von  Fällen  ausgedehnte  Pneumonien,  welche  meist  in 
einem  oder  auch  in  beiden  Unterlappen  lokalisirt  waren  und  ihrem  ana- 
tomischen Charakter  nach  als  katarrhalische  bezeichnet  werden  mussten, 
vorhanden  waren.  Dieselben  waren  ebenso  wie  die  bei  zwei  Fällen  ge- 
fundenen multiplen  Abscesse  durch  die  sekundäre  Ansiedelung  von  ent- 
zündungserregenden Mikroorganismen,  Staphylokokken  und  Streptokokken, 
welche  durch  Aspiration  von  Mundinhalt  auf  das  Feld  ihrer  Thätigkeit  ge- 
langt sein  dürften,  veranlasst.  Diese  Mikroben  Hessen  sich  in  Schnittpräpa- 
raten regelmässig  nachweisen.  Abgesehen  von  diesen  offenbar  erst  sekundär 
entstandenen  entzündlichen  Processen  und  völlig  unabhängig  von  ihnen, 
fanden  sich  noch  zwei  Arten,  wie  mir  scheint,  nicht  unwichtiger  Ver- 
änderungen. Einmal  nämlich  mehr  oder  minder  ausgedehnte  erbsen-  bis 
kirschgrosse  Blutungen.  Dieselben  lagen  teils  in  den  centralen  Teilen  der 
Lungen,  teils  aber  subpleural  und  ähnelten  durch  ihre  mitunter  exquisit 
keilförmige  Gestalt  hämorrhagischen  Infarkten,  von  denen  sie  sich 
aber  durch  ihre  weniger  scharfe  Abgrenzung,  durch  ihr  lockeres  Ge- 
füge und  ihre  bedeutend  hellere  Farbe  unterschieden.  Auch  bei  der 
mikroskopischen  Untersuchung  traten,  wenn  auch  weniger  prägnante  Unter- 
scheidungsmerkmale hervor:  während  nämlich  bei  den  typischen  hämor- 
rhagischen Infarkten,  wie  man  sie  bei  Herzfehlern  findet,  die  roten  Blut- 
körperchen im  Lumen  der  Alveolen  meist  so  dicht  liegen,  dass  ihre  Kon- 
turen stellenweise  verschwinden,  fand  sich  hier  meist  eine  vie ,1  wenigei 
dichte  Ausfüllung  der  Alveolen  mit  roten  Blutkörperchen  ^e 
noch  gut  erhalten  und  mit  Eosin  gut  färbbar  waren,  teüs  aber  schon 
g  chSmpft  erschienen  und  der  Eosinfärbung  nicht 
waren;  in  letzterem  Falle  lagen  sie  meist  m  einem  aus  feinen  Fasern 


um  einen 

Schmoll,  Eklampsie. 


-    18  - 


nachweisbaren  Herden  auftritt,  teils  aber  über  grossere  Partien  eines 
Lappens  ausgebreitet  ist  und  dann  meist  schon  bei  der  makroskopischen  Be- 
sichtigung durch  die  feste  Konsistenz ,  die  graugelbliche  oder  grauweisse 
Farbe  und  die  trockene,  mitunter  etwas  körnige  Beschaffenheil  der  Schnitt- 
fläche erkennbar  ist.  Bei  der  mikroskopischen  Untersuchung  stellen  sich 
diese  Veränderungen  unter  einem  ähnlichen  Bilde  dar,  wie  die  allerersten 
Anfangsstadien  einer  croupösen  Pneumonie  (Fig.  4).  Man  findet  nämlich  in 
den  Alveolen  eine  fibrinöse  Ausscheidung,  die  teils  in  Form  eines  schmalen 
glänzenden  Bandes  die  Oberfläche  der  Alveolen  auskleidet,  teils  aber  als 
feines,  zartes  Netzwerk  den  ganzen  Alveolarhohiraum  durchzieht;  während 
aber  bei  der  croupösen  Pneumonie  stets  in  diesem  Fibrinnetz  mehr  oder 
minder  reichliche  weisse  und  rote  Blutkörperchen,  sowie  desquamirte 
Lungenepithelien  eingeschlossen  liegen,  ist  bei  den  uns  hier  beschäftigenden 
Veränderungen  für  gewöhnlich  von  einer  Bundzellenanhäufung  oder  einer 
Abstossung  der  Epithelien  nichts  bemerkbar,  letztere  scheinen  vielmehr 
einer  hyalinen  Metamorphose  zu  unterliegen  und  an  der  Bildung  des  oben 
erwähnten  glänzenden  Bandes  teilzunehmen.  Ich  vermutete  zunächst,  als 
ich  diese  eigentümliche  Exsudation  sah,  dass  sie  durch  Mikroorganismen 
bedingt  sein  möchte;  allein  diese  Annahme  erscheint  mir  wenig  wahr- 
scheinlich; absolut  ausschliessen  kann  ich  sie  aber  nicht,  da  ich  aus  den 
betreffenden  Herden  keine  Kulturversuche  angestellt  habe.  In  Schnitt- 
präparaten aber,  welche  ich  den  verschiedensten  Lungenabschnitten  und 
den  verschiedenen  Lungen,  in  welchen  ich  die  genannten  Veränderungen 
überhaupt  gefunden,  entnahm,  ist  es  mir  niemals  gelungen,  Mikroorganismen 
aufzufinden;  auch  scheint  mir  das  Fehlen  jeder  Leukocytansammlung  gegen 
die  Annahme  eines  mykotischen  Ursprungs  zu  sprechen.  Ich  glaube 
vielmehr,  dass  diese  Veränderungen  abhängig  sind  von  der  ausgedehnten 
Kapillarthrombose,  welche  in  dem  ganzen  Bereich  der  eben  beschriebenen  . 
Veränderung  nachweisbar  war.  Dies  führt  mich  zu  den  Veränderungen, 
welche  am  G-efässsy stein  der  Lunge  gefunden  wurden,  und  welche  nach 
meinem  Dafürhalten  auch  für  die  Genese  der  meisten  Blutungen  verant- 
wortlich zu  machen  sind. 

Gerade  ebenso  wie  in  der  Leber  und  Niere  finden  sich  auch  in  den 
Lungen  Eklamptischer  ausgedehnte  Thrombosen,  welche  aber  hier  nicht 
nur  die  Kapillaren  und  die  kleinsten  arteriellen  und  venösen  Gefässe 
betreffen,  sondern  sich  auch  auf  verhältnismässig  grosse  Gefässe  er- 
strecken (Fig.  5).  In  den  Kapillaren  finden  sich  neben  ausgedehnten  Stasen 
meist  hyaline  Thromben,  ebenso  in  den  kleinsten  venösen  Gefässen;  in 
den  grösseren  arteriellen  und  venösen  Gefässen  aber  begegnet  man  teils 
wandständigen,  teils  total  obturirenden  Thromben  der  verschiedensten  Zu- 
sammensetzung. Bald  bestehen  die  Pfropfe  aus  feinkörnigen,  sich  mit 
Hämatoxylin  und  Eosin  bläulichgraurot  färbenden  Massen,  welche  ich 
als  Blutplättchen  ansprechen  möchte,  bald  finden  sich  Thromben,  die 
aus  Blutplättchen  und  weissen  Blutkörperchen  zusammengesetzt  sind, 


—    19  — 


derart,  dass  die  der  Gefässwand  anliegenden  Teile  aus  Blutplättchen, 
die  centralen  fate  aus  .ahlreichen  weissen  und  ganz  spärlichen  roten 
Blutkörperchen  bestehen;  in  anderen  Gelassen  wieder  trifft  man  auf 
Gerinnungen,  welche  ihrer  Hauptinasse  nach  sich  aus  feinen  Fibrinfäden 
und  spärlichen  weissen  und  roten  Blutkörperchen  aufbauen;  andere 
1  hromben  endlich  zeigen  einen  deutlich  geschichteten  Bau  derart,  dass 
/wischen  mehr  oder  minder  dicken,  aus  hyalinem  und  feinfädigem 
Material  bestehenden  Lagen  dünne,  nur  aus  roten  Blutkörperchen  und 
zahlreichen  Leukocyten  bestehende  Schichten  eingebettet  liegen.  Diese 
Thrombosen  finden  sich  an  denjenigen  Stellen  am  häufigsten,  an  denen  die 
oben  erwähnten  Veränderungen  an  den  Alveolen  nachweisbar  sind,  mitunter 
w  erden  sie  aber  auch  in  Lungenabschnitten  gefunden,  an  denen  keine 
Läsionen  erkennbar  sind. 

Die  eben  besprochenen  Thromben  schliessen  nun  sehr  häufig  die  schon 
oben  erwähnten  Leberzellen  ein,  welche  jedoch  auch  in  nicht  thrombosirten 
Gefässen  gefunden  werden.  Ausser  diesen  Leberzellen  bin  ich  in  den 
arteriellen  Gefässen  und  in  den  Kapillaren  der  Lungen  Eklamptischer 
noch  anderen,  höchst  eigentümlichen  Zellformen  begegnet  (Fig.  7  a,  b; 
8a,  b;  9a,  b;  10a,  b;  IIa,  b;).  In  allen  Fällen  von  Eklampsie  näm- 
lich, bei  welchen  der  Tod  entweder  intra  partum  oder  kurze  Zeit 
port  partum  eingetreten  war,  fanden  sich  am  zahlreichsten  in  den 
Kapillaren,  weniger  häufig  in  den  grösseren  arteriellen  Gefässen  grosse, 
vielkernige  Zellen.  Dieselben  lagen  teils  locker  im  .Kapillarlumen 
derart,  dass  ihre  Konturen  durch  einen  schmalen,  mitunter  von  roten 
Blutkörperchen  ausgefüllten  Spalt  sich  scharf  von  der  Kapillarwand 
abgrenzten;  teils  aber  waren  sie  derartig  fest  in  das  Kapillarlumen 
eingekeilt,  dass  dasselbe,  da  die  Konturen  der  Zelle  nicht  mehr  deutlich 
erkannt  werden  konnten,  durch  einen  Haufen  von  Kernen  verstopft  er- 
schien. Diese  Zellen  zeigten  eine  recht  verschiedene  Form:  teils  waren 
sie  rund,  teils  oval,  teils  ziemlich  stark  in  die  Länge  gezogen,  nicht 
selten  über  eine  Fläche  gebogen,  so  dass  sie  im  optischen  Querschnitt 
convex-concav  erschienen.  Auch  in  ihrer  Grösse  traten  recht  beträchtliche 
Verschiedenheiten  hervor.  Der  deutlich  erkennbare,  scharf  konturirte, 
mit  Eosin  nur  schwach  tingirbare  Protoplasmaleib  dieser  Zellen  schliefst 
fast  stets  eine  grosse  Menge  (6—15)  Kerne,  die  beinahe  immer  im  Genti  um 
der  Zelle  dicht  neben  und  über  einander  liegen,  ein.  Letztere  sind  meist 
oval,  seltener  rund  und  heben  sich  durch  ihre  intensive  Färbbarkeit 
ausserordentlich  scharf  von  den  übrigen  Zellen  ab,  so  dass  es,  wenn  man 
einmal  auf  diese  Zellen  aufmerksam  geworden  ist,  nicht  schwer  fällt,  sie 
selbst  mit  schwachen  Systemen  leicht  und  sicher  aufzufinden.  Ausser 
durch  ihr  Verhalten  gegen  die  kernfärbenden  Farbstoffe  besitzen  diese 
Kerne  auch  in  den  zahlreichen  feinen,  meist  ganz  gleichmässig  über  die 
ganze  Kernsubstanz  verteilten,  runden  Nukleolen  ein  sie  vor  allen^übngen 
in   den  Lungen  vorkommenden  Zellenkernen  auszeichnendes  Gepräge 


—    20  — 


Wie  sind  nun  diese  Zellen,  welche  meist  ziemlich  gleichmässig  üher  beide 
Lungen  verteilt  und  häufig  äusserst  zahlreich  vorhanden  sind,  zu  deuten? 
Der  Umstand,  dass  sie  nur  im  arteriellen  Gefässsystem  der  Lunge  ge- 
funden wurden,  lässt  nur  die  zwei  Annahmen  zu:  entweder  dass  sie  im 
venösen  Stromgebiet  des  Körpers  oder  der  Lungengefässbahn  selbst  ge- 
bildet wurden,  oder  dass  sie  ebenso  wie  die  Leberzellen  als  fremde 
Elemente  an  irgend  einem  Punkte  in  die  venöse  Blutbahn  hineingelangten 
und  mit  dem  Blutstrom  den  Lungen  zugeführt  wurden. 

Man  könnte  zunächst  daran  denken,  dass  es  sich  hier  um  zu  grösseren 
Klumpen  zusammengeballte  weisse  Blutkörperchen  handeln  möchte,  allein 
diese  Annahme  scheint  mir  völlig  unhaltbar,  weil  diese  Zellen  nur  im 
arteriellen  Gefässgebiet  der  Lunge  gefunden  wurden,  und  man  doch, 
wenn  in  der  That  bei  der  Eklampsie  eine  eigentümliche,  allerdings  bisher 
noch  nicht  beobachtete  Verklebung  von  Leukocyten  im  strömenden  oder 
stagnirenden  Blute  zustande  käme,  erwarten  sollte,  dass  ähnliche  Gebilde 
auch  im  Gefässsysteme  anderer  Organe  sich  finden  müssten,  was,  wie  er- 
wähnt, durchaus  nicht  der  Fall  ist,  mit  Ausnahme  der  später  zu  be- 
sprechenden Eintrittspforte  dieser  Zellen  in  die  Blutbahn;  zweitens  steht 
aber  auch  die  Form  und  der  ganze  Habitus  der  Zellen  der  Annahme 
einer  solchen  Konglutination  entgegen,  insbesondere  erscheint  es  in  hohem 
Grade  unwahrscheinlich,  dass  der  scharf  konturirte  protoplasmatische 
Leib  dieser  Zellen,  welcher  völlig  homogen  erscheint,  durch  die  supponirti' 
Verschmelzung  von  weissen  Blutkörperchen  hervorgegangen  ist;  ferner 
ist  aber  auch  die  Grösse  und  das  sonstige  morphologische  Verhalten  der 
Kerne  dieser  Zellen  mit  einer  derartigen  Anschauung  durchaus  nicht  in 
Einklang  zu  bringen. 

Man  könnte  ferner  annehmen,  dass  sie  aus  Elementen  der  Gefäss- 
bahn,  besonders  aus  den  Endothelien  sich  gebildet,  durch  den  Blutstrom 
fortgeschwemmt  und  in  der  Lungenkapillarität  gleichsam  abfiltrirt  Avorden 
seien.  Wenn  diese  Annahme  richtig  wäre,  so  müsste  sich  die  Ursprungs- 
stelle dieser  Zellen  im  venösen  Gefässgebiet  nachweisen  lassen.  Da  sich 
dieselben  aber  nur  in  den  Lungengefässen  finden,  so  müsste  die  Lungen- 
arterien- resp.  Kapillarbalm  selbst  die  Bildungsstätte  derselben  sein, 
d.  h.  es  müssten  sich  Proliferationserscheinungen  am  Gefässendothel  nach- 
weisen lassen;  da  aber  letztere  nirgends  vorhanden  waren,  und  da,  wenn 
man  die  oben  erwähnten  fest  in  das  Kapillarlumen  eingekeilten  Zellen 
als  solche  deuten  wollte,  es  völlig  unerklärt  bliebe,  durch  welchen 
Mechanismus  diese  Zellen,  welche  die  Blutcirculation  in  den  sie  ein- 
haltenden Gefässen  völlig  unmöglich  machen  würden,  von  der  Gefässwand 
losgelöst  und  in  der  dem  Blutstrom  entgegengesetzten  Richtung  in  die 
grösseren  arteriellen  Gefässe  eingeführt  worden  wären,  so  scheint  mir 
auch  diese  Annahme  jeder  Begründung  zu  entbehren.  Unter  diesen  Um- 
ständen ist  nur  die  zweite  der  oben  angeführten  Möglichkeiten  zulässig, 
nämlich  diese  Zellen  ebenso  wie  die  oben  erwähnten  Leberzellen  als 


—    21  — 


dem  Blute  und  dem  Gefässsystem  fremde  Elemente  anzusehen,  welche 
an  irgend  einem  Punkte  in  das  venöse  Stromgebiet  hineingelangten  und 
mit  dem  Blutstrom  embolisch  in  die  Lunge  hineingeschwemmt  wurden. 
Wo  ist  aber  der  Ursprungsort  dieser  vielkernigen  Zellen  oder,  wie  ich 
sie  kurz  nennen  will,  dieser  Riesenzellen  zu  suchen? 

Meines  Erachtens  nach  können  hier  nur  zwei  Organe  in  Betracht 
kommen:  einerseits  das  Knochenmark,  andererseits  der  Uterus  und  die 
Placenta,  weil  diese  Organe  die  einzigen  sind,  in  denen  derartige  Zell- 
formen vorkommen.  Von  diesen  beiden  Organen  kann  nach  meinen  Unter- 
suchungen das  Knochenmark  als  Ausgangspunkt  dieser  Zellembolien  aus- 
geschlossen werden.  Denn,  wenn  hier  die  Quelle  für  die  in  Rede  stehenden 
Zellembolien  zu  suchen  wäre,  so  müssten  sich  in  demselben  Gefässrupturen 
und  entsprechende  Blutungen  finden,  durch  welche  den  in  den  Markräumen 
enthaltenen,  also  extravaskulär  gelegenen  Riesenzellen  erst  der  Eintritt 
in  die  Blutbahn  ermöglicht  würde.  Dies  ist  aber  durchaus  nicht  der  Fall. 
Ich  habe  selbstverständlich  nicht  das  Mark  sämmtlicher  Knochen  bei  den 
von  mir  beobachteten  Eklampsiefällen  untersuchen  können,  ich  habe 
aber  doch  bei  einer  grösseren  Reihe  von  Fällen  dasselbe  an  einer  Anzahl 
von  Knochen  einer  genaueren  makroskopischen  und  mikroskopischen 
Besichtigung  unterzogen,  ohne  auch  nur  einmal  auf  eine  Blutung  zu 
stossen. 

Es  bleibt  demnach  nur  noch  die  Annahme  übrig,  dass  die  Decidua 
oder  die  Placenta  der  Ausgangspunkt  für  diese  Zellenembolien  ist.  Erstere 
als  den  Mutterboden  der  in  Rede  stehenden  Zellen  anzusehen,  erscheint 
mir  wenig  wahrscheinlich,  denn  abgesehen  davon,  dass  die  decidualen 
Riesenzellen  in  ihrem  morphologischen  Verhalten,  insbesondere  in  Bezug 
auf  die  intensive  Färbbarkeit  und  die  Struktur  der  Kerne  weniger 
Ähnlichkeit  mit  den  in  der  Lunge  befindlichen  Zellen  zeigen,  als  dies 
bei  den  placentaren  Riesenzellen  der  Fall  ist,  muss  hier  noch  der  Um- 
stand berücksichtigt  werden,  dass  die  Deciduazellen  extravaskulär  liegen 
und  demnach  nur  dann  in  die  Uterinvenen  gelangen  können,  wenn  sie 
durch  Blutungen  aus  dem  Zusammenhange  mit  dem  übrigen  Decidua- 
2  .  webe  gelöst  sind.  Dies  ist  nun  thatsächlich  bei  denjenigen  Eklamp tischen 
der  Fall,  bei  denen  der  Tod  erst  post  partum  erfolgt  ist.  Ich  möchte 
daher,  wenngleich  es  wahrscheinlich  ist,  dass  die  Trümmer  des  Decidua- 
gewebes  mit  dem  aus  den  Uterusgefässen  ausströmenden  Blut  grösstenteils 
na.-h  aussen  in  die  Uterushöhle  gespült  werden,  die  Möglichkeit,  dass 
gelegentlich  vereinzelte  Deciduazellen,  und  zwar  besonders  bei  partieller 
Lösung  der  Placenta,  in  die  Uterinvenen  hineingelangen,  nicht  strikte 
von  der  Hand  weisen.  Als  Hauptquelle  der  Zellenembolien  aber  muss 
meiner  Überzeugung  nach  die  Placenta  angesehen  werden,  und  zwar  sind 
es  hier  die  den  Zotten  aufsitzenden  vielkernigen,  von  Kolli ker  als 
Epithelknospen  bezeichneten  Zellen,  welche  vom  Blutstrome  abgelost,  m 
die  Lungen  eingeschwemmt  und  hier  gleichsam  abfiltrirt  werden,  da  sie 


wegen  ihrer  Grösse  die  Lungenkapillarität  nicht  zu  passiren  vermögen. 
Für  diese  Annahmen  sprechen  folgende  wichtige  Momente: 

1.  liegt  bei  diesen  Zellen  die  Möglichkeit,  dass  sie  von  dem  Blut- 
strom losgerissen  und  weggespült  werden,  besonders  nahe,  weil  sie  un- 
mittelbar in  Hohlräume  hineintauchen,  welche  mit  strömendem  Blute 
erfüllt  sind; 

•2.  stimmen  die  in  den  Lungengefässen  sich  findenden  Zellen,  worauf 
ich  schon  oben  hingewiesen  habe,  in  ihrem  morphologischen  Verhalten 
völlig  mit  den  placentaren  Riesenzellen  überein; 

3.  habe  ich  diese  Zottenriesenzellen  auf  ihrem  Wege  von  der 
Placenta  bis  in  die  Lunge  in  allen  den  Fällen,  bei  denen  der  Tod  ante 
partum  erfolgte,  verfolgen  können;  denn  ich  habe  sie  nicht  nur  freiliegend 
in  den  intervillösen  Räumen  gefunden,  sondern  ich  habe  sie  auch  in  den 
Venen  der  Uteruswand,  sowie  im  frischen  Herzblut  nachweisen  können. 
Gerade  bei  diesen  Fällen  konnten  deciduale  Riesenzellen  kaum  in  Be- 
tracht kommen,  weil  die  Placenta  der  Uterusinnenfläche  noch  überall 
fest  aufsass  und  Blutungen  an  der  uterinen  Seite  der  Placenta  nicht 
nachweisbar  waren; 

4.  habe  ich  bei  mehreren  Fällen  in  kleinen  Lungenarterienästen 
kleine  kubische,  zu  zweien,  dreien  oder  vieren  zusammenhängende  Epi- 
theüen  gefunden,  welche  in  ihrem  morphologischen  Verhalten  völlig  mit 
den  Zottenepithelien  übereinstimmten  und  wohl  nur  als  abgelöste  und 
mit  dem  Blutstrom  fortgeschwemmte  Epithelien  zu  deuten  sind.  Endlich 
ist  es  mir,  allerdings  nur  in  einem  Falle,  gelungen,  in  einem  etwas 
grösseren  arteriellen  Gefäss  der  Lunge  eine  Riesenzelle  aufzufinden,  mit 
welcher  mehrere  Zottenepithelien  zusammenhingen.1) 

Wenn  es  demnach  im  höchsten  Grade  wahrscheinlich  erscheinen 
muss,  dass  bei  Eklampsie  placentare,  also  fötale  Zellen  in  den  mütter- 
lichen Organismus  hineingeraten,  so  knüpft  sich  daran  die  weitere  Frage, 
durch  welche  Momente  die  Loslösung  dieser  Zellen  von  ihrem  Mutter- 
boden veranlasst  wird. 

Ich  glaube,  dass  hierfür  im  wesentlichen  Placentarerkrankungen 
verantwortlich  gemacht  werden  müssen.  Schon  Wiedow18)  hat  darauf 
hingewiesen,  dass  bei  Eklampsie  recht  häufig  Placentarveränderungen 
vorkommen,  welche  er  in  Beziehung  zur  Albuminurie  und  Schwanger- 
schaftsnephritis  bringt.  Dieselben  erscheinen  nach  den  Untersuchungen 
Wiedow's  als  zahlreiche  gelbweisse,  teils  in  der  Placenta  materna,  teils 
an  der  Oberfläche  der  Placenta  foetalis  sitzende  Knoten,  welche  sich 


1)  In  anthrakotischen  Lungen  finden  sich  mitunter  im  Innern  von  Alveolen  grosse, 
vielkernige  Zellen,  welche  mehr  oder  minder  reichlich  mit  Staub  beladen  sind.  Diese 
Staubriesenzellen  dürften  kaum  mit  den  in  Rede  stehenden  Placentarzellen  verwechselt 
werden,  da  die  ersteren  stets  blass  gefärbte  Kerne  besitzen,  ferner  im  Protoplasma 
Staubkörnchen  enthalten  und  endlich  ausserhalb  der  Gefüssbahn  in  den  Alveolen  liegen, 
Eigenschaften,  welche  den  placentaren  Riesenzellen  abgehen. ' 


23  — 


mikroskopisch  als  das  Produkt  einer  Coagulationsnekrose  darstellen.  Ich 
kann  die  Mitteilung  des  genannten  Autors  in  jeder  Beziehung  bestätigen 
Ich  habe  allerdings  bisher  nur  bei  einem  Teil  der  von  mir  beobachteten 
Eklampsiefalle  die  Placenta  einer  eingehenden  mikroskopischen  Unter- 
suchung unterzogen,  aber  in  diesen  Fällen  habe  ich  konstant  neben  älteren 
weissen  Infarkten  multiple,  teils  schon  bei  der  makroskopischen  Unter- 
suchung erkennbare,  teils  kleine,  erst  mikroskopisch  nachweisbare,  frische 
nekrotische  Herde  und  ziemlich  ausgedehnte  Blutungen  in  der  ' Zotten- 
substanz gefunden.  Selbstverständlich  können  diese  Herde,  welche  völlig 
kernlos  erscheinen,  nicht  als  die  Ausgangspunkte  der  in  Rede  stehenden 
Zellenembolien  angesehen  werden.  In  ihrer  Umgebung  aber  findet  sich 
sehr  häufig  eine  Auflockerung  und  eine  ausgedehnte  Desquamation  des 
die  Zotten  überkleidenden  Epithellagers,  und  ich  glaube,  dass  hier  die 
Hauptquelle  für  die  in  die  mütterliche  Blutbahn  eindringenden  Zellen  zu 
suchen  ist. 

Es  erhebt  sich  nunmehr  die  Frage:  Haben  wir  in  diesen  Placentar- 
zellenembolien  ein  der  Eklampsie  eigentümliches  Vorkomniss  zu  erblicken, 
oder  hat  dasselbe  auch  bei  anderen,  besonders  bei  schweren,  langan- 
dauernden Geburten  statt?  Soweit  meine,  allerdings  sich  auf  nicht  allzu 
zahlreiche  Beobachtungen  stützende  Erfahrung  reicht,  scheint  es  allerdings, 
als  wenn  diese  ausgedehnten  Placentarzellenembolien  nur  bei  Eklampsie 
vorkommen.  Ich  habe  bisher  vier  Fälle  zu  untersuchen  Gelegenheit  gehabt, 
welche  kurze  Zeit  post  partum  den  Exitus  letalis  genommen  hatten,  und 
zwar  zwei  infolge  von  Verblutung  gestorbene  Fälle  und  zwei  Fälle  von 
Uterusruptur;  ich  habe  aber  bei  keinem  einzigen  Placentarzellenembolien 
nachweisen  können,  trotzdem  ich  zahlreiche,  aus  den  verschiedensten 
Lungenabschnitten  entnommene  Stücke  der  eingehendsten  Untersuchung 
unterzogen  habe.  Wenngleich  ich  diesen  wenig  zahlreichen  Kontroiunter- 
suchungen keine  allzu  grosse  Bedeutung  für  die  hier  in  Rede  stehende 
Frage  beizumessen  geneigt  bin,  so  glaube  ich  aus  ihnen  doch  den  Schluss 
ziehen  zu  dürfen,  dass,  wenn  überhaupt  bei  nicht  eklamptischen  Frauen 
Placentarzellen  embolisch  verschleppt  werden,  ein  so  massenhaftes  Ein- 
dringen dieser  Zellen  in  die  Blutbahn,  wie  wir  es  bei  Eklampsie  gefunden 
haben,  sicher  nicht  vorkommt. 

Ich  wende  mich  nunmehr  den  Befunden  zu,  die  ich  am  Central - 
nerve nsy stem  der  von  mir  beobachteten  Eklampsiefälle  erhoben 
habe.  Hier  muss  ich  nun  gegenüber  den  Angaben  in  der  Litteratur 
zuvörderst  hervorheben,  dass  ich  bei  zahlreichen  Fällen  im  Gehirn 
schon  bei  der  makroskopischen  Untersuchung  auffallende  Veränderungen 
gefunden  habe,  bestehend  in  mitunter  nur  vereinzelten,  mitunter  aber 
auch  multiplen  Blutungen,  welche  teils  in  den  weichen  Hirnhäuten, 
teils  in  der  Hirnrinde  und  den  Centralganglien,  seltener  in  der  weissen 
Marksubstanz  ihren  Sitz  hatten.  Dieselben  waren  allerdings  in  der 
Mehrzahl  der  Fälle  sehr  wenig  umfangreich  und  überschritten  nur 


-  24  — 


selten  die  Grösse  eines  Stecknadelkopfes;  nur  in  einem  Falle  handelte 
es  sich  um  eine  sehr  ausgedehnte  Hämorrhagie,  welche  den  ganzen 
linken  Stirnlappen  zertrümmert  und  zu  einer  ausgedehnten  blutigen 
Infiltration  der  weichen  Häute  geführt  hatte.  Von  weiteren,  schon  bei 
der  makroskopischen  Untersuchung  erkennbaren  Veränderungen  möchte 
ich  ausser  dem  in  mehreren  Fällen  hochgradigen  Ödem  noch  zwei 
Befunde  erwähnen:  einmal  den  durch  einen  aus  einer  mittelgrossen 
Lungenvene  stammenden  Embolus  herbeigeführten  Verschluss  der  beiden 
Carotides  communes  in  Fall  X  und  die  bei  Fall  XIV  notirte  Sinus- 
thrombose, welche  sich  auf  mehrere  oberflächliche,  mittelstarke  Piavenen 
fortgesetzt  hatte. 

Diese  bei  der  Untersuchung  am  Sektionstisch  gewonnenen  Erfahrun- 
gen Hessen  erwarten,  dass  die  mikroskopische  Untersuchung  noch  weitere 
Veränderungen  zu  Tage  fördern  würde;  und  in  der  That  wurden  diese 
Erwartungen  nicht  getäuscht.  Denn  es  liessen  sich  in  allen  Fällen  kleinste 
Hämorrhagien  und  Erweichungen,  sowie  Verstopfungen  von  Blutgefässen, 
welchen  wir  schon  vielfach  in  anderen  Organen  Eklamptischer  begegnet 
sind,  nachweisen.  Die  kleinen,  erst  mikroskopisch  erkennbaren  Blutungen, 
welche  ebenso  wie  die  grösseren  mit  Vorliebe  in  der  Rinde  und  den 
Centralganglien  ihren  Sitz  hatten,  lagen  meist  in  der  Umgebung  enorm 
dilatirter  Kapillaren  und  kleinster  Venen,  welche  meist,  wie  sich  an 
Serienschnitten  nachweisen  Hess,  in  total  thrombosirte  grössere  Venen- 
stämmchen  einmündeten.  Seltener  fanden  sich  kleine  Blutungen  in  der 
Umgebung  kleiner  Arterien,  deren  Lymphscheide  prall  von  roten  Blut- 
körperchen erfüllt  und  oft  mächtig  ausgebuchtet  war.  Die  Erweichun- 
gen (Fig.  6),  welche  nur  bei  der  mikroskopischen  Untersuchung  erkennbar 
und  meist  in  solchen  Fällen,  bei  denen  die  Eklampsie  über  36  Stunden 
gedauert  hatte,  in  grösserer  Zahl  nachweisbar  waren,  fanden  sich  sowohl 
in  der  grauen,  als  auch  in  der  weissen  Substanz  und  lagen  entweder  in 
der  Umgebung  von  kleinen  verstopften  Arterien,  deren  Wand  fast  stets 
eine  hyaline  Degeneration  erkennen  liess,  oder  an  solchen  Stellen,  wo 
eine  grössere  Anzahl  von  Kapillaren  thrombosirt  war.  Bei  denjenigen 
Fällen,  welche  einen  sehr  rapiden  Verlauf  genommen  hatten,  fehlten, 
wie  erwähnt,  die  miliaren  Erweichungen  vollständig,  wohl  aber  waren 
hier  Verstopfungen  von  Kapillaren  und  kleinen  Arterien  nachweisbar,  in 
deren  unmittelbarer  Umgebung  die  Gehirnsubstanz  nicht  selten  einen 
eigentümlichen  starren  Glanz  zeigte  und  mit  Eosin  und  Carmin  intensiv 
färbbar  war,  so  dass  es  den  Anschein  hatte,  als  ob  die  verstopften  Ge- 
lasse von  hyalinen  Scheiden  umgeben  würden. 

Bezüglich  der  Gefäss Verstopfungen,  welche,  wir  wir  soeben  sahen, 
in  engster  Beziehung  zu  den  Blutungen  und  Erweichungen  stehen  und 
meist  auch  in  den  weichen  Häuten  in  ziemlich  grosser  Ausdehnung  nach- 
weisbar waren,  möchte  ich  darauf  hinweisen,  dass  es  sich  nach  meinem 
Dafürhalten,  soweit  Venen  in  Betracht  kommen,  um  autochthon  entstan- 


—    25  — 


dene  Thomben  handelt,  während  es  mir  für  die  in  den  Arterien  gefun- 
denen Pfropfe  wahrscheinlich  ist,  dass  sie  embolischen  Ursprungs  sind 
und  aus  dem  Gefässsystem  der  Lunge,  in  dem  sich  ja,  wie  wir  gesehen 
haben,  ausgedehnte  Thrombosen  fanden,  eingeschwemmt  worden  sind. 
Bezüglich  der  Kapillarverstopfungen  dürfte  es  schwer  sein,  eine  Entschei- 
dung zu  treffen,  ob  sie  autochthon  entstanden  oder  embolisch  zugeführt 
worden  sind,  da  dieselben  ein  charakteristisches  Gepräge,  aus  welchem 
man  auf  ihre  Abstammung  schliessen  könnte,  nicht  zeigen.  Denn  sie  be- 
stehen fast  stets  aus  völlig  homogenen,  glänzenden  Massen,  während  die 
in  den  grösseren  Gehirngefässen  sich  findenden  Pfropfe  in  ihrem  Bau 
dieselbe  Verschiedenheit  der  Zusammensetzung  zeigen,  wie  wir  schon  an 
anderen  Organen  gefunden  haben. 

Am  Herzen  habe  ich  die  schon  bekannten  degenerativen  Processe 
am  Myokard  fast  niemals  vermisst.  Dieselben  fanden  sich  sowohl  in  den 
rasch  tödtlich  verlaufenden  Fällen,  als  auch  in  solchen,  bei  denen  der 
Tod  erst  nach  mehrtägigem  Krankenlager  erfolgte,  und  traten  in  der 
Mehrzahl  der  Fälle  herdförmig  auf.  Meist  handelte  es  sich  um  eine 
mehr  oder  minder  hochgradige  albuminöse  Trübung  der  Muskelfasern, 
während  eine  stärkere  fettige  Degeneration  nur  in  protrahirt  verlaufenden 
Fällen  gefunden  wurde  und  hier  mit  grösster  Wahrscheinlichkeit  auf  die 
längere  Anwendung  von  Chloroform  zurückzuführen  war.  Neben  diesen 
degenerativen  Processen  am  Myokard  Hessen  sich  in  zahlreichen  Fällen 
kleine,  teils  schon  makroskopisch  sichtbare,  teils  erst  bei  der  mikro- 
skopischen Untersuchung  erkennbare  Blutungen  nachweisen,  in  deren 
Bereich  die  Muskelfasern  teils  in  hyaline  Schollen  zerfallen  waren,  teils 
kernlos  erschienen  und  ihre  Querstreifung  nicht  mehr  erkennen  Hessen. 
Die  in  den  bisher  besprochenen  Organen  gefundenen  Gefässverstopfungen 
fehlten  auch  im  Herzen  nicht,  waren  aber  hier  bei  weitem  seltener  als 
in  jenen  und  betrafen  meist  nur  vereinzelte  Kapillaren.  In  einigen 
Fällen  fanden  sich  auch  in  kleinsten  Arterien  wandständige  und  total 
obturirende  Pfropfe,  welche  teils  aus  feinkörnigen  Massen  bestanden, 
teils  aus  roten  und  weissen  Blutkörperchen,  Fibrin  und  Blutplättchen 
sich  aufbauten  und  wohl  teils  autochthon  entstanden,  teils  emboliscli  ans 
(It  n  Lungengefässen  eingeschwemmt  waren.  Nur  in  zwei  Fällen  war  es 
zu  einer  Verstopfung  eines  etwas  grösseren  Arterienastes  gekommen 
und  hier  hatten  sich  im  Anschluss  an  diesen  Arterienverschluss,  wi>lcher 
in  dem  einen  Fall  wohl  sicher  durch  autochthone  Thrombose  zustande 
gekommen  war,  typische  anämische  Infarkte  entwickelt. 

Die  Milz  bot  in  den  meisten  Fällen  vollständig  normale  Verhältnisse 
dar ;  nur  dann,  wenn  sich  in  den  Lungen  oder  im  Genitalapparat  ausge- 
dehnte entzündliche  Processe  entwickelt  hatten,  fand  sich  eine  mehr 
oder  minder  hochgradige  Schwellung  des  Organs.  Das  Gleiche  war  der 
Fall  bei  jenen  beiden  oben  erwähnten  Fällen,  bei  denen  sich  eine  totale 
Thrombose  der  Pfortader  fand.    Umbolischen  Processen  bin  ich  nur  ein- 


mal  begegnet  und  zwar  bei  Fall  XV,  bei  dem  im  Anschluss  an  den 
sicher  cmbolisehen  Verschluss  einer  kleinen  Arterie  ein  etwa  erbsengrosser 
Infarkt  zustande  gekommen  war. 

Das  Pankreas,  welches  bei  der  makroskopischen  Betrachtung  stets 
normal  erschien,  zeigte  in  mehreren  Fällen  erhebliche  Veränderungen, 
bestehend  in  zahlreichen  kleinen  nekrotischen  Hoden  und  Blutungen; 
welche  auch  hier  stets  ihren  Sitz  in  der  unmittelbaren  Umgebung  kleiner 
thrombosirter  Gefässe  (Arterien  und  Venen)  hatten. 

Der  Magen  und  Darmkanal  Hessen  bei  zahlreichen  Fällen  weder 
bei  der  makroskopischen  noch  bei  der  mikroskopischen  Untersuchung 
Veränderungen  erkennen;  in  einer  Reihe  von  Fällen  fanden  sieh  multiple 
Blutungen  in  der  Magen-  und  Darmschleimhaut,  sowie  in  einem  Kalle 
zahlreiche  und  ausgedehnte  hämorrhagische  Erosionen,  ähnlich  denen, 
über  welche  Langerhans19)  berichtet  hat. 

Bei  der  mikroskopischen  Untersuchung  Hessen  sich  häufig  im  Be- 
reich der  Blutungen  Thrombosen  und  Stasen  in  den  kleinen  Gelassen 
nachweisen,  welche  sich  mitunter  bis  in  grössere,  in  der  Submucosa  ge- 
legene Gelasse  verfolgen  liessen. 

Am  Schlüsse  dieser  die  thatsächlichen  Befunde  betreffenden  Mit- 
teilungen muss  ich  noch  auf  sehr  interessante  Veränderungen  hinweisen, 
welche  ich  in  den  Organen  mehrerer  von  eklamptischen  Frauen  stammen- 
der Kinder  gefunden  habe.  Im  ganzen  habe  ich  bisher  sechs  derartige 
Kinder ')  zu  untersuchen  Gelegenheit  gehabt,  von  welchen  zwei  lebend 
geboren,  aber  kurze  Zeit  nach  der  Geburt  gestorben  waren,  vier  dagegen 
bei  der  Sektion  in  utero  gefunden  wurden.  Die  Kinder  waren  sämmtlich 
reif  oder  der  Beife  nahe  und  liessen  bei  der  äusseren  Besichtigung 
keine  Veränderungen  erkennen;  insbesondere  möchte  ich  hervorheben, 
dass  kein  einziges  von  ihnen  Ödeme  darbot,  welche  Leyden20)  bei 
einem  von  einer  eklamptischen  Mutter  geborenen  Kinde  beobachtet  hat. 
Bei  der  Untersuchung  der  inneren  Organe  fanden  sich  bei  vier  Kindern 
und  zwar  bei  drei  in  utero  abgestorbenen  und  einem  lebend  geborenen, 
abgesehen  von  zahlreichen  supleuralen  und  subperikardialen  Blutungen, 
denen  ich  keine  grössere  Bedeutung  zumessen  möchte,  ausgedehnte  Ver- 
änderungen, welche  hauptsächlich  die  Nieren  betrafen,  in  zwei  Fällen 
sich  aber  auch  auf  die  Leber  erstreckten.  In  ersteren  waren  schon  bei 
makroskopischer  Betrachtung  punktförmige  Hämorrhagien  auf  der  Ober- 
fläche und  in  der  Rinde,  welch'  letztere  deutlich  verbreitert  und  intensiv 
getrübt  erschien,  erkennbar;  bei  der  mikroskopischen  Untersuchung  fand 
sich  aber  ausserdem  noch  eine  teils  herdförmig  auftretende,  teils  diffus 
über  grössere  Abschnitte  verbreitete  Nekrose  der  Epithelicn  der  gewundenen 
Kanälchen  und  mitunter  auch  der  Henle'schen  Schleifen,  welche  mit 


Ii  Ks  sind  dies  die  Kinder  von  Fall  III,  VIII,  IX.  XV,  XVII  und  ein  von  einer 
genesenen  eklamptischen  Frau  stammendes  Kind, 


—    27  — 


hyalinen  Cylmdern  erfüllt  waren.  In  der  Leber  handelt  es  sich  in 
einem  Falte  um  spärliche,  im  periportalen  Gewebe  liegende  Blutungen; 
bei  dem  zweiten  aber  fanden  sich  genau  dieselben  Veränderungen 
(Hamorrhagien,  Nekrosen,  hyaline  Thrombosen),  wie  ich  sie  oben  in  der 
mütterlichen  Leber  beschrieben  habe,  wenn  auch  weniger  ausgedehnt 
und  weniger  zahlreich. 

Aus  dem  Vorstehenden  geht  hervor,  dass  wir  bei  18  Fällen  eines 
Krankheitsprocesses,  bei  dem  nach  den  Angaben  der  verbreitesten  Hand- 
und  Lehrbücher  der  Gebnrtshülfe  der  Sektionsbefund  ein  wenig  konstanter 
sein  soll,  mit  der  grössten  Regelmässigkeit  schwere  Veränderungen  an 
den  lebenswichtigsten  Organen  haben  nachweisen  können.  Dieselben 
sind  einerseits  durch  Nekrosen  und  Blutungen  in  den  parenchymatösen 
Organen,  andererseits  durch  multiple  Verstopfungen  im  Gefässsystem 
charakterisirt.  Wenn  wir  nunmehr  an  die  Frage  herantreten,  auf 
welche  Weise  diese  Veränderungen  zustande  kommen,  so  muss  an  erster 
Stelle  hervorgehoben  werden,  dass  die  Gleichartigkeit,  welche  die  in  den 
verschiedenen  Organen  gefundenen  Läsionen  in  ihrem  anatomischen 
Charakter  zeigen,  von  vornherein  die  Annahme  wahrscheinlich  erscheinen 
lasst,  dass  sie  einer  gemeinsamen  Ursache  ihre  Entstehung  verdanken. 
Prüfen  wir  nunmehr  zunächst,  ob  eine  der  bisher  in  betreff  der  Patho- 
genese der  Eklampsie  aufgestellten  Hypothesen  im  stände  ist,  diese  Ver- 
änderungen in  befriedigender  Weise  zu  erklären  und  zu  deuten. 

Es  liegt  nicht  in  meiner  Absicht,  hier  eine  eingehende  Kritik  sämmt- 
licher  Theorien  der  Eklampsie  zu  geben,  ich  will  hier  nur  diejenigen, 
welche  sich  bis  in  die  Neuzeit  zahlreicher  Anhänger  zu  erfreuen  gehabt 
haben,  mit  Rücksicht  auf  die  von  uns  gefundenen  anatomischen  Läsionen 
einer  kurzen  Besprechung  unterziehen. 

Die  Thatsache,  dass  bei  der  grossen  Mehrzahl  der  Eklamptischen 
Störungen  von  seiten  der  Nieren  beobachtet  wurden,  und  dass  diese 
Organe  bei  Sektionen  ausserordentlich  häufig  mehr  oder  minder  schwere 
Läsionen  erkennen  Hessen,  hat  Veranlassung  zur  Aufstellung  der  Hypo- 
these gegeben,  dass  die  Eklampsie  als  akute  Urämie  zu  betrachten  sei, 
zumal  der  klinische  Symptomenkomplex  beider  Krankheitsprocesse 
ein  ausserordentlich  ähnlicher  ist.  Soweit  die  Nierenveränderungen  bei 
dieser  Hypothese  in  Frage  kommen,  so  sind  unsere  Befunde  im  stände, 
dieselben  zu  stützen,  denn  wir  haben  in  allen  unseren  Fällen  mehr 
oder  minder  schwere  Läsionen  an  diesen  Organen  nachweisen  können, 
welche,  sich  ihrem  anatomischen  Charakter  nach  im  wesentlichen  mit 
den  von  anderen  Autoren  erhobenen  Befunden  decken.  Was  dagegen 
die  an  den  übrigen  Organen  gefundenen  Veränderungen  anlangt,  so 
können  diese  von  der  in  Rede  stehenden  Hypothese  aus  nicht  erklärt 
werden.  Denn,  wenn  wir  auch  bei  Urämien  nicht  allzu  selten  Blutungen 
im  Gehirn  und  Degenerationen  am  Herzfleisch  begegnen,  so  vermissen  wir 
doch  bei  urämischen  Individuen  stets  die  übrigen  von  uns  bei  Eklampsie 


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nachgewiesenen  Veränderungen.  Es  finden  sich,  wie  ich  mich  durch  zahl- 
reiche, eingehende  Kontrolversuche  überzeugt  habe,  bei  Urämie  niemals 
die  charakteristischen  Leberläsionen,  die  schweren  Veränderungen  am 
Herzfleisch,  die  Nekrosen  im  Pankreas  und  besonders  die  ausgedehnten 
Gefässverstopfüngen.  Mit  Rücksicht  auf  die  Leberveränderungen  hat 
allerdings  Klebs21),  welcher  die  Nierenveränderungen  als  die  primären 
Störungen  bei  Eklampsie  ansieht,  die  Ansicht  geäussert,  dass  dieselben 
dadurch  zustande  kommen  möchten,  dass  die  Leber  infolge  der  heftigen 
Konvulsionen  Quetschungen  erleidet,  welche  ihrerseits  wieder  zu  multiplen 
Rupturen  Veranlassung  geben.  Dieser  Ansicht  ist  bereits  von  Virchow  ge- 
legentlich der  sich  andie  Jürgens'sche  Mitteilung  anknüpfenden  1  »skussion 
begegnet  worden  mit  dem  Hinweis,  dass  bei  anderen,  mit  Konvulsionen 
einhergehenden  Krankheitsprocessen  ähnliche  Leberveränderungen  wie 
bei  Eklampsie  nicht  beobachtet  worden.  Aber  selbst,  wenn  man  zugeben 
wollte,  dass  bei  den  von  Eklampsie  befallenen  Frauen  die  Verhältnisse 
im  Abdomen  wesentlich  anders  liegen  als  bei  Nichtgraviden,  dass  ins- 
besondere infolge  der  enormen  Vergrößerung  des  Uterus  der  Raum  in 
der  Bauchhöhle  beengt  und  die  Leber  bei  Eintritt  von  Konvulsionen 
leichter  Quetschungen  ausgesetzt  sei  als  unter  normalen  Verhältnissen, 
so  ist  dem  gegenüber  zu  bedenken,  dass  diese  Quetschungen,  falls  sie 
überhaupt  vorkommen,  —  was  mir  aber  in  Anbetracht  der  Verschieblichkeit 
der  Leber  nicht  wahrscheinlich  erscheint  — ,  wohl  kleine,  oberflächliche 
Blutungen,  niemals  aber  so  komplicirte,  über  das  ganze  Organ  verstreute 
Veränderungen,  wie  wir  sie  bei  den  von  uns  beobachteten  Eklampsiefällen 
gefunden  haben,  herbeiführen  werden. 

Ebenso  wenig  wie  die  eben  besprochene  Theorie  vermag  uns  aber 
diejenige  Ansicht,  welche  die  Eklampsie  als  eine  nervöse  Störung  be- 
trachtet, Aufschluss  über  die  Genese  der  Veränderungen  zu  geben.  Ge- 
rade diese  neuerdings  besonders  von  Osthoff2-)  und  von  v.  Herff23) 
vertretene  Anschauung  hat  sich  vieler  Anhänger  zu  erfreuen,  weil  sie. 
fast  alle  Formen  der  Eklampsie,  die  Graviditätseklampsie  mit  oder  ohne 
Albuminurie,  sowie  die  Puerperaleklampsie  auf  einheitlicher  Grundlage 
erklärt.  „Die  Grundursache  so  ziemlich  für  alle  Formen  der  Schwanger- 
schaftsniere und  der  Eklampsia  gravid,  part.  und  puerp.  ist,"  sagt  Osth off, 
„eine  ungewohnt  starke  Innervation  des  Splanchnicus,  welche  ausgeht  von 
den  Bewegungen  des  Fruchthalters  in  den  verschiedenen  Stadien  seines 
W  achstums  und  seiner  Rückbildung,  und  welche  sich  fortpflanzt  in  der 
nächsten  Nähe  auf  die  Vasoconstriktoren  der  Niere  mit  daraus  folgender 
Bindenanämic  und  Degeneration,  oder  in  stürmischer  Weise  namentlich 
unter  der  Geburt  auf  die  nervösen  Centraiorgane  ohne  vorausgehende 
Affektion  der  Nieren  zunächst  auf  das  für  die  Vasomotoren  in  der  Medulla 
oblongata  liegende  Centrum. " 

Diese  Anschauung  identificirt  demnach  die  Eklampsie  mit  der  Epilepsie, 
und  wir  müssten  folgerichtig  erwarten,  dass  wir  bei  Individuen,  welche 


-    29  - 


während  oder  kurze  Zeil  Dach  epileptischen  Anfäll,,,  gestorben  sind,  die 
gleichen  Veränderungen  finden,  wie  bei  Eklamptischen.  Dies  ist  jedoch 
nicht  der  Fall  Ich  habe,  seitdem  mir  der  so  überaus  charakteristische 
Befund  bei  Eklamptischen  bekannt  ist,  mehrere  nach  zahlreichen  und 
heftigen  epileptischen  Krämpfen  gestorbene  Individuen  an,  Sektionstisch 
zu  untersuchen  Gelegenheit  gehabt,  ohne  auch  nur  ein  einziges  Mal  auf 
Veränderungen  zu  stossen,  welche  den  bei  Eklamptischen  gefundenen 
auch  nur  entfernt  ähnlich  gewesen  wären.  Aber  selbst,  wenn  man  an- 
nehmen wollte,  dass  bei  Eklamptischen  ein  hochgradiger  Gefässkrampf 
besteht,  so  würde  sich  der  anatomische  Befund  nicht  erklären  lassen; 
denn  wie  sollte  ein  hochgradiger  Gefässkrampf  im  stände  sein,  die  multiplen 
Gefässverstopfungen,  welche  nicht  nur  die  kleinsten,  sondern  selbst  grössere 
Gefässe  betrafen,  hervorzurufen! 

Es  erübrigt  nunmehr  noch  auf  eine  dritte  betreffs  der  Pathogenese 
der  Eklampsie  aufgestellte  Hypothese  einzugehen,  welche  unter  dem 
Einfluss  der  in  der  Neuzeit  in  der  medicinischen  Forschung  herrschenden 
Strömung  die  uns  hier  beschäftigende  Krankheit  auf  die  Einwirkung  von 
Mikroorganismen  zurückführt.  Der  von  uns  erhobene  anatomische  Befund 
spricht  von  vornherein  nicht  gegen  die  Richtigkeit  dieser  Ansicht,  denn 
die  multiplen  Blutungen  und  Nekrosen  sind  Veränderungen,  welche  wir 
nicht  selten  bei  Krankheitsprocessen  von  sicher  infektiöser  Natur  be- 
obachten. Die  thatsächlichen  Beobachtungen  freilich,  auf  welche  sich 
diese  Ansicht  stützt,  müssen  nach  meinem  Dafürhalten  als  unzureichende 
und  ungenügende  betrachtet  werden,  da  von  keinem  einzigen  Autor, 
welcher  diese  Ansicht  vertritt,  eingehende  bakteriologische  Untersuchungen 
angestellt  worden  sind.  Blanc24),  welcher  die  in  Rede  stehende,  zuerst 
von  Doleris25)  ausgesprochene,  aber  sehr  bald  wieder  aufgegebene  An- 
sicht mit  besonderem  Eifer  vertritt,  konnte  aus  dem  Urin  eklamptischer 
Frauen  ein  feines  Stäbchen  isoliren.  Die  Thatsache,  dass  bei  Infektions- 
versuchen  mit  diesem  Bacillus  die  Thiere  Konvulsionen  bekamen,  genügte 
ihm,  um  den  gefundenen  Mikroorganismus  als  den  speeifischen  Erreger 
der  Eklampsie  anzusprechen,  ohne  dass  er  sich  die  Mühe  genommen 
hätte,  denselben  in,  Blut  oder  den  inneren  Organen,  zum  mindesten  in 
den  Nieren  Eklamptischer  nachzuweisen. 

Favre26)  stellte  seine  bakteriologischen  Untersuchungen  an  zwei 
von  eklamptischen  Frauen  stammenden  Placenten  an  und  isolirte  aus 
diesen  Organen  drei  verschiedene  Mikroorganismen.  Favre  glaubt,  dass 
jede  dieser  Mikroorganismenarten  und  wohl  auch  andere  gelegentlich, 
falls  günstige  Bedingungen  vorhanden  sind,  Eklampsie  zu  erregen  im 
stände  ist.  Er  ist  der  Ansicht,  dass  infolge  einer  schon  vor  der 
Gravidität  bestehenden  Endometritis  Mikroorganismen  in  die  Placenta  ein- 
dringen, in  derselben  Veränderungen  (weisse  Infarkte)  erzeugen  und  durch 
ihr,  Stoft'we.chselprodukte  eine  Nephritis  zu  erzeugen  vermögen.  Solange 
die  Niere  funktionsfähig  bleibt,  können  diese  Ptomaine  resp.  die  von  der 


—    30  — 


Placcnta  aus  in  das  mütterliche  Blut  gelangten  Mikroorganismen  aus- 
geschieden und  damit  unschädlich  gemacht  werden;  ist  aber  die  Nieren- 
t'unktion  hochgradig^  beeinträchtigt,  so  kommt  es  zu  einer  Anhäufung  der 
Mikroorganismen  resp.  der  von  ihnen  abgesonderten  Stoffwechselprodukte 
im  Körper  und  es  tritt  der  Symptomencomplex  ein,  welcher  unter  dem 
Namen  der  puerperalen  Eklampsie  bekannt  ist,.  Favre  sucht  seine  An- 
sicht durch  Thierversuche  zu  stützen;  denn  es  gelang  ihm  bei  Versucbs- 
thieren,  deren  Nierenfunktion  durch  experimentelle  Eingriffe  gestört  war, 
durch  Injektion  der  von  ihm  isolirten  Mikroorganismenarten  krankhafte 
Erscheinungen,  mitunter  auch  Konvulsionen  hervorzurufen. 

Die  Thierversuche  Favre's,  um  mit  diesen  zu  beginnen,  beweisen 
meiner  Ansicht  nach  nicht  das  geringste,  denn  es  ist  ja  eine  bekannte 
Thatsache,  dass  durch  exquisit  saprophytische  Bakterien,  z.  B.  durch 
Proteusarten,  resp.  durch  die  von  solchen  Mikroben  abgesonderten  Stoff- 
wechselprodukte,  sobald  sie  reichlich  in  die  Blutbahn  gebracht  werden, 
Krankheitsbilder,  die  dem  von  Favre  geschilderten  gleichen,  hervor- 
gerufen werden  können.  Aber  auch  in  anderer  Hinsicht  kann  ich  den 
Ausführungen  Favre's  nicht  folgen.  Zunächst  ist  darauf  hinzuweisen, 
dass  das  theoretische  Gebäude  Favre's  sich  nur  auf  zwei  bakteriologische 
Untersuchungen  von  Placenten,  also  von  Organen  stützt,  welche  bei  ihrem 
Durchgang  durch  den  Geburtsschlauch  mit  allerlei  Keimen  in  Berührung 
kommen.  Fernerhin  ist  es  in  hohem  Grade  unwahrscheinlich,  dass 
so  typische  anatomische  Veränderungen,  wie  wir  sie  bei  der  Eklampsie 
finden,  durch  verschiedene  Mikroorganismen  hervorgerufen  werden  sollten. 
Ich  halte  daher  die  Ansicht  Favre's,  dass  die  Eklampsie  eine  durch 
Bakterien  bedingte  Ptomainämie  sei,  solange  derselbe  keine  besseren  Be- 
weise bringt,  für  durchaus  unbewiesen.1) 

Mit  Rücksicht  auf  die  bereits  oben  hervorgehobene  Ähnlichkeit, 
welche  zwischen  dem  von  uns  bei  Eklamptischen  erhobenen  Befund  und 
manchen  unzweifelhaft  durch  die  Einwirkung  von  Mikroorganismen  be- 
dingten Veränderungen  besteht,  hielt  ich  es  für  notwendig,  eingehende 
bakteriologische  Untersuchungen  anzustellen.  Dieselben  durften  sich  nicht 
nur  auf  dieses  oder  jenes  Organ,  welches  sich  gerade  bei  der  Sektion 
als  am  meisten  erkrankt  erwies,  beschränken,  sondern  mussten  auf  mög- 
lichst viele  Organe  ausgedehnt  werden;  denn  es  war  ja  nicht  unwahr- 
scheinlich, dass  die  an  einem  bestimmten  parenchymatösen  Organ  ge- 
fundenen Veränderungen  nicht  sowohl  durch  die  direkte  Einwirkung 
eines  speeifischen  Mikroorganismus  bedingt  waren,  als  vielmehr  durch 
einen  Giftstoff  hervorgerufen  waren,  welcher  von  einem  in  einem  anderen 
Organ  lokalisirten  Mikroorganismus  producirt  sein  konnte. 

1)  Neuerdings  hat  Gerde s  (Centralbl.  f.  Gynäkol.  u.  Münchn.  med.  Wochenschr.) 
einen  Bacillus  beschrieben,  welchen  er  als  Erreger  der  Eklampsie  anspricht.  Dass 
dieser  Bacillus  aber  nichts  mit  der  Genese  der  uns  beschäftigenden  Krankheit  zu  thun 
hat,  ist  ein  wandsfrei  von  Hofmeister  (Fortsein-,  d.  Med.  1892)  nachgewiesen  worden. 


—    31  — 


Ich  habe  daher  bei  fast  allen  von  mir  beobachteten  Eklampsiefällen 
möglichst  alle  Organe  der  mütterlichen  und  soweit  es  anging,  auch  des 
kindlichen  Körpers,  incl.  der  Placenta,  einer  eingehenden  bakteriologischen 
Prüfung  unterzogen;  ich  habe  aber  weder  bei  meinen  Kulturversuchen, 
bei  welchen  die  verschiedensten  Züchtungsmethoden  (aerobe  und  anaerobe) 
und  die  verschiedensten  Nährmedien  zur  Verwendung  kamen,  noch  bei 
der  genauesten  Durchmusterung  von  Schnittpräparaten  Mikroorganismen 
gefunden,  welche  ich  als  speeifische  hätte  ansehen  müssen.  In  den 
Fallen,  bei  welchen  ich  ihnen  in  Kulturen  und  in  Schnittpräparaten  be- 
gegnet bin,  handelte  es  sich  entweder  um  Bakterienarten ,  welche  mit 
Sicherheit  als  Saprophyten  angesprochen  werden  konnten,  oder  aber  um 
eiterungserregende  Mikroben,  deren  Anwesenheit  sich  unschwer  aus  den 
bei  den  betreffenden  Fällen  in  den  Lungen  oder  in  den  Genitalien 
bestehenden  entzündlichen  Veränderungen  erklärte.  Ich  halte  es  nach 
den  negativen  Resultaten,  die  sich  bei  meinen  bakteriologischen  Unter- 
suchungen ergaben,  und  die  sich  in  erfreulicher  Übereinstimmung  mit  den 
von  Lubarsch  angestellten  befinden,  für  wenig  wahrscheinlich,  dass 
Mikroorganismen  bei  der  Genese  der  Eklampsie  beteiligt  sind.  Absolut 
ausschliessen  möchte  ich  freilich  die  Möglichkeit  nicht,  weil  es  sich  um 
Mikroorganismen  handeln  könnte,  die  sich  mit  unseren  jetzigen  Methoden 
nicht  nachweisen  lassen. 

Aus  den  vorstehenden  Betrachtungen  geht  hervor,  dass  keine  der 
bisher  bekannten  Theorien  in  betreff  der  Pathogenese  der  Eklampsie  im 
stände  ist,  eine  befriedigende  Erklärung  des  anatomischen  Befundes 
zu  geben. 

"Wir  müssen  daher  untersuchen,  ob  sich  nicht  an  der  Hand  des  von 
uns  erhobenen  Befundes  Anhaltspunkte  betreffs  der  Genese  der  nach- 
gewiesenen Veränderungen  gewinnen  lassen.  Wenn  wir  uns  fragen,  welche 
von  diesen  Veränderungen  als  die  bedeutungsvollste  angesehen  werden 
muss,  so  kann  es  nach  meinem  Dafürhalten  keinem  Zweifel  unterliegen,  dass 
den  Gefassverstopfungen  die  wichtigste  Rolle  zugeschrieben  werden  muss. 

Die  intravitale  Entstehung  derselben  kann  keinem  Zweifel  unterliegen, 
denn  der  Bau  der  Pfropfe  ist  ein  solcher,  wie  wir  ihn  nur  bei  sicher 
intravital  entstandenen  Gerinnungen  finden.  Dass  die  Gefässverstopfungen 
als  die  primären  Störungen  angesehen  werden  müssen  und  nicht  etwa 
erst  sekundär  im  Anschluss  an  die  im  Parenchym  sich  abspielenden 
Processe  entstanden  sind,  glaube  ich  daraus  schliessen  zu  dürfen,  dass 
wir  neben  den  im  Bereiche  der  parenchymatösen  Veränderungen  gelegenen 
Gefässverstopfungen  letzteren  auch  an  solchen  Stellen  begegnet  sind,  an 
denen  Veränderungen  am  benachbarten  Gewebe  entweder  überhaupt  noeü 
nicht,  oder  im  ersten  Beginn  nachweisbar  waren;  ferner  sind  aucli  die 
am  Parenchym  sich  findenden  Veränderungen  derart,  wie  wir  sie  ge- 
wöhnlich nach  Gefässverstopfungen  auftreten  sehen. 


—    32  — 


Welcher  Natur  sind  nun  die  von  uns  nachgewiesenen  Gefässver- 
stoplüngen?  Sind  sie  als  autochthone  Thromben  zu  deuten,  oder  sind  sie 
auf  embolischem  Wege  entstanden?  Bei  Erörterung  dieser  Frage  müssen 
die  in  den  verschiedenen  Organen  gefundenen  Gefässverstopfungen  ge- 
sondert betrachtet  werden. 

Für  die  in  dem  Pfortadersystem  gefundenen  Pfröpfe,  welche  in  weit- 
aus der  Mehrzahl  der  Fülle  die  kleinen  interlobulären  Äste  verlegten, 
in  zwei  Fällen  aber  auch  zu  einem  Verschluss  des  Hauptstamni  es  der  Pfort- 
ader geführt  hatten,  bedarf  es  keines  Beweises,  dass  sie  als  autochthone 
Thromben  angesehen  werden  müssen,  da  die  spärlichen  in  den  Darmgefassen 
in  einigen  Fällen  gefundenen  Venenthromben  kaum  zu  so  ausgedehnten 
Fnibolien  Veranlassung  geben  können.  Was  die  in  der  Lunge  gefundenen 
Pfröpfe  anlangt,  so  müssen  dieselben  nach  meinem  Dafürhalten  ebenfalls 
als  autochthone  Thromben  angesprochen  werden,  denn  im  ganzen  Orga- 
nismus existirt  kein  Ort,  aus  dem  sie  in  so  grosser  Menge,  wie  wir  sie 
gerade  in  diesem  Organe  gefunden  haben,  embolisch  eingeschwemmt  sein 
konnten.  Man  könnte  hier  zwar  daran  denken,  dass  sie  aus  den  Venen 
des  Genitaltraktus  herstammen  möchten.  Diese  Annahme  wäre  aber 
höchstens  für  diejenigen  Fälle  zutreffend,  bei  denen  der  Tod  post  partum 
eintrat,  und  bei  denen  Thromben  in  den  Uterusvenen  gefunden  wurden: 
für  diejenigen  aber,  bei  denen  der  Tod  ante  partum  eintrat,  bei  denen 
aber  ebenfalls  Gefässverstopfungen  in  den  Lungen  gefunden  wurden, 
nruss  sie  zurückgewiesen  werden,  weil  bei  denselben  keine  Thromben  in 
den  Uterusvenen  zu  finden  waren.  Wenn  man  endlich  mit  Bücksicht 
auf  die  von  uns  nachgewiesenen,  im  Gefässsystem  der  Lunge  lokalisirten 
Placentarzellenembolien  die  in  den  intervillösen  Bäumen  der  Placenta 
gefundenen  Gerinnungen  als  Ausgangspunkt  der  Embolien  ansehen  wollte, 
so  ist  zu  bedenken,  dass  bei  der  Enge  der  aus  den  intervillösen  Bäumen 
hervorgehenden  Venen  nur  sehr  kleine  Pfröpfe  von  hier  aus  in  die  Blut- 
bahn gelangen  können.  Es  könnten  demnach  durch  dieselben  nur  Kapil- 
laren und  die  kleinsten  arteriellen  Gefässe  der  Lunge  verlegt  werden. 
Nun  sind  wir  aber  gerade  in  der  Lunge  Verstopfungen  begegnet, 
welche  verhältnismässig  grosse  Arterienäste  betrafen;  diese  als  Stag- 
nationsthrombosen, die  sich  im  Anschluss  an  die  Verstopfung  der 
kleinsten  Gefässe  entwickelt  haben,  zu  deuten,  ist  nicht  gut  angängig, 
weil  in  Serienschnitten  ein  Zusammenhang  dieser  Thromben  mit  den  in 
den  kleinsten  Gefässen  befindlichen  nicht  nachweisbar  war.  Wenn  dem- 
nach für  die  in  den  kleinsten  Lungengefässen  gefundenen  Verstopfungen 
ein  embolischer  Ursprung  nicht  ohne  weiteres  von  der  Hand  zu  weisen 
ist,  so  kann  ein  solcher  für  die  in  den  grösseren  Arterienästen  gefun- 
denen Pfröpfe  aus  den  eben  erörterten  Gründen  mit  Sicherheit  ausge- 
schlossen werden;  dieselben  müssen  demnach  als  autochthone  Thromben 
angesprochen  werden.  Dass  die  iu  den  Lungen venen  sich  findenden 
Pfröpfe  an  ihrem  Fundorte  selbst  entstanden  sind,  bedarf  keines  Be- 


—   33  - 


weises;  das  Gleiche  gilt  für  die  in  den  Venen  des  Gehirns,  der  Niere  and 
des  Herzens  nachgewiesenen  Gerinnungen.  Was  dagegen  die  in  den 
Kapmaren  und  Arterien  der  letztgenannten  Organe  sich  findenden  Pfropfe 
anlangt,  so  dürfte  ein  grosser  Teil  derselben  von  den  in  den  Lungen- 
venen lokahsirten  Pfropfen  abstammen  und  demnach  embolischen  Ur- 
sprungs sein,  worauf  ich  schon  oben  hingewiesen  habe.  Besonderen 
Wert  möchte  ich  hier  darauf  legen,  dass  dieselben  häufig,  wie  sich  bei 
der  makroskopischen  und  mikroskopischen  Untersuchung  nachweisen 
liess,  der  Teilungsstelle  eines  grösseren  Gefässes  reitend  aufsassen. 

Es  erhebt  sich  nunmehr  die  Frage,  welchen  Ursachen  verdanken 
die  autochthonen  Thrombosen  ihre  Entstehung?  Von  einer  primären 
Läsion  der  Gefässwände,  welche  wir  bei  vielen  Fällen  von  Gefäss- 
verstopfung  als  Ursache  von  Thrombosen  ansprechen  müssen,  können 
dieselben  nicht  abhängig  gemacht  werden,  da  wir  bei  unseren  Unter- 
suchungen eine  solche  nicht  haben  nachweisen  können.  Ebenso  wenig 
können  diese  Thrombosen  als  marantische,  von  einer  primären  Herz- 
schwäche abhängige  betrachtet  werden,  denn  wenn  auch  bei  Eklampsie 
sub  finem  vitae  eine  solche  ganz  entschieden  beobachtet  wird,  so  ist  die- 
selbe ohne  Zweifel  eine  sekundäre  und  einerseits  von  der  infolge  der 
multiplen  Gefässverstopfungen  auftretenden  allgemeinen  arteriellen 
Anämien,  andererseits  von  den  in  den  Gefässen  des  Herzens  selbst  nach- 
gewiesenen Gerinnungen  und  den  infolge  davon  sich  einstellenden  de- 
generativen Processen  am  Herzfleisch  abhängig.  Unter  diesen  Umständen 
müssen  wir  die  Ursache  der  Gerinnung  im  Blute  selbst  suchen. 

Durch  zahlreiche  Experimentaluntersuchungen  ist  die  Thatsache 
erwiesen  worden,  dass  durch  Einbringung  gewisser  Substanzen  in  die 
Blutbahn  zahlreiche  Gerinnungen  im  Gefässsystem  erzeugt  werden  können. 
Naunyn27)  und  Franken28)  führten  durch  intravenöse  Injektion  von 
lackfarbenem  Blut,  von  Äther  und  von  gallensauren  Salzen  ausgedehnte, 
tödtliche  Thrombosen  im  rechten  Herzen,  in  den  Lungengefässen,  den 
Cavis  und  der  Pfortader  und  ihren  Ästen  herbei,  Befunde,  welche  von 
Plosz  und  Györgyni29)  bestätigt  wurden.  Magendie30),  Panum31), 
Landois32),  Ponfick33)  und  andere  erzeugten  durch  intravenöse  Ein- 
führungen von  fremdartigem  Blut,  Arnim  Köhler34)  durch  Ferment- 
blut, Edelberg35)  und  andere  Schüler  A.  Schmidt's  durch  Ferment- 
lösungen, Wooldridge36)  durch  eine  im  wesentlichen  aus  Lecithin  be- 
stehende Proteidsubstanz  tödtliche,  intravaskuläre  Gerinnungen.  Dasselbe 
erzielte  Groth37)  durch  Injektion  von  Leukocyten,  Nauck38)  durch 
Stromata  roter  Blutkörperchen,  Föa  nnd  Pellacani;!U)  durch  Zellen- 
emulsionen der  verschiedensten  Organe,  Hanau40)  und  Klebs41)  durch 
Leberzellen 

Aus  den  genannten  Experimentaluntersuchungen  gehen  aber  noch 
andere  wichtige  Thatsachen  hervor.  Wenn  nämlich  die  gerinnungs- 
erregenden Substanzen  nicht  in  zu  grosser  Menge  und  unter  zu  hohem 

Sehmorl,  Eklampsie. 


—    34  — 


Druck  tnjicirt  wurden,  so  bildeten  sich  am  Orte  der  Injektion  keim-  Ge- 
rinnungen; dieselben  cut  wickelten  sich  vielmehr  häufig  in  den  Kapillaren 
des  grossen  Kreislaufes  und  des  Pfortadersystems.  Ferner  zeigte  sich, 
dass  die  durch  l'ennentative  Vorgänge  bewirkten  Verstopfungen  der  Ge- 

l'ässe  fast  stets  von  Blutungen  hegleitet,  waren,  seihst,    wenn   sie  solche 

Organe  betraten,  in  denen  erfahrungsgemäss  Gefässverschlüsse,  die  durch 
marantische  Thrombose  oder  Embolie  bewirkt  werden,  ohne  jede  Störung 
ertragen  werden. 

Aus  der  menschlichen  Pathologie  kennt  man  bisher  nur  wenig 
sichere  Beispiele  von  fermentativer  Thrombose.  Zuerst  wurde  man  aui 
dieselben  durch  die  üblen  Erfahrungen,  welche  man  bei  der  Trans- 
fusion mit  Thierblut  am  Menschen  machte,  aufmerksam.  Die  schweren, 
sehr  oft  tüdtlich  endenden  Erscheinungen,  die  man  nach  dieser  zu 
therapeutischen  Zwecken  eingeleiteten  Operation  eintreten  sah,  mussten, 
wie  anatomische  Untersuchungen  ergaben,  auf  ausgedehnte  intravaskuläre 
Gerinnungen  zurückgeführt  werden,  welche  ihrerseits  durch  das  bei  dem 
Zerfall  der  roten  Blutkörperchen  gebildete  Fibrinferment  oder  durch 
eine  diesem  Körper  nahestehende  Substanz  bedingt  waren.  Neuerdings 
haben  die  eingehenden  Untersuchungen  von  Silbermann42)  undWelti l3), 
welche  ich  auf  Grund  eigener  Untersuchungen  bestätigen  kann,  gezeigt, 
dass  für  den  tödtlichen  Ausgang,  zu  welchem  ausgedehnte  Hautver- 
brennungen führen,  ebenfalls  multiple  Gefässverstopfungen  verantwortlich 
gemacht  werden  müssen.  Diese  Beobachtungen  zeigen  jedenfalls,  dass 
durch  äussere  Einwirkungen,  welche  das  Blut  treffen,  beim  Menschen 
Veränderungen  in  der  Zusammensetzung  desselbei.  geschaffen  werden 
können,  die  intravaskuläre  Gerinnungen  zu  veranlassen  vermögen.  Es 
kann  demnach  auch,  wie  bereits  von  v.  Becklinghausen44)  hervor- 
gehoben wird,  die  Möglichkeit  nicht  von  der  Hand  gewiesen  werden, 
dass  spontan  sich  entwickelnde  Blutveränderungen  oder  solche,  die  im 
Anschluss  an  Erkrankungen  innerer  Organe  entstehen,  Ähnliches  be- 
wirken. Nach  meinem  Dafürhalten  liegt  ein  derartiger  Fall  bei  der  uns 
hier  beschäftigenden  Krankheit  vor,  zumal  die  von  uns  nachgewiesenen 
Veränderungen  ganz  auffällig  Befunden  gleichen,  welche  von  einzelnen 
Autoren  an  Thieren  erhoben  worden  sind,  denen  behufs  Erzielung  intra- 
vaskulärer Gerinnung  Proteidsubstanzen  in  die  Blutbahn  eingeführt 
worden  waren.  Allerdings  sind  bei  den  meisten  in  dieser  Hinsicht  an- 
gestellten Versuchen  derartig  grosse  Mengen  von  gerinnungserregenden 
Substanzen  in  die  Blutbahn  eingespritzt  worden,  dass  der  Tod  der  Versuchs- 
thiere  unmittelbar  herbeigeführt  wurde,  so  dass  es  zu  Veränderungen 
an  den  von  der  Thrombose  betroffenen  Organen  nicht  kommen  konnte. 
Einzelne  Autoren  aber  haben  durch  Injektion  geringerer  Mengen  oder 
durch  besondere  Versuchsanordnungen  die  Thiere  längere  Zeit  am  Leben 
erhalten  und  Veränderungen  erzielt,  welche  mit  den  von  uns  bei 
Eklampsie  gefundenen  Läsionen  eine  geradezu  frappante  Übereinstimmung 


—    35  — 


zeigen.  Von  grösstem  Interesse  sind  in  dieser  Hinsicht  die  von  Franken 
undNaunyn  sowie  besonders  die  von  Wooldridge  angestellten  Ver- 
?UC\e:.,+ßei  Bedeutung,  welche  dieselben  für  die  uns  hier 

beschäftigende  Frage  haben,  sei  es  mir  gestattet,  etwas  näher  auf  die- 
selben  einzugehen. 

i  i  ,N1aunynD1und  franken  injicirten  Katzen,  Kaninchen  und  Hunden 
lackfarbenes  Blut  oder  Auflösung  gallensaurer  Salze  in  eine  Mesenterial- 
vene.  Nach  der  Injektion  trat  entweder  eine  lokale  Thrombose  des 
Pfortaderstammes  ein,  welche  den  Tod  der  Thiere  rasch  nach  sich  zog 
oder  aber  es  kam  zur  Thrombose  kleinerer  Pfortaderäste.  In  letzterem 
Kalle  nun  fanden  sich,  wenn  die  Thiere  nach  einigen  Tagen  getödtet 
wurden  oder  spontan  starben,  in  der  Leber  zahlreiche  Stecknadelkopf- 
es über  kirschkerngrosse  Herde,  innerhalb  deren  die  Lebersubstanz 
weich  und  weiss  gefärbt  war,  und  die  sich  an  der  Peripherie  durch 
einen  intensiv  rot  gefärbten  Saum  gegen  das  umgebende  Lebergewebe 
scharf  absetzten.  „Auf  Querschnitten  die  feinsten  Äste  der  vena  portarum 
in  den  Herden  von  zinnoberrot  gefärbten  Thromben  erfüllt."  (Naunyn 
hatte  der  Injektionsflüssigkeit  Zinnober  zugesetzt,  um  die  Thromben 
leichter  nachweisen  zu  können.)  „Bei  der  mikroskopischen  Untersuchung 
in  den  Herden  die  Leberzellen  stark  verfettet,  an  der  Peripherie  die 
Kapillaren  stark  ausgedehnt  und  in  ihnen  und  in  ihrer  Umgebung  zahl- 
reiche rote  Blutkörperchen,  die  Thromben  in  den  zuführenden  Portal- 
ästen fast  völlig  entfärbt."  In  einem  anderen  Versuch  beschreibt 
Franken45)  die  Leberveränderungen  folgendermassen:  „In  der  Leber 
traten  auf  der  Oberfläche,  sowie  auf  dem  Schnitt  sehr  zahlreiche  gräulich 
gefärbte  Punkte  hervor,  die  sich  mikroskopisch  als  diskrete  nekrobiotische 
Herde  höchstens  von  Stecknadelkopfgrösse  erwiesen.  In  diesen  Herden 
finden  sich  vergrösserte  und  stark  körnig  getrübte  Leberzellen,  von  denen 
einzelne  scharf  begrenzt  sind  und  vollkommen  die  Form  der  normalen 
Leberzellen  darbieten;  andere  lassen  sich  zwar  auch  noch  deutlich  als 
Leberzellen  erkennen,  zeigen  jedoch  mehr  oder  weniger  unregelmässige 
Begrenzungen,  wie  wenn  Stückchen  von  ihnen  abgebrochen  wären.  Auf 
Zusatz  von  Essigsäure  lösen  sich  die  Körnchen  zum  grössten  Teil  auf, 
und  die  Zellen  werden  aufgehellt,  so  dass  ihre  früher  unsichtbaren  Kerne 
jetzt  deutlich  hervortreten.  An  einzelnen  Stellen  dieser  findet  man  nichts 
mehr  von  erkennbaren  Leberzellen,  nur  Kerne,  isolirte  und  zusammen- 
geballte Körnchen,  ähnlich  jenen,  wie  sie  sich  in  den  obengenannten 
Leberzellen  befanden,  dazwischen  treten  auf  rote  Blutkörperchen,  teils 
gut  erhalten,  teils  in  verschiedenem  Grade  geschrumpft,  ausserdem  Lymph- 
körperchen  ähnliche  Zellen,  bald  etwas  reichlicher,  bald  sehr  spärlich, 
immer  jedoch  nur  in  mässiger  Menge.  Was  die  zu  solchen  Herden 
führenden  Gefässe  betrifft,  so  ist  der  interlobuläre  Pfortaderast  stets 
strotzend  mit  Blutkörperchen,  die  dicht  neben  einander  stehen,  gefüllt 
und  zeigt  wohl  auch  hin  und  wieder  infolge  der  Ausfüllung  stärkere 

3* 


-    36  — 


Ausbauchungen,  auch  die  im  Umkreise  befindlichen  Kapillaren  sind  von 
Blutkörperchen  ausgedehnt." 

Wooldridge,  dessen  Versuche  mir  für  die  in  Hede  stehende  Frage 
von  noch  grösserer  Bedeutung  zu  sein  scheinen,  als  die  von  Naunyn 
und  Franken,  benutzte  bei  seinen  Versuchen  ein  wässriges  Extrakt 
aus  der  Thymus,  den  Hoden  oder  aus  anderen  Drüsen,  welches  er  mit 
dem  Namen  Gewebsfibrinogen  bezeichnete.  Spritzte  er  diesen  Proteid- 
stotf  Kaninchen  in  die  vena  jugularis  ein,  so  gingen  diese  Thiere  stets 
rasch  an  grossartigen,  intravaskulären,  besonders  die  Lunge  betreffenden 
Gerinnungen  zu  Grunde;  bei  Hunden  jedoch  war  der  Ausgang  des 
Experimentes  ein  verschiedener,  je  nachdem  dieselben  zur  Zeit  des  Ver- 
suches nüchtern  oder  in  Verdauung  begriffen  waren.  In  letzterem  Falle 
kam  gerade  so  wie  bei  Kaninchen  eine  ausgedehnte  Thrombose  der 
Lungengefässe  und  des  rechten  Herzens  zustande,  welche]-  die  Thiere 
rasch  erlagen.  Wurde  das  Gewebsfibrinogen  dagegen  nüchternen  Hunden 
in  die  Jugularis  injicirt,  so  entwickelte  sich  in  einzelnen  Fällen  und  zwar 
besonders,  wenn  grosse  Quantitäten  von  Gewebsfibrinogen  zur  Verwen- 
dung gekommen  waren,  eine  Thrombose  des  Hauptstammes  der  Pfortader, 
welche,  da  sie  zu  einem  rapiden  Herabsinken  des  Blutdruckes  Veran- 
lassung gab,  häufig  den  Tod  de]-  Thiere  herbeiführte.  In  anderen  Fällen 
aber  überlebten  die  Hunde  den  Eingriff'  und  zeigten  dann,  wenn  sie  nach 
einiger  Zeit  getödtet  wurden,  multiple  Infarkte  in  der  Leber,  welche,  wie 
die  mikroskopische  Untersuchung  ergab,  auf  thrombotischen  Verschluss 
der  kleinsten  interlobulären  Pfortaderäste  zurückgeführt  werden  mussten. 

Diese  in  hohem  Grade  auffallenden  und  interessanten  Versuchs- 
resultate, die  Wooldridge  bei  der  Injektion  seines  Gewebsfibrinogens 
erhielt,  stehen  im  Gegensatz  zu  den  von  Cohnheim  und  Litten 4,;) 
angestellten  Versuchen,  denen  es  bekanntlich  nicht  gelungen  ist,  durch 
Einführung  blanden  Materials  in  die  Pfortader-  oder  Leberarterienäste 
bemerkenswerte  Circulationsstörungen  und  Infarkte  in  der  Leber  zu  er- 
zielen. Nach  der  Ansicht  Wooldridge's  erklärt  sich  die  auffallende  Ver- 
schiedenheit zwischen  den  von  ihm  und  den  von  Cohnheim  und 
Litten  erhaltenen  Versuchsresultaten  daraus,  dass  durch  die  Injektion 
von  gerinnungserregenden  Substanzen  neben  ausgedehnten  Thrombosen 
eine  schwere  Alteration  in  der  chemischen  Zusammensetzung  des 
Blutes  herbeigeführt  wird,  welche  ihrerseits  eine  schwere  Schädigung 
der  Gefässwände  nach  sich  zieht.  Denn  einerseits  ist  das  Blut  nach  der 
Injektion  inner-  und  ausserhalb  des  Thierkörpers  völlig  gerinnungsunfähig 
geworden,  andererseits  aber  erweisen  sich  die  Gefässwände  abnorm  durch- 
gängig für  die  Blutbestandteile.  Es  treten  jetzt  nach  Eingriffen,  welche 
für  gewöhnlich  völlig  unschädlich  verlaufen,  ausgedehnte  Blutungen  und 
Ödeme  auf;  so  entwickelt  sich  stets  an  der  Zur  Ausführung  der  Injektion 
angelegten  Wunde  ein  enormer  Bluterguss.  Ferner  führen  Unterbin- 
dungen von  Venen,  welche  unter  normalen  Verhältnissen  ohne  Schaden 


—    37  — 


ertragen  werden,  z.  B.  die  der  vcna  cruralis,  beim  Hund  multiple  Blutungen 
und  ein  ausgedehntes  Ödem  herbei. 

Es  ist  unverkennbar,  dass  zwischen  den  von  N au nyn -Franken 
und  Wooldridge  experimentell  erzeugten  Leberveränderungen  und  den 
bei  Eklampsie  sich  findenden  Leberläsionen  eine  ganz  frappante  Ähnlich- 
keit besteht.  Leider  finden  sich  weder  bei  Naunyn-Franken,  noch  bei 
Wooldridge  Angaben  über  das  Verhalten  der  übrigen  Organe.  Da  nun 
besonders  mit  Rücksicht  auf  die  von  Wooldridge  festgestellte  und  von 
Groth  und  Nauck  bestätigte  Thatsache,  dass  durch  Injektion  gerinnungs- 
erregender Substanzen  das  Blut  tiefgehende  Veränderungen  in  seiner 
chemischen  Zusammensetzung  erfährt,  von  vornherein  die  Annahme  nicht 
unwahrscheinlich  war,  dass  auch  andere  Organe  durch  den  experimen- 
tellen Eingriff  eine  Schädigung,  erfahren  möchten,  so  hielt  ich  es  für  not- 
wendig, die  Wooldridge  'sehen  Versuche  zu  wiederholen.  Eine  Wieder- 
holung dieser  Versuche  schien  aber  noch  aus  mehreren  anderen  Gründen 
wünschenswert:  einmal  nämlich,  weil  von  Eberth  17)  auf  Grund  eigener 
Versuche  die  Versuchsresultate  von  Wooldridge  in  Zweifel  gezogen 
werden,  ferner  weil  von  Wooldridge  genauere  Angaben  über  das  mikro- 
skopische Verhalten  der  von  ihm  erzielten  Leberveränderungen  nicht  ge- 
macht werden,  und  endlich,  weil  gegen  die  Wooldridgc'schen  Versuche 
der  Einwurf  gemacht  werden  kann,  dass  die  Leberveränderungen  nicht 
sowohl  durch  den  thrombotischen  Verschluss  der  Interlobularvenen ,  als 
vielmehr  durch  Einwirkung  von  gleichzeitig  mit  in  die  Blutbahn  einge- 
spritzten Mikroorganismen  bedingt  gewesen  seien. 

Ich  habe  mich  bei  meinen  Versuchen  eines  aus  der  Kalbsthymus 
nach  der  Wooldridge'schen  Vorschrift  hergestellten  Gewebsfibrinogens 
bedient  und  ausschliesslich  an  nüchternen  Hunden  experimentirt,  da  es 
mir  darauf  ankam,  die  Thiere  möglichst  lang  am  Leben  zu  erhalten. 
Allerdings  passirte  es  mir  gleich  bei  dem  ersten  Versuch,  dass  das  Thier, 
welches  ein  Gewicht  von  4  Kilo  hatte,  unmittelbar  nach  der  Injektion  von 
25  cem  Gewebsfibrinogen  unter  Aussetzen  der  Atmung  starb.  Bei  der 
unmittelbar  nach  dem  Tode  bei  noch  schlagendem  Herzen  vorgenommenen 
Sektion  zeigte  es  sich,  dass  der  plötzliche  Tod  auf  eine  totale  Thrombose 
der  Pfortader  zu  beziehen  war.  Ich  hatte  offenbar  eine  zu  grosse  Dosis 
des  Gewebsfibrinogens  injicirt.  Bei  den  folgenden  Versuchen  spritzte  ich 
o-erino-ere  Quantitäten  derselben  Eibrinogenlösung  (circa  5  cem  pro  Kilo 
Körpergewicht)  ein  und  erhielt  die  Thiere  stets  am  Leben.  Als  dieselben 
■H  resp  48  und  72  Stunden  nach  der  Injektion  getödtet  wurden,  zeigte 
sich  bei  der  Sektion,  dass  genau  den  Wooldridge'schen  Angaben  ent- 
sprechend die  Leber  hochgradig  verändert  war.  Sie  war  sowohl  auf 
der  Oberfläche,  als  auf  dem  Durchschnitt  von  zahlreichen  Stecknadelkopf 
b^linsengrossenHerden  übersät,  welche  meist  <^±^^ 


oeftrbt  waren  und  sich  scharf  gegen  das  umgebende  Lebergewebe 
rbsetzten    Bei  der  mikroskopischen  Untersuchung  stellte  sich  heraus, 


-   38  - 


dass  es  sich  um  anämische  und  hämorrhagische  Nekrosen  handelte,  in 
deren  Bereich  die  interlobulären  Venen  durch  hyaline  und  Plättchen- 
thromben  verschlossen  waren.  Ich  gehe  nicht  näher  auf  die  Beschreibung 
des  mikroskopischen  Befundes  ein,  da  ich  nur  dasjenige  wiederholen 
miisste,  was  ich  oben  von  den  bei  Eklampsie  gefundenen  Leberläsionen 
gesagt  habe.  Mikroorganismen  konnten  innerhalb  der  Leber  weder  durch 
Kulturversuche  noch  bei  Untersuchung  von  Schnittpräparaten  nachge- 
wiesen werden. 

Was  die  übrigen  Organe  anlangt,  so  fanden  sich  in  den  Lungen 
bei  sämmtlichen  Thieren  Stecknadelkopf-  bis  erbsengrosse,  teils  subpleural, 
teils  mehr  central  gelegene  Blutungen.  Bei  der  mikroskopischen  Unter- 
suchung zeigten  sich  die  Alveolen  prall  angefüllt  durch  abgeblasste,  mit 
Eosin  nur  schwach  färbbare  rote  Blutkörperchen  und  der  zu  dem  be- 
treffenden Blutherd  führende  Arterienast  durch  einen  geschichteten 
Thrombus  verschlossen;  in  den  Kapillaren  fanden  sich  hie  und  da  hyaline 
Thromben.  Die  Nieren  waren  bei  der  makroskopischen  Betrachtung  im 
allgemeinen  nicht  wesentlich  verändert,  nur  war  ihre  blasse  Farbe  und 
eine  herdweise  auftretende  Trübung  und  Verbreiterung  der  Binde  auf- 
fallend. Bei  einem  Thiere  traten  an  der  Oberfläche  vereinzelte  Blutungen, 
bei  einem  anderen  in  der  Kinde  zwei  erbsengrosse  anämische  Infarkte 
hervor.  Die  Harnblase  des  nach  24  Stunden  getödteten  Hundes  enthielt 
eine  geringe  Menge  bräunlichgelb  gefärbten  Urins,  in  welchem  sehr 
reichlich  Eiweiss  und  Methämoglobin  nachweisbar  war,  welch'  letzteres 
bereits  von  Wooldridge  bei  einem  Versuch  im  Urin  gefunden  worden 
ist.  An  morphotischen  Bestandteilen  fanden  sich  spärliche  weisse  und 
rote  Blutkörperchen,  sowie  ziemlich  zahlreiche  hyaline  Cylinder.  Der  der 
Harnblase  der  später  getödteten  Thiere  entnommene  Harn  war  weniger 
stark  eiweisshaltig,  enthielt  spärliche  Cylinder  und  war  frei  von  Methä- 
moglobin. 

Bei  der  mikroskopischen  Untersuchung  der  Nieren,  welche  sowohl 
an  frischen,  als  auch  an  in  verschiedenen  Fixirungsgemischen  gehärteten 
Stücken  vorgenommen  wurde,  zeigten  sich  ziemlich  ausgedehnte,  aber 
exquisit  herdförmige  Veränderungen  am  Epithel  der  gewundenen  Harn- 
kanälchen  und  der  Henle'schen  Schleifen.  Dasselbe  war  teils  intensiv 
getrübt  und  geschwollen,  Hess  aber  bei  Zusatz  von  Essigsäure  noch  gut 
erhaltene  Kerne  erkennen,  teils  aber  war  es  kernlos,  in  trübe,  stark  auf- 
gequollene Schollen  verwandelt,  also  völlig  nekrotisch.  Im  Lumen  der 
Harnkanälcheu  lagen  feinkörnige  Eiweissniederschläge,  hyaline  Cylinder 
und  hie  und  da  reichliche  rote  Blutkörperchen.  An  den  Glomerulis  waren 
keine  auffälligen  Veränderungen  erkennbar;  dass  dieselben  aber  trotzdem 
nicht  normal  funktionirt  hatten,  ging  mit  Sicherheit  daraus  hervor,  dass 
im  Kapselraum  ein  feinkörniges  Exsudat  erkennbar  war.  Das  interstitielle 
Gewebe  war  mit  Ausnahme  spärlicher,  wenig  umfänglicher  Blutungen 
intakt;  ebenso  Hessen  die  grösseren Gefässe  keine  Veränderungen  erkennen. 


—    39  — 


die  Kapillaren  waren  mössig  gefüllt  und  enthielten  ganz  vereinzelte  hyaline 
Thromben. 

Es  ist  klar,  dass  die  schweren  Veränderungen,  welche  die  oben  be- 
sprochenen Organe  darboten,  nicht  von  den  spärlichen  Kapillarthromben 
abhängig  gemacht  werden  können;  da  auch  sonst  greifbare  Ursachen, 
auf  welche  dieselben  zurückgeführt  werden  könnten,  nicht  nachweisbar 
waren,  so  bleibt  mir  die  Annahme  übrig,  dass  dieselben  durch  die  in- 
folge der  Fibrinogeninjektion  herbeigeführte  Blutveränderungen  bedingt 
gewesen  sind. 

Das  Gehirn  und  das  Herz  erwiesen  sich  in  allen  Fällen  intakt; 
im  Pankreas  fanden  sich  ganz  vereinzelte  Blutungen,  welche  um  kleine 
thrombosirte  Gefässe  herumlagen:  im  Magen  bestanden  in  einem  Falle 
(Tod  nach  24  Stunden)  spärliche  hämorrhagische  Erosionen. 

Unsere  Versuche  bestätigen  demnach  die  Annahme  von  Wooldridge 
vollständig;  andererseits  aber  zeigen  sie,  dass  nicht  nur  die  Leber, 
sondern  auch  andere  Organe  durch  Injektion  von  Gewebsfibrinogen  ge- 
schädigt werden. 

Es  kann  nicht  geleugnet  werden,  dass  die  an  unseren  Versuchstieren 
erhobenen  Befunde  eine  auffallende  Ähnlichkeit  mit  den  Veränderungen 
zeigen,  welche  wir  bei  den  von  uns  untersuchten  Eklampsiefällcn  nach- 
weisen konnten.  Bei  den  Versuchstieren  mussten  die  Veränderungen  von 
der  Einwirkung  einer  gerinnungserregenden  Substanz  auf  das  Blut  ab- 
hängig gemacht  werden.  Da  wir  nun  bei  unseren  Eklampsiefällen  Gefäss- 
verstopfungen  gefunden  haben,  welche,  wie  wir  oben  zeigten,  nur  unter 
der  Annahme  erklärt  werden  können,  dass  auf  das  Blut  gerinnungs- 
erregende Substanzen  eingewirkt  haben,  so  scheint  es  mir  nicht  unwahr- 
scheinlich, dass  die  von  uns  bei  Rklampsie  gefundenen  Organveränderungen 
in  ihrer  Genese  mit  den  experimentell  bei  Thieren  erzeugten  Läsionen 
auf  gleiche  Stufe  gesetzt  werden  müssen,  dass  sie  demnach  von  einer 
Blutveränderung  abhängig  zu  machen  sind,  welche  ihrerseits  die  Folge 
einer  Intoxikation  mit  gerinnungserregenden  Substanzen  ist,  Diese  Substanz 
muss  im  stände  sein,  die  zwischen  mütterlichem  und  kindlichem  Organis- 
mus aufgerichtete  Scheidewand  zu  durchdringen,  denn  im  kindlichen  Orga- 
nismus haben  wir  ja  in  mehreren  Fällen  die  gleichen  Veränderungen 
gefunden  wie  in  dem  der  Mutter. 

Diese  Auffassung  giebt  uns  eine  befriedigende,  auf  einheitlicher 
Grundlage  ruhende  Erklärung  sämmtlicher  von  uns  und  anderen  Autoren 
gefundenen  Veränderungen,  welche  bisher  der  Deutung  ausserordentliche 
Schwierigkeiten  bereitet  haben 

Es  erhebt  sich  nunmehr  die  Frage,  woher  stammt  bei  Eklampsie 
der  die  Gerinnungen  hervorrufende  Körper?  Dass  derselbe  infektiösen 
Ursprungs  und  von  aussen  in  den  Körper  eingedrungen  sein  sollte, 
ist  nach  dem,  was  ich  oben  gesagt  habe,  wenig  walirscheinhc  i.  Klebs, 
welcher,  wie  oben  erwähnt,  bei  zwei  von  ihm  beobachteten  Eklampsie- 


40 


fällen  ebenfalls  multiple  Uefässverstopfungen  nachweisen  konnte,  ist  der 
Ansicht,  dass  aus  den  Zerfallsprodukten  der  in  die  mütterliche  Blutbahn 
eingeschwemmten  Leberzellen  ein  gerinnungserregender  Körper  gebildet 
wird.  Dieser  Ansicht  kann  ich  nicht  beipflichten,  denn  nach  unseren 
Untersuchungen  ist  der  Eintritt  dieser  Zellen  lediglich  ein  sekundärer 
Process  und  von  den  in  der  Leber  infolge  der  Gefässverstopfungen  ein- 
tretenden Blutungen  abhängig.  Diese  Zellen  können  demnach  für  die 
Entstehung  der  uns  hier  beschäftigenden  Thrombosen  nur  eine  unter- 
geordnete Bedeutung  haben. 

Da  es  nach  unseren  Untersuchungen  keinem  Zweifel  unterliegen 
kann,  dass  bei  Eklampsie  Placentarzellen  in  die  mütterliche  Blutbahn 
gelangen,  da  es  ferner  nach  den  von  uns  angestellten  Kontroiunter- 
suchungen in  hohem  Grade  wahrscheinlich  ist,  dass  der  massenhafte 
Eintritt  von  diesen  Zellen  in  die  mütterliche  Blutbahn  ein  für  Eklampsie 
eigentümliches  Vorkommnis  darstellt,  so  möchte  ich  die  Vermutung  aus- 
sprechen, dass  vielleicht  in  der  Placenta  der  Ursprungsort  der  gerin- 
nungserregenden Substanz  zu  suchen  ist.  Hier  sind  nun  wieder  zwei 
Möglichkeiten  gegeben:  entweder  stammt  diese  Substanz  aus  den  Zerfalls- 
produkten der  in  die  Blutbahn  eingetretenen  Placentarzellen,  oder  von 
abnormen  infolge  von  Placentarerkrankungen  gebildeten  Stoffwechsel- 
produkten. 

Was  die  erste  Möglichkeit  anlangt,  so  muss  zunächst  darauf  hin- 
gewiesen werden,  dass,  wie  bereits  oben  erwähnt,  absterbende  Zellen 
unzweifelhaft  Substanzen  bilden,  die  nicht  nur  extravaskuläre,  sondern 
auch  intravaskuläre  Gerinnungen  zu  veranlassen  vermögen.  Denn  aus 
den  Untersuchungen  von  F ö a  und  Pellacani,  von  Groth,  Hanau,  Klebs 
und  anderen  Autoren  geht  mit  Sicherheit  hervor,  dass,  wenn  Aufschwem- 
mungen von  Parenchymzellen  in  die  Blutbahn  injicirt  werden,  ausgedehnte 
intravaskuläre  Gerinnungen  auftreten. 

Obgleich  es  mir  von  vornherein  nicht  zweifelhaft  war,  dass 
Aufschwemmungen  von  Placentarzellen  eine  gleiche  Wirkung  wie  die 
von  den  erwähnten  Autoren  benutzten  Zellenemulsionen  haben  würden, 
so  hielt  ich  es  doch  mit  Bücksicht  auf  die  Wichtigkeit  der  in  Rede 
stehenden  Frage  für  notwendig,  den  thatsächlichen  Beweis  für  diese  An- 
nahme zu  erbringen.  Zu  diesem  Behufe  habe  ich  folgende  Versuche 
angestellt: 

1.  Am  23.  VI.  wird  ein  trächtiges  Kaninchen  durch  Verbluten  ge- 
tödtet.  Die  acht  Placenten  werden  auf  einer  Fleischhackmaschine  zer- 
kleinert, mit  warmer  0,6proc.  Kochsalzlösung  verrieben  und  die  Auf- 
schwemmung durch  ein  feines  Mulltuch  filtrirt.  Von  derselben  werden 
einem  Kaninchen  8  cem  langsam  und  unter  ganz  geringem  Druck 
in  die  Ohrvene  injicirt.  Kurz  nach  der  Injektion  bekommt  das  Thier 
mehrere  Krampfanfälle  und  sinkt  todt  zusammen.  Die  Sektion  wird 
unmittelbar  nach  dem  Aufhören  der  Respiration  vorgenommen.  Das 


41 


i  ,  rrrh 2  f^T^^?  U0Cl1  hl  unr^lmäsSigen  Kontraktionen, 
"e^tnk  «nd  Vorhof  stark  ausgedehnt,  durch  ein  dunkel 
lotes,  die  Hohle  vollständig  erfüllendes,  weiches  Gerinnsel,  welches  sich 
m  die  Hauptäste  der  arteria  pulmonalis  fortsetzt,  ausgefüllt.  In  den 
übrigen  Gefässen  dunkelrotes,  flüssiges  Blut. 

« ,  ^  y°^derseibenpiacentaraufschwemmung 

welches  3  Tage  gehungert  hat,  8  ccm  in  die  vena  jugularis  eingespritzt 
Fünf  Minuten  nach  der  Injektion  treten  Konvulsionen  ein,  unter  denen 
das  Thier  zu  Grunde  geht.  Das  rechte  Herz  und  die  grösseren  mit  der 
Schere  verfolgbaren  Äste  der  Lungenarterie  leer.  Dagegen  findet  sich 
ein  vollständiger  Verschluss  der  vena  portae  durch  einen  weichen, 
dunkelrot  gefärbten  Pfropf  von  ihrer  Wurzel  im  Mesenterium  bis  an  die 
mittelstarken  Verzweigungen  in  der  Leber.  .  Derselbe  besteht,  wie  die 
mikroskopische  Untersuchung  ergiebt,  aus  feinkörnigen  Massen,  feinen 
Fibrinfäden,  zahlreichen  roten  und  spärlichen  weissen  Blutkörperchen. 
In  vereinzelten,  feinen  Lungengefässen  finden  sich  bei  der  mikroskopischen 
Untersuchung  Blutplättchenthromben. 

3.  Am  I.Juli  werden  einem  trächtigen  Kaninchen,  welches  24  Stunden 
gehungert  hatte,  6  ccm  einer  frisch  bereiteten  Placentarzellenemulsion 
in  die  vena  jugularis  injicirt.  Das  Thier  übersteht  die  Operation  gut 
und  ist  nach  derselben  völlig  munter.  Am  4.  VII.  bringt  es  vier,  noch 
nicht  ausgetragene  Junge  zur  Welt,  von  denen  zwei  bereits  bei  der 
Geburt  todt  sind,  die  beiden  anderen  aber  nach  circa  2  Stunden  starben. 
Leider  war  ich  nicht  in  der  Lage,  die  neugeborenen  Thiere  zu  untersuchen, 
da  dieselben  von  dem  Diener,  dem  die  Besorgung  der  Thiere  oblag,  be- 
seitigt worden  waren.  Am  5.  VII.  wird  das  Mutterthier  durch  Verbluten 
getödtet.  An  den  inneren  Organen  finden  sich  keine  Veränderungen. 
Nur  in  einem  Hauptaste  der  Pfortader  findet  sich  ein  geschrumpftes, 
rötlichweiss  gefärbtes  Gerinnsel,  welches  der  Gefässwand  ziemlich  fest 
anhaftet,  das  Lumen  aber  nicht  völlig  verlegt. 

1.  Am  27.  VI.  wird  einem  kleinen  d%  Kilo  schweren  nüchternen 
Hund  von  einer  Placentarzellenemulsion  (selbstverständlich  stammten 
die  dazu  benutzten  Placenten  von  einer  Hündin)  25  ccm  in  die  vena 
jugularis  injicirt.  Der  Hund  bekommt  während  der  Injektion  und  kurz  nach 
ihr  Konvulsionen,  erholt  sich  aber  sehr  rasch  und  zeigt  in  den  nächsten 
Tagen  keine  Störungen  in  seinem  Befinden.  Er  wird  nach  5  Tagen  ge- 
tödtet. Bei  der  Sektion  bemerkt  man  nur  in  der  Leber  Veränderungen 
und  zwar  vereinzelte,  teils  rötlichbraun,  teils  gelblichweiss  gefärbte, 
stecknadelkopfgrosse  Herde,  in  deren  Bereich  das  Lebergewebe  nekrotisch 
ist,  und  die  Interlobularvenen  mit  hyalinen  Thromben  verschlossen  sind. 

Wenn  nun  auch  aus  diesen  Versuchen  mit  Sicherheit  hervorgeht, 
dass  die  Placentarzellen  bei  Injektion  in  die  Blutbahn  gerinnungserregende 
Eigenschaften  entfalten,  so  darf  nach  meinem  Dafürhalten  daraus  noch 
nicht  gefolgert  werden,  dass  bei  Eklamptischen  diese  Zellen  die  gleiche 


12 


Wirkung  hervorrufen.  Denn  die  Bedingungen,  unter  denen  unsere  Ver- 
suche angestellt  wurden,  entsprechen  offenbar  nur  annähernd  den  bei 
Eklampsie  vorhandenen  Verhältnissen.  Da  aber  kaum  eine  Versuchsan- 
ordnung gefunden  werden  dürfte,  welche  in  jeder  Hinsicht  den  Verhält- 
nissen, wie  sie  bei  eklamptischen  Frauen  vorliegen,  entspricht,  so  müssen 
wir  uns,  wie  in  vielen  Fällen,  mit  einer  annähernden  Ähnlichkeit  be- 
gnügen. Es  können  daher  unsere  Versuche  nicht  als  direkter  Beweis 
für  die  Richtigkeit  unserer  Annahme,  sondern  nur  als  Stütze  derselben 
angesehen  werden. 

Was  nun  die  zweite  Möglichkeit  anlangt,  dass  abnorme,  in  der 
Placeuta  gebildete  Stoffwechsclprodukte  die  Ursache  der  von  uns  sup- 
ponirten  Blutveränderungen  sein  möchten,  so  kann  ich  zur  Stütze  meiner 
Vermutung  nur  die  Thatsache  anführen,  dass  ich  in  denjenigen  Fällen, 
bei  denen  die  Placenta  meiner  Untersuchung  zugängig  war,  stets  Ver- 
änderungen in  derselben  habe  nachweisen  können.  Näheres  über  diese 
Stoffwechselprodukte  zu  sagen,  erscheint  mir  bei  dem  jetzigen  Stande 
unseres  Wissens,  wo  uns  die  normalen  in  der  Placenta  sich  vollziehenden 
Stoffwechselvorgänge  noch  völlig  unbekannt  sind,  unmöglich.  Ebenso 
wenig  bin  ich  in  der  Lage,  in  betreff'  der  ihrer  Bildung  zu  Grunde 
liegenden  Veränderungen  Angaben  in  der  Hinsicht  zumachen,  ob  es  sich 
dabei  um  speeifische  Veränderungen  handelt,  da  ich  ausgedehntere  Kon- 
troluntcrsuchungen  bis  jetzt  nicht  angestellt  habe.  Soweit  meine  Er- 
fahrungen, die  ich  teils  auf  Grund  eigener  Untersuchungen,  teils  aus 
Angaben  in  der  Litteratur  gesammelt  habe,  reichen,  kommen  ähnliche 
Veränderungen  auch  in  Placenten  nicht  eklamptischer  Frauen  und  zwar 
ganz  vorwiegend  solcher,  welche  an  Albuminurie  während  der  Schwanger- 
schaft gelitten  haben,  vor.  Aus  dem  Umstand,  dass  diese  Placentar- 
veränderungen,  die  Avir  bei  Eklampsie  gefunden  haben,  auch  bei  nicht 
eklamptischen  Frauen  beobachtet  worden,  darf  meines  Erachtens  nicht  ge- 
schlossen werden,  dass  diese  Veränderungen  nicht  an  der  Bildung  der  die 
Blutveränderung  bedingenden  Stoffe  beteiligt  sind.  Denn  es  ist  hier  zu 
berücksichtigen,  dass  für  den  Erfolg,  den  das  Eindringen  von  gerinnungs- 
erregenden Substanzen  nach  sich  zieht,  verschiedene  Momente  massgebend 
sind.  Wie  aus  den  an  Thieren  mit  gerinnungserregenden  Stoffen  ange- 
stellten Experimentaluntersuchungen  hervorgeht,  ist  für  die  Wirkung, 
die  man  erzielt,  einmal  die  Blutbeschaft'enheit  zur  Zeit  der  Injektion, 
andererseits  aber  ganz  besonders  die  Menge  der  betreffenden  Stoffe  mass- 
gebend. Nur  wenn  grössere  Quantitäten  auf  einmal  in  die  Blutbahn  gelan- 
gen, treten  ausgedehnte  Gerinnungen  ein,  während  geringe  Mengen,  selbst 
wenn  sie  in  kurzen  Pausen  mfundirt  werden,  im  Thierkörper  unschädlich 
gemacht  werden,  wobei  freilich  —  worüber  Untersuchungen  bis  jetzt  noch 
ausstehen  — ,  bestimmte  Organe,  und  zwar  vielleicht  die  mit  der  Aus- 
scheidung betrauten,  Leber  und  Nieren,  geschädigt  werden  könnten.  Es 
ist  demnach  denkbar,  dass,  um  auf  die  uns  hier  beschäftigende  Frage 


—    43  — 


zurückzukommen,  an  sich  gleichartige  Placentarveränderungen  (loch  von 
verschiedener  Wirkung  sein  können,  je  nach  der  Blutbeschaffenheit  der 
betreffenden  Graviden,  und  je  nachdem  die  infolge  der  Placentarerkran- 
kung  entstehenden  schädlichen  Stoffe  in  geringerer  oder  grösserer  Menge 
in  die  Blutbahn  gelangen.  Einer  experimentellen  Prüfung  ist  die  hier 
ausgesprochene  Vermutung  nicht  zugängig,  da  wir  keine  Mittel  kennen, 
Placentarerkrankungen  bei  Thieren  künstlich  zu  erzeugen.  Der  Zufall 
hat  mir  aber  eine  Beobachtung  in  die  Hand  gespielt,  welche  sich  jeden- 
falls zu  Gunsten  der  hier  ausgesprochenen  Vermutung  deuten  lässt. 

Am  21.  IX.  1891  meldete  mir  der  mit  der  Wartung  der  Versuchsthiere 
beauftragte  Diener,  dass  ein  trächtiges  Kaninchen  seit  dem  vorhergehenden 
Abend  von  heftigen,  anfallsweise  auftretenden  Krämpfen  befallen  sei. 
Bei  der  Besichtigung  des  Thicres  lag  dasselbe  schwer  atmend,  völlig 
reaktionslos  auf  der  Seite  und  zeigte  von  Zeit  zu  Zeit  die  heftigsten 
klonischen  Krämpfe,  welche  sich  in  Pausen  von  y4  bis  l/2  Stunden 
wiederholten  und  im  Laufe  des  Vormittags  den  Tod  herbeiführten.  Bei 
der  unmittelbar  p.  m.  vorgenommenen  Sektion  ergab  sich  ein  überaus 
überraschender  Befund,  welcher  bis  in  die  kleinsten  Details  mit  den  bei 
unseren  Eklampsiefällen  erhobenen  übereinstimmte.  Die  Leber  war  übersät 
von  zahlreichen,  Stecknadelkopf-  bis  linsengrossen,  teils  gelblichweiss, 
teils  dunkelrot  gefärbten,  scharf  umgrenzten  Herden,  welche  sowohl  auf 
der  Oberfläche,  als  auch  auf  der  Schnittfläche  des  Organs  deutlich  her- 
vortraten. Bei  der  mikroskopischen  Untersuchung  stellte  es  sich  heraus, 
dass  es  sich  teils  um  anämische,  teils  um  hämorrhagische  Nekrosen  han- 
delte, welche  in  der  Umgebung  des  interlobulären  Bindegewebes  lagen 
und  sich  an  thrombosirte  Interlobularvenen  anlehnten.  Die  Nieren 
waren  etwas  vergrössert,  succulent,  graugelblich  gefärbt  und  liessen 
in  der  verbreiterten,  stark  getrübten  Kinde  ganz  vereinzelte  Blutungen, 
sowie  feine  weisse,  opake  Streifen  erkennen.  In  der  rechten  Niere  fand 
sich  ein  kleiner,  blasser  Infarkt,  Bei  der  mikroskopischen  Untersuchung 
zeigte  sich  teils  eine  starke  Trübung,  teils  aber  eine  völlige  Nekrose 
des  Epithels  der  gewundenen  Kanälchen  und  der  Henle'schen  Schleifen: 
daneben  fand  sich  an  den  Epithelien  der  letzteren  eine  allerdings  nur 
wenig  ausgedehnte  Verkalkung;  in  den  Kanälchen  reichliche  Eiweiss- 
niederschläge  und  hyaline  Cylinder.  Die  Glomeruli  grösstenteils  intakt, 
nur  hie  und  da  eine  geringe  Epitlieldesquamation  und  hyaline  Thromben 
in  den  Schlingen.  In  den  Kapillaren  der  Rinde  ausgedehnte  Stasen  und 
spärliche  hyaline  Thromben;  in  den  kleineren  Arterien  ganz  vereinzelte 
teils  wandständige,  teils  obturirende  Plättchenthromben.  Die  Blutungen 
lagen  teils  im  interstitiellen  Gewebe,  teils  im  Lumen  der  Harnkanälchen. 

An  den  Lungen  zahlreiche  punktförmige  bis  erbsengrosse  Blutungen. 
Bei  der  mikroskopischen  rntersuchung  fanden  sich  zahlreiche  Kapillaren 
und  spärliche  Arterien  durch  hyaline  Thromben  verschlossen,  daneben, 
allerdings  äusserst  spärlich,  in  den  Kapillaren  Riesenzellen. 


—    44  — 


In  der  Rinde  und  den  Centralganglien  des  Gehirns,  welches  ziem- 
lich stark  ödematös  war,  spärliche  punktförmige  Blutungen,  welche  auf 
Thrombose  kleiner  Gelasse  zu  beziehen  waren. 

Milz  klein.   Pankreas  intakt. 

Im  Uterus  fanden  sich  G  Föten,  von  denen  3  frisch  abgestorben, 
die  übrigen  3  macerirt  waren.  Die  Placenta  der  letzteren  von  normaler 
Grösse,  aber  von  zahlreichen  gclbweissen,  stecknadelkopfgrossen  Herden 
durchsetzt .  welche  bei  der  mikroskopischen  Untersuchung  sich  als 
Nekrosen  erwiesen.  Leider  habe  ich  eine  mikroskopische  Untersuchung 
der  Föten  nicht  vornehmen  können,  da  dieselben  aus  Versehen  wegge- 
worfen worden  waren.  Aus  sämmtlichen  Organen  wurden  unmittelbar  nach 
der  Sektion  Kulturen  auf  Gelatine,  Agar  und  Blutserum  angelegt;  die- 
selben blieben  aber  vollständig  steril.  Auch  durch  die  mikroskopische 
l  ntersuchung  konnten  keine  Bakterien  in  den  inneren  Organen  nach- 
gewiesen werden. 

Der  in  diesem  Falle  beobachtete  Krankheitsverlauf  und  anatomische 
Befund  ist  genau  derselbe,  wie  wir  ihm  beider  menschlichen  Eklampsie 
begegnet  sind.  In  den  Handbüchern  der  Veterinärheilkunde  habe  ich 
allerdings  keine  Bemerkungen  über  das  Vorkommen  von  Eklampsie  bei 
Kaninchen  gefunden,  wohl  aber  wurde  mir  von  mehreren  Kaninchen- 
züchtern mitgeteilt,  dass  trächtige  Kaninchen  mitunter  am  Ende  der 
Schwangerschaft  unter  Krampfanfällen  zu  Grunde  gehen.  Wenn  nun 
auch  vielleicht  bei  einem  Teil  dieser  Thiere  die  Krampfanfälle  auf  die 
Einwirkung  von  Mikroorganismen  zu  beziehen  sind,  so  ist  doch  bei  einem 
anderen  nicht  ausgeschlossen,  dass  es  sich  dabei  um  einen  der  menschli- 
chen Eklampsie  analogen  Process  handelt.  Nach  meinem  Dafürhalten 
gehört  der  von  mir  beobachtete  Fall,  bei  dem  die  Einwirkung  von 
Mikroorganismen  ausgeschlossen  ist,  der  letztgenannten  Kategorie  an. 
In  hohem  Grade  interessant  ist  dieser  Fall  dadurch,  dass  sich  bei  ihm 
in  drei  Placenten  ausgedehnte  Veränderungen  und  in  der  Lunge  Placentar- 
zellenembolien  fanden,  welche  ich  bei  einem  anderen,  unmittelbar  nach 
beendigter  Geburt  getödteten  Kaninchen  nicht  habe  nachweisen  können. 
Jedenfalls  sprechen  diese  Befunde,  wenngleich  ich  dieser  bis  jetzt  ver- 
einzelt dastehenden  Beobachtung  keine  allzu  grosse  Bedeutung  zu- 
zumessen geneigt  bin,  zu  Gunsten  der  von  uns  betreffs  der  Pathogenese 
der  Eklampsie  ausgesprochenen  Hypothese  und,  da  nur  ganz  spärliche 
Placentarzellen  in  der  Lunge  gefunden  wurden,  besonders  für  die  Ver- 
mutung, dass  durch  einen  in  der  Placenta  infolge  krankhafter  Verän- 
derungen gebildeten  Stoff  die  von  uns  supponirte  Blutveränderung 
geschaffen  wird. 

Ob  diese  Vermutung  sich  aufrecht  erhalten  lassen  wird,  darüber 
werden  weitere  Untersuchungen  zu  entscheiden  haben,  das  meinen  Be- 
obachtungen zu  Grunde  liegende  Material  ist  zur  Entscheidung  dieser 
Frage  noch  zu  klein;   es  ergiebt  sich  aber  aus  unseren  Befunden  die 


—    45  — 


Forderung,  bei  Eklamptischen  den  Placenten  grössere  Beachtung  als 
bisher  zu  schenken.  Grundbedingung  freilich  zur  Erzielung  sicherer 
Resultate  wurde  ein  vollständigere  Kenntnis  der  Physiologie  und  Pa- 
thologie der  Placenta  sein. 

Die  von  uns  hier  in  betreff  der  Pathogenese  der  Eklampsie  ent- 
wickelte Iheorie  hat  jedenfalls  vor  allen  übrigen  bisher  aufgestellten 
Hypothesen  den  Vorzug,  dass  sie  alle  ■  anatomischen  Befunde  aus  einem 
Punkte  ableitet,  für  welchen  in  dem  Nachweis  der  Placentarzellenembolie 
eine  thatsächliche  Grundlage  gegeben  ist;  zweitens  aber,  dass  von  ihr  aus 
die  inneren  Beziehungen  zwischen  Eklampsie  und  Schwangerschaft  resp 
Entbindung  verständlich  werden.  In  bezug  auf  den  letzten  Punkt  möchte 
ich  noch  hervorheben,  dass  alle  diejenigen  Momente,  welche  stärkere 
Uteruskontraktionen  und  damit  eine  reichlichere  Durchströmiing  der 
Placenta  mit  Blut  auslösen  (Geburt,  psychische  Einwirkungen  u.  s.  w.), 
die  von  letzterer  ausgehenden  Blut  Veränderungen  begünstigen  müssen. 

Es  erhebt  sich  nun  endlich  noch  die  Frage:  Lassen  sich  die  durch 
die  klinischen  Beobachtungen  festgestellten  Thatsachen  betreffs  der  Ek- 
lampsie mit  unserer  Hypothese  in  Einklang  bringen?  Dass  der  klinische 
Symptomenkomplex  durch  die  von  uns  nachgewiesenen  Veränderungen 
völlig  seine  Erklärung  findet,  liegt  auf  der  Hand,  so  dass  ich  nicht  näher 
darauf  einzugehen  brauche.  Nur  betreffs  der  schweren  nervösen  Er- 
scheinungen möchte  ich  darauf  hinweisen,  dass  für  dieselben  nicht  allein 
die  am  Gehirn  selbst  nachgewiesenen  Läsionen,  welche  in  einigen  Fällen 
wenig  ausgedehnt  und  wenig  zahlreich  waren,  verantwortlich  gemacht  werden 
müssen;  nach  meinem  Dafürhalten  müssen  wir  zur  Erklärung  derselben 
noch  anderweitige  Momente  heranziehen.  Besonders  bedeutungsvoll  er- 
scheinen mir  in  dieser  Hinsicht  die  von  uns  nachgewiesenen  Nieren-  und 
Leberveränderungen;  denn  es  sind  infolge  derselben  Funktionsstörungen 
dieser  Organe  unausbleiblich,  welche  zur  Retention  von  schädlichen,  zur 
Ausscheidung  bestimmten  Stoffen  Veranlassung  geben,  die  ihrerseits  nicht 
gleichgültig  für  die  Funktion  eines  so  empfindlichen  Organs,  wie  es  das 
Gehirn  darstellt,  sein  werden.  Ferner  ist  aber  auch  zu  bedenken,  dass 
infolge  der  multiplen  Gefässverstopfungen  eine  arterielle  Anämie  ein- 
treten muss.  Von  besonderer  Bedeutung  sind  hier  die  in  den  Lungen- 
gefässen  gefundenen  Gerinnungen,  weil  sie  der  Entleerung  des  rechten 
Herzens  abnorme  Widerstände  entgegensetzen,  welche  stromaufwärts  eine 
bedeutende  Stauung,  wie  sie  uns  in  der  enormen  Füllung  der  grossen 
Unterleibsvenen  (venae  spermat.,  uterinae  u.  vena  cava)  bei  Eklamptischen 
vor  Augen  tritt,  stromabwärts  eine  hochgradige  Anämie  erzeugen  werden. 

Mit  der  von  uns  vertretenen  Hypothese  lassen  sich  endlich  die  durch 
die  klinische  Beobachtung  festgestellten  Erfahrungstatsachen  gut  in 

Einklang  bringen. 

Es  ist  schon  seit  längerer  Zeit  bekannt,  dass  besonders  diejenigen 
Frauen  zur  Eklampsie  disponirt  sind,  welche  während  der  Schwanger- 


46 


schaft  an  Albuminurie  gelitten  haben.  Diese  Thatsache  wird  uns  verständ- 
lich, wenn  wir  berücksichtigen,  dass,  wie  die  Untersuchungen  Fehling's4*), 
Wiedow's  und  anderer  Autoren  gezeigt  haben,  bei  Schwangerschafts- 
albuminurie  ausserordentlich  häufig  Placentarerkrankungen  gefunden 
werden,  in  welchen,  nach  dem  oben  Gesagten,  höchst  wahrscheinlich  die 
Quelle  der  von  uns  supponirten  Blutveränderung  zu  suchen  ist.  Man 
hat  weiterhin  beobachtet,  dass  Primiparc  häufiger  an  Eklampsie  er- 
kranken, als  Multipare.  Da  nun  durch  statistische  Untersuchungen  er- 
wiesen ist,  dass  Primipare  häufiger  an  Albuminurie  leiden  als  Mehr- 
gebärende,  so  dürfen  wir  mit  Zugrundelegung  der  oben  erwähnten 
Untersuchungen  Wiedow's  und  Fehling's,  ohne  die  Grenzen  erlaubter 
Hypothesen  zu  überschreiten,  die  Annahme  machen,  dass  bei  denselben 
auch  häufiger  Placentarerkrankungen  vorliegen  werden,  als  bei  Multi- 
paren.  Ferner  aber  müssen  wir  berücksichtigen,  dass  bei  Erstgebärenden 
die  Geburt  protrahirter  zu  verlaufen  pflegt,  als  bei  Multiparen,  wodurch, 
falls  Placentarerkrankungen  vorliegen,  Gelegenheit  gegeben  wird,  dass 
grosse  Quantitäten  der  die  Blutveränderung  bedingenden  Substanzen, 
seien  es  Zellen,  seien  es  gelöste  Stoffe,  in  die  mütterliche  Blutbahn  ge- 
langen können. 

Weiterhin  hat  die  Erfahrung  gelehrt,  dass  die  Eklampsie  in  der 
Mehrzahl  der  Fälle  sistirt,  sobald  die  Geburt  beendet  ist.  Auch  hierfür 
giebt  uns  unsere  Hypothese  eine  befriedigende  Erklärung:  mit  Beendigung 
der  Geburt  ist  dasjenige  Organ,  welches  wir  als  den  eigentlichen  Krank- 
heitsherd betrachten,  aus  dem  Körper  entfernt.  Der  Ausgang,  den  der 
Krankheitsprocess  schliesslich  nimmt,  ob  Genesung  oder  Exitus,  wird  le- 
diglich von  der  Ausdehnung  und  Lokalisation  der  anatomischen  Ver- 
änderungen und  diese  wieder  von  der  Menge  der  in  die  Blutbahn  ge- 
langten, gerinnungserregenden  Substanzen  abhängig  sein.  Bei  grossen 
Mengen  werden  sich  so  schwere  und  so  ausgedehnte  Veränderungen  ein- 
stellen, dass,  selbst  wenn  der  eigentliche  Krankheitsherd  entfernt  ist, 
damit  der  Fortbestand  des  Lebens  nicht  vereinbar  ist.  Bei  Fällen  aber, 
bei  denen  nur  geringe  Mengen  der  gerinnungserregenden  Substanz  in  die 
mütterliche  Blutbahn  gelangen  und  infolge  dessen  weniger  ausgedehnte 
Veränderungen  eintreten,  wird  Genesung  erfolgen  können,  zumal  die  Ge- 
rinnungen im  allgemeinen  einen  lockeren  Bau  zeigen  und  deshalb  bei 
kräftiger  Herzaktion  leicht  aufgelöst  werden  können.  Dass  thatsächlich  bei 
den  in  Genesung  ausgehenden  Fällen  die  gleichen  Veränderungen  vor- 
kommen, wie  bei  den  tödtlich  endenden  Eklampsien,  glaube  ich  aus  einer 
Beobachtung  schliessen  zu  dürfen,  wo  bei  einer  an  Typhus  abdominalis  ver- 
storbenen Frau,  die  nachweislich  drei  Jahre  vor  ihrem  Tode  eine  schwere 
Eklampsie  überstanden  hatte,  Residuen  eklamptischer  Leberveränderungen 
in  Form  feiner,  an  der  Oberfläche  und  auf  dem  Durchschnitt  hervor- 
tretender Narben,  sowie  feine  Infarktnarben  in  den  Nieren  und  circumscripte 
braungclbc  Pigmcntirungen  der  weichen  Hirnhäute  nachweisbar  waren. 


—    47  — 


Es  erhebt  sich  nun  endlich  noch  die  Frage:  Lassen  sich  die  erst 
im  Puerperium  ausbrechenden  Eklampsien  durch  die  von  uns  vertretene 
Hypothese  erklären? 

Ich  glaube,  auch  diese  Frage  bejahen  zu  können.  Es  ist  eine  be- 
kannte Thatsache,  dass  die  weitaus  grösstc  Mehrzahl  der  Puerperal- 
eklampsien  am  ersten  oder  zweiten  Tage  des  Wochenbetts  ausbricht. 
Hier  sind  zwei  Möglichkeiten  gegeben.  Einmal  können  Piacentarreste 
im  Uterus  zurückgeblieben  sein,  von  denen  aus,  seien  es  zellige  Bestand, 
teile,  seien  es  gelöste  Stoffe,  in  die  Blutbahn  eindringen  und  die  von  uns 
supponirte  Blutveränderung  herbeiführen.  Dass  thatsächlich  von  Piacentar- 
resten Bestandteile  in  die  mütterliche  Blutbahn  gelangen  können,  geht 
mit  absoluter  Sicherheit  aus  einem  der  von  mir  beobachteten  Eklampsie- 
fällc  (Nr.  16)  hervor.  Hier  hatten  die  eklamptischen  Anfälle  nach  der 
Geburt  sistirt,  und  die  betreffende  Frau  hatte  sich  bereits  wieder 
leidlich  erholt,  als  am  fünften  Tage  des  Wochenbettes  von  neuem 
Krämpfe  eintraten,  welchen  die  Frau  erlag.  Bei  der  Sektion  zeigten  sich 
neben  sicher  älteren  Veränderungen  in  der  Leber  ganz  frische  hämor- 
rhagische Herde,  ferner  fand  sich  im  Uterus  ein  fast  hühnereigrosser, 
der  Uteruswand  fest  anhaftender  Piacentarrest.  Bei  der  mikroskopischen 
Untersuchung  der  Lungen  konnten  nun  nicht  nur  in  den  Kapillaren, 
sondern  auch  in  grösseren,  nicht  thrombosirten  Arterienästen  gut  erhaltene 
placentare  Riesenzellen  nachgewiesen  werden.  Der  Umstand,  dass  diese 
Zellen  in  grösseren,  nicht  thrombosirten  Gefässen  gefunden  wurden, 
lässt  sich  nicht  anders  deuten,  als  dass  diese  Zellen  erst  kurz  vor  dem 
Tode  eingeschwemmt  worden  sind.  Es  sind  demnach  in  diesem  Falle 
sicherlich  erst  im  Puerperium  von  dem  Piacentarrest  Bestandteile  in  die 
Blutbahn  gelangt. 

Aber  selbst,  wenn  bei  anderen  Fällen  von  Puerperaleklampsie  Pia- 
centarreste sich  nicht  finden  lassen  sollten,  so  würde  damit  die  von  uns 
vertretene  Anschauung  nicht  hinfällig  werden;  denn  es  ist  ja  nicht  un- 
wahrscheinlich, dass  die  Symptome  der  Eklampsie  sich  nicht  unmittel- 
bar an  die  durch  die  Invasion  von  Placentarbestandteilen  bedingte  Blut- 
veränderuug,  besonders  wenn  jene  nicht  in  allzu  grosser  Menge  in  die 
Blutbahn  gelangen,  anzuschliessen  brauchen,  sondern  erst  infolge  der  be- 
schriebenen Organ  Veränderungen,  insbesondere  die  der  Leber  und  Nieren, 
auf  deren  Bedeutung  bezüglich  der  schweren  nervösen  Symptome  ich  be- 
reits oben  hingewiesen  habe,  auftreten.  Es  ist  demnach  möglich,  dass  ante 
partum  entstandene  Organläsionen  sich  erst  post  partum  klinisch  bemerk- 
bar machen.  Der  leichte  Verlauf,  den  für  gewöhnlich  die  Puerperal- 
eklampsien  nehmen,  würde  sowohl  unter  der  letzterwähnten  Annahme, 
als  auch  unter  der  Annahme  von  retinirten  Piacentarresten  verständlich 
werden,  da  es  sich  in  beiden  Fällen  um  das  Eindringen  von  geringen 
Mengen  der  schädlichen  Substanz  handelt. 

Was  nun  die  erst  mehrere  Tage,  ja  Wochen  nach  der  Entbindung 


—    48  - 


auftretenden  Eklampsien  anbetrifft,  so  gestehe  icli  offen,  dass  diese  durch 
die  von  mir  aufgestellte  Hypothese  nicht  erklärt  werden  können.  Ich 
möchte  aber  hier  die  Frage  aufwerfen,  ob  diese  Fälle  überhaupt  mit  den 
in  der  Schwangerschaft,  resp.  während  der  Geburt  und  kurz  nach  der- 
selben auftretenden  Kklampsien  auf  gleiche  Stufe  gestellt  werden  können, 
ja  ich  möchte  diese  Frage  noch  allgemeiner  fassen  und  fragen,  ob  die 
klinischen,  unter  der  Diagnose  Eklampsie  zusammengefassten  Krankheits- 
processe  ihrem  Wesen  nach  gleichartig  sind.  Dies  ist  sicherlich  nicht 
der  Fall,  denn  die  Eklampsie  ist  ein  rein  symptomatischer  Begriff,  unter 
dem  verschiedene  mit  Konvulsionen  einhergehende  Krankheitsprocesse 
zusammengefasst  werden.  Klinisch  werden  sich  bei  dem  jetzigen  Stande 
unseres  Wissens  diese  Krankheitsprocesse  nicht  auseinanderhalten  lassen, 
insbesondere  dürfte  es  schwer,  ja  in  vielen  Fällen  sogar  überhaupt  un- 
möglich sein,  urämische  Krämpfe,  welche  ganz  unzweifelhaft  Schwangere, 
Gebärende  und  Puerpere  ebenso  wie  andere  Individuen,  sobald  sie  an 
einer  Nierenerkrankung  leiden,  befallen  können,  von  nicht  urämischen, 
im  engeren  Sinne  eklamptischen  Krämpfen  zu  trennen.  Pathologisch- 
anatomisch  aber  ist  nach  meinem  Dafürhalten  durch  die  von  uns  und 
anderen  Autoren  gefundenen  Thatsachen  eine  Grundlage  geschaffen,  auf 
der  sich  eine  bestimmte  Anzahl  und  nach  meiner  Ansicht  sicher  die  Mehr- 
zahl der  Fälle  von  dem  grossen  allgemeinen  Krankheitsbild  abgrenzen 
lassen  wird.  Der  Zukunft  muss  es  vorbehalten  bleiben,  auch  klinisch 
bestimmte  Unterscheidungsmerkmale  zu  finden  und  aufzustellen. 


Bericht  über  die  beobachteten  Fälle. 


Das  den  vorstehenden  Untersuchungen  zu  Grunde  liegende  Material 
entstammt  mit  Ausnahme  von  zwei  Fällen  dem  hiesigen  Entbindungs- 
institut. Herrn  Prof.  Dr.  Zweifel  bin  ich  für  die  liebenswürdige 
Überlassung  der  Krankengeschichten  zu  grossem  Danke  verpflichtet.  Die 
Sektionen  wurden  fast  sämmtlich  von  mir  persönlich  ausgeführt. 

Bezüglich  der  mikroskopischen  Untersuchungen  möchte  ich  bemerken 
dass  dieselben  sowohl  an  frischen,  als  auch  an  gehärteten  Präparaten  an- 
gestellt wurden.  Als  Härtungs-  resp.  Fixirungsflüssigkeit  dienten  Alkohol- 
Müller'sche  Lösung,  Flemming'sches  Säuregemisch  und  Sublimat.  Be- 
sonders das  letztere  hat  mir  ausgezeichnete  Kesultate  geliefert,  denn  ge- 
rade an  den  mit  Sublimat  fixirten  Präparaten  traten  die  Plättchen-  und 
hyalinen  Thromben  in  grosser  Deutlichkeit  und  Klarheit  hervor.  Die 
mit  den  verschiedenen  Härtungs-  resp.  Fixirungsmitteln  behandelten 
Präparate  wurden  in  Paraffin  eingebettet.  Zur  Färbung  dienten  haupt- 
sächlich Hämatoxylin  und  Eosin,  doch  wurden  auch  andere  Färbemethoden 
(Carmin,  Saffranin,  Nigrosin  u.  s.  w.)  in  Anwendung  gebracht. 

Bei  der  bakteriologischen  Untersuchung  wurden,  soweit  angängig, 
aerobe  und  anaerobe  Kulturen  angelegt.  Als  Nährsubstrate  dienten 
Gelatine,  Agar  und  Blutserum  vom  Menschen  und  Hammel. 

Fall  I. 

Krankengeschichte.  Rothe,  Clara,  24  Jahre.  I-p.  Aufgen.  11.  Sept.  1889, 
gestorb  12  Sept.  Pat.  kommt  komatös  in  die  Anstalt;  sie  hat  zu  Hause  4  Anfalle 
gehabt.  Um  10  Uhr  Vormittags  0,03  Morph,  mur.  Schwitzbett,  Citronenliraonade. 
P  104.    Trachealrasseln.    Cyanose.    Keine  Ödeme. 

Rücken  des  Kindes  rechts.  Herztöne  sind  zu  hören.  Muttermund  5  cm. 
Blase  bis  in  die  Schamspalte  vorgetrieben.  Leitstelle  einen  Querfinger  über  der 
Spina  ischii.  Kleine  Fontanelle  rechts,  grosse  links.  Pfeilnaht  quer  Kopf  be- 
weglich. 9  Uhr  11  Min.  Blasensprung.  Sofort  stellt  sich  der  Kopf  fest  em. 
Um  12  Uhr  30  Min.  Anfall,  ebenso  1  Uhr  40  Min.  Spontane  Geburt  in  11. 
Schädellage;  beim  Durchschneiden  der  letzte  Anfall,  so  dass  der  Kopf er»eb" 
licher  Kraft  vorgeschoben  wird.  Dammriss  1-2«  Drei  ^dennähte  dm 
Catgutnähte  wegen  starker  Blutung,  welche  auch  nach  A™to^«^^ 
und  gut  kontrahirtem  Uterus  fortdauert  und  nicht  dem  Uterus ^  ^tamni  . 
Quelle  der  Blutung  nicht  aufzufinden.    Tamponade  der  Vagina  durch  Jodoform, 

Schmorl,  Eklampsie. 


-    50  — 


gaze.  Hämatom  der  linken  Labie.  Urin  vor  und  nach  der  Geburt  durch  Ka- 
theter entleert,  von  pflaumenbrühartiger  Farbe,  stark  eiweisshaltig,  enthalt  rote 
und  weisse  Blutkörperchen  und  Epithelcylinder.  Kind  asphyktisch,  erholt  sich 
allmählioh,  schreit  nur  schwach. 

Temp  p.  p.  37,  4°;  P.  100.  Patientin  nach  der  Geburt  weiter  komatös, 
um  6  Uhr  10  Min.  und  8  Uhr  45  Min.  wiederholen  sich  die  Anfälle  Temn 
39";  P.  150. 

Den  12.  IX.    Um  12  Uhr  30  Min.  Vorm.  Morph.  0,  02.  Temp.  38,5°. 

2    „    30    „  „     39;      P.  150. 

9        —  „     38,4;   P.  160. 

Transfusion  von  600    ccm  Kochsalzlösung.     Nach  der  Operation  Puls 
voller,  128;  Temp.  37,9.    Mittags  werden  mittelst  Katheters  250  ccm  Urin  der 
oben  erwähnten  Beschaffenheit  entleert.    Koma  dauert  fort. 
6  Uhr  45  Min.  Nachmittags  Exitus  letalis. 

Sektionsprotokoll.  Mittelgrosse,  gracil  gebaute  Frau  von  leidlichem 
Ernährungszustand.  Die  Hautfarbe  im  allgemeinen  gelblichweiss ,  im  Gesicht 
deutlich  ikterisch.  Die  Sclerae  gelb  gefärbt.  Am  Abdomen  reichliche  frische 
Striae  und  vereinzelte  subcutane,  punktförmige  Ekchymosen.  Die  linke  grosse 
Schamlippe  ist  hochgradig  geschwollen,  blauschwarz  gefärbt.  An  den  unteren 
Extremitäten  keine  Ödeme. 

Kopfhöhle.  Die  weichen  Schädeldecken  blutreich  und  von  zahlreichen 
punktförmigen  Hämorrhagien  durchsetzt;  ebenso  das  Periost.  Diploe  sehr  blut- 
reich.  An  der  Tabula  vitrea  ausgedehntes  Schwangerschaftsosteophyt. 

Im  Sinus  longitudinalis  superior  dunkles  flüssiges  Blut;  die  Dura  straff 
gespannt,  die  Pia  an  der  Convexität  sehr  stark  injicirt;  die  Venen  prall  mit 
dunkelrotem  flüssigen  Blut  gefüllt;  hie  und  da  bemerkt  man  vereinzelte  punkt- 
bis  linsengrosse  Blutungen  unter  der  Arachnoidea.  Die  Gyri  sind  stark  abge- 
plattet. Die  Gehirnsubstanz  von  fester  Konsistenz.  Das  weisse  Marklager 
feucht,  glänzend  und  blutreich.  Die  Binde  grauviolett  gefärbt,  im  Bereiche  des 
Stirnhirns  und  der  Centraiwindungen  vereinzelte  punktförmige  Blutungen.  Die 
Centralganglien  auf  der  Schnittfläche  fleckig  gerötet,  ebenso  Pons  und  Medulla 
oblongata. 

Brusthöhle.  Zwerchfellstand  rechts  in  dem  3.  Intercostalraum,  links  an  der 
4.  Rippe.  Die  Lungen  sinken  gut  zurück,  Pleurahöhlen  leer.  Im  Gewebe  des  vorderen 
Mediastinums  zahlreiche,  bis  linsengrosse  Blutungen.  Thymusdrüse  fast  noch  in 
ganzer  Ausdehnung  erhalten.  Im  Herzbeutel  eine  geringe  Menge  schwach  blutig 
gefärbter  Flüssigkeit. 

Das  Herz  von  normaler  Grösse,  lässt  an  der  Oberfläche  zahlreiche  sub- 
pericardiale  Ekchymosen  erkennen.  Pericard  glatt  und  spiegelnd.  Beide  Ven- 
trikel kontrahirt  und  mit  spärlichen  Mengen  dunkelroten,  dünnflüssigen  Blutes 
erfüllt.  Die  Muskulatur  sehr  stark  getrübt,  verwaschen  graurot  gefärbt,  hie 
und  da  von  gelben  Flecken  und  Streifen  durchsetzt;  in  der  Muskulatur  des 
linken  Ventrikels  vereinzelte  Blutungen.  An  den  freien  Bändern  der  Mitral- 
klappe ziemlich  zahlreiche  Stecknadelkopf-  bis  erbsengrosse  verrucöse  Excres- 
cenzen  von  gelblichweisser  Farbe  und  fester  Konsistenz.    Aortenklappen  intakt. 

Die  Lungen  nirgends  verwachsen.  Pleura  glatt  und  spiegelnd.  An  den 
hinteren  Partieen  zahlreiche  Ekchymosen.  Der  linke  Oberlappen,  sowie  die  ganze 
rechte  Lunge  überall  gut  lufthaltig,  auf  der  Schnittfläche  sehr  blutreich,  hie  und  da 
von  frischen  taubeneigrossen  Blutungen  durchsetzt.  Der  linke  Unterlappen  völlig 
luftleer,  von  derber,  fester  Konsistenz,  sehr  voluminös.  Die  Schnittfläche  tiefrot 
gefärbt,  fein  granulirt,  lässt  trübe,  graurote  Flüssigkeit  abstreifen;  an  der 
Basis  finden  sich  in  den  infiltrirten  Lappen  vereinzelte  bis  kirsrhgrosse,  gelbe, 


—    51  — 


weiche,  zerfliessliche  Herde.  Die  Bronchialscbleimhaut  mit  zähem,  eitrigem 
Schleim  belegt,  geschwollen  und  stellenweise  blutig  suffundirt  Blt"gem 

Tn  ^v^LT6^  G-nm^  6tWf  ödematÖ8/ ebenso  die  aryepiglottischen  Falten. 
Li  dei  rechten  Tonsille  ein  erbsengrosser,  von  der  Umgebung  durch  eine  fibröse 
Schuht  abgekapselter  Abscess.    In  Kehlkopf  und  Trachea  feinblasiger  Schleim. 

Bauchhohle.  In  der  Bauchhöhle  kein  freier  Inhalt.  Der  Uteras  über 
kmdskopfgross,  füllt  die  Höhle  des  kleinen  Beckens  völlig  aus  Unter  seiner 
Serosa  ausgedehnte  Hämorrhagien. 

Die  Milz  nur  wenig  vergrössert,  von  ziemlich  fester  Konsistenz  Die 
Oberfläche  glatt,  dunkelrot  gefärbt.  Die  Pulpa  ziemlich  blutreich,  fest.  Follikel 
undeutlich.    Am  unteren  Pol  ein  kleiner  hämorrhagischer  Infarkt. 

Die  Nebennieren  zeigen  keine  Abnormitäten. 

Die  linke  Niere  vergrössert,  von  fester  Konsistenz.  Die  Kapsel  leicht  ab- 
ziehbar. Die  Oberfläche  glatt,  graugelblich  gefärbt,  lässt  zahlreiche  punktförmige 
Blutungen  erkennen.  Rinde  etwas  verbreitert,  stark  feucht  glänzend,  grau- 
gelblich gefärbt,  intensiv  getrübt.  Die  Marksubstanz  zeigt  fleckweise  Trübung, 
ist  blutreich.  Sowohl  in  der  Rinde,  als  auch  im  Mark  vereinzelte  Blutungen! 
Die  Schleimhaut  des  Nierenbeckens,  welches  weder  rechts  noch  links  erweitert 
ist,  von  zahlreichen  Blutungen  durchsetzt.  Die  Ureteren  eng.  In  der  rechten 
Niere,  welche  im  allgemeinen  dasselbe  Verhalten  wie  die  linke  zeigt,  vereinzelte 
kleine  Infarkte. 

In  der  Harnblase  eine  geringe  Menge  trüben,  stark  hämorrhagischen  Urins. 
Schleimhaut  blassgelblich  gefärbt. 

Die  Scheide  sehr  weit,  ihre  Schleimhaut,  die  von  ausgedehnten  Hämor- 
rhagien durchsetzt  ist,  weist  sowohl  an  der  hinteren  als  an  der  vorderen  Wand 
oberflächliche  Risse  auf.  Cervix  ist  stark  zerfetzt  und  blutig  suffundirt.  Der 
Uterus  fest  kontrahirt,  die  Muskulatur  von  guter  Konsistenz,  rötlichweiss  gefärbt. 
Im  Fundus  die  Placentarstelle,  der  entsprechend  zahlreiche  Venen  der  Uterus- 
wand thrombosirt.  Die  Uterushöhle  ist  mit  zahlreichen,  teils  gelblichroten,  teils 
dunkelroten  Gerinnseln  ausgekleidet;  nirgends  Eiterung.  Die  Tuben  am  abdo- 
minalen Ende  etwas  gerötet.    Im  rechten  Ovarium  ein  Corpus  luteum  verum. 

Die  Leber  ist  kleiner  als  normal,  von  fester  Konsistenz.  Auf  ihrer  Ober- 
fläche und  Schnittfläche  zeigt  sie  ein  ausserordentlich  buntes  Bild;  man  bemerkt 
nämlich  in  dem  im  allgemeinen  braungelb  gefärbten  Lebergewebe,  welches  eine 
deutliche  acinöse  Struktur  erkennen  lässt,  einesteils  ziemlich  ausgedehnte,  un- 
regelmässig begrenzte  Hämorrhagien,  anderenteils  aber  zahlreiche  linsen-  bis 
kirschgrosse,  verwaschen  gelbweiss  gefärbte  Flecken  und  Streifen.  Letztere, 
welche  meist  völlig  homogen  erscheinen,  liegen  an  der  Oberfläche,  besonders  in  der 
Nähe  des  Lig.  Suspensorium  und  Lig.  coronarium;  auf  der  Schnittfläche  erscheinen 
sie  ziemlich  gleichraässig  auf  das  ganze  Leberparenchym  verteilt;  sie  sind  sämmt- 
lich  sehr  scharf  durch  einen  feinen  dunkelroten  Saum  von  der  Umgebung  abge- 
setzt, sind  auffallend  trocken  und  sinken  unter  das  Niveau  der  Schnittfläche 
zurück. 

In  zahlreichen  grösseren  Gallengängen  findet  sich  flüssiges  Blut;  Gallen- 
gang durchgängig. 

Magenschleimhaut  graurot  gefärbt,  geschwollen.  An  der  kleinen  Kurvatur 
kleine  Blutungen  und  hämorrhagische  Erosionen. 

In  der  Dünn-  und  Dickdarmschleimhaut  kleinste  Blutungen. 

Bakteriologische  Untersuchungen.  Aus  dem  Unken  Unterlappen  der 
Lunge  Streptokokken-  und  Staphylokokkenkulturen.  Die  aus  der  Leber,  dem 
Gehirn  und  den  Nieren  angelegten  Platten  bleiben  steril.  Auch  m  mikro- 
skopischen Schnitten  keine  Mikroorganismen  nachweisbar. 


—    52  — 


Mikroskopischer  Befund.  Leber.  &)  Frisches  Präparat:  Im  Bereiche 
der  opaken  gelbweissen  Herde  ist  keine  deutliche  Leberstruktur  mehr  zu  er- 
kennen, nur  trübe  Massen,  die  sicli  bei  Zusatz  von  Essigsäure  aufhellen.  Jetzt 
bemerkt  man  auch  vereinzelte  Leberzellen,  welche  aber  kernlos  erscheinen.  In 
der  Nachbarschaft  der  Herde  die  Leberzellen  getrübt,  aber  ohne  Fett,  da  in 
Osmiumpräparaten  keine  Schwärzung. 

b)  Gehärtetes  Präparat  (Alkohol  und  Müller'sche  Lösung.):  An  feinen, 
mit  Hämatoxylin  und  Eosin  gefärbten  Schnitten,  welche  durch  grössere  gelbweisse 
Herde  gelegt  wurden,  fallen  schon  bei  der  Betrachtung  ohne  Mikroskop  im  durch- 
fallenden Lichte  mehr  oder  minder  grosse,  hellrosa  gefärbte  Flecken  und  Streifen 
auf,  welche  sich  scharf  von  dem  übrigen  blaurot  gefärbten  Gewebe  abheben. 
Bei  der  mikroskopischen  Untersuchung  zeigen  die  hellrot  gefärbten,  den  opaken 
gelbweissen  Herden  entsprechenden  Stellen  ein  etwas  verschiedenes  Aussehen, 
welches  nach  meiner  Ansicht  von  dem  verschiedenen  Alter  derselben  abhängig 
ist.  In  denjenigen,  welche  ich  als  jüngste  anspreche,  ist  die  Struktur  des 
\>  Lebergewebes  noch  gut  erhalten,  die  Leberzellenbalken  sind  im  allgemeinen 

gut  von  den  Gefässen  zu  unterscheiden,  aber  die  Leberzellen  unterscheiden  sich 
in  ihrer  Färbung  sehr  wesentlich  von  den  normalen  Zellen.  Während  letztere 
bläulichrot  gefärbt  sind,  erscheinen  erstere  hellrosa  gefärbt  und  ihr  Protoplasma 
zeigt  eine  eigentümlich  feinkörnige  oder  feinfädige  Beschaffenheit,  mitunter 
einen  starren  Glanz ;  die  Konturen  sind  wenig  scharf,  wie  ausgenagt,  mitunter 
sind  benachbarte  Leberzellen  konfluirt.  Die  Kerne  dieser  Leberzellen  sind  ausser- 
ordentlich blass  gefärbt,  häufig  überhaupt  nicht  mehr  färbbar,  aber  noch  nicht 
völlig  geschwunden;  denn  man  erkennt  noch  deutlich  die  blassblau  gefärbte 
Kernmembran,  es  ist  nur  das  Chromatinnetz  sammt  den  Nukleolen  geschwunden. 
Die  Kerne  der  Kupfer'schen  Sternzellen  und  der  Gefässendothelien  sind  gut  er- 
halten und  gut  färbbar.  Die  Kapillarwand  häufig  etwas  verdickt,  stark  glänzend, 
leuchtend  rot  gefärbt,  das  Kapillarlumen  teils  leer,  teils  mit  homogenen,  teils 
feinstreifigen  und  scholligen  glänzenden  Massen  erfüllt,  ohne  Beimischung  von 
Leukocyten.  Die  Thromben  setzen  sich  in  die  interlobulären  Venen  fort,  welche 
sie  völlig  verlegen. 

In  den  etwas  älteren  Herden  ist  die  Leberstruktur  ebenfalls  leidlich  gut 
erhalten,  aber  hier  sind  in  den  Leberzellen  Kerne  überhaupt  nicht  mehr  nach- 
weisbar; das  Protoplasma  rosa  gefärbt  und  hie  und  da  von  Vakuolen  durchsetzt. 
Diese  Vakuolen  können  nicht  als  durch  Alkohol  ausgezogenes  Fett  gedeutet 
werden,  da  in  Osmiumpräparaten  keine  schwarze  Färbung  an  denselben  hervor- 
k  tritt;  ich  bin  geneigt,  sie  als  Ausdruck  einer  hydropischen  Degeneration  anzu- 

sehen. Die  Kerne  der  Endothelien  nur  noch  ganz  schwach  färbbar.  Die  Kapillar- 
wände hyalin,  sonst  wie  oben.  Zwischen  den  Leberzellen,  welche  teilweise  von 
den  Kapillarwänden  durch  feine  Spalten  getrennt  sind,  ein  feinfädiges  Netzwerk, 
welches  nach  der  Weigert'schen  Färbung  Fibrinreaktion  giebt.  Die  Herde  sind 
scharf  gegen  die  Umgebung  abgesetzt,  derart,  dass  nekrotische  Leberzellen  un- 
mittelbar neben  gut  erhaltenen  liegen;  die  Kapillaren  in  der  Umgebung  teils 
leer,  teils  aber  prall  gefüllt,  mitunter  in  ihnen  Stase. 

In  den  ältesten  Herden  ist  die  Leberstruktur  nicht  mehr  zu  erkennen,  es 
findet  sich  nur  noch  eine  homogene,  teils  trübe,  teils  mattglänzende  Masse,  in 
welcher  feinste  Chromatinkörner  von  unregelmässiger  Form  und  Grösse  einge- 
streut sind  (Kerndetritus).  An  der  Peripherie  mancher  Herde  Ansammlung  von 
Rundzellen,  welche  mitunter  tief  in  das  Centrum  hineinreicht. 

Die  eben  beschriebenen  Herde  liegen,  wenn  sie  noch  wenig  umfänglich 
sind,  stets  in  der  unmittelbaren  Nähe  des  periportalen  Bindegewebes,  betreffen 
also  die  Peripherie  der  Acini.    Grössere  greifen,  oft  tief  in  das  Centrum  der 


—   53  - 


letztereu  hinein  uud  unilassen  oft  mehrere  Gruppen  benachbarter  Drüsenläppchen. 
Häufig  hegt  zwischen  dem  nekrotischen  Herd  und  dem  periportalen  Gewebe  eine 
Reihe  gut  erhaltener  Leberzellen. 

Neben  diesen  anämischen  Nekrosen  finden  sich  auch,  allerdings  wenig  zahl- 
reich, hämorrhagische  Herde,  welche  ebenfalls  in  der  Nachbarschaft  des  peripor- 
talen Bindegewebes  liegen.  Hier  finden  sich  gut  mit  Eosin  färbbare  rote  Blut- 
körperchen, teils  zwischen  der  Kapillarwaud  und  den  Leberzellenbalken,  teils 
zwischen  den  einzelnen  Leberzellen;  häufig  auch  ein  feines  Fibrinnetz.  Die 
Leberzellen  sind  meist  blass  gefärbt;  die  Kerne  entweder  gar  nicht  oder  nur  schlecht 
färbbar.  Die  Blutung  greift  fast  stets  auf  das  periportale  Bindegewebe  über 
welches  dicht  mit  roten  Blutkörperchen  infiltrirt  ist.  Die  im  periportalen  Ge- 
webe verlaufenden  Arterienäste  sind  meist  leer,  nur  hie  und  da  prall  gefüllt, 
aber  nicht  thrombosirt. 

Die  Interlobularvenen  aber  und  die  aus  ihnen  hervorgehenden  Kapillaren 
sind  nicht  nur  im  Bereich  der  nekrotischen  Herde,  sondern  häufig  auch  an  Stellen, 
an  denen  Nekrosen  noch  völlig  fehlen,  durch  Thromben  verschlossen,  welche  teils 
ein  homogenes,  glänzendes  Aussehen  darbieten  und  sich  mit  Eosin  leuchtend 
rot  färben  (hyaline  Thromben),  teils  feiner  oder  gröber  gestreift  sind,  mitunter 
auch  aus  feinkörnigem  Material  bestehen,  welches  bei  Färbung  mit  Eosin  rosa, 
mit  Nigrosin  schwärzlichblau  erscheint  (Blutplättchenthromben).  Die  Wände  der 
genannten  Gefässe  häufig  hyalin  degenerirt.  In  etwas  grösseren  Pfortaderästen  nur 
selten  obturirende,  fibrinöse  Thromben,  häufiger  waudstäudige  Plättchenthrombeu. 

Die  feinen  Gallengänge  prall  gefüllt,  besonders  in  der  Umgebung  der  nekro- 
tischen Herde;  da,  wo  Blutungen  vorhanden  sind,  mitunter  rote  Blutkörperchen 
im  Lumen  der  Kanälchen.  In  den  Gallenkapillaren  in  der  Nachbarschaft  der 
Herde  Gallenthromben. 

Das  übrige  Lebergewebe  blutreich,  die  Leberzellen  nur  wenig  verfettet. 
In  einigen  Centraivenen  und  spärlichen  grösseren  Lebervenen  vereinzelte  isolirt 
liegende  Leberzellen. 

Nieren,  a)  Frische  Präparate:  Bei  Untersuchung  von  frischen  Schnitten  eine 
sehr  starke  Trübung  der  Epithelien  der  Glomeruli  und  gewundenen  Harnkanälchen, 
welche  auf  Zusatz  von  Essigsäure  grösstenteils  verschwindet.  Dabei  die  Epithelien 
geschwollen;  die  Kapillaren  der  Rinde  prall  gefüllt.  An  Osmiumpräparaten  keine 
wesentliche  Verfettung. 

b)  In  Alkohol  und  Müller'scher  Lösung  gehärtete  Präparate:  Die  Glomeruli 
in  der  Mehrzahl  intakt,  mit  Ausnahme  eines  in  Koch-  und  Alkoholpräparaten 
deutlich  hervortretenden  feinkörnigen  Eiweissniederschlages  im  Kapselhohlraum.  An 
anderen  Glomeruli  findet  sich  eine  Desquamation  des  Schlingen-  und  Kapsel- 
epithels, jedoch  nur  mässigen  Grades.  Die  Schlingen  prall  mit  Blut  gefüllt,  hie 
und  da  hyaline  Degeneration.  Das  Epithel  der  gewundenen  Kanälchen,  vielfach 
kernlos,  gequollen,  die  dem  Lumen  zugekehrte  Seite  wie.  ausgenagt.  In  den 
Henle'schen  Schleifen  feinkörnige  Eiweissniederschläge.  Die  Epithelien  meist  gut 
erhalten,  die  Kerne  gut  färbbar,  nur  hie  und  da  vereinzelte  kernlose  Epithelien. 

In  den  Sammelröhren  hyaline  Cylinder  und  spärliche  rote  Blutkörperchen. 
Die  Epithelien  hie  und  da  feinkörniges  gelbes  Pigment  enthaltend,  welches  mit- 
unter auch  den  Cylindern  anklebt.  Die  intertubulären  Kapillaren  der  Rinde  teils 
völlig  leer,  herdweise  aber  prall  gefüllt;  in  zahlreichen  Kapillaren  Stase.  Die 
grösseren  Arterien  leer,  in  vereinzelten  kleineren  wandständige  Plättchenthromben. 
Die  Venen  des  Marks  mässig  gefüllt,  hie  und  da  spärliche  Thromben. 

Lunqen.  Im  Bereich  der  schon  makroskopisch  erkennbaren  Blutungen  die 
Alveolen  prall  mit  Blut  gefüllt;  in  den  Kapillaren  Stase  und  hyaline  Thromben. 
In  den  grösseren,  zu  den  blutig  infiltrirten  Teilen  führenden  Arterien  Thromben, 


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die  teils  wandständig,  teils  total  pbturirend  sind  und  sich  teils  aus  Blutplättchen, 
teils  aus  Fibrinfäden  aufbauen,  in  deren  Maschwerk  rote  und  spärliche  weisse 
Blutkörperchen  liegen.  Die  Thromben  sind  nicht  nur  auf  die  Blutungen  beschränkt, 
sondern  finden  sich  auch  an  Stellen,  wo  die  Alveolen  intakt  sind.  In  den  kleinereu 
Lungenvenen  nur  hie  und  da  wandständige  Plättchenthromben. 

Im  linken  Unterlappen  fibrinös-eitrige  Pneumonie. 

In  zahlreichen  Kapillaren  beider  Lungen  grosse  ovale  und  runde  Zellen, 
welche  das  Lumen  teils  prall  ausfüllen,  teils  durch  einen  schmalen,  von  roh-n 
Blutkörperchen  erfüllten  Spalt  von  der  Wand  getrennt  sind.  Sie  enthalten  sehr 
zahlreiche,  tief  dunkelblau  gefärbte,  runde  Kerne,  in  denen  reichliche  runde  Nu- 
kleolen  erkennbar  sind.  In  den  Arterien  und  Venen  keine  derartigen  Zellen.  Dagegen 
in  den  Arterien  vereinzelte  kubische  und  polygonale  Zellen,  welche  ihrem  mor- 
phologischen Charakter  nach  als  Leberzellen  angesprochen  werden  müssen,  zumal 
einige  von  ihnen  gelbes  Pigment  enthalten. 

Gehirn.  In  den  Hirnhäuten  zahlreiche  kleine  Blutungen;  die  Arterien  leer, 
die  Venen  prall  gefüllt,  in  vereinzelten  gemischte  Thromben;  in  den  Kapillaren 
vielfach  Stase.  Die  Blutungen  in  der  Hirnsubstanz  überall  scharf  umgrenzt,  in 
ihrem  Bereich  keine  Zertrümmerung  des  Gewebes,  letzteres  ist  vielmehr  gleieh- 
niässig  von  teils  gut  erhaltenen,  teils  etwas  abgeblassten  roten  Blutkörperchen 
durchsetzt.  Die  Blutungen  liegen  um  strotzend  gefüllte  Kapillaren,  häufig  sind 
letztere  durch  hyaline  Thromben  verschlossen,  ihre  Wand  hyalin  degenerirt. 
Die  grösseren  Hämorrhagien  sind  um  kleinere  Venen  gelagert,  welche  ebenfalls 
strotzend  gefüllt  sind.  Verfolgt  man  in  Serienschnitten  diese  kleinen  Venen,  so 
sieht  man,  dass  sie  in  grössere  Venen  einmünden,  welche  durch  Thromben  ver- 
si  blossen  sind.  Die  Thromben  bestehen  teils  aus  homogenen  oder  feinstreifigen 
Massen,  in  denen  spärliche  geschrumpfte  Kerne  eingeschlossen  sind,  teils  aus  ge- 
schichteten roten  und  weissen  Blutkörperchen,  welche  durch  ein  feinfädiges 
Fibrinnetz  zusammengehalten  werden. 

Die  Thromben  in  den  Kapillaren  beschränken  sich  aber  nicht  auf  die 
Stellen,  wo  Blutungen  vorhanden  sind,  sondern  werden  auch  an  Stellen  gefunden, 
wo  noch  keine  Veränderungen  an  der  Gehirnsubstanz  nachweisbar  sind;  allerdings 
bemerkt  man,  dass  hie  und  da  in  der  Umgebung  der  Kapillaren  die  anliegende 
Gehirnsubstanz  einen  eigentümlichen,  starren  Glanz  darbietet  und  sich  mit  Eosin 
leuchtend  rot  färbt. 

Im  linken  Nncleus  caudatus  mehrere  kleine,  erst  mikroskopisch  nachweisbare 
Erweichungsherde,  in  deren  Bereich  die  Kapillaren  durch  hyaline  Thromben  ge- 
schlossen sind. 

Pankreas  normal. 

Herx.  Starke  Trübung  der  Muskelfasern,  welche  nur  teilweise  auf  Essig- 
säurezusatz verschwindet.  Hie  und  da  vereinzelte  Blutungen,  in  deren  Bereich  die 
Muskelfasern  gequollen  und  hyalin  erscheinen,  Kerne  überall  gut  färbbar.  Die 
Arterien  leer,  die  Kapillaren  und  Venen  prall  gefüllt. 

Uterus  nicht  untersucht. 

Fall  II. 

Krankengeschichte.  Hartenbaeh,  Wirtschafterin.  23  Jahre.  Aufgen. 
12./XL,  gestorb.  13./XI.  89.  In  der  Behausung  im  Laufe  des  Tages  10  Anfälle.  Beim 
Eintritt  in  die  Klinik  absolutes  Koma.  Ödem  der  unteren  Extremitäten.  Cyanose 
des  Gesichts.  Stertoröses  Atmen  mit  beginnendem  Lungenödem.  Harn  stark  eiweiss- 
haltig.  Kind  in  I.  Schädellage,  abgestorben.  Wehen  mässig  kräftig.  Muttermund 
für  3  Finger  durchgängig.  Blase  steht.  Kopf  im  Beckeneingang. 


-    55  — 


»»  der  Ans talt ,  4  Anfälle.    Die  Wehen  jetzt  kräftiger.    1  Uhr  80  Min 

d^Zw^aSt      f°rtSChreitet  "nd  der  Exitus  bevorsteht,  2  Uhr  30  Min. 

ir^S?*'  W- ^  *?ü  Aierla"S  ^eschritten»  370  g  Blut  abgelassen  und  400  g 
wÄ8^^^  Der  ^zwischen  flatternd  gewordene  Puls  hebt  sich  auf 
kurze  Zeit  wieder,  wird  aber  bald  wieder  schlechter.  Am  13 /XI  erfotet  unter 
Erscheinungen  von  Lungenödem  und  Herzschwäche  der  Exitus 
ISA»  SektioQsbeHcht:  Grosser,  gut  genährter  weiblicher' Leichnam;  keine 
Ödeme  Haut  blass,  Gesicht  cyanotisch.  An  den  Brüsten,  sowie  am  Abdomen 
frische  Schwangerschaftsnarben.  Fettpolster  gut  entwickelt,  ebenso  die  Muskulatur- 
letztere  braunrot,  feucht.  ' 

KopjhÖhle.  Weiche  Schädeldecken  blutreich.  Das  knöcherne  Schädeldacli 
symmetrisch,  mesocephal.  Aussenfläche  glatt,  gelbweiss,  Periost  gut  abziehbar 
Diploe  sehr  blutreich.  An  der  Tabula  vitrea  sehr  ausgedehnte  Osteophytenbildung 

Sinus  longitudinalis  superior  prall  mit  dunkelrotem,  flüssigem  Blute  gefüllt! 
Dura  mater  sehr  stark  gespannt,  Innenfläche  glatt  und  spiegelnd,  die  weichen 
Hirnhäute  glatt  und  zart,  ausserordentlich  blutreich.  Links,  entsprechend  der 
Centraiwindung,  eine  streifenförmige,  2  cm  lange  und  1  cm  breite  Blutung 
im  subarachnoidealen  Gewebe.  Die  Hirnwindungen  stark  abgeplattet.  An  der 
Hirnbasis  die  weichen  Häute  ebenfalls  sehr  blutreich.  Die  Gefässe  zart,  ziemlich 
eng.  Die  Seitenventrikel  leer,  das  Ependym  glatt,  am  vorderen  Pol  des  linken 
Nucleus  caudatus  eine  linsengrosse  Blutung.  Das  weisse  Marklager  lässt  auf  der 
Schnittfläche  zahlreiche,  abspülbare  Blutpunkte  erkennen,  die  Rinde  stark  vor- 
quellend, bläulichgrau  gefärbt.  Centralganglien  fleckig  gerötet. 

Kleinhirn,  Brücke  und  verlängertes  Mark  blutreich.  Sinus  an  der  Schädel- 
basis mit  dunkelrotem,  flüssigem  Blute  erfüllt. 

Brusthöhle.  Zwerchfellstand  links  an  der  4.,  rechts  an  der  3.  Rippe. 
Thymus  noch  in  ganzer  Ausdehnung  erhalten,  sehr  blutreich.  In  den  abhängigen 
Teilen  beider  Pleurahöhlen  circa  1  Wasserglas  voll  hämorrhagisch  gefärbter 
Flüssigkeit.  Die  Lungen  sinken  gut  zurück. 

Herzbeutel  leer,  beide  Blätter  glatt  und  spiegelnd;  vereinzelte  subperikardiale 
Blutungen. 

Das  Herz  stark  kontrahirt.  Im  rechten  Vorhof  und  Ventrikel  spärliche 
speckhäutige  Gerinnsel,  im  linken  eine  geringe  Menge  dunkelroten,  flüssigen  Blutes. 
Der  rechte  Ventrikel  nicht  erweitert.  Muskulatur  kräftig,  braunrot.  Klappen  intakt. 
Die  Höhle  des  linken  Ventrikels  eng,  die  Muskulatur  im  allgemeinen  kräftig, 
braunrot  gefärbt,  nur  einzelne  Stellen  des  Septum  ventricul.  sind  stark  getrübt, 
blasser  und  weicher  als  die  Umgebung.  Klappen  und  Coronargefässe  normal. 

Die  Lungen  sehr  voluminös.  Die  vorderen  und  oberen  Partien  hellgraurot 
gefärbt,  die  unteren  und  hintereu  tief  dunkelrot;  erstere  sind  gut  lufthaltig,  bei 
letzteren  ist  der  Luftgehalt  deutlich  vermindert.  Der  pleurale  Überzug  glatt  und 
spiegelnd,  in  den  hinteren  Abschnitten  vereinzelte  ausgedehnte  subpleurale  Blu- 
tungen. Auf  der -Schnittfläche  erscheinen  die  Oberlappen  stark  ödematös,  mässig 
blutreich,  hie  und  da  bemerkt  man  vereinzelte  linsen-  bis  zehnpfennigstückgrosse, 
dunkelrot  gefärbte  Flecken,  welche  sich  wenig  scharf  von  der  Umgebung  ab- 
grenzen, etwas  über  die  Schnittfläche  prominiren  und  deutlich  fester  sind,  als 
das  umgebende  Lungengewebe.  Die  Unterlappen  ausserordentlich  blutreich,  lassen 
von  der  Schnittfläche  reichliche,  mit  spärlichen,  feinen  Luftblasen  untermischte 
dunkelrote  Flüssigkeit  abfliessen,  Schnittfläche  glatt. 

Die  Bronchialschleimhaut,  mit  feinblasigem  Schaum  bedeckt,  zeigt  hoch- 
gradige Stauung.  Die  grösseren  Lungengefässe  sind  leer. 


—    56  — 


Dor  weiche  Gaumen,  sowie  Pharynx  und  Ösophagus  dunkelblaurot  ge- 
färbt. Kehlkopf-  und  Tracheaischleimhaut  stark  injicirt.  Schilddrüse  klein,  sehr 
blutreich. 

BewoKhöhle.  Nach  Eröffnung  der  Bauchhöhle  bemerkt  man  in  den  ab- 
hängigen Teilen,  besonders  im  kleinen  Becken,  eine  geringe  Menge  sanguinolenter 
Flüssigkeit.  Das  Bauchfell  ist  glatt  und  spiegelnd. 

Milz  klein,  schlaff.  Oberfläche  stahlblau.  Pulpa  auf  der  Schnittfläche  zurück- 
sinkend, weich,  dunke.lrot  gefärbt.    Follikel  und  Trabekel  undeutlich. 

Nebennieren  zeigen  keine  Abnormitäten. 

Die  linko  Niere  vergrössert,  von  fester  Konsistenz.  Kapsel  leicht  abziehbar, 
Oberfläche  glatt,  blassgraurot  gefärbt  mit  einem  Stich  ins  Gelbliche.  Die  Rinde 
verbreitert,  vorquellend,  intensiv  getrübt,  graurot  gefärbt,  mit  vereinzelten  gelblich- 
weissen  Streifen  und  Flecken  und  punktförmigen  Hämorrhagien.  Die  Marksubstanz 
ebenfalls  graurot  gefärbt,  wenig  scharf  von  der  Rinde  abgesetzt.  Im  Nieren- 
becken zahlreiche  feine  Blutungen.  Die  rechte  Niere  zeigt  dasselbe  Verhalten 
wie  die  linke,  nur  finden  sich  hier  an  der  hinteren  Fläche  mehrere  ältere  Infarkt- 
narben.  Die  Nierenvenen  stark  dilatirt,  mit  dunkelrotem,  flüssigem  Blut  gefüllt. 
Ureteren  nicht  erweitert. 

Die  Harnblase  enthält  eine  geringe  Menge  trüben,  schwach  hämorrhagisch 
gefärbten  Urins.  Die  Schleimhaut  gelblichweiss  gefärbt;  im  Trigonum  eine 
fünfmarkstückgrosse  Hämorrhagie. 

An  der  vorderen  Kommissur  der  Vulva  ein  durch  eine  Sutur  geschlossener 
Riss,  die  kleinen  Schamlippen  dunkelrot  gefärbt,  geschwollen.  An  der  vorderen 
und  hinteren  Wand  der  Vagina  mehrere  oberflächliche  Schleimhautrisse.  Im 
Cervix  ein  tiefer,  bis  an  das  hintere  Scheidengewölbe  reichender  Riss  mit 
zerfetzten,  blutig  suffundirten  Rändern. 

Der  Uterus  kleinkindskopfgross,  stark  kontrahirt.  In  der  festen,  rötlich- 
weissen  Muskulatur  zahlreiche  klaffende,  leere  Gefässlumina.  In  der  Uterushöhle 
finden  sich  ziemlich  umfängliche,  der  Wand  fest  anhaftende  derbe  Blutgerinnsel; 
im  Fundus  die  Placentarstelle.  Die  Tuben  sind  an  ihrem  abdominalen  Ende  stark 
injicirt;  zwischen  den  Fimbrien  und  in  der  Ampulla  eine  geringe  Menge  dunkel- 
roten Blutes.  Im  übrigen  Verlauf  die  Schleimhaut  blass.  Die  Ovarien  von  nor- 
maler Grösse,  ziemlich  derb;  im  linken  ein  fast  kirschgrosses  Corpus  luteum  verum. 
Am  rechten  Ligam.  ovar.  propr.  mehrere  hirsekorngrosse,  mit  klarem  Inhalt  er- 
füllte Cyaten. 

Parametrien  frei. 

Die  Leber  von  normaler  Grösse,  von  fester  Konsistenz.  Oberfläche  glatt, 
im  allgemeinen  blass  graurot  gefärbt;  es  treten  aber  sowohl  an  der  Oberfläche, 
als  auch  besonders  auf  der  Schnittfläche  zahlreiche  uuregelmässig  begrenzte  liusen- 
bis  thalergrosse  hellrote  Flecken  hervor,  welche  etwas  über  die  Schnittfläche 
prominiren  und  die  acinöse  Struktur  nur  undeutlich  erkennen  lassen.  In  der 
Nähe  des  Ligam.  Suspensorium,  sowie  am  unteren  Rande  des  rechten  Lappens 
vereinzelte  opake,  gelbweisse,  hirsekorn-  bis  erbsengrosse  Herde,  welche,  von 
einem  dunkelroten  schmalen  Saum  umgeben,  deutlich  unter  das  Niveau  der  Schnitt- 
fläche zurücksinken  und  durchaus  homogen,  ohne  Andeutung  einer  acinösen  Struktur 
erscheinen.  —  Gallengang  durchgängig;  in  der  Gallenblase  fadenziehende, 
dunkle  Galle. 

Magenschleimhaut  geschwollen,  fleckig  gerötet,  im  Fundus  erweicht,  an  der 
Cardia  mit  kaffeesatzähnlichen  Bröckeln  bedeckt  und  von  zahlreichen  punktförmigen 
Hämorrhagien  durchsetzt. 

Darmschleimhaut  zeigt  ausser  Stauung  keine  Abnormitäten. 

Bakteriologische  Untersuchung.    Die  bakteriologische  Untersuchung 


—   57  — 


Äes"  Resuita3tU  (°Atf-'  Kat8erBm)  aM  ^mmtlicben  Organe»  ein 

XSÄ^Li^  SClUUtten  Aus^P^-ten  snid  keine 

TeilenMdeV?SPW^he  Un  ters"cl!unS-  Leber.  In  den  aus  den  verschiedensten 
2  imorrltliPn  in  Stucken  fallen  sofort  ausserordentlich  zahlreiche 

Hamoiihagien  m  die  Augen  Dieselben  liegen  stets  in  der  Umgebung  des  die 
Pfortaderäste  umscheidenden  Bindegewebes  und  greifen  nicht  selten  auf  le  zteres 
über  derart,  dass  die  Bindegewebszüge  auf  das  dichteste  von  roten  Blutkörperchen 
durchsetzt  sind,  welche  teils  abgeblasst,  mit  Eosin  schlecht  farbbar  teils  noch 
gut  erhalten  und  intensiv  tingirbar  sind.  Die  interlobulären  Venen  sind  im 
Bereiche  der  Blutungen,  aber  häufig  auch  an  solchen  Stellen  wo  keine  Ver- 
änderungen am  Lebergewebe  nachweisbar  sind,  mit  hyalinen  oder  feinstreifio-en 
seltener  fibrinösen  und  Plättchenthromben  verschlossen;  die  Arterien  meist  leer' 
eng,  hie  und  da  in  ihnen  wandständige  Plättchenthromben.  In  den  etwas  grösseren 
Pfortaderästen  lue  und  da  feinkörnige,  der  Wand  fest  anhaftende  Massen  welche 
abgeblasste  rote  und  in  Zerfall  begriffene  weisse  Blutkörperchen  einschliessen 
und  von  einem  sehr  zarten  Fibrinnetzwerk  durchzogen  sind.  In  den  im  Be- 
reiche der  Blutungen  liegenden  Gallengängen  hie  und  da  reichliche  rote  Blut- 
körperchen, sonst  aber  die  Gallengänge  intakt.  Die  in  der  Umgebung  des 
periportalen  Bindegewebes  gelegenen  hämorrhagischen  Herde  beschränken  sich 
meist  auf  die  Peripherie  der  Acini,  seltener  trifft  man  solche,  welche  auch  in  die 
mittleren  Teile  derselben  übergreifen,  und  nur  in  ganz  vereinzelten  umfassen  die 
Blutungen  Gruppen  benachbarter  Acini.  Im  Bereich  der  Hämorrhagien  besteht 
eine  bedeutende  Kapillarektasie ;  die  Leberzellenbalken  sind  von  der  Gefässwand 
durch  eine  mehr  oder  minder  dicke  Schicht  roter  Blutkörperchen  abgedrängt  und 
vielfach  durchbrochen,  derart,  dass  einzelne  oder  mehrere  zusammenhängende 
Leberzellen  allseitig  von  roten  Blutkörperchen  umgeben  werden.  Die  letzteren 
sind  meist  noch  gut  färbbar  und  in  ihrer  Form  erhalten,  an  manchen  Stellen 
aber  sind  sie  fest  aneinandergedrängt,  abgeplattet  und  nur  noch  schwach  tingirbar. 
Die  Leberzellen  im  Bereich  der  Blutungen  sind  meist  gut  erhalten,  aber  häufig 
komprimirt;  nur  in  vereinzelten  ist  der  Kern  blass  gefärbt. 

Neben  diesen  Herden,  welche  nicht  besonders  reichlich  vorhanden  sind,  trifft 
man  auf  zahlreiche  andere,  welche  einen  komplicirteren  Bau  zeigen.  Es  tritt 
nämlich  hier  zwischen  den  aus  ihrem  Verband  gelösten  Leberzellen  ein  feinfaseriges 
Netzwerk  auf,  welches  mit  der  Weigert'schen  Färbemethode  exquisite  Fibrin- 
reaktion giebt;  die  in  diesem  Masch  werk  liegenden  roten  Blutkörperchen  sind 
geschrumpft,  nicht  mehr  oder  nur  blass  mit  Eosin  färbbar,  die  Leberzellen  völlig 
kernlos,  nicht  selten  zu  glänzenden,  leuchtend  rot  gefärbten  Schollen  aufgequollen. 
In  der  Peripherie  dieser  Herde  besteht  eine  starke  Ektasie  der  Kapillaren,  in 
welche  sich  stellenweise  das  Fibrinnetz  fortsetzt. 

Ferner  finden  sich  Herde,  welche  von  der  normalen  Leberstruktur,  welche 
in  den  oben  beschriebenen  Herden  noch  andeutungsweise  vorhanden  ist,  über- 
haupt nichts  mehr  erkennen  lassen.  Sie  bestehen  aus  einer  homogenen,  matt- 
glänzenden Masse,  welche  feinste  goldgelbe  Pigmentkörnchen  und  verschiedene 
grosse  und  unregelmässig  geformte,  intensiv  mit  Hämatoxylin  gefärbte  Körnchen 
einschliesst,  welche  ich  als  Kerndetritus  deuten  möchte.  An  der  Peripherie 
dieser  Herde  erkennt  man  hie  und  da  eine  mässig  dichte  Anhäufung  von 
Leukocyten,  welche  mitunter  auch  in  den  centralen  Teilen  gefunden  werden,  da- 
neben grosse  Leberzellen  mit  ein  oder  zwei  Kernen,  in  denen  man  Kernteilungs- 
figuren nachweisen  kann. 

Endlich  trifft  man  Herde,  welche  den  im  Sektionsbericht  erwähnten  gelb- 
weissen  Stellen  entsprechen  und  nur  aus  nekrotischen  Leberzellen  ohne  Blutungen 


—    58  — 


bestellen.  Hier  sind  die  Kerne  der  Endothelzollon  teils  noch  erhalten,  teils  nicht 
mein-  farbbar;  im  Linnen  der  Kapillaren  häufig  hyaline  Thromben.  In  der  Um- 
gebung der  Herde  starke  Kapillarektasie.  Die  Centraivenen,  meist  mit  spärlichen 
roten  Blutkörperchen  gefüllt,  enthalten  spärliche  Leberzellen;  nur  da,  wo  die 
Nekrose  einen  ganzen  Acinus  betrifft,  ist  das  Lumen  derselben  thrombosirt.  Das 
Lebergewebe,  welches  zwischen  den  nekrotischen  Herden  liegt,  lässt  keine  Ver- 
änderungen erkennen;  im  frischen  Präparat  erscheinen  die  Leberzellen  nur  wenig 
getrübt,  aber  nicht  verfettet,  wie  die  Osmiumpräparate  zeigen. 

Nieren.  Im  frischen  Präparat  starke  Trübung  der  Epithelieu  der  gewundenen 
Kauälchen,  welche  nur  teilweise  bei  Essigsäurezusatz  verschwindet.  In  Osmium- 
prftparaten  in  den  Epithelien  spärliche  schwarze  Tröpfchen  erkennbar. 

Die  Glomeruli  lassen  im  Kapselhohlrauni  feinkörnige  Eiweissniedersclil.i^f 
und  hie  und  da  rote  Blutkörperchen  erkennen  (Kochpräparate).  Sie  sind  in  der 
Mehrzahl  sonst  völlig  intakt,  vereinzelte  sehr  kernreich;  nirgends  Epithel- 
desquamation. Die  Schlingen  mässig  gefüllt,  hie  und  da  mit  hyalinen  Thromben  ver- 
schlossen. Die  gewundenen  Kauälchen  enthalten  feinkörnige  Eiweissniederschläge, 
die  Epithelzellen  sind  geschwollen,  aber  meist  noch  kernhaltig,  nur  vereinzelte 
lassen  einen  abgeblassten  oder  unfärbbaren  Kern  erkennen.  Dagegen  erscheinen 
die  Epithelien  der  Henle'schen  Schleifen,  welche  spärliche  hyaline  Cylinder  ent- 
halten, recht  häufig  kernlos,  gequollen  und  desquamirt.  In  den  Sammelröhren 
reichliche  hyaline  Cylinder. 

Das  interstitielle  Gewebe  mit  Ausnahme  spärlicher  Blutungen  intakt.  Die 
intertubulären  Kapillaren  meist  leer,  an  vereinzelten  Stellen  Stase  und  ganz 
spärliche  hyaline  Thromben.  Die  Arterien  leer,  in  mittelstarken  Arterien  mit- 
unter beträchtliche  Anhäufung  von  Leukocyten,  welche  meist  in  einer  feinkörnigen 
oder  feinfädigen,  der  Wand  anliegenden  Masse  eingebettet  sind.  Die  Venen  prall 
mit  roten  Blutkörperchen  gefüllt. 

Lungen.  (Auf  Fettembolie  nicht  untersucht.)  Neben  den  makroskopisch  er- 
kennbaren Blutungen  in  beiden  Unterlappen  ziemlich  reichliche  Herde,  wo  im 
Alveolarlumen  rote  Blutkörperchen  liegen.  Daneben  sind  vereinzelte  Gruppen 
benachbarter  Alveolen  mit  einem  feinfädigen  Fibrinnetz  durchzogen,  welches  nur 
ganz  spärliche  abgestossene  Epithelien  einschliesst.  Die  Wand  der  Alveolen 
wird  ausgekleidet  von  einem  ziemlich  breiten,  stark  glänzenden  Band,  welches 
sich  mit  Eosin  leuchtend  rot  färbt.  Die  Kapillaren  sind  hier  sämmtlich  durch 
hyaline  Thromben  verschlossen.  Hyaline  Thromben  auch  in  anderen  Kapillaren. 
In  kleineren  Arterien  und  Venen,  besonders  im  Bereich  der  Blutungen  Thromben. 
Dieselben  sind  teils  wandständig  und  bestehen  in  diesem  Fall  aus  feinkörnigen 
Massen  (Plättchen),  welche  spärliche  rote  Blutkörperchen  und  Leukocyten  ein- 
schliessen,  teils  obturirend,  und  zeigen  hier  teils  eine  homogene,  glänzende  oder 
feinstreifige  Beschaffenheit,  teils  einen  komplicirten  Bau;  teils  bestehen  sie  aus 
einem  feinen  Fibrinnetz,  welches  mehr  oder  weniger  weisse  und  rote  Blutkörperchen 
einschliesst,  teils  endlich  sind  sie  geschichtet;  und  zwar  meist  derart,  dass  der 
Wand  eine  dünne  Schicht  weisser  Blutkörperchen  anliegt,  und  nach  innen  zu 
mit  roten  und  weissen  Schichten,  welche  in  einer  feinkörnigen  Masse  liegen, 
abwechseln. 

In  zahlreichen  Kapillaren  massenhafte  placentare  Riesenzellen.  In  grösseren 
Arterien  vereinzelte  unzweifelhafte  Leberzellen. 

Gehirn.  Zur  Untersuchung  gelangen  Stücke  aus  dem  Stirnhirn,  den  Centrai- 
windungen, dem  Occipitalhirn ,  den  Centralganglien  und  der  Brücke  mit  Medulla 
oblongata. 

Die  weichen  Hirnhäute  an  den  Stellen,  wo  im  Sektionsbericht  Blutungen  be- 
merkt sind,  in  grosser  Ausdehnung  blutig  infiltrirt.   Die  Venen  und  Kapillaren 


—  m  — 


im  Bereich  der  Blutungen  prall  gefüllt;  die  das  Lumen  der  betreffenden  Gefässe 
ausfüllenden  roten  Blutkörperchen  gegen  einander  abgeplattet,  häufig  ihre 
Kontoren  nicht  mehr  zu  erkennen,  aber  keine  eigentlichen  Thromben.  Die 
Arterien  leer. 

In  der  Rinde  findet  sich  an  manchen  Stellen  (Stirnhirn,  Centralganglien)  die 
Lymphscheide  der  kleinen  Arterien  prall  mit  roten  Blutkörperchen  gefüllt-  das 
Lumen  der  Arterien  stark  durch  fest  aneinandergedrängte  rote  Blutkörperchen 
dilatirt,  nur  hie  und  da  durch  hyaline  und  fibrinöse  Massen  verlegt-  in  manchen 
Arterien  ziemlich  reichliche  weisse  Blutkörperchen. 

Neben  den  oben  erwähnten,  schon  makroskopisch  erkennbaren  Blutungen 
finden  sich  noch  mikroskopische;  dieselben  sind  scharf  von  der  Umgebung  abgegrenzt, 
die  Gehirnsubstanz  nicht  erweicht,  sondern  nur  mit  mehr  oder  minder  dicht  ge- 
drängten roten  Blutkörperchen  infiltrirt.  Stets  lassen  sich  im  Bereich  der 
Blutungen  Thrombosen  nachweisen ;  sobald  dieselben  Kapillaren  betreffen,  handelt 
es  sich  immer  um  eine  ganze  Provinz  von  Kapillaren,  die  thrombosirt  ist,  nur 
hie  und  da  trifft  man  auf  eine  vereinzelte  thrombosirte  Kapillare,  in  deren  Um- 
gebung spärliche  rote  Blutkörperchen  liegen.  In  den  Kapillaren  hyaline  Thromben; 
in  kleineren  Venen  teils  hyaline,  teils  Plättchenthromben.  Hie  und  da  auch 
thrombosirte  Gefässe  ohne  Veränderung  in  der  Umgebung. 

In  den  Centralganglien  besteht  hie  und  da  Stase  in  den  Kapillaren,  nur 
ganz  vereinzelte  thrombosirt;  ebenso  in  Medulla  oblongata  und  Brücke. 

Herz.  Die  Muskelfasern  grösstenteils  intakt,  nur  hie  und  da  stärkere  Trübung, 
die  auf  Essigsäurezusatz  verschwindet;  die  Kittleisten  häufig  auffallend  deutlich 
(Myocardite  segmentaire) ;  keine  stärkere  Verfettung.  Im  gehärteten  Präparate 
hie  und  da  kleine  Blutungen  zwischen  den  Muskelfasern  erkennbar,  besonders 
dicht  unter  dem  Perikard  und  Endokard.  Die  Muskelfasern  im  Bereich  der 
Blutungen  gequollen,  stellenweise  kernlos;  die  Blutungen  liegen  um  prall  ge- 
füllte nicht  thrombosirte  Gefässe.  In  einem  der  hinteren  Wand  des  linken 
Ventrikels  entnommenen  Stücke  ein  ziemlich  umfänglicher  Herd,  in  dessen 
Bereich  die  Muskelfasern  teils  kernlos  und  homogen,  ohne  Qnerstreifung  erscheinen, 
teils  völlig  zerfallen  sind.  Auf  Serienschnitten  lässt  sich  nachweisen,  dass  der 
kleine  zu  diesem  Bezirke  führende  Arterienast  und  die  aus  ihm  hervorgehenden 
Kapillaren  durch  homogene,  hyaline  Pfropfe  verschlossen  sind. 

Pankreas  zeigt  ganz  vereinzelte  Blutungen,  in  deren  Bereich  die  Drüsen- 
epithelien  teils  kernlos  sind,  teils  nur  schwach  färbbare  Kerne  enthalten.  Die 
Gefässe  prall  gefüllt. 

I  rterus.  Die  Venen  des  Uterus  meist  nicht  thrombosirt;  nur  an  der 
Placentarstelle  feste,  geschichtete  Thromben  in  ganz  spärlichen  Venen.  Die 
Thromben  schliessen  hie  und  da  vielkernige  Zellen  ein,  ähnlich  denen,  wie  sie 
in  den  Lungenkapillaren  gefunden  wurden. 

Milz  intakt. 

Fall  III. 

Krankengeschichte.  Reinhold,  Comptoiristenfrau,  37  Jahre.  IX-para. 
Anfgen.  17./Xn.,  gestorb.  18./XII.  1889. 

Patientin  wird  im  Koma  in  die  Anstalt  gebracht,  in  der  Behausung  12  An- 
fälle Vollständiges  Koma.  Beginnendes  Lungenödem.  Wehen  schwach.  Mutter- 
mund geschlossen.  Kind  in  I.  Schädellage;  Herztöne  nicht  zu  hören.  Hydramnios 
In  der  Anstalt  6  Anfälle.  ,  _ 

Durch  Aderlass  300  g  Blut  entzogen  und  400  g  Kochsalzlösung  lnfundirt, 

Exitus  unter  Lungenödem  12  Uhr  15  Min.  Nachts. 

Sektion   3  Stunden  p.  mort. 


—    60  — 


Grosser,  krftftig  gebauter  weiblicher  Leichnam;  guter  Ernährungszustand. 
Haut  im  allgemeinen  blass,  nur  im  Gesicht  starke  Cyanose.  Unterlippe  stark 
ödematös  und  dunkelblaurot  gefärbt.  Am  Lippenrot  mehrere  tiefe  Bisswunden. 
In  den  Conjunktiveu  vereinzelte  punktförmige  Ekchymosen.  Der  Leib  stark  halb- 
kugelig aufgetrieben,  prall  gespannt,  an  den  unteren  Abschnitten  zahlreiche  ältere 
und  frische  Schwangerschaftsnarben.  Die  unteren  Extremitäten  stark  ödematüs, 
rechts  starke  Phlebektasien.  An  der  rechten  Ellenbeuge  eine  durch  Suturen  ge- 
schlossene, von  einer  Venäsektion  herrührende,  irische  Wunde. 
.'  Kopf  höhle.  Weiche  Schädeldecken  blutreich,  hie  und  da  vereinzelte  Ekchy- 
mosen. Schädeldach  symmetrisch,  Tabula  externa  glatt,  Diploö  blutreich,  au  der 
Tabula  vitrea  längs  des  Sulcus  longit.  sup.  spärliche  Osteophyten.  Dura  sehr 
lebhaft  injicirt,  im  grossen  Längsblutleiter  flüssiges  Blut.  Die  weichen  Häute 
zeigen  an  der  Konvexität  starke  venöse  Hyperämie;  die  Gyri  sind  abgeplattet, 
Sulci  verstrichen,  an  der  Basis  die  Pia  milchig  getrübt  und  verdickt.  Gefässe 
hier  ebenfalls  stark  gefüllt,  glatt  und  zart.  Das  Grosshirn  von  ziemlich  fester 
;)  Konsistenz.    Die  Ventrikel  zeigen  keine  Abnormitäten.    Das  weisse  Marklager 

sehr  blutreich  und  feucht  glänzend.    Die  Kinde  vorquellend,  graubläulich  gefärbt 
:/>  Kleinhirn,  Centraiganglien,  Pons  und  Medulla  oblongata  sehr  blutreich. 

Brusthöhle.  Zwerchfellstand  links  an  der  5.,  rechts  an  der  4.  Rippe. 

In  den  abhängigen  Teilen  der  linken  Pleurahöhle  eine  geringe  Menge 
schwach  rötlich  gefärbter  Flüssigkeit.    Die  Lungen  retrahiren  sich  gut. 

Der  Herzbeutel  zeigt  keine  Abnormitäten. 
■'  Das  Herz  von  normaler  Grösse,  beide  Ventrikel  stark  kontrahirt,  an  der 

Hinterfläche  zahlreiche  Ekchymosen.  Der  rechte  Ventrikel  enthält  ganz  spär- 
lichen Cruor;  die  Muskulatur  von  schlaffer  Konsistenz,  graurot  gefärbt;  Klappen 
intakt.  Der  linke  Ventrikel  leer,  eng;  die  Muskulatur  mässig  hypertrophisch 
(12  mm),  von  fester  Konsistenz,  intensiv  braunrot  gefärbt;  Klappen  glatt  und 
zart.    Coronargefässe  normal.    Unter  den  Endokard  streifige  Blutungen. 

Die  linke  Lunge  sehr  voluminös,  überall  lufthaltig;  Pleura  glatt  und 
spiegelnd.  An  der  Spitze  eine  scharf  umschriebene  Schwiele,  welche  mehrere 
verkreidete  Herde  einschliesst.  Das  Lungengewebe  hochgradig  ödematös  und 
blutreich.  Im  rechten  Mittel-  und  Unterlappen  bohnengrosse  Blutungen;  im 
linken  Oberlappen  blasse,  granweiss  gefärbte,  auf  der  Schnittfläche  vorspringende 
Herde,  welche  eine  derbe  Konsistenz  und  ein  trockenes  granulirtes  Aussehen 
zeigen.    Die  rechte  Lunge  zeigt  dasselbe  Verhalten  wie  die  linke. 

In  den  Bronchien  schaumige  Flüssigkeit.  Schleimhaut  stark  injicirt,  ebenso 
v  die  der  Trachea  und  des  Kehlkopfs.     Beide  Schilddrüsenlappen  vergrössert: 

Colloidstruma. 

Bauchhöhle.  Die  Bauchhöhle  wird  von  dem  hochgradig  vergrösserten  Uterus 
(32:22:25)  fast  völlig  ausgefüllt;  Serosa  überall  glatt  und  spiegelnd.    In  der 
'•'>  Bauchhöhle  kein  freier  Inhalt. 

Milz  15  cm  lang,  8  cm  breit.  3  cm  dick,  sehr  schlaff  und  weich; 
Pulpa  blutreich. 

Nebennieren  blutreich. 

Nieren  vergrössert,  ziemlich  weich.  Kapsel  leicht  abziehbar.  Oberfläche 
glatt,  graurötlich  gefärbt,  mit  vereinzelten  verwaschenen  gelbgrauen  Flecken. 
Die  Kinde  verbreitert,  vorquellend,  verwaschen  granrot  gefärbt.  Marksubstanz 
blutreich.  In  der  Schleimhaut  des  Nierenbeckens  zahlreiche  Ekchymosen. 
Ureteren  nicht  dilatirt. 

In  der  Harnblase  eine  geringe  Menge  trüben,  rötlich  gefärbten  Urins. 

Die  Leber  etwas  vergrössert,  die  Oberfläche  glatt,  gelblichweiss,  lehmartig 
gefärbt,  mit  zahlreichen  punkt-  bis  linsengrossen  dunkelroten  Flecken;  letztere 


—    61  — 


ÄS  Scbuittfläche  Sehr  zahlreich-  Die  biliöse  struktur  im  allgemeinen 
durchgängig116111'1'186  eüthält  dunkelSrü,ie>  fadenziehende  Galle.  Gallengang 

Die  Schleimhaut  des  Magens  geschwollen  und  fleckig  gerötet  An  der 
kleinen  Kurvatur  vereinzelte  Blutungen.  Än  aer 

Darm  zeigt  keine  Abnormitäten. 

der  liinTer^Wanf  ^  ^  (5°  Cm  ßie  Place^  » 

Sektion  des  Kindes.  Die  Haut  des  Kindes  nirgends  macerirt,  mit 
Vernix  caseosa  bedeckt.  Die  Lungen  völlig  luftleer,  unter  der  Pleura  zahlreiche 
punktförmige  Blutungen.    Das  Herz  mit  dunkelrotem,  flüssigem  Blut  erfüllt 

m  Die  Milz  12  g  schwer,  blutreich,  fest.  Die  Nieren  auffallend  gross  'und 
weich;  Kapsel  leicht  abziehbar ;  die  Oberfläche  dunkelrot  gefärbt;  sowohl  an  ihr 
als  auf  der  Schnittfläche  treten  mässig  zahlreiche  Blutungen  hervor  Die  Rinde 
etwas  verbreitert,  vorquellend.  Die  Leber  sehr  blutreich,  gross,  aber  sonst 
ohne  Veränderungen. 

Magen  und  Darm  zeigen  keine  Abnormitäten. 

Bakteriologische  Untersuchungen.  Die  bakteriologische  Unter- 
suchung, welcher  Lungen,  Leber,  Nieren,  Gehirn,  Milz  und  Placenta  unterzogen 
wurden,  fällt  negativ  aus. 

Mikroskopische  Untersuchungen.  Leber.  In  der  Leber  zahlreiche 
hämorrhagische  Nekrosen,  welche  genau  dasselbe  Verhalten  zeigen,  wie  es  in 
Fall  II  beschrieben  wurde;  auch  hier  in  den  interlobulären  Venen  und 
den  ans  ihnen  hervorgehenden  Kapillaren  hyaline  und  Plättchenthromben. 
Die  Arterien  leer.    In  den  Centraivenen  vereinzelte  Leberzellen. 

Nieren.  In  frischen  Schnitten  starke  Trübung  der  Epithelien.  Keine 
Verfettung. 

In  gehärteten  Schnitten  die  Epithelien  der  gewundenen  Kanälchen  und  der 
Henle'schen  Schleifen  nur  wenig  verändert,  nur  ganz  vereinzelte  kernlos.  Keine 
Desquamation.  In  dem  Lumen  derselben  feinkörnige  Eiweissniederschläge  und 
spärliche  hyaline  Cy linder;  letztere  sehr  zahlreich  in  den  Sammelröhren. 

Glomeruli  fast  überall  normal,  nur  hie  und  da  hyalin  degenerirte  Schlingen. 
In  zahlreichen  Kapselräumen  feinkörniges  und  homogenes  Exsudat;  hie  und 
da  spärliche  rote  Blutkörperchen.   Interstitielle  Veränderungen  fehlen  vollständig. 

Die  intertubulären  Kapillaren  erweitert;  an  vereinzelten  Stellen  in  ihnen 
hyaline  Thromben.  Die  Arterien  meist  leer,  nur  hie  und  da  der  Wand  anliegend 
feinkörnige,  zahlreiche  Leukocyten  einschliessende  Massen;  Venen  prall  gefüllt, 
in  vereinzelten  hyaline  Thromben. 

Lungen.  Neben  den  schon  makroskopisch  nachweisbaren  Blutungen  hie  und 
da  in  vereinzelten  Alveolen  reichliche  rote  Blutkörperchen.  In  zahlreichen  Kapillaren 
Stase  und  hyaline  Thromben.  In  den  kleineren  Arterien  und  Venen  wandständige 
und  obturirende  Plättchen-,  fibrinöse  und  gemischte  Thromben.  Sowohl  in  den 
Arterien  als  besonders  in  den  Kapillaren  zahlreiche  Placentarzellen  und  Leberzellen. 

Bei  der  Untersuchung  der  oben  erwähnten,  im  rechten  Ober-  und  Mittel- 
lappen sich  findenden  derberen  grauweissen  Herden  stellt  sich  heraus,  dass  hier 
die  Alveolen  erfüllt  sind  mit  einem  aus  feineren  und  gröberen  Fäden  bestehenden 
Netzwerk,  in  dessen  Maschen  ganz  spärliche  Leukocyten  und  abgestossene 
Epithelien  eingeschlossen  sind.  An  der  Wand  der  Alveolen  ein  breites,  hyalines, 
glänzendes  Band,  welches  sich  mit  Eosin  leuchtend  rot  färbt.  Die  Kapillaren 
sämmtlich  mit  hyalinen  Thromben  verschlossen;  die  Kapillarschlingen  mitunter 
völlig  kernlos.    Mikroorganismen  lassen  sich  in  den  Herden  nicht  nachweisen. 


—    62  — 


llcrx.  Die  Muskelfasern  intensiv  getrübt,  massig  verfettet;  hie  und  da 
spärliche  Bluttrogen  in  der  Umgebung  prall  gefüllter  kleiner  Venen  und  Kapillaren; 
in  letzteren  nur  ganz  spärliche  hyaline  Thromben. 

OeMrn.  Em  linken  Stirnlappen  und  in  beiden  Nudel  caudati  ganz  spärliche, 
um  thrombüsirte  Kapillaren  und  Venen  liegende  Blutungen;  sonst  die  Gefässe 
stark  gefüllt;  in  der  Lymphscheide  vereinzelter  kleiner  Arterien  zahlreiche  rote 
Blutkörperchen. 

Pankreas  lässt  vereinzelte  nekrotische  Herde  und  Blutungen  erkennen. 

Milx  ohne  Veränderungen. 

Uterus  und  l'lacenta  nicht  untersucht. 

Von  den  kindlichen  Organen  zeigen  nur  die  Nieren  Veränderungen.  Die 
Glomeruluskapseln  schliessen  stellenweise  rote  Blutkörperchen  ein,  sonst  die 
Glomeruli  intakt.  Die  Epithelien  der  gewundenen  Kanälchen,  welche  feinkörnig 
Exsudat  und  rote  Blutkörperchen  enthalten,  herdweise  völlig  kernlos,  mitunter 
desquamirt  und  gequollen.  Ebenso  die  der  Henle'schen  Schleifen,  in  welch' 
letzteren  spärliche  hyaline  Cylinder  und  feinkörnige  Eiweissmasseu  neben  roten 
Blutkörperchen  sich  finden.  In  den  Sammelröhren  das  Epithel  intakt,  aber  das 
Lumen  mit  zahlreichen  Cylindern  gefüllt,  die  teils  aus  hyalinen,  teils  aus  fein- 
körnigen, rote  Blutkörperchen  einschliessenden  Massen  bestehen.  Im  interstitiellen 
Gewebe  ausgedehnte  Blutungen.  Die  Gefässe  prall  gefüllt,  in  kleinen  Venen 
Stase;  keine  Thromben. 

Fall  IV. 

Sektionsbericht.  Preuss,  Pauline,  28  Jahre,  gestorb.  6.  Juli  1890. 
Sektion  4  St.  p.  m. 

Sehr  kleiner  (112  cm  langer)  weiblicher  Leichnam  von  kretinistischem 
Typus.  Im  allgemeinen  leidlich  gut  genährt.  Die  Haut  blass,  an  den  unteren 
und  oberen  Extremitäten  starke  Ödeme,  ebenso  an  den  grossen  Schamlippen, 
welche  an  den  hinteren  Abschnitten  schwarzrot  verfärbt  und  mit  oberflächlichen 
Ulcerationen  bedeckt  sind.  In  der  Mitte  des  Abdomens  eine  circa  18  cm  lange, 
durch  Suturen  geschlossene  Laparotomiewunde ,  deren  Bänder  fest  mit  einander 
verklebt  sind.  Die  Serosa  in  der  Umgebung  der  Wunde  zeigt  geringe  Injektion, 
keine  Trübung  oder  fibrinöse  Auflagerungen. 

Gesicht  verhältnismässig  kurz,  aber  breit.  Die  Unterkiefer  sehr  stark  ent- 
wickelt, etwas  vorstehend.  Die  Nase  breit,  Nasenwurzel  eingesunken.  Die  Zähne 
regelmässig  gestellt,  sehr  stark  abgeschliffen.   Ohren  vollständig  normal  gebildet. 

Kopfhöhle.  Die  weichen  Schädeldecken  sehr  blutreich,  etwas  ödematös. 
Das  knöcherne  Schädeldach  breit,  sehr  flach,  die  rechte  Hälfte  stärker  gewölbt 
als  die  linke.  Die  Nähte  erhalten.  Tabula  externa  glatt,  graugelblich  gefärbt; 
Dicke  4  mm.  Dura  mater  mit  der  Vitrea  fest  verwachsen.  Diploe  blutarm. 
Pia  mater  blutreich,  etwas  ödematös.  Längs  der  Sulci  leichte  Trübungen  und 
hie  und  da  punktförmige  Ekchymosen,  Gehirn  wird  unsecirt  der  psychiatrischen 
Klinik  überwiesen. 

Brusthöhle.  Zwerchfellstand  rechts  an  5.,  links  an  4.  Rippe.  Thorax  gut 
gewölbt,  kurz;  Corpus  sterni  gespalten. 

Thymus  bis  auf  Beste  geschwunden.  Pleurahöhlen  leer.  Lungen  sinken 
gut  zurück. 

Herzbeutel  enthält  die  gewöhnliche  Menge  Flüssigkeit. 
Herz  normal  gross,  ziemlich  schlaff.    Muskulatur  bräunlichrot,  ziemlich 
weich.  Klappen  intakt.  Unter  dem  Endokard  und  Perikard  vereinzelte  Blutungen. 
Lungen  sind  überall  gut  lufthaltig;  auf  der  Schnittfläche  und  unter  der 


—    63  — 


Pleura  treten  zahlreiche  punkt-  bis  linsengrosse  Blutungen  hervor.  Bronchial- 
schleimhaut blass. 

Halsorgane  ohne  Veränderungen. 

Bauchhöhle.  In  den  abhängigen  Teilen  findet  sich  eine  geringe  Menge 
schwach  trüber,  rötlich  gefärbter  Flüssigkeit;  das  Peritoneum  glatt  und  spiegelnd 

Milz  sehr  klein  Oberfläche  dunkelblaurot.  Pulpa  zäh.  Malpighi'sche 
Korperchen  und  Trabekel  undeutlich. 

Nieren  kleiner  als  normal,  von  fester  Konsistenz.  Die  Kapsel  an  einigen 
Stellen  adhärent.  Die  Oberfläche  ziemlich  grob  granulirt  derart,  dass  dunkel- 
blaurot gefärbte,  feine,  narbige  Einziehungen  mit  grau-  bis  gelbrötlich  gefärbten 
Höckern  von  Punkt-  bis  Linsengrösse  abwechseln.  Die  Rinde  verschmälert 
im  allgemeinen  gelblichrot  gefärbt  und  von  vereinzelten  feinen  gelbweissen 
opaken  Streifen  durchsetzt,  Marksubstanz  blutarm.  Im  Nierenbecken  vereinzelte 
punktförmige  Ekchymosen.    Ureteren  eng. 

Auf  der  vorderen  Fläche  des  etwa  kleinkindskopfgrossen  Uterus,  genau  in 
der  Mittellinie,  verläuft  eine  durch  Nähte  verschlossene  Wunde,  deren  Ränder 
im  oberen  und  unteren  Drittel  fest  verlötet  sind,  während  sie  in  der  Mitte 
ziemlich  weit  klaffen,  da  hier  die  Nähte  aufgeknotet  sind.  Die  Serosa  des  Uterus 
glatt.    Das  Organ  wird  uneröffnet  der  Universitätsfrauenklinik  überwiesen. 

Die  Leber  leicht  vergrössert,  von  ziemlich  fester  Konsistenz.  Die  Ober- 
fläche glatt,  zeigt  ein  eigentümlich  buntes  Aussehen,  indem  in  dem  im  allgemeinen 
braunroten  Grundton  zahlreiche  gelbweisse  und  dunkelrote  Flecken  und  Streifen 
hervortreten,  wodurch  die  Oberfläche  ein  marmorirtes  Aussehen  gewinnt.  Diese 
Flecken  sind  ziemlich  gleichmässig  über  das  ganze  Organ  verteilt,  besonders 
dicht  stehen  sie  aber  im  Lobulus  Spigelii.  Sie  prominiren  nur  wenig  über  die 
Schnittfläche,  fühlen  sich  ziemlich  hart  und  fest  an  und  zeigen  ziemlich  bedeutende 
G rössenunterschiede ;  denn  man  begegnet  kleinen,  mit  blossem  Auge  eben  erkenn- 
baren Fleckchen  neben  solchen,  welche  die  Grösse  einer  Bohne  erreichen.  Die 
kleinsten  liegen  meist  in  der  Peripherie  der  Acini,  die  grösseren  sind  unregel- 
mässig, aber  scharf  durch  einen  feinen,  tiefrot  gefärbten  Saum  von  der  Um- 
gebung abgesetzt.  Auf  der  Schnittfläche  zeigen  die  gelbweissen  Herde  ein 
homogenes,  trockenes,  opakes  Aussehen  und  sind  anämischen  Niereninfarkten 
frappant  ähnlich,  zumal  manche  eine  deutliche  keilförmige  Gestalt  besitzen.  Die 
dunkelroten  Flecken  lassen  auf  der  Schnittfläche  die  acinöse  Struktur  ebenfalls 
nicht  mehr  erkennen,  auch  sie  springen  vor  und  erscheinen  feucht  glänzend. 
Die  Lebergefässe.  soweit  sie  mit  der  Schere  zu  verfolgen  sind,  leer. 

Gallenblase  ohne  Veränderung,  ebenso  Magen  und  Darm. 

Bakteriologische  Untersuchungen.  Die  mit  dem  Lungensaft  be- 
schickten Platten  bleiben  steril,  ebenso  die  aus  den  Nieren  angelegten.  Aus  der 
Milz  und  Leber  wachsen  ganz  spärliche  Kolonien  von  Staphylococcus  pyogenes 
aureus  und  albus;  aus  der  Leber  ferner  noch  mehrere  Kolonien  eines  dem 
Bacillus  coli  commun.  sehr  ähnlichen  und  wahrscheinlich  mit  ihm  identischen 
Bacillus. 

Mikroskopische  Untersuchung.  Leber.  Fast  auf  jedem  Schnitt  der 
den  verschiedensten  Teilen  entnommenen  Stücke  trifft  man  auf  nekrotische 
Herde.  Dieselben  zeigen  in  weitaus  der  Mehrzahl  anämischen  Charakter  und 
meist  ein  völlig  gleichartiges  Aussehen.  Die  kleinsten  liegen  in  unmittelbarer 
Nachbarschaft  des  periportalen  Gewebes,  die  grösseren  umfassen  mehrere  Gruppen 
von  Acini.  Sie  bestehen  meist  aus  homogenen  oder  scholligen,  glänzenden 
Massen,  im  Bereich  derer  von  der  Leberstruktur  nichts  mehr  zu  sehen  ist  In 
der  Umgebung  hie  und  da  reichliche  Rundzellenanhäufung  und  ganz  spärliche 
Kokken   fernerhin  Kapillarektasie  und  mitunter  grosse,  zum  Teil  mehrkernige 


—  04 


Leberzellen  mit  intensiv  gefärbten,  bisweilen  Tmlungsfigurön  zeigenden  Kernen. 
Neben  diesen  Horden  spärliche  Stellen,  wo  die  Leberstruktur  nocb  andeutungs- 
weise erhalten  ist;  die  Leberzellen  aber  kernlos,  aufgequollen,  zwischen  ihnen, 
sowie  in  den  Kapillaren  ein  feinfädigos  Fibrinnetz;  endlich  im  periportalen  Binde- 
gewebe und  in  seiner  Umgebung  spärliche,  wenig  ausgedehnte  Blutungen,  in  deren 
Bereich  die  Leberzellen  in  Zerfall  begriffen  sind.  Sonst  die  Leberzellen  gut  er- 
halten, hie  und  da  etwas  verfettet;  das  periportale  Gewebe  kernarm.  In  den 
kleinsten  Pfortaderästen,  besonders  stets  an  solchen  Stellen,  wo  nekrotische  Herde 
und  Blutungen  liegen,  hyaline  und  Plättchen thromben ,  die  sich  in  die  aus  den- 
selben hervorgehenden  Kapillaren  hineinerstrecken.  Arterien  leer.  In  den  Gallen- 
kapillaren hie  und  da  Gallenthromben;  in  den  grösseren  Gallengängen  mitunter 
rote  Blutkörperchen.  Centraivenen  und  grössere  Lebervenen  leer ;  in  ihnen  keine 
Leberzellen. 

Nieren,  a)  Im  frischen  Präparat:  Verbreiterung  der  Interstitien  durch  kern- 
reiches  Gewebe;  Glomeruli  klein,  in  den  Epithelien  häufig  hellglänzende,  feine 
Tröpfchen,  die  sich  mit  Osmiumsäure  schwärzen;  ebensolche  in  den  Epithelien 
der  gewundenen  Kanälchen. 

b)  Im  gehärteten  Präparat:  Glomeruli  finden  sich  dicht  unter  der  Ober- 
fläche; nur  die  wenigsten  normal ;  bei  vielen  die  Kapsel  verdickt.  Die  Schlingen 
kernarm,  häufig  hyalin;  mitunter  Desquamation  des  Schiingenepithels.  Die  ent- 
blössten  Schlingen  trübe,  fein  bestaubt ;  im  Kapselraum  feinkörniges  oder  homogenes 
Exsudat.  Manche  Glomeruli  völlig  verödet.  Die  Harnkanälchen  meist  eng,  mit 
niedrigem  schmalen  Epithel,  welches  an  vielen  Stellen  kernlos  erscheint  und 
desquamirt  ist.  Vielfach  in  den  Epithelien  Vakuolen,  mitunter  feine,  gelbe 
Pigmentkörnchen,  letztere  besonders  in  den  Sammelröhren.  In  den  gewundenen 
Kanälchen  und  Henle'schen  Schleifen  feinkörnige  Eiweissniederschläge,  in  den 
Sammelröhren  hyaline  Cylinder.  Das  interstitielle  Gewebe  in  der  Binde  vielfach 
stark  verbreitert,  kernreich;  es  finden  sich  hier  teils  runde,  teils  spindelförmige 
Kerne;  mitunter  um  kleine  Venen  herum  Leukocytenanhäufungen;  an  manchen 
Stellen  kernarmes,  grobfibrilläres  Bindegewebe.  Kapillaren  der  Kinde  meist  eng, 
nur  hie  und  da  pralle  Füllung  mit  roten  Blutkörperchen,  deren  Konturen  nicht 
deutlich  zu  erkennen  sind.  Die  Wände  der  Arterien  meist  stark  durch  Ver- 
dickung der  Adventitia  und  Intima  verbreitert;  das  Lumen  leer.  Die  Venen  meist 
prall  gefüllt,  in  ihnen  hie  und  da  zahlreiche  Leukocyten. 

Herz.  Muskelfasern  stark  getrübt,  hie  und  da  verfettet  (Osmiumpräparat). 
An  vereinzelten  Stellen  stark  hyaline  Degeneration,  besonders  in  der  Umgebung 
kleiner  Blutungen,  welche  um  prall  gefüllte,  zum  Teil  thrombosrrte  Gefässe 
liegen.    In  der  Umgebung  kleiner  Venen  mitunter  spärliche  Leukocyten. 

Gehirn  nicht  untersucht. 

Lungen.  In  den  Kapillaren  nur  spärliche  hyaline  Thromben;  die  Arterien 
nur  im  Bereich  der  Blutungen  durch  Plättchen-  und  fibrinöse  Thromben  ge- 
schlossen ;  sonst  frei,  häufig  prall  gefüllt.  Venen  intakt.  Weder  in  den  Kapillaren 
noch  in  den  kleineren  Arterien  sichere  Placentarzellen;  in  ersteren  hie  und  da 
grosse  unregelmässig  geformte  Chromatinklumpen  (zusammengesinterte  Kerne  von 
Placentarzellen?)  und  hyaline  Schollen,  in  denen  man  ganz  blassgefärbte,  mehr- 
fach aber  undeutlich  von  einander  zu  trennende  Kerne  erkennt. 

(Die  Eklampsie  war  erst  vier  Tage  p.  partum  tödtlich  verlaufen.) 

Pankreas  iutakt. 

Fall  V. 

Krankengeschichte.  Emmerich,  Anna,  Buchdnickersfrau ,  26  Jahre. 
Primipara.    Aufgen.  d.  13.  VI.,  gestorb.  d.  15.  VI.  1890. 


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Vn,J2JT    ♦  -l3'  J1   ab6nds   we»en  Eklampsie  aufgenommen. 

Anamnese  konnte  wegen  tiefen  Komas  nicht  erhoben  werden  Im  10  Monat 
schwanger;  Kind  in  I.  Schädellage.  lm  lü>  M°nat 

rtrit  i^aSSSTi*18  KioeS  er?l8^e  ,am  U-  VL  abends  10  ^  40.  In  der  An- 
stalt 14  Anfälle,  davon  12  vor  der  Geburt.  Gestorben  am  15.  VI  abends  9  Uhr 
Sektion  12  St.  p.  m. 

Etwas  über  mittelgrosse,  sehr  kräftig  gebaute  Frau,  von  gutem  Ernährungs- 
zustand. Haut  blass;  Fettgewebe  reichlich  entwickelt,  hellgelb  Muskulatur 
sehr  kräftig,  dunkelrot,  feucht.  S  musKuiatur 

Kopf  höhle.  Die  weichen  Schädeldecken  sehr  blutreich.  Die  Tabula  externa 
glatt,  Periost  stark  injicirt.  Diploe  blutreich,  auf  der  Tabula  vitrea  im  Bereich 
des  Stirnbeins  zarte  Osteophyten.  Die  Dura  ziemlich  stark  gespannt  die  Innen- 
fläche links  glatt  und  spiegelnd,  rechts  dagegen  etwas  lateralwärts' vom  Sinus 
longit.,  ungefähr  der  Centraiwindung  entsprechend,  einige  linsen-  bis  funfpfennig- 
stückgrosse  Blutungen. 

Im  Sinus  longitudinalis  superior  lockere  Cruormassen.  Die  weichen  Hirn- 
häute blutreich,  spurweise  getrübt.  Die  Gehirnoberfläche  stark  abgeplattet 
trocken  glänzend.    An  der  Basis  die  Gefässe  glatt  und  zart. 

Die  Seitenventrikel  enthalten  je  einen  Theelöffel  klarer  Flüssigkeit,  ihr 
Ependym  glatt  und  zart,  am  Kopf  des  linken  Nucleus  caudatus  bemerkt' man 
eine  etwa  linsengrosse,  subendymär  gelegene  Blutung.  Der  3.  und  4.  Ventrikel 
zeigen  normale  Verhältnisse. 

Das  weisse  Marklager  sehr  weich,  feudi tglänzend,  lässt  zahlreiche  ab- 
spülbare Blutpunkte  hervortreten. 

Die  Rinde  breit,  grauviolett  gefärbt. 

Die  Grosshirnganglien  zeigen  auf  Durchschnitten  fleckige  Rötung,  ebenso 
Pons  und  Medulla  oblongata. 

Kleinhirn  ohne  Veränderung. 

Brusthöhle.  Zwerchfellstand  links  an  4.,  rechts  an  5.  Rippe.  Sternum  flach. 
Pleurahöhlen  leer.  Die  Lungen  retrahiren  sich  wenig,  die  rechte  an  der  Spitze 
durch  bandförmige  Verwachsungen  angeheftet. 

Herzbeutel  enthält  eine  spärliche  Menge  klarer  Flüssigkeit,  beide  Blätter 
glatt  und  spiegelnd. 

Der  linke  Herzveutrikel  etwas  hypertrophisch,  sehr  fest  kontrahirt,  enthält 
nur  eine  Spur  dunkelroten  flüssigen  Blutes.  Die  Muskulatur  blassrot,  kräftig. 
Klappen  intakt.  Der  rechte  Ventrikel  schlaff,  enthält  dunkelrotes  flüssiges  Blut. 
Seine  Muskulatur  und  Klappen  intakt. 

Die  linke  Lunge  ziemlich  voluminös,  der  pleurale  Überzug  glatt  und  spiegelnd. 
Der  Oberlappen  lufthaltig,  stark  ödematös.  Der  Unterlappen  grösstenteils  luftleer, 
von  fester  Konsistenz.  Die  Schnittfläche  dunkelrot  gefärbt,  fein  granulirt,  lässt 
reichlich  trübe,  dunkelrote  Flüssigkeit  abstreifen.  Die  rechte  Lunge  zeigt  das- 
selbe Verhalten  wie  die  linke.  Die  Bronchialschleimhaut  mit  zähem  Schleim 
belegt,  stark  gerötet. 

Halsorgane  zeigen  keine  Abnormitäten. 

Bauchhöhle.  In  der  Bauchhöhle  eine  geringe  Menge  ( %  1)  klarer,  schwach- 
rötlich gefärbter  Flüssigkeit.  Das  Bauchfell  glatt  und  spiegelnd.  Der  Dickdarm 
ziemlich  stark  aufgetrieben.  Die  Mesenterialen  en  prall,  mit  dunkelrotem, 
flüssigem  Blut  gefüllt,  ebenso  die  kleinen  in  der  Subserosa  verlaufenden  Venen 
der  Darmschlingen. 

Die  Milz  vergrössert,  prall;  die  Oberfläche  blaurot  gefärbt.  Die  Pulpa  sehr 
blutreich,  weich,  vorquellend.    Follikel  nicht  zu  erkennen. 

Nebennieren  ohne  Veränderungen. 

Schmorl,  Eklampsie.  ^ 


Beide  Nieren  von  normaler  Grösse  und  massig  fester  Konsistenz,  Oberfläche 
glatt,  gelbliohgrau  gefärbt.  Die  sternförmigen  Venen  stark  gefüllt.  Die  Rinde 
etwas  vorquellend,  fouchtglilnzend,  gruugelblich  gelllrl)t,  fleckweise  getrübt; 
Zeichnung  undeutlich.  Die  Marksubstanz  blutreicher  als  die  Rinde.  Die  Ureteren 
nicht  erweitert,  ebenso  die  Nierenbecken. 

Die  Harnblase  massig  mit  getrübtem  Urin  gefüllt,  ihre  Schleimhaut  blass. 

Der  Uterus  über  kindskopfgross ,  fest  kontrahirt.  Die  Serosa  glatt  und 
spiegelnd.  Die  Wand  3  cm  dick,  fest,  blass  graurot  gefärbt.  In  der  Höhle 
finden  sich  ziemlich  reichlich  der  Wand  fest,  anheftende  Blutgerinnsel;  an  der 
hinteren  Wand  ist  die  Placentarstelle  deutlich  erkennbar.  Die  Portio  zeigt  mässig 
tiefe,  blutig  snffundirto  Einrisse.  Schleimhaut  der  Scheide  dunkelblaurot  gefärbt. 
Ovarien  normal,  im  linken  ein  kirschgrosses  Corpus  luteum.    Die  Tuben  normal. 

Die  Leber  ist  normal  gross,  von  praller  Konsistenz.  Die  Oberfläche  glatt, 
im  allgemeinen  braunrot  gefärbt.  Am  unteren  Hand  des  rechten  Lappens  treten 
ziemlich  zahlreiche,  feine,  opake,  gelbe  Streifen  und  Flecken  hervor,  welche  der 
Peripherie  der  Acini  entsprechen.  Auf  der  Schnittfläche,  welche  massig  blutreich 
erscheint,  erkennt  man  ausserordentlich  zahlreiche  gelbweisse,  opake  Streifen  und 
Flecken,  welche  häufig  durch  einen  tiefrot  gefärbten  Saum  von  der  Umgebung 
abgesetzt  sind;  daneben  vereinzelte  Blutungen. 

Die  Schleimhaut  des  Magens  tief  dunkelrot  gefärbt,  an  der  kleinen  Ohrvatur 
vereinzelte  Blutungen  und  Erosionen. 

Die  Schleimhaut  des  Dünndarms  zeigt  ebenfalls  starke  venöse  Hyperämie. 

Mikroskopische  Untersuchung.  Leber.  Die  in  der  Leber  gefundenen 
gelbweissen  Herde  erweisen  sich  bei  der  mikroskopischen  Untersuchung  als  nekro- 
tische Inseln,  welche  sich  im  allgemeinen  wie  die  im  Fall  I  genauer  beschriebenen 
Herde  verhalten.  Auffallend  ist  hier  aber,  dass  zahlreiche  Herde  ziemlich  dicht  von 
Rundzellen  durchsetzt  sind;  im  Bereich  der  Rundzellenherde  hie  und  da  spärliche, 
in  Gruppen  zusammenliegende  Kokken.  Ausserdem  frische  hämorrhagische  Nekrosen. 
In  zahlreichen  interlobnlären  Venen  nicht  nur  in  der  Nachbarschaft  der  nekro- 
tischen Herde,  sondern  auch  an  Stellen,  wo  das  Lebergewebe  keine  Veränderungen 
oder  nur  geringe  Trübung  erkennen  lässt,  Thromben,  die  teils  aus  hyalinen 
Massen  bestehen,  teils  aus  Fibrinfäden  und  feinkörnigem  Material,  welches  zahl- 
reiche Leukocyten  einschliesst,  sich  aufbauen.  In  manchen  Lebervenen  verein- 
zelte Leberzellen. 

,  Gallengängc  intakt. 

Nieren.  Bei  der  frischen  Untersuchung  nur  geringe  Trübung,  keine  Verfettung 

An  gehärteten  Präparaten  erweist  sich  das  Epithel  fast  vollständig  intakt, 
nur  hie  und  da  in  den  gewundenen  Kanälchen  eine  Zelle  mit  fehlendem  oder 
abgeblasstem  Kern.  Im  Lumen  der  Kanälchen  des  Labyrinthes  spärliche  fein- 
körnige Niederschläge.  Glomeruli  vollständig  intakt,  ihr  Kapselraum  enthält  hie 
und  da  feinkörniges  und  homogenes  Exsudat.  In  den  Sammelröhren  hyaline 
Cylinder.  Im  interstitiellen  Gewebe  keine  Veränderungen.  Die  intertubulären 
Kapillaren  meist  leer,  nur  in  vereinzelten  Bezirken  prall  gefüllt.  Venen  des 
Markes  stark  dilatirt.    Arterien  intakt. 

Lungen.  Die  Lungen  zeigen  nur  geringe  Veränderungen,  bestehend  in  ver- 
einzelten wenig  umfänglichen  Blutungen.  Im  Unterlappen  die  Gefässe  enorm 
dilatirt,  in  den  Alveolen  zum  Teil  abgestossene  Epithelien  und  reichliche  Rund- 
zellen. In  den  Kapillaren  nur  spärliche  Thromben,  ebenso  in  den  Arterien  und 
Venen.  Dagegen  finden  sich  hier  in  den  Kapillaren  ausserordentlich  reichliche 
grosse  Placentarriesenzellen;  in  vereinzelten  Arterien  unzweifelhafte  Leberzellen. 

Gehirn.  Vom  Gehirn  ist  nur  ein  kleines  Stück  des  Stirnhirns,  der  Kopf  des 
linken  Nucleus  caudatus  und  Brücke  und  Medulla  oblongata  aufbewahrt. 


—    67  — 


iLndernnln  t 1  T  f  ™ung  der  Venen  und  Kapillaren  keine  Ver- 
anderiingen  Im  Bereiche  der  im  linken  Nucl.  caudatus  gelegenen  Blutung  ist 
die  Gehirnsubstanz  in  grosser  Ausdehnung  zertrümmert,  die  roten  RluSeLen 
zum  Teil  nur  noch  Mass  mit  Eosin  farbbar.  Die  Gliakern  XdTwä 
schwach  tmgirbar,  die  Ganglienzellen  kernlos,  zum  Teil  in  körnteem  Zerfa 
begriffen  zum  Teil  in  glänzende  Sehollen  verwandelt.  Die  innSfdes  Blu  - 
herdes  gelegenen  Kapillaren  zum  Teil  strotzend  mit  Blut  gefüllt,  zum  Teil  durch 
hyaline  Thromben  geschlossen;  ein  in  der  unmittelbaren  Nähe  der  Blutune  ee 
legener  kleiner  Venenstamm  durch  einen  glänzenden  feinstreifigen  Pfropf  verlort, 
welcher  geschrumpfte  Kerne  einschliesst.  Die  Arterien  prall  gefüllt  in  ihrer 
Lymphscheide  reichliche  rote  Blutkörperchen.  Im  Pons  ganz  spärliche  wenie 
ausgedehnte  Blutungen,  welche  um  prall  gefüllte  Kapillaren  liegen-  in  äusserst 
spärlichen  Kapillaren  hyaline  Thromben,  in  der  Umgebung  derselben  zeigt  die 
Hirnsubstanz  einen  eigentümlich  starren  Glanz,  ist  kernlos  und  färbt  sich  mit 
Eosin  und  Carmin  leuchtend  rot;  die  Kapillaren  erscheinen  gleichsam  von  einem 
hyalinen  Mantel  umgeben. 

Pankreas  und  Herz  nicht  untersucht. 

Die  Blutungen  in  der  Magenschleimhaut  Hegen  um  prall  gefüllte  Kapillaren 
und  Venen,  in  letzteren  sind  die  roten  Blutkörperchen  häufig  so  dicht  gedrängt, 
dass  ihre  Konturen  völlig  verschwinden  und  mit  einer  homogenen  kupferroten 
(Härtung  in  Müller'scher  Lösung  und  Eosinfärbung)  Masse  ausgefüllt  erscheinen. 
Die  Venen  in  der  Submucosa  prall  gefüllt;  hie  und  da  durch  Plättchen-  und 
fibrinöse  Thromben  verlegt. 

Fall  Tl. 

Sektionsbericht.  Schulz,  23  Jahre,  Buchbindersehefrau.  (Erkrankteam 
1.  VII.  abends  mit  Krämpfen,  gest.  3.  VII.  1890),  sec.  4.  VII. 

Kleiner,  gracil  gebauter  weiblicher  Leichnam;  blasse  Hautfarbe;  Lippen 
cyanotisch.  Gesicht  stark  gedunsen,  ebenso  die  Halsgegend.  An  den  unteren 
Extremitäten  Ödeme.  Fettgewebe  reichlich  entwickelt.  Muskulatur  dunkel- 
braunrot.   Mammae  stark  entwickelt,  lassen  reichlich  Colostrum  ausdrücken. 

Kopfhöhle.  Die  weichen  Schädeldecken  sehr  blutreich,  namentlich  die  Galea 
stark  injicirt.  Das  Schädeldach  leicht  asymmetrisch,  die  Nähte  noch  deutlich 
sichtbar.  Am  Periost  treten  zahlreiche  punktförmige  Hämorrhagien  hervor.  Auf 
dem  Durchschnitt  ist  das  Schädeldach  sklerosirt.  Auf  der  Innenfläche  feine  Oste- 
ophytbildung,  am  stärksten  längst  der  Art.  meningea  media.  Die  harte  Hirnhaut 
durchsichtig,  sehr  blutreich.  Innenfläche  glatt.  Im  Sinus  longit.  sup.  reichlich 
flüssiges  Blut.  Die  basalen  Hirngefässe  bluthaltig,  zart.  Die  Hirnnerven  zeigen 
keine  Veränderung.  Die  weichen  Hirnhäute  enorm  hyperämisch.  Die  Windungen 
abgeflacht,  trocken,  glänzend.  Auf  dem  Durchschnitt  fällt  die  mattblaue  Färbung 
der  Rinde  auf,  während  die  Marksubstanz  rein  weiss  und  feuchtglänzend  erscheint 
und  nur  mässig  reichliche,  an  durchschnittenen  Gefässen  vorquellende  Blutpunkte 
erkennen  lässt.  Die  Grosshirnganglien  zeigen  auf  dem  Querschnitt  ein  marmorirtes 
Aussehen,  derart,  dass  verwaschen  graurote  Flecken  und  Streifen  und  rötlich- 
weisse  Herde  abwechseln.  Hie  und  da  spärliche  punktförmige  Ekchymosen,  be- 
sonders unter  dem  Ependym,  welch'  letzteres  zart  ist.  Gyri  und  Hirnschenkel 
mässig  blutreich,  ebenso  das  Kleinhirn.  Auf  Querschnitten  der  Brücke  und  Me- 
dnlla  oblongata  mässig  zahlreiche  dunkelrote  Blutpunkte.  Kleinhirn  feucht 
glänzend,  blutarm.    In  den  Sinus  der  Basis  dunkelrotes  flüssiges  Blut. 

Brusthöhle.  Zwerchfellstand  beiderseits  an  der  4. Rippe.  Thymus  geschwunden. 
Im  vorderen  Mediastinum  spärliche  Blutungen.  Pleurahöhlen  enthalten  eine  Spur 
seröser  Flüssigkeit.    Die  Lungen  retrahiren  sich  gut. 


-    68  - 


Im  Herzbeutel  eine  geringe  Menge  klarer  seröser  Flüssigkeit;  beide  Blätter 
glatt  und  spiegelnd. 

Das  Herz  etwas  vergrössert  und  zwar  besonders  der  rechte  Ventrikel  ganz 
entschieden  dilatirt.    Derselbe  enthalt  dunkelrotes,  flüssiges  Blut  neben  verein- 
zelten speckhäutigen  Gerinnseln.  Die  Muskulatur  leidlich  kräftig  braunrot  gefärbt 
Klappen  intakt.  Der  linke  Ventrikel  nicht  dilatirt,  aber  deutlich  hypertrophisch 
stel  leuweise  etwas  getrübt.    Klappen  zart. 

Die  Lungen  sind  ziemlich  voluminös ;  Oberfläche  pigmentirt.  An  den  vorderen 
Rändern  emphysematös,  mässig  blutreich;  in  den  hinteren  und  unteren  Partien 
reichlicher  Blutgehalt,  liier  das  Gewebe  etwas  derb.  Von  der  Schnittfläche 
entleert  sich  feinschaumige,  blassrötlich  gefärbte  Flüssigkeit.  Sowohl  im 
Ober-  als  im  Unterlappen  treten  spärliche,  teils  subpleural,  teils  central  gelegene 
kleine  Blutungen  hervor.  Die  grossen  Lungengefässe  leer.  Die  Bronchien  ent- 
halten schaumige  Flüssigkeit.    Die  Schleimhaut  injicirt. 

Halsorgane  nicht  secirt. 

Bauchhöhle.  In  der  Bauchhöhle  eine  Spur  freien  Serums.  Nach  Eröffnung 
sieht  man  die  Därme  in  normaler  Lage,  etwas  durch  Luft  aufgetrieben.  Der 
Uterus  in  der  Mittellinie  liegend,  überragt  fünf  fingerbreit  die  Symphyse.  Am 
Bauchfell  ziemlich  starke  Gefässinjektion,  hie  und  da  streifenförmige  Blutungen. 
Nach  Entfernung  der  Därme  fällt  die  starke  Erweiterung  der  grossen  Unterleibs- 
venen in  die  Augen,  besonders  stark  sind  erweitert  und  prall  gefüllt  die  Vena 
cava  inf.  und  die  Venae  spermaticae.  Die  Leber  überragt  dreifingerbreit  den 
Eippenbogen,  ihre  Oberfläche  ist  im  allgemeinen  braunrot  gefärbt,  unter  der 
Kapsel  treten  äusserst  zahlreiche  dunkelrote  Flecken  und  Streifen  hervor. 

Die  Milz  nicht  vergrössert,  mässig  blutreich,  Kapsel  zart.  Pulpa  braunrot 
gefärbt,  etwas  vorquellend. 

Nebennieren  ohne  Veränderungen. 

Die  Fettkapsel  der  Nieren  gut  entwickelt.  Capsula  fibrosa  zart,  leicht 
abziehbar.  Die  Nieren  nicht  vergrössert,  von  ziemlich  fester  Konsistenz;  die 
Oberfläche  graugelblich  gefärbt,  hie  und  da  verwaschen  graurote  Streifen  und 
Flecken.  Die  sternförmigen  Venen  stark  gefüllt.  Die  Kinde,  nur  wenig  ver- 
breitert, zeigt  dasselbe  Aussehen  auf  dem  Durchschnitt,  als  die  Oberfläche.  Die 
Marksubstanz  sehr  blutreich,  deutlich  gezeichnet.  Nierenbecken  nicht  erweitert, 
ebensowenig  die  Ureteren. 

Die  Harnblase  zusammengezogen,  enthält  nur  einige  Tropfen  trüben  Urins. 
Die  Schleimhaut  ödematös,  zeigt  zwei  symmetrische,  von  der  Urethra  aus  nach 
oben  verlaufende  3  cm  lange,  lj2  cm  breite  streifige  Blutungen. 

Die  Schamlippen  sind  ieicht  ödematös,  zeigen  vielfache  oberflächliche  Ab- 
schorfungen, welche  mit  coagulirtem  Blute  bedeckt  sind.  Die  Scheide  ist  weit, 
ihre  Schleimhaut  mit  ausgedehnten  Hämorrhagien  durchsetzt;  die  Muttermundslippen 
abgeplattet,  von  Hämorrhagien  durchsetzt.  Die  gleiche  Beschaffenheit  zeigt  der 
Cervix.  Das  Corpus  uteri  ist  IV  j2  cm  lang,  10  cm  breit,  die  Wand  1V2 — 2  cm 
dick.  In  der  Uterushöhle  locker  geronnenes  Blut,  nach  dessen  Entfernung  die 
Innenfläche  grösstenteils  glatt  und  blassrot  erscheint.  Nur  an  der  Placentarstelle, 
die  sich  an  der  vorderen  Wand  befindet,  vereinzelte  fest  anhaftende  Blutgerinnsel, 
in  den  Uterusvenen  flüssiges  Blut.  Die  Tuben  an  ihrem  abdominellen  Ende 
stark  injicirt,  Ovarien  ziemlich  gross,  im  rechten  ein  Corpus  luteum  verum. 

Die  Leber  von  normaler  Grösse,  wiegt  1750  g.  Wie  erwähnt,  treten  auf 
der  Oberfläche  zahlreiche  dunkelrote  Flecken  und  Streifen  hervor.  Dieselben  sind 
scharf  gegen  die  Umgebung  abgesetzt,  unregelmässig  zackig  begrenzt,  stellen- 
weise erreichen  sie  die  Grösse  eines  Markstückes,  der  grösste  Teil  überschreitet 
allerdings  die  Grösse  einer  Linse  nicht.  Auf  der  Schnittfläche  ebenfalls  zahlreiche 


—    69  — 


«lunkelrote  Hecken  und  Streifen.  Hie  und  da  bemerkt  man  spärliche  opake 
gelbweisse  Flecken  und  Streifen.  Das  zwischen  (Uesen  Herden  gelegene  Leber- 
gewebe ist  braunrot  gefärbt,  etwas  trübe.  In  der  Gallenblase  dünnflüssige  faden- 
ziehende Galle.    Gallengang  durchgängig. 

Magenschleimhaut  fleckig  gerötet.  Darmschleirahaut  blass.  Pankreas  blut- 
reich.   Aorta  zeigt  keine  Abnormitäten. 

Bakteriologische  Untersuchung  nicht  vorgenommen. 

Mikroskopische  Untersuchung.  Leber.  In  der  Leber  zahlreiche  hämo- 
rhagische  Nekrosen  frischeren  Datums.  Die  Leberzellen  im  Bereiche  der  Hämor- 
rhagien  in  ihren  Konturen  noch  erhalten,  aber  kernlos;  zwischen  ihnen  hie  und 
da  ein  feinfädiges  Fibrinnetz.  Im  periportalen  Gewebe,  soweit  es  den  hämor- 
rhagischen Nekrosen  benachbart  ist,  ausgedehnte  Blutungen,  welche  stellenweise 
in  die  Gallengänge  eingebrochen  sind.  In  zahlreichen  interlobulären  Venen  fein- 
körnige und  feinfädige  Pfropfe,  ebenso  in  den  aus  ihnen  hervorgehenden  Kapil- 
laren. Die  Arterien  hie  und  da  prall  gefüllt.  In  den  Lebervenen  spärliche 
Leberzellen.  Die  ausserhalb  der  nekrotischen  Herde  liegenden  Leberzellen  getrübt 
aber  nicht  verfettet.    In  vereinzelten  Kapillaren  zahlreiche  kurze  Bacillen. 

M&rm.  a)  Im  frischen  Präparat  die  Epithelien  der  gewundenen  Kanälchen 
getrübt,  hie  und  da  von  Fetttröpfchen  durchsetzt;  in  vereinzelten  Glomeruli  feinste 
Fetttröpfchen  in  den  Schlingenepithelien. 

b)  Im  gehärteten  Präparat  die  Glomeruli  grösstenteils  intakt;  hie  und  da 
feinkörniges  Exsudat  in  den  Kapselräumen.  Die  Schlingen  stellenweise  vom 
Epithel  entblösst,  trübe.  Die  Epithelien  der  gewundenen  Kanälchen  zeigen  meist 
gut  färbbare  Kerne;  nur  ganz  vereinzelte  Epithelien  kernlos  oder  mit  abgeblassten 
Kernen.  An  den  Epithelien  der  Henle'schen  Schleifen  keine  Veränderungen.  Im 
Lumen  hie  und  da  feinkörniges  Exsudat.  In  den  Sammelröhren  zahlreiche  hyaline 
Cylinder.  Im  interstitiellen  Gewebe  keine  Veränderungen.  Die  Kapillaren  der 
Rinde  meist  leer,  in  vereinzelten  Stase;  letztere  auch  in  kleinen  Venen  des  Markes. 
Die  Arterien  meist  leer. 

In  einer  etwas  grösseren  Vene  des  Markes  finden  sich,  dicht  von  roten 
Blutkörperchen  umgeben,  ziemlich  grosse  viereckige  und  polygonale  Zellen  mit 
einem  grossen,  protoplasmatischen  Leib  und  bläschenförmigen,  blassgefärbten 
Kernen.  Das  Protoplasma  schliesst  hie  and  da  feine  goldgelbe  Pigmentkörnchen 
ein.  Diese  Zellen  stimmen  in  ihrem  morphologischen  Verhalten  völlig  mit  Leber- 
zellen überein;  es  ist  im  hohen  Grade  wahrscheinlich,  dass  sie  durch  retrograde 
Embolie  an  ihren  Fundort  gelangt  sind. 

Lunge.  In  den  Lungenkapillaren  enorme  Mengen  von  Placentarzelleu.  Die- 
selben werden  in  keinem  den  verschiedensten  Lungenabschnitten  entnommenen 
Schnitte  vermisst.  In  zahlreichen  Bezirken  des  Unterlappens  ausgedehnte  hyaline 
Thrombose  der  Kapillaren;  hier  in  den  Alveolen  häufig  eine  fibrinöse  Ausscheidung 
•und  Austapezierung  der  Alveolar  wände  mit  einer  hyalinen  Schicht;  in  dem 
Fibrinnetze  keine  oder  nur  spärliche  Leukocyten.  Die  thrombosirten  Kapillaren 
kernarm,  hie  und  da  kernlos.  In  beiden  Ober-  und  Unterlappen  zahlreiche  kleine 
Blutungen.  Die  kleineren  Arterien  meist  prall  gefüllt,  in  ihnen  spärliche,  un- 
zweifelhafte Leberzellen.    Die  grösseren  Arterien  und  Venen  meist  leer. 

Gehirn  nicht  untersucht. 

Herx.  Die  Muskelfasern  stark  getrübt,  aber  nicht  verfettet.  Keine  Blutungen. 
Die  Kapillaren  stark  gefüllt.    Die  Arterien  leer. 
Pankreas  normal. 

Uterus.  Die  grossen  Venen  an  der  Placentarstelle  durch  rote  lhromben 
geschlossen,  welche  mitunter  mehrkernige  Riesenzellen  einschliessen. 


—    70  — 


Fall  VJI. 

Sektionsbericht.  Wagner,  21  Jahre;  gest.  11.VJJ1.  1890. 

Mittelgrosser,  kräftig  gebauter  weiblicher  Körper,  sehr  fettreich.  An  den 
Extremitäten  und  am  Rumpfe  zahlreiche,  zum  Teil  sehr  ausgedehnte  Blutungen 
im  subcutanen  Gewebe  und  in  der  Muskulatur.  Letztere  braunrot  gefärbt, 
feucht,  Lippen  eyanotisch,  sonst  die  Hautfarbe  blass.  An  der  Bauchhaut  zahl- 
reiche frische  Schwangorschaftsnarben.  Die  Brüste  gross,  prall,  lassen  reichlich 
Colostrum  ausdrücken. 

Kopfhöhle.  Die  weichen  Schädeldccken  blutreich,  hie  und  da  von  bis  mark- 
stückgrossen  Blutungen  durchsetzt.  Knöcherner  Schädel  dolichocephal ,  dünn. 
Diploe  blutreich.  An  der  Tabula  vitrea  längs  des  Sinus  longit.  sup.  dicht  stehende 
Schwangerschaftsosteophyten. 

Dura  raater  blutreich,  straff  gespannt,  von  normaler  Dicke.  Im  Sinus 
longitud.  super,  eine  geringe  Menge  dunkelroteu,  flüssigen  Blutes. 

Die  weichen  Hirnhäute  zart,  blutreich.    Dio  Gyri  deutlich  abgeplattet. 

Die  Gehirnsubstanz  weich,  feuchtglänzend,  mässig  blutreich.  Seiteuventrikel 
leer.  Unter  dem  Ependym  und  in  der  Substanz  der  Ceutralganglien  vereinzelte 
punktförmige  Blutungen;  ebenso  in  der  Brücke  und  Medulla  oblong. 

Kleinhirn  mässig  blutreich. 

Brusthöhle.  Zwerchfellstand  beiderseits  im  4.  Intercostalraum.  Die  Pleura- 
höhle leer;  die  linke  Lunge  retrahirt  sich  gut,  die  rechte  durch  kurzfädige  Ver- 
wachsungen an  die  seitliche  Thoraxwand  angeheftet. 

Perikard  zeigt  keine  Veränderungen. 

Das  Herz  von  normaler  Grösse,  unter  dem  Perikard  vereinzelte  Blutungen. 
Die  Muskulatur  schlaff  und  morsch,  von  fast  lehmartiger  Farbe.  Klappen  und 
Endokard  intakt. 

Lungen  sehr  blutreich  und  ödematös,  wenig  pigmentirt;  in  den  Unterlappen 
mehrere  Blutungen.  Pleura  glatt  und  spiegelnd.  In  der  Trachea  und  in  den 
Bronchien  feinschaumige  Flüssigkeit.  Die  Schleimhaut  stark  injicirt,  lässt  hie 
und  da  vereinzelte  Blutungen  erkennen. 

Schilddrüse  colloid. 

Bauchhöhle.  Die  Bauchhöhle  enthält  keine  freie  Flüssigkeit;  Bauchfell  glatt 
und  spiegelnd. 

Milz  gross  (14:8:4),  blutreich  und  weich. 

Die  Nieren  von  normaler  Grösse,  tief  dunkelrot  gefärbt,  von  fester  Kon- 
sistenz. Oberfläche  glatt.  Schnittfläche  sehr  blutreich,  Rinde  von  normaler  Breite, 
deutlich  gezeichnet.    Nierenbecken  und  Ureteren  nicht  erweitert,  blass. 

Die  Harnblase,  deren  Schleimhaut  blass  ist,  enthält  eine  geringe  Menge 
trüben  Urins. 

Der  Uterus  über  kindskopfgross,  ist  stark  kontrahirt,  die  Serosa  glatt. 
Die  Muskulatur  blass,  rötlichweiss  gefärbt.  In  der  Höhle  spärliche  zähe  Cruormassen, 
welche  der  Wand  ziemlich  fest  anhaften,  im  Fundus  die  Placentarstelle.  In  der 
Portio  zwei  bis  in  das  hintere  Scheidengewölbe  reichende  oberflächliche  Risse. 
Scheide  tief  blaurot  gefärbt. 

Die  Leber  etwas  vergrössert,  von  praller  Konsistenz.  Die  Oberfläche  glatt, 
zeigt  ein  buntgeflecktes  Aussehen,  indem  braunrote,  normalen  Leberinseln  ent- 
sprechende Partien  mit  dunkelroten,  prominirenden  Flecken  und  Streifen  ohne 
acinöse  Struktur  abwechseln;  letztere  haben  eine  sehr  unregelmässige  Form  und 
Grösse.  Daneben  bemerkt  man  zahlreiche  hirsekorn-  bis  erbsengrosse,  meist 
rot  umsäumte,  opake,  gelbe  Herde,  welche  unter  di,e  Oberfläche  zurücksinken  und 
völlig  homogen  erscheinen.  Die  Schnittfläche  zeigt  genau  dasselbe  Bild  wie  die 


71  — 


Oberfläche.  Die  Galleublase  prall  mit  gelbbrauner  Galle  gefüllt.  Schleimhaut  glatt. 
Magen  und  Darmschleimhaut  blass. 
Pankreas  sehr  schlaff,  blutreich. 

Bakteriologische  Untersuchung.  Der  bakteriologischen  Untersuchung 
wurde  nur  die  Leber  unterzogen;  sie  fiel  negativ  aus. 

Mikroskopischo  Untersuchung.  Leber.  In  der  Leber  multiple  anämische 
und  hämorrhagische  Nekrosen  älteren  und  frischeren  Datums.  In  den  inter- 
lobulären Venen  Thromben.  In  vereinzelten  Lebervenen  unzweifelhafte  Leberzellen. 

Nieren,  a)  Bei  der  frischen  Untersuchung  ergiebt  sich  eine  massige  Trübung 
der  Epithelien.    Keine  Verfettung. 

b)  Im  gehärteten  Präparat  erscheinen  säinmtliche  Strukturbestandteile  völlig 
normal;  nur  die  Anwesenheit  von  feinkörnigen  Niederschlägen  in  den  Kapsel- 
räumen  und  den  Harnkanälchen  weist  darauf  hin,  dass  intra  vitam  eine  Funktions- 
störung bestanden  hat.  Die  Gefässe  ausserordentlich  prall  gefüllt;  in  vereinzelten 
Glomerulis  hyaline  Thrombose  der  Schlingen,  ebenso  in  vereinzelten  interlobulären 
Kapillaren. 

Lungen.  In  den  Lungen  hyaline  Thromben  in  vereinzelten  Kapillarbezirken; 
multiple,  wenig  ausgedehnte  Blutungen  in  den  Alveolaren,  im  Bereich  der  letzteren 
die  Venen  durch  Plättchenthromben  verschlossen.  In  zahlreichen  kleinen  Arterien- 
ästen wandständige  und  obturirende  Thromben.  Grossartige  Placentarzellen- 
embolien.    In  kleineren  Arterien  spärliche  Leberzellen. 

Gehirn.  In  der  Hirnrinde,  den  Centraiganglien,  Pons  und  Medulla  ziemlich 
ausgedehnte  hyaline  Thrombose  der  Kapillaren  und  kleineren  Venen;  in  der 
Umgebung  der  thrombosirten  Gefässe  hie  und  da  Blutungen  und  kleine  Er- 
weichungen. In  den  Venen  Stase,  hie  und  da  Plättchen-,  fibrinöse  und  hyaline 
Thromben.  Die  Arterien  meist  leer,  nur  ganz  vereinzelte  tbrombosirt,  in  letzterem 
Falle  die  Lymphscheide  prall  mit  roten  Blutkörperchen  gefüllt. 

Herz.  Hochgradige  Trübung  der  Muskelfasern,  die  Querstreifung  fast  nirgends 
mehr  zu  erkennen.  An  vereinzelten  Stellen  die  Muskelfasern  wachsig  degenerirt. 
Im  gehärteten  Präparat  zeigt  sich,  dass  die  Muskulatur  von  multiplen  feinen 
Blutungen  durchsetzt  ist.  Die  Muskelfasern  häufig  in  kernlose  Massen  ungewandelt. 
Die  Kapillaren  herdweise  enorm  gefüllt,  nur  vereinzelte  durch  hyaline  Thromben 
geschlossen.  In  kleinen  Venen  hyaline  und  Plättchenthromben;  ebenso  in  den 
Arterien. 

J'aukreas.  Im  Pankreas  multiple  Blutungen  und  Nekrosen. 


Fall  VIII. 

Sektionsbericht.  Ronneberger,  Marie,  gest.  9./VHI.  1890.  Sektion  2  St.  p.  m. 

Grosse,  kräftig  gebaute  weibliche  Leiche;  guter  Ernährungszustand.  Starke 
Ödeme  an  den  unteren  Extremitäten.  Haut  blass,  die  sichtbaren  Schleimhäute 
stark  eyanotisch.  Unterleib  halbkugelig  aufgetrieben,  mit  reichlichen  frischen 
Striae,  die  äusseren  Genitalien  etwas  ödematös. 

Fettgewebe  gut  entwickelt;  Muskulatur  kräftig,  dunkelrot,  stark  feucht- 

erlänzend.  .      .  ,  , ,   .  . 

Kopfhöhle.  Die  weichen  Schädeldecken  sehr  blutreich,  von  zahlreichen 
hirsekorn-  bis  linsengrossen  Blutungen  durchsetzt,  etwas  ödematös.  Knöchernes 
Schädeldach  zeigt  eine  leichte  Asymmetrie.  Tabula  externa  glatt.  Diploe  blutreich. 
Tabula  vitrea  in  grosser  Ausdehnuug  mit  dünnen  Lagen  von  Osteozyten  besetzt. 

Dura  mater  sehr  stark  gespannt,  nirgends  verdickt;  an  der  Innenfläche 
vereinzelte  Blutungen.  Sinus  longit.  sup.  enthält  dnnkelrotes  flussiges  ™- 

Gehirnoberfläche  trocken  glänzend.    Gyri  abgeflacht;  Venen  prall  gefüllt. 


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Gehirusubstauz  von  uraller  Konsistenz,  selir  blutreich,  feucht  glänzend,  in  der 
Rinde  und  im  weissen  Marklager  spärliche  punktförmige  Blutungen.  Ventrikel 
leer.  An  der  Grenze  zwischen  linkem  Thalamus  optic.  und  Nucleus  caudatus  findet 
sich  dicht  unter  dem  Ependym  eine  linsengrosse  Blutung;  eine  ebensolche  im 
lauteren  Drittel  des  linken  Thalamus.  Punktförmige  Blutungen  bemerkt  man 
ferner  ia  dea  rechtseitigea  Centralganglien. 
Kleinhirn  ödematös. 

Ia  der  Brücke  mehrere  punktförmige  Ekchymosen. 

Brusthöhle.  Zwerchfellstand  rechts  an  der  4.  Rippe,  links  im  4.  Inter- 
costalrauin.  Thymus  noch  fast  in  ganzer  Ausdehnung  erhalten,  sehr  blutreich. 
Pleurahöhlen  leer.  Die  Lungen  retrahiren  sich  stark. 

Das  Herz  ist  etwas  vergrössert,  besonders  der  linke  Ventrikel.  Der 
rechte  Ventrikel  etwas  erweitert,  enthält  dunkelrotes,  flüssiges  Blut,  seine  Mus- 
kulatur schlaff,  hellbraunrot  gefärbt.  Klappen  intakt.  Der  linke  Ventrikel  und 
Vorhof  mässig  erweitert,  die  Muskulatur  hypertrophisch  (15  mm),  von  weicher, 
schlaffer  Koasisteaz,  duakelgraurot  gefärbt,  mit  vereinzelten  verwaschenen,  gelb- 
grauen Flecken.  Klappen  glatt  und  zart.  Die  Coronargefässe  iatakt. 

Die  Luagea  überall  lufthaltig,  duakelblaurot  gefärbt,  sehr  blutreich  und 
ödematös.  Sowohl  au  der  Oberfläche,  als  auf  der  Schaltfläche  bemerkt  man 
zahlreiche  liasea-  bis  zehnpfennigstückgrosse  Blutungen,  welche  mitunter,  und  zwar 
besonders  die  subpleural  gelegenen  eine  deutlich  keilförmige  Gestalt  besitzen. 
Daneben  erbsen-  bis  kirschgrosse  opake,  gelbweisse,  derbe  Herde,  von  trockenem 
Aussehen.   In  den  Bronchien  schaumige  Flüssigkeit,  die  Schleimhaut  stark  injicirt. 

Die  Halsorgane  zeigen  keine  Abnormitäten. 

Batichhöhle.  Die  Bauchhöhle  enthielt  1  1  klare  Flüssigkeit.  Bauchfell  glatt 
und  spiegelnd.  Omentum  fettreich. 

Milz  vergrössert,  ziemlich  weich  und  schlaff,  blutreich,  Follikel  deutlich. 
Nebennieren  blutreich. 

Die  Nieren  von  normaler  Grösse  und  fester  Konsistenz.  Die  Kapsel  leicht 
abziehbar.  Die  Oberfläche  glatt,  rötlich- weiss  gefärbt,  stellenweise  leicht 
gelblich;  hie  und  da  bemerkt  man  vereinzelte  Blutungen.  Die  Rinde  nicht  ver- 
breitert, etwas  vorquellend,  hellgraurot  gefärbt,  deutlich  gezeichnet  und  scharf 
von  der  tiefdunkelroten  Marksubstanz  abgesetzt.  Im  Nierenbecken,  welches  etwas 
erweitert  ist,  zahlreiche  punktförmige  Hämorrhagien.    Beide  Ureterea  erweitert. 

Die  Scheideaschleimhaat  duakelblaurot  gefärbt,  etwas  ödematös.  Der  äussere 
Muttermuad  etwas  erweitert,  die  hiatere  Lippe  erodirt.  Der  Uterus  eathält  eiae 
aoeh  voa  dea  iataktea  Eihäutea  umgebeae  Frucht  vou  47  cm  Länge;  seine 
Wand  ist  düna,  rötlichweiss  gefärbt.  Aa  der  hiaterea  Waad  sitzt  die  Placenta, 
welche  ziemlich  reichlich  voa  erbsengrossen,  weissen  Infarkten  durchsetzt  ist. 
Die  Venae  uterinae  und  spermaticae  siad  stark  dilatirt  uad  mit  duakelrotem, 
flüssigem  Blut  erfüllt.  Im  liakea  Ovarium  eia  kirschgrosses  Corpus  luteum  verum. 
Die  Tubeaschleimhaut  stark  iajicirt. 

Die  Leber  voa  aormaler  Grösse,  ziemlich  derb,  deutlich  ödematös.  Die  Ober- 
fläche glatt  uad  im  allgemeinen  bräunlich-graurot  gefärbt;  es  treten  aber  aa 
der  Oberfläche  des  rechtea  wie  liakea  Lappens,  besonders  aber  am  Lobulus 
Spigelii  zahlreiche,  tiefrot  gefärbte  Flecken  von  Punkt-  bis  Fünfpfennigstück- 
grösse  und  unregelmässig  zackiger  Form  hervor.  Daneben  bemerkt  man  spär- 
liche Herde,  die  von  einem  tiefroten  Saume  umgeben  werdea.  Die  Schaltfläche, 
welche  mässig  blutreich  ist,  zeigt  dasselbe  Aussehen,  wie  die  Oberfläche;  nur 
tretea  hier  zahlreichere  gelblichweisse,  trockeae  Herde  hervor,  ia  deren  Bereich 
die  aciaöse  Struktur,  welche  im  allgemeinen  gut  zu  sehen  ist,  gar  nicht  erkannt 
werden  kann. 


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Die  Gallenblase  enthält  dickflüssige,  zähe  Galle.   Gallengaug  durchgäng-io- 
Magenschleimhaut  stark  geschwollen,  hie  und  da  vereinzelte  Blutungen 
Pankreas  sehr  blutreich. 

Sektion  des  Fötus.  Der  Fötus  männlichen  Geschlechts  ist  47  cm  lang 
Die  Hant  mit  Lanugo  und  Vernix  caseosa  bedeckt.  Die  Nabelschnur  2  mal  um 
den  Hals  geschlungen. 

An  den  Lungen,  welche  sehr  blutreich  sind,  bemerkt  man  zahlreiche  Ekchy- 
mosen,  die  zum  Teil  subpleural  liegen.  Auch  unter  dem  Perikard  zahlreiche 
Blutungen. 

Die  Nieren  ziemlich  gross,  sehr  blutreich,  weich;  die  Rinde  von  zahlreichen 
Blutungen  durchsetzt,  blass-graurot  gefärbt.  Die  Leber  gross,  weich  sehr  blut- 
reich; im  rechten  Lappen  vereinzelte  subkapsuläre  Blutungen. 

An  den  Knochen  keine  Veränderungen. 

Bakteriologische  Untersuchung  ergiebt  vollständiges  negatives  Resultat. 

Mikroskopische  Untersuchung.  Leber.  In  der  Leber  multiple,  aus- 
gedehnte hämorrhagische,  spärliche  anämische  Nekrosen,  wie  sie  bei  Fall  II  be- 
schrieben wurden.  Die  Nekrosen  sind  noch  frischeren  Datums,  da  die  Leberzellen, 
welche  in  einem  feintädigen  Fibrinnetz  liegen,  wenn  auch  kernlos,  so  doch  in 
ihren  Konturen  gut  erhalten  sind.  Das  periportale  Gewebe  vielfach  blutig  infil- 
trirt.  In  zahlreichen  interlobulären  Venen  hyaline  und  feinstreifige  Pfropfe; 
in  manchen  grösseren  Pfortaderästen  wandständige  Plättchenthromben.  Derselbe 
Befund  an  vereinzelten  Arterien.  In  den  feinsten  interlobulären  Gallengängen 
vielfach,  besonders  in  der  Umgebung  der  nekrotischen  Herde  Gallenthromben,  in 
vereinzelten  grösseren  Gallengängen  spärliche  rote  Blutkörperchen.  Im  übrigen 
Lebergewebe  die  Leberzellen  getrübt,  aber  nicht  verfettet.  In  vereinzelten  Central- 
und  grösseren  Lebervenen  unzweifelhafte  Leberzellen. 

Nieren.  Die  Glomeruli  in  der  Mehrzahl  intakt,  allerdings  in  zahlreichen 
Kapselräumen  feinkörniges  Exsudat.  An  vereinzelten  Glomerulis  Epithelde- 
squamation, die  vom  Epithel  entblössten  Schlingen  meist  trübe;  hie  und  da  die 
Schlingen  mit  reichlichen  Leukocyten  und  hyalinen  Massen  ausgefüllt.  In  Osmium- 
präparaten erscheinen  in  manchen  Glomerulis  die  Schlingen  mit  schwarzen  Massen 
ausgegossen  (Fettembolie.)  Das  Epithel  der  gewundenen  Kanälchen  stark  ge- 
trübt und  hie  und  da  kernlos;  im  Lumen  derselben  feinste  Eiweisskörnchen. 
Das  Epithel  der  Henle'schen  Schleifen  ebenfalls  getrübt,  in  den  aufsteigenden 
Schleifenschenkeln  häufig  ausgedehnte  Epithelnekrose;  in  ihrem  Lumen  fein- 
körniges Exsudat  und  spärliche  hyaline  Cylinder;  letztere  sehr  zahlreich  in 
den  Sammelröhren.  Im  interstitiellen  Gewebe  hie  und  da  kleine  Blutungen  in  der 
Umgebung  prall  gefüllter  Kapillaren;  nirgends  Rundzellenanhäufungen.  Die  Ka- 
pillaren meist  leer.  Die  Arterien  sehr  eng,  in  vereinzelten  wandständige  Plättchen- 
thromben. Venen  der  Marksubstanz  prall  mit  roten  Blutkörperchen  gefüllt. 

Lungen.  In  den  Lungen  besteht  ausgedehnte  Fettembolie.  Im  Bereich  der 
im  Sektionsbericht  erwähnten  Blutungen,  neben  denen  sich  noch  zahlreiche,  wenig 
ausgedehnte  mikroskopische  finden,  die  Kapillaren  prall  mit  roten  Blutkörperchen 
gefüllt.  In  zahlreichen  kleineren  und  grösseren  Arterien  und  Venen  wandständige 
und  total  obturirende,  teils  aus  feinkörnigem  und  feinstreifigem  Material  be- 
stehende Thromben.  In  den  Kapillaren  sowohl,  als  in  den  Arterien  äusserst  zahl- 
reiche Placentarstellen  und  spärliche,  unzweifelhafte  Leberzellen.  Ausserdem  be- 
merkt man  in  mehreren  kleinen  Arterien  häufig  kleine  kubische  Zellen  mit  tief 
schwarzblau  gefärbten  Kernen,  welche  häufig  zu  vieren  und  sechsen  zusammen- 
hängen und  in  ihrer  Grösse  und  ihrem  sonstigen  morphologischen  Verhalten  den 
die  Placentarzotten  überziehenden  Epithelien  gleichen. 

Gehirn.  Im  Gehirn  multiple  Blutungen,  die  grösstenteils  erst  mikroskopisch 


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nachweisbar  sind  und  besonders  zahlreich  in  der  Rinde  des  Stirnhirns,  der 
Schlttfenwindnuigen,  dem  Nueleus  caudatus  und  der  Brücke  gefunden  werden. 
Sie  liegen  in  der  Umgebung  von  kleinen  Gefässen  (Arterien  sowohl,  wie  Venen) 
und  Kapillaren,  die  teils  enorm  dilatirt,  teils  durch  Thromben  (Plättchen-,  hyaline 
und  fibrinöse  Thromben)  verschlossen  sind.  Die  Thromben  sind  nicht  auf  die 
Blutungen  beschränkt,  sondern  finden  sich  auch  in  anderen  Gefässen.  Mit  der 
Thromboso  verbindet  sich  häufig  eine  hyaline  Degeneration  der  Wand  und  der 
anliegenden  Gehirnsubstanz.  Im  Thalamus  opticus  eine  kleine  Erweichung,  in 
deren  Bereich  und  Umgebung  eine  ausgedehnte  hyaline  Thrombose  der  Kapillaren 
besteht. 

Hera;.  Im  Herzen  besteht  starke  Trübung  der  Muskelfasern  und  geringe 
Verfettung.  Im  Boreiche  der  oben  erwähnten  Blutungen  die  Muskelfasern  teils 
nekrotisch,  in  unregelmässige  kernlose  Schollen  zerfallen,  teils  in  hyaliner 
Degeneration  begriffen.  Die  Gefässe  enorm  gefüllt,  hie  und  da  in  ihnen  teils 
wandständige,  teils  obturirende  Plättchenthromben. 

Pankreas.  Im  Pankreas  ganz  spärliche  Blutungen  in  der  Umgebung 
thrombosirter  Venen.  Innerhalb  der  Blutungen  die  Drüsenepithelien  kernlos. 

/  rtenis.  In  den  an  der  Placentarstelle  liegenden  Venen,  die  prall  mit  Blut 
gefüllt  sind,  spärliche,  frei  im  Lumen  liegende  Riesenzellen;  die  Wand  dieser 
Venen  von  einkernigen  Endothelien  ausgekleidet.  In  der  Placenta  multiple  weisse 
Infarkte,  daneben  aber  findet  sich  in  zahlreichen  intervillösen  Räumen  eine  fein- 
körnige und  feinfädige  trübe  Masse,  welche  abgeblasste  rote  Blutkörperchen  und 
Kerndetritus  einschliesst.  Die  Zellenepithelien  kernlos  und  aufgequollen.  Das 
Zottenstroma  ebenfalls  kernlos,  von  Blutungen  durchsetzt,  welche  sich  häutig 
zwischen  Epithel  und  Zottenstroma  eindrängen.  In  der  Umgebung  dieser  Herde 
die  Zotten  meist  gut  kernhaltig,  aber  von  Blutungen  durchsetzt,  durch  welche 
das  Epithel  vielfach  in  Form  grösserer  oder  kleinerer  Fetzen  von  der  Unterlage 
abgehoben  ist. 

An  den  kindlichen  Organen  finden  sich  keine  Veränderungen. 

Fall  IX. 

Sektionsbericht.  Gottstein,  Elise.  Müllersfrau,  24  .Talire,  Primipara. 
(Erkrankte  am  18./IX.  1890  mittags-,  gest.  19./IX.);  sec.  19,/IX.  1890. 

Mittelgrosse,  kräftig  gebaute  weibliche  Leiche;  leidlich  gut  genährt.  Haut- 
farbe blass,  keine  Ödeme.  An  der  Bauchwand  reichliche  Striae,  Muskulatur  kräftig, 
braunrot  gefärbt. 

Kopfhöhle.  Das  knöcherne  Schädeldach  sehr  schwer  und  dick.  Aussenfläche 
glatt,  graugelblich  gefärbt,  Diploe  erhalten,  wenig  blutreich.  An  der  Innenfläche 
reichliches  Schwangerschaftsosteophyt.  Die  harte  Hirnhaut  stark  gespannt,  nicht 
verdickt;  Aussenfläche  stark  injicirt,  Innenfläche  glatt  und  spiegelnd.  Im  Sinus 
longit.  sup.  flüssiges  Blut.  Die  weichen  Hirnhäute  an  der  Konvexität  ausserordent- 
lich blutreich;  die  Venen  bis  in  die.  feinsten  Verzweigungen  gefüllt.  Die  sub- 
arachnoidealen  Räume  leer.  Die  Gyri  abgeplattet,  trocken,  glänzend.  Die  Rinde 
grauviolett  gefärbt.  Die  Marksubstanz  feucht  glänzend,  lässt  zahlreiche  abspülbare 
Blutpunkte  erkennen,  nirgends  Blutungen.  Die  Seitenventrikel  enthalten  eine 
Spur  blassrötlich  gefärbter  Flüssigkeit,  ihr  Ependym  zart.  Die  Centralganglien 
blutreich,  ebenso  Brücke  und  Medulla  oblongata. 

Brusthöhle.  Zwerchfellstand  links  an  der  5.,  rechts  4.  Rippe. 

Thymus  geschwunden.  Mediastinum  zeigt  keine  Abnormitäten.  Pleurahöhlen 
leer.  Lungen  sinken  gut  zurück. 

Im  Herzbeutel  eine  Spur  seröser  Flüssigkeit;  beide  Blätter  glatt  und 
spiegelnd. 


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Das  Herz  etwas  vergrössert,  und  zwar  betrifft  die  Vergrösserung  beide  Ven- 
trikel gleichmässig.  Subperikardiales  Fettgewebe  reichlich  entwickelt  Gefässe 
an  der  Oberfläche  stark  gefüllt.  Im  rechten  Ventrikel  dunkelrotes,  flüssiges  Blut 
und  spärhche  Menge  Cruor;  Muskulatur  von  derber  Konsistenz,  braunrot  gefärbt 
die  Höhle  etwas  erweitert,  Klappen  zart.  Der  linke  Ventrikel  ist  stärker  kon- 
trahirt,  die  Wand  hypertrophisch,  die  Höhle  eng.  An  der  hinteren  Wand  zwei 
etwa  inarkstückgrosse,  verwaschen  graugelblich  gefärbte,  scharf  umschriebene 
Herde,  die  von  der  Umgebung  durch  einen  tiefrot  gefärbten  Saum  abgesetzt 
werden.  Klappen  zart.  In  der  Aorta  ascendens  keine  Veränderungen.  Coronar- 
gefässe  intakt. 

Die  Lungen  sind  überall  gut  lufthaltig,  der  pleurale  Überzug  glatt  und 
spiegelnd.  Die  vorderen  Partien  graurot,  die  hinteren  dunkelrot  gefärbt.  Auf  der 
Schnittfläche  des  Oberlappens  fliesst  reichlich  rötlich  gefärbte,  schaumige  Flüssig- 
keit ab.  Die  Unterlappen  weniger  ödematös;  es  springen  hier  aber  auf  der  Schnitt- 
fläche teils  dunkelrot  gefärbte,  teils  graurote  Herde  hervor,  die  sich  derber  an- 
fühlen und  auf  dem  Schnitt  eine  feine  Granulirung  erkennen  lassen.  In  den 
Bronchien  reichliche  schaumige  Flüssigkeit.  Schleimhaut  etwas  injicirt.  Die 
Bronchialdrüsen  etwas  pigmentirt,  mit  vereinzelten  kleinen  kreidigen  Herden. 

Tonsillen  klein,  atrophisch.  Die  Pharynxschleimhaut  stark  injicirt.  Die 
Schilddrüse  colloid.  In  der  Trachea  feinschaumige  Flüssigkeit. 

Bauchhöhle.  In  der  Bauchhöhle  keine  freie  Flüssigkeit.  Die  Höhle  des 
kleinen  Beckens  ist  von  dem  stark  kontrahirten  kindskopfgrossen  Uterus  an- 
gefüllt. Die  Dünndarmschlingen  stark  durch  Luft  aufgetrieben,  die  Serosa  überall 
glatt  und  spiegelnd.   Grosses  Netz  fettreich. 

Die  Milz  wiegt  185  g,  ist  von  schlaffer  Konsistenz.  Pulpa  verwaschen, 
dunkelblaurot  gefärbt,  quillt  etwas  hervor.    Follikel  und  Trabekel  undeutlich. 

Die  Nieren  von  normaler  Grösse,  Kapsel  leicht  abziehbar,  Oberfläche  glatt, 
marmorirt,  derart,  dass  graugelbe  Herde  mit  verwaschen  grauroten  abwechseln. 
Konsistenz  derb.  Die  Rinde  nicht  verbreitert,  verwaschen,  graugelblich  und  grau- 
rot gefärbt,  trübe.  Die  Marksubstanz  scharf  gegen  die  Rinde  abgesetzt,  dunkel- 
blaurot gefärbt.  Nierenbecken  und  Ureteren  nicht  erweitert.  Die  rechte  Niere 
etwas  grösser  als  die  linke,  Kapsel  an  einigen  Stellen  adhärent;  Oberfläche  gran- 
rot gefärbt,  nur  hie  und  da  etwas  gelblich.  Die  Rinde  intensiv  getrübt.  Das 
Nierenbecken  doppelt,  ebenso  der  Ureter  bis  an  die  Linea  innominata,  keine  Er- 
weiterung derselben. 

In  der  Harnblase  geringe  Menge  schwachgrünen  Urins,  Schleimhaut  fleckig 
gerötet,  im  Trigonum  vereinzelte  Blutungen. 

Die  Scheide  weit,  in  ihrer  hinteren  Kommissur  ein  l3/.,  cm  langer  Riss. 
Die  Scheidenschleimhaut  von  Blutungen  durchsetzt,  im  hinteren  Scheidengewölbe 
oberflächliche  Abschürfungen.  Der  Muttermund  klafft  sehr  weit.  Die  Mutterrannds- 
lippen  geschwollen,  blutig  infiltrirt.  Der  Fundus  uteri  enthält  vereinzelte  schlaffe 
Blutgerinnsel,  nach  deren  Entfernung  die  Innenfläche  im  allgemeinen  glatt  er- 
scheint. An  der  hinteren  Fläche  die  Placentarstelle.  Die  Venen  an  derselben 
nicht  thrombosirt.  Die  Muskulatur  rötlichweiss  gefärbt,  die  venösen  Sinus  leer. 
Parametrien  normal.  Die  Tuben  an  ihrem  abdominalen  Ende  stark  injicirt. 
In  beiden  Ovarien  vereinzelte  erbsengrosse  Cysten,  im  rechten  Ovarium  ein 
frisches  Corpus  luteum.  Die  Venae  uterinae  und  sperraaticae  mit  flüssigem,  dunkel- 
rotem Blut  prall  gefüllt. 

Die  Leber  von  normaler  Grösse,  wiegt  1800  g,  Oberfläche  im  allgemeinen 
blass  braunrot  gefärbt.  Auf  der  Oberfläche  des  rechten  Leberlappens,  spärlicher 
auf  der  des  linken  Stecknadel-  bis  linsengrosse,  unregelmässig  zackig  umgrenzte 
rote  Flecken,  die  etwas  auf  der  Schnittfläche  vorspringen  und  häufig  im  Central» 


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einen  feinen  weissen  Punkt  erkennen  lassen.  Konsistenz  schlaff;  auf  der  Schnitt- 
fläche sind  ebenfalls  zahlreiche  rote  Flecken  und  Streifen  erkennbar,  hie  und 
da  bemerkt  man  scharf  umschriebene,  opake,  gelbgraue  Flecken,  im  Bereicli 
deren  die  acinöse  Struktur  vollständig  verwischt  ist.  Die  Pfortader  enthält 
dunkelrotes,  flüssiges  Blut.  Die  grossen  Lebervenen  leer,  durch  ihre  Wand 
schimmern  lue  und  da  die  im  Leberparenchym  liegenden  Blutungen  hindurch. 
Die  Magenschleimhaut  im  allgemeinen  Mass,  auf  der  Höhe  ihrer  Falten  etwas 
gerötet.  An  der  kleinen  Kurvatur  vereinzelte  Blutungen  und  hämorrhagische 
Erosionen. 

Die  Darmschleimhaut  blass ;  die  Mesenterialsveuen  leer. 

Sektion  des  Kindes,  welches  6  Stunden  gelebt  hat. 

50  cm  langes,  gut  entwickeltes  Kind.  Die  Hautdecken  im  allgemeinen 
blass,  Gesicht  etwas  eyanotisch. 

Die  Lungen  lufthaltig,  an  der  Pleura  zahlreiche  Ekchymosen.  Im  Herzen 
flüssiges  Blut. 

Die  Milz  12  g  schwer,  sehr  blutreich,  derb.  Nieren  etwas  vergröflBert, 
von  mässig  fester  Konsistenz,  Kapsel  leicht  abziehbar.  Die  Oberfläche  im  allge- 
meinen graurot  gefärbt,  von  zahlreichen  punktförmigen  Blutungen  übersät. 
Letztere  au  der  Rinde  erkennbar,  welche  etwas  vorquillt.  Die  Marksubstanz 
tief  dunkelrot  gefärbt.  Die  Leber  blaurot  gefärbt,  von  praller  Konsistenz. 
Magen  und  Darm  ohne  Veränderungen. 

Bakteriologische  Untersuchung.  Die  bakteriologische  Untersuchung 
ergiebt  in  bezug  auf  Gehirn,  Leber  und  Nieren,  sowie  auf  die  kindlichen  Organe 
ein  negatives  Resultat.  Aus  den  aus  der  Lunge  und  der  Milz  angelegten  Platten 
wachsen  spärliche  Kolonien  von  Staphylococcus  pyogenes  aureus  und  mehrere 
Kulturen  eines  sehr  beweglichen,  in  Gelatine  verflüssigenden  Bacillus. 

Mikroskopische  Untersuchung.  In  der  Leber  zahlreiche  hämorrha- 
gische, spärliche  anämische  Nekrosen.  In  den  interlobulären  Pfortaderästen 
hyaline  Thromben,  in  den  etwas  grösseren  Pfortaderästen  teils  wandständige, 
teils  obturirende  Plättchenthromben.  Die  Arterien  sind  leer.  In  den  Gallen- 
gängen hie  und  da  rote  Blutkörperchen.  In  dem  nicht  nekrotischen  Lebergewebe 
sind  die  Leberzellen  ziemlich  stark  verfettet.    Die  Lebervenen  leer. 

Nieren.  Die  Glomeruli  in  der  Mehrzahl  intakt.  An  vereinzelten  die  Kapsel 
verdickt,  an  anderen  Epitheldesquaination.  Die  Schlingen  teils  leer,  teils  prall 
mit  roten  Blutkörperchen  gefüllt,  vereinzelte  hyalin  degenerirt.  In  zahlreichen 
Kapselräumen  feinkörnige  Eiweissniederschläge.  An  den  Epithelien  der  gewundenen 
Harnkanälchen  besteht  ausgedehnte  Nekrose,  nur  hie  und  da  trifft  man  auf  Inseln, 
wo  die  Epithelien  noch  kernhaltig  sind.  Das  Epithel  der  Henle'schen  Schleifen 
lue  und  da  kernlos,  meist  gut  erhalten,  aber  stark  verfettet.  Im  Lumen  der 
Harnkanälchen  feinkörniges  Exsudat;  in  den  Sammelröhren  zahlreiche  hyaline 
Cylinder.  Im  interstitiellen  Gewebe  finden  sich  zahlreiche,  teils  um  Kapillaren, 
teils  um  kleine  Venen  gelegene  Rundzellenherde.  Die  Kapillaren  teils  leer, 
teils  so  prall  mit  roten  Blutkörperchen  gefüllt,  dass  die  Konturen  der  letzteren 
nicht  mehr  zu  erkennen  sind.  Derselbe  Befund  an  zahlreichen  kleinen  Venen. 
Die  Arterien  meist  leer,  hie  und  da  aber  prall  mit  roten  Blutkörperchen  erfüllt. 
In  vereinzelten,  etwas  grösseren,  in  der  Marksubstanz  gelegenen  Arterienstämmchen 
finden  sich  der  Wand  dicht  anliegende  feinkörnige  und  feinfädige  Massen,  die 
spärliche  abgeblasste  und  geschrumpfte  rote  Blutkörperchen  und  in  Zerfall  be- 
griffene Leukocyten  einschliessen. 

Lungen.  In  den  Lungenkapillaren  finden  sich  ausserordentlich  zahlreiche  Riesen- 
zellen, derart,  dass  in  jedem  Schnitt,  aus  den  verschiedensten  Teilen  genommen, 
stets  diese  Zellen  in  grosser  Anzahl  gefunden  werden.    In  spärlichen  Kapillaren 


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hyaline  Thromben.  Die  grösseren  Arterien  prall  mit  roten  Blutkörperchen 
gefüllt,  die  Venen  meist  leer.  In  zahlreichen  Bezirken  der  Lungen  finden  sich 
in  den  Alveolen  Blutungen. 

Gehirn.  In  der  Rinde  des  Stirnhirns,  sowie  in  den  Centraiganglien  und 
Brücke  ganz  spärliche,  wenig  ausgedehnte,  erst  mikroskopisch  nachweisbare 
Blutungen,  welche  in  der  Umgebung  von  prall  gefüllten  Kapillaren  und  kleinen  Venen 
liegen.  In  ganz  vereinzelten  Kapillaren  hyaline  Thromben.  Nur  im  rechten  Thalamus 
opticus  findet  sich  an  einer  circumscripten  Stelle  eine  ausgedehnte  hyaline  Thrombose 
der  Kapillaren,  in  ihrer  Umgebung  ist  die  Gehirnsubstanz  erweicht.  Die  Arterien  der 
Rinde  meist  sein-  stark  gefüllt,  in  ihrer  Lymphscheide  häufig  ziemlich  zahlreiche 
Blutkörperchen. 

Herz.  Die  Muskelfasern  meist  gut  erhalten,  nur  hie  und  da  stark  mit 
Fetttröpfchen  durchsetzt.  Zwischen  ihnen  ganz  spärliche  Blutungen.  Die  Kapil- 
laren und  Venen  teils  leer,  teils  stark  gefüllt,  die  Arterien  leer.  Die  im 
Sektionsbericht  erwähnten  gelbweissen  Herde  an  der  hinteren  Fläche  des  Herzens 
erwiesen  sich  bei  der  mikroskopischen  Untersuchung  als  blasse  Infarkte.  Die 
Muskelfasern  sind  kernlos,  ohne  erkennbare  Querstreifung,  teilweise  in  trübe 
Schollen  zerfallen.  Die  zwischen  den  Muskelfasern  gelegenen  Bindegewebszellen 
sind  noch  kernhaltig.  Die  Kapillaren  im  Bereich  der  Infarkte  durch  hyaline 
Thromben  verschlossen.  Die  hyaline  Thrombose  setzt  sich  fort  in  die  kapillaren 
Arteriolen  und  endigt  in  einem  etwa  stricknadeldicken  Arterienast.  Hier  zeigt 
der  Pfropf  eine  feine  streifige  Beschaffenheit  und  schliesst  geschrumpfte  Leuko- 
cytenkerne  ein. 

Pankreas  normal. 

Uterus  nicht  untersucht. 

Magen.  In  der  Magenschleimhaut  liegen  die  Blutungen  um  prall  gefüllte 
Kapillaren  und  kleine  Venen  herum;  die  in  denselben  enthaltenen  roten  Blut- 
körperchen sind  gegeneinander  abgeplattet,  häufig  sind  ihre  Konturen  nicht  zu 
erkennen. 

Die  kindlichen  Organe.  In  den  Lungen  spärliche  Blutungen, Leber  normal. 

Nieren.  Die  Glomeruli  vollständig  intakt.  Die  Epithelien  der  gewundenen 
Harnkanälchen  zum  Teil  kernlos,  gequollen;  die  Henle'schen  Schleifen  intakt. 
In  den  Sammelröhren  feinkörniges  Exsudat.  In  dem  interstitiellen  Gewebe 
Blutungen.    Arterien  prall  gefüllt. 


Fall  X. 

Sektionsbericht.  Enke,  Martha,  20  Jahre.  Erkrankt  am  27.  X.  1889, 
gest.  an  Eklampsie  5.  XI.  1889. 

Mittelgrosse,  gracil  gebaute  weibliche  Leiche;  an  den  unteren  Extremitäten 
geringe  Ödeme.  Die  Hautfarbe  im  allgemeinen  blass.  An  den  unteren  Extre- 
mitäten und  am  Rumpfe  zahlreiche  ausgedehnte,  subcutan  gelegene  Blutungen. 
An  der  Bauchhaut  reichliche  frische  Striae.  Brustdrüsen  prall,  lassen  reichlich 
Colostrum  ausdrücken.  Die  Muskulatur  gut  entwickelt,  tiefrot  gefärbt,  Ine 
und  da  von  einzelnen  Blutungen  durchsetzt.    Fettgewebe  gut  entwickelt. 

Kovffwhle  Die  weichen  Schädeldecken  sind  ziemlich  blutreich,  an  der 
Galea  vereinzelte  Ekchymosen.  Das  knöcherne  Schädeldach  an  der  Aussenflache 
gelbweiss  gefärbt.  Periost  leicht  abziehbar,  Diploe  blutreich.  Die  Tabula 
vitrea  mässig  fest  mit  der  Dura  verwachsen,  lässt  an  ihrer  Innenfläche  ausge- 
dehnte Osteophytbildung  erkennen.  Die  Dura  mater  ist  straff  ge q,aan  ,  von 
normaler  Dicke.  Die  Innenfläche  glatt  und  spiegelnd.  Im  Sinus  longit  sup. 
dunkelrotet  flüssiges  Blut.    Die  weichen  Hirnhäute  zart,  d»  Subarachnoideal- 


—    78  — 


räume  mässig  mit  klarer  Flüssigkeit  gefüllt,  ihre  Gefässe  wenig  blutreich. 
Die  Carotis  Interna  beiderseits  durch  einen  das  Lumen  prall  ausfüllenden,  gelblich- 
weissen  Pfropf,  welcher  der  Wand  nur  locker  aufsitzt,  ausgefüllt.  Links  reitet 
der  Pfropf  auf  der  Teilungsstello  der  Carotis  interna  und  reicht  bis  in  die 
Arteria  corporis  callosi  und  A.  fossae  Sylvii  hinein.  Grosshirn,  dessen  Windungen 
stark  abgeflacht  sind,  zeigt  eine  weiche  Konsistenz,  seine  Oberfläche  ist  trocken 
glänzend.  Auf  den  Hemisphärendurchschnitten  treten  spärliche  abspülbare  Blut- 
punkte hervor.  Sowohl  im  weissen  Marklager,  als  besonders  in  der  Rinde  be- 
merkt man  ausserordentlich  zahlreiche  kleine  verwaschene,  dunkelrot  gefärbte 
Herde,  in  deren  Centruin  sich  meist  ein  tiefrot  gefärbter  Punkt  nachweisen 
lässt.  Ahnliche  Herde  bemerkt  man  auch  in  den  Centralganglien,  deren  Zeichnung 
ausserordentlich  verwaschen  ist.  Brücke,  Medulla  oblongata  und  Kleinhirn  lassen 
keine  Veränderungen  erkennen. 

Brusthöhle.  Zwerchfellstand  links  an  der  7.,  rechts  an  der  6.  Rippe. 
Sternum  ohue  Besonderheiten.  Das  Mediastinum  stark  ödematös.  In  der  linken 
Pleurahöhle  circa  1  1  stark  getrübter,  gelblichroter  Flüssigkeit,  in  der  reichlich 
Fibrinflocken  flottiren.  In  der  rechten  Pleurahöhle  findet  sich  ein  ähnlicher 
Erguss.  Die  linke  Lunge  liegt  vollständig  kollabirt  der  Wirbelsäule  an,  die 
rechte  sinkt  nur  wenig  zurück.  Pleura  costalis  und  pulmonalis  beiderseits  mit 
einer  dicken  Schicht  gelbweissen,  weichen  Fibrins  bedeckt. 

Im  Herzbeutel  die  gewöhnliche  Menge  Flüssigkeit.  Beide  Blätter  glatt 
und  spiegelnd. 

Das  Herz  von  normaler  Grösse,  von  schlaffer  Konsistenz.  Das  subperi- 
kardiale Fettgewebe  ist  reichlich  entwickelt,  die  Gefässe  prall  gefallt.  Der 
rechte  Ventrikel  stark  kontrahirt,  enthält  spärliche  speckhäutige  Gerinnsel.  Die 
Muskulatur  von  guter  Konsistenz,  Endokard  und  Klappen  intakt.  Der  linke 
Ventrikel  und  Vorhof  schlaff.  Die  Muskulatur  sehr  kräftig  entwickelt,  braunrot 
gefärbt,  etwas  hypertrophisch  (15  mm).  Die  Mitralklappen  intakt,  glatt  und  zart. 

In  beiden  Lungen  finden  sich  mehrere  erbsen-  bis  kirschgrosse  Abscesse, 
daneben  frische  und  ältere,  in  eitriger  Schmelzung  begriffene  Aspiration spnen- 
monien.  Die  linke  Lunge  vollständig  atelektatisch.  Die  Bronchialschleim- 
haut ist  intensiv  gerötet,  geschwollen,  mit  bräunlichgelben,  eitrigen  Massen  belegt. 
Die  Lungenarterien  normal.  In  einer  im  rechten  Unterlappen  gelegenen  Vene 
dritter  Ordnung  ein  das  Lumen  prall  ausfüllender  gelbweisser,  fester  Thrombus, 
welcher  sich  bis  in  die  kleinsten  Gefässe  fortsetzt;  die  dem  Verzweigungsgebiet 
dieser  Vene  entsprechende.  Lungenpartie  tiefrot  gefärbt,  fest,  luftleer,  ohne  Abscesse. 

Die  Zunge  liegt  zwischen  den  Zähnen  und  zeigt  an  ihren  freien  Rändern 
zahlreiche  Bisswunden.  Die  Schleimhaut  des  weichen  Gaumens  und  Pharynx 
stark  injicirt  Die  Schilddrüse  deutlich  colloid.  Die  aryepiglottischen  Falten 
stark  ödematös.  Die  Schleimhaut  der  Trachea  geschwollen,  mit  zähem,  eitrigem 
Schleim  bedeckt. 

Bauchhöhle.  Die  Bauchhöhle  enthält  keine  freie  Flüssigkeit;  die  Dünndarm- 
schlingen  fast  leer,  stark  kontrahirt.  Das  Bauchfell  glatt  und  spiegelnd,  zeigt 
hie  und  da  stärkere  Gefässinjektionen.  Das  grosse  Netz  ist  fettreich,  liegt 
zusammengerollt  an  der  grossen  Kurvatur  des  Magens. 

Die  Milz  ist  etwas  vergrössert  (15:9:5),  ausserordentlich  schlaff  und  weich. 
Oberfläche  glatt,  graubläulich  gefärbt,  die  Pulpa  breiartig  weich,  bläulichrot 
gefärbt,  mit  vereinzelten  Blutungen. 

Die  Nebennieren  von  normaler  Grösse,  schlaffer,  weicher  Konsistenz. 

Die  Nieren  etwas  grösser  als  normal,  schlaff  und  weich.  Die  Kapsel  leicht 
abziehbar,  die  Oberfläche  glatt,  verwaschen,  graurot  gefärbt.  Die  Schnittfläche 
blutreich.   Die  Rinde  verbreitert,  vorquellend,  intensiv  getrübt.   Die  Marksnbstanz 


—    79  — 


etwas  blutreicher  als  die  Rinde,  zeigt  herdweise  Blutungen.  In  beiden  Nieren- 
becken eine  geringe  Menge  trüber  Flüssigkeit.  Die  Schleimhaut  etwas  ge- 
schwollen, gerötet;  die  Ureteren  nicht  dilatirt. 

on.  D,ie  P'T1^86.  stark  kontrahirt,  enthält  wenig  trüben  Urin:  ihre 
Schleimhaut  neckig  mjicirt. 

Die  Scheide  ist  sehr  weit,  ihre  Schleimhaut  dunkelblaurot  gefärbt,  von 
vereinzelten  Blutungen  durchsetzt.  Am  Cervix  ein  bis  in  das  hintere  Scheiden- 
gewölbe reichender,  oberflächlicher  Riss.  Die  vordere  und  hintere  Muttermunds- 
lippe  sind  geschwollen,  dunkelblaurot  gefärbt,  aber  nirgends  eitrig  infiltrirt  Der 
Uterus  kleinkindskopfgross,  von  derber  Konsistenz;  die  Höhle  mässig  weit  mit 
bräunlichroter  trüber  Flüssigkeit  erfüllt.  Ihrer  Wandung  haften  noch  reichliche 
Eihaut-  und  Piacentarreste  an,  nach  deren  Entfernung  aber  die  Innenfläche 
des  Uterus  glatt  und  nur  mässig  gerötet  hervortritt.  Die  Muskulatur  des  Uterus 
ist  graurot  gefärbt,  von  guter  Konsistenz.  Die  Gelasse  zeigen  nirgends  Thromben. 
Die  Lymphgefässe  intakt.  Die  Parametrien  frei.  Die  Ovarien  von  normaler 
Grösse,  im  rechten  ein  kirschgrosses  Corpus  luteum  verum.  Die  Venae 
spermaticae  und  uterinae  stark  gefüllt. 

Die  Leber  von  normaler  Grösse,  Oberfläche  glatt,  im  allgemeinen  dunkel- 
braunrot gefärbt;  doch  treten  in  der  Nähe  des  Ligament,  suspens.  und  an  ihrem 
unteren  freien  Rande  ganz  vereinzelte  opake,  gelbweisse  Streifen  und  Flecken 
hervor.  Daneben  finden  sich  vereinzelte  feine,  tiefrot  gefärbte,  etwas  über  die 
Oberfläche  prominirende,  etwa  stecknadelkopfgrosse  Herde.  Die  acinöse  Struktur 
ist  im  allgemeinen  deutlich,  die  Schnittfläche  blutreich.  Die  Pfortader  ist  durch 
einen  deutlich  geschichteten,  das  Lumen  prall  ausfüllenden  Pfropf  vollständig 
verschlossen.  Derselbe  setzt  sich  nach  unten  zu  in  die  Vena  mesent.  sup.  und 
Vena  lienalis,  nach  oben  zu  bis  in  die  in  der  Leber  gelegenen  Pfortaderäste  fort. 

Die  Magen-  und  Darmschleimhaut  etwas  geschwollen  und  gerötet. 

Bakteriologische  Untersuchung.  In  den  Lungenabscessen  lassen  sich 
durch  die  Kultur  und  in  Schnittpräparaten  reichliche  Staphylo-  und  Streptokokken 
nachweisen.  Aus  der  Milz  gehen  Kolonien  von  Staphylococcus  pyogenes  aureus 
und  albus  auf,  desgleichen  aus  Nieren,  Gehirn  und  Leber.  Auf  den  ans  dem 
letztgenannten  Organ  angelegten  Platten  finden  sich  ausserdem  auch  noch 
Kolonien  eines  Bacillus,  welcher  in  seinem  morphologischen  und  kulturellen 
Verhalten  mit  dem  Bacillus  coli  commun.  übereinstimmt.  Dieselben  Bacillen 
finden  sich  auch  in  Schnittpräparaten  in  grösseren  Gallengängen  und  sind  meiner 
Ansicht  nach  durch  die  Gallengänge  in  die  Leber  eingedrungen,  wahrscheinlich 
sogar  erst  postmortal,  da  zwischen  Tod  und  Sektion  46  Stunden  vergangen 
waren. 

Mikroskopische  Untersuchung.  Leber.  In  der  Leber  finden  sich,  ent- 
sprechend den  im  Sektionsbericht  erwähnten  gelbweissen  Streifen,  nekrotische 
Herde,  welche  meist  aus  homogenen,  kernlosen  Massen  bestehen  und  nur  hie  und 
da  auch  kernlose,  in  ein  Fibrinfasernetz  eingebettete  Leberzellen  und  abgeblasste 
rote  Blutkörperchen  erkennen  lassen.  Die  Herde  nehmen  stets  die  Peripherie 
der  Acini  ein.  Vereinzelte  zeigen  insofern  ein  etwas  abweichendes  Verhalten, 
als  sie  auf  das  dichteste  von  in  Zerfall  begriffenen  Leukocyten  umgeben  und 
durchsetzt  sind.  Hier  lassen  sich  zwischen  den  Leukocyten  spärliche  Kokken 
nachweisen.  In  den  Interlobularvenen,  soweit  in  ihrer  Umgebung  nekrotische 
Herde  erkennbar  sind,  hyaline  Thromben.  Die  übrigen  Pfortaderäste  leer.  An 
den  Arterien  und  Venen  keine  Veränderungen.  Das  übrige  Lebergewebe  eben- 
falls intakt.  Der  Pfropf  in  der  Pfortader  ist  deutlich  geschichtet;  der  Wand 
liegt  unmittelbar  eine  Schicht  an,  die  sich  aus  homogenen  oder  feinstreifigen, 
spärliche  geschrumpfte  Kerne  einschliessenden  Massen  zusammensetzt.    An  diese 


—    80  - 


schliesst  sich  eine  ziemlich  dicke  Schicht  von  in  Zerfall  begriffenen  Leukocyten 
an,  der  Kern  endlich  wird  aus  zahlreichen,  dichtgedrängten  roten  Blutkörperchen 
gebildet,  zwischen  denen  spärliche  Leukocyten  und  feinkörnige  und  feinfädigo 
Massen  nachweisbar  sind. 

Nieren.  An  den  gewundenen  Kanälchen  nur  geringfügige  Veränderungen: 
sie  bestehen  in  geringer  Trübung  und  Schwellung,  nur  hie  und  da  vereinzelte 
kernlose  Zellen.  Der  gleiche  Befund  ergiebt  sich  an  den  Henle'schen  Schleifen. 
Im  Lumen  ganz  spärliches,  feinkörniges  Exsudat  und  rote  Blutkörperchen;  in 
den  Sammelröhren  vereinzelte  hyaline  Cylinder.  Die  Glomeruli  erscheinen  vielfach 
sehr  kernreich,  in  ihren  Schlingen  hie  und  da  Kokkenembolien.  In  den  Kapsel- 
räumen vielfach  rote  Blutkörperchen.  Im  interstitiellen  Gewebe  hie  und  da  reich- 
liche Anhäufung  von  Leukocyten  um  die  kleinen  Venen  und  Kapillaren;  hie  und 
da  auch  Blutungen.  In  vereinzelten  Kapillaren  Kokkenembolien. 

Idingen.  Abgesehen  von  den  Abscessen,  welche  das  bekannte  mikrosko- 
pische Bild  darbieten,  nur  Veränderungen  in  den  Bezirken,  aus  welchen  die 
thrombosirte  Vene  hervorgeht.  Hier  sind  die  Kapillaren  vielfach  durch  hyalin« 
Thromben  verschlossen.  In  den  Alveolen  teils  reichliche  rote  Blutkörperchen, 
zwischen  denen  hie  und  da  ein  feines  fibrinöses  Netzwerk  sich  nachweisen  lässt, 
teils  feinfädiges  Fibrin,  dessen  Fäden  sich  in  ein  der  Alveolarwand  anliegendes 
hyalines  Band  fortsetzen.  Zwischen  den  Fibrinfäden  spärliche  Leukocyten.  Die 
kleineren  Venen  ebenfalls  durch  hyaline  Massen  thrombosirt.  Der  Thrombus  in 
der  grösseren  Vene  zeigt  in  verschiedenen  Abschnitten  ein  verschiedenes  Aus- 
sehen: in  den  dem  Wurzelgebiet  benachbarten  Teilen  besteht  er  aus  einer  der 
Wand  anliegenden  hyalinen  Schicht,  welcher  sich  feinkörnige  und  feinfädige  Massen 
auflagern,  die  ihrerseits  in  Zerfall  begriffene  Leukocyten  und  rote  Blutkörperchen 
einschliessen.  In  den  mehr  gegen  den  Lungenhilus  zuliegenden  Teilen  der  Vene 
liegt  der  Wand  eine  feinkörnige  Schicht  auf,  die  spärliche  geschrumpfte  Kerne 
einschliesst,  während  die  centralen  Teile  des  Thrombus  aas  dichtgedrängten,  ab- 
geblassten  und  geschrumpften  roten  Blutkörperchen  bestehen,  die  durch  ein  fein- 
fädiges Fibrinnetzwerk  zusammengehalten  werden.  Weder  in  den  Arterien,  noch 
Kapillaren  lassen  sich  mit  Sicherheit  Placentarzellen  nachweisen;  in  den  Kapil- 
laren finden  sich  ziemlich  häufig  grosse  Chromatinklumpen,  aber  es  ist  nicht  mit 
Sicherheit  zu  entscheiden,  ob  es  sich  hier  um  zusammengesinterte  Leukocyten- 
kerne  oder  zusammengepresste  Placentarzellenkerne  handelt. 

Gehirn.  Die  in  den  Carot.  internae  gefundenen  Pfropfe  zeigen  genau 
denselben  Bau  wie  der  in  den  thrombosirten  Lungenvenen  gefundene.  Die 
periphere  Zone  besteht  aus  feinkörnigem  Material,  das  Centrum  aus  abgeblassten, 
durch  ein  Fibrinnetz  zusammengehaltenen  roten  Blutkörperchen.  Die  Blutungen 
in  der  Hirnrinde  und  den  Gentraiganglien  liegen  um  kapillare  Gefässe  herum, 
deren  Lumen  durcli  einen  aus  Kokken  bestehenden  Pfropf  verlegt  ist.  Mitunter 
findet  sich  in  der  Nachbarschaft  dieser  Gefässe  eine  stärkere  Rundzellenonsamm- 
lung.  Nur  ganz  vereinzelt  lassen  sich  hyaline  Thromben  in  den  Kapillaren  der 
Rinde  und  der  weichen  Häute  nachweisen,  in  deren  Umgebung  die  Gehirnsubstanz 
kernlos,  eigentümlich  starr  glänzend  und  leuchtend  rot  (mit  Eosin  und  Carmin 
gefärbt)  erscheint. 

Herz.  Das  Herz  zeigt  eine  geringe  Trübung  der  Mnskelfasern.  In  ver- 
einzelten Kapillaren  Kokkenembolien,  in  deren  Umgebung  sich  Rundzellen  finden 
und  Blutungen  erkennbar  sind. 

Pankreas  nicht  untersucht. 

Milz.  Die  Milz  bietet  das  gewöhnliche  Bild  der  infektiösen  Schwellung  dar. 
Uterus  zeigt  keine  Veränderungen. 


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Fall  XI. 

Kranke^eschichte  Weisshaupt,  Bertha.  Verkäuferin,  21  J.,  Primi- 
para. Anfg.  8.'X.  1890  abends  11  Uhr  30,  gest  10 /X  1890 

»hw™™^  zugeführt.  Ende  des  8.  Monats 

schuangei.  Kind  in  II.  Schädellage.  Becken  normal.  Ernährungszustand  massig. 
Haut  blass,  keine  Ödeme.  Puls  78.  Schwitzbett.  45 

Wehen  schwach.  Muttermund  4  cm  weit.  Blase  steht.  Kopf  in  Beckeuweite 
Blase  springt  am  9,X.  5  Uhr  früh.  Geburt  des  Kindes  am  9  /X  7  Uhr  50  Min 
früh.   Placenta  8  Uhr  30  Min.    Exitus  letal,  am  10  'X 

Sektion  am  ll./X.  22  Stunden  p.  m.  Hochgradiges  Ödem  und  Hyperämie 
beider  Lungen  mit  vereinzelten  Blutungen.  Odem  des  Gehirns.  Parenchymatöse 
Degeneration  der  Nieren.  Uterus  puerperalis.  Multiple,  zum  Teil  sehr  umfang- 
reiche Blutungen  in  der  Leber,  daneben  blasse,  infarktähnliche  Herde  Hoch- 
gradige venöse  Hyperämie  des  Magens  mit  vereinzelten  Hämorrhagien  Stauun°- 
in  der  Milz. 

(Anmerkung.  Ein  ausführliches  Protokoll  fehlt  leider,  da  der  betreffende 
Fall  in  meiner  Abwesenheit  zur  Sektion  gelangt  war.  Bakteriologische  Unter- 
suchung nicht  angestellt.  Zur  mikroskopischen  Untersuchung  liegen  leider  nur 
Stücken  aus  der  Leber,  den  Nieren  und  den  Lungen  vor.) 

Mikroskopische  Untersuchung.  Leber.  In  der  Leber  ausgedehnte 
frische  hämorrhagische  Nekrosen.  In  den  interlobulären  Pfortaderästen  hyaline 
und  feinkörnige  Thromben,  nur  hie  und  da  fibrinöse  Pfropfe.  In  vereinzelten 
kleinen  Arterien  teils  wandständige,  teils  das  Lumen  verschliessende,  feinkörnige 
Massen;  in  den  Lebervenen  hie  und  da  Leberzellen.  Das  übrige  Lebergewebe 
lässt  keine  Veränderungen  erkennen;  jedenfalls  besteht  keine  stärkere  Verfet- 
tung. In  den  Gallengängen  hie  und  da  reichliche  rote  Blutkörperchen.  In  kleineu 
Pfortaderästen  und  Kapillaren  spärliche,  ziemlich  dicke  Bacillen. 

Nieren.  Die  Glomeruli  meist  normal;  hie  und  da  in  den  Schlingen  hyaline 
Thromben,  an  der  Oberfläche  der  Niere  ganz  vereinzelte  verödet;  in  einigen 
Kapselräumen  feinkörniges  Exsudat.  Das  Epithel  sämmtlicher  Kanälchen  fast  völlig 
normal,  nur  ganz  spärlich  kernlose  Zellen.  Die  gewundenen  Kanälchen  stellen- 
weise etwas  erweitert.  Im  Lumen  feinkörnige  Eiweissniederschläge  und  spärliche 
hyaline  Cylinder.  Im  interstitiellen  Gewebe  hie  und  da  Rundzelleninfiltrate  um 
kleine  Venen  herum.  Die  intertubulären  Kapillaren  stark  gefüllt,  hie  und  da 
durch  hyaline  Thromben  verschlossen.  Die  Venen  des  Markes  sehr  stark  dilatirt 
und  prall  mit  roten  Blutkörperchen  gefüllt,  deren  Konturen  häufig  nicht  mehr 
zu  erkennen  sind.  In  vereinzelten  Arterien  wandständige  Plättchenthromben. 

Lungen.  In  den  Lungenkapillaren  zahlreiche  Riesenzellen;  in  vereinzelten 
hyaline  Thromben.  In  zahlreichen  Alveolen  rote  Blutkörperchen.  Die  grösseren 
Arterien  und  Venen  prall  gefüllt.  In  vereinzelten  kleinen  Arterien  Leberzellen. 


Fall  XII. 

Bischoflf,  35  Jahre.  Erkrankte  26./I.  1891,  gest.  an  Eklampsie  28./I.  1891. 

Sektion  8  St.  p.  m.  Grosser,  kräftig  gebauter  weiblicher  Körper,  sehr  guter 
Ernährungszustand.  Fettpolster  sehr  gut  entwickelt,  ebenso  Muskulatur.  Inten- 
siver Ikterus.  Am  Rumpf  und  an  den  Extremitäten  zum  Teil  sehr  ausgedehnte 
Blutextravasate.  Am  Abdomen  und  den.  unteren  Extremitäten  reichliche  frische 
Striae,  am  Unterschenkel  ein  etwa  fünfmarkstückgrosses  callöses  Geschwür. 

Kopfhöhle.  Die  weichen  Schädeldecken  sind  ausserordentlich  blutreich,  hie 
und  da  finden  sich  fünfmarkstück-  bis  markstückgrosse  Blutungen  in  der  Galea. 
Das  knöcherne  Schädeldach  ist  etwas  asymmetrisch,  sehr  dick  und  schwer.  An 

S  ch morl,  Eklampsie.  6 


—    82  — 


der  Aussenfläche  glatt,  die  Diploe  sehr  blutreich,  an  der  Vitrea  ausgedehnte 
Sch  wang-erschaftsostcophy  ten . 

Dura  mater  straff  gespannt,  normal  dick,  aussergewöhnlich  stark  ikterisch 
und  injicirt.  Die  Innenflache  blass  und  spiegelnd.  Tm  Sinus  longitud.  sup.  dunkel- 
rotes, flüssiges  Blut,  Die  Gyri  an  der  Oberflache  deutlich  abgeflacht.  Die  Gefässe 
an  der  Hirnbasis  glatt  und  zart;  die  Hirnnerven  makroskopisch  ohne  Besonder- 
heiten. In  der  Rinde  und  im  weichen  Marklager  treten  zahlreiche  abspiilbare 
Blutpunkte  hervor.  Daneben  bemerkt  man  aber  hie  und  da,  und  zwar  besonders 
in  der  Rinde  punktförmige  Hämorrhagien.  In  den  Peitenventrikeln  findet  sich 
eine  geringe  Menge  tiefgelb  gefärbter  Flüssigkeit.  Ependym  weich.  Unter  dem 
Ependym  des  rechten  Streifenhügels  eine  etwa  linsengrosse,  blaurötlich  verfärbte 
Stelle,  in  deren  Umgebung  sich  ziemlich  zahlreiche  punktförmige  Hilmorrhagien 
finden.  Unter  dem  Ependym  des  linken  Seitenventrikels  mehrere  punktförmige 
Härmorrhagien.    Dritter  und  vierter  Ventrikel  normal. 

Kleinhirn  ohne  Veränderung.  In  der  rechten  Hälfte  des  Pons  mehrere 
stecknadelkopfgrosse  Hämorrhagien.    Medulla  oblongata  ohne  Besonderheiten. 

Brusthöhle.  Zwerchfellstand  links  an  der  4.,  rechts  an  der  5.  Rippe. 
Pleurahöhle  leer.  An  der  Durchtrittsstelle  der  Vena  cava  durch  das  Zwerchfell 
bemerkt  man  eine  etwa  fünfmarkstückgrosse  Blutung. 

Im  Herzbeutel  eine  geringe  Menge  bernsteingelber  Flüssigkeit.  Das  Herz 
grösser  als  normal,  ausserordentlich  schlaff.  Im  rechten  Ventrikel  speckige  Ge- 
rinnsel. Die  Höhle  nicht  wesentlich  erweitert.  Die  Muskulatur  von  normaler  Dicke, 
sehr  mürbe,  graugelblich  gefärbt,  mit  vereinzelten  opaken,  gelbweissen  Flecken 
und  Streifen.  Der  rechte  Vorhof  etwas  erweitert.  Herzohr  leer.  Der  linke  Ven- 
trikel ziemlich  weit,  enthält  dunkelrotes  flüssiges  Blut.  Die  Muskulatur  schlaff 
und  weich,  verwaschen,  gelblichrot  gefärbt.  Endokard  und  Klappen  intakt. 

Die  Lungen  sind  überall  gut  lufthaltig.  Unter  der  Pleura,  die  überall  glatt 
und  spiegelnd  erscheint,  bemerkt  man  einige  punkt-  und  linsengrosse  Ekchy- 
mosen;  letztere  finden  sich  auch  auf  der  Schnittfläche  der  Lunge.  Das  Lungen - 
gewebe  ist  blutreich  und  stark  ödematös.  Die  Bronchialschleimhaut  dunkelblaurot 
gefärbt  und  geschwollen,  mit  feinschaumigem  Schleim  belegt.  In  den  grösseren 
Lungengefässen  dunkelroter  Cruor,  in  welchem  sich  bei  der  mikroskopischen 
Untersuchung  ziemlich  reichlich  Leberzellen  nachweisen  lassen. 

Halsorgane  bieten  keine  Abnormitäten  dar. 

Bauchhöhle.  Bei  Eröffnung  der  Bauchhöhle  entleert  sich  eine  geringe  Menge 
tiefgelb  gefärbter,  klarer  Flüssigkeit.  Das  Bauchfell  ist  glatt  und  spiegelnd. 
Das  grosse  Netz  fettreich. 

Die  Milz  nicht  unbedeutend  vergrössert  (wiegt  400  g),  sehr  weich  und 
schlaff.  Oberfläche  glatt,  dunkelgraurot  gefärbt.  Die  Schnittfläche  vorquellend, 
sehr  blutreich. 

Die  linke  Nebenniere  von  normaler  Grösse  und  schlaffer  Konsistenz.  Die 
Binde  tiefgelb  gefärbt.  Marksubstanz  fleckig  gerötet. 

Die  linke  Niere  von  normaler  Grösse,  von  schlaffer  und  weicher  Konsistenz. 
Die  Kapsel  leicht  abziehbar.  Oberfläche  glatt,  graugelblich  gefärbt,  die  Rinde, 
etwas  vorquellend,  zeigt  ein  verwaschenes  Aussehen.  Hie  und  da  vereinzelte 
Blutungen.  Im  perirenalen  Fettgewebe  rechts  bemerkt  man  eine  ziemlich  ausge- 
dehnte Blutung.  Die  rechte  Niere  zeigt  im  allgemeinen  dasselbe  Verhalten,  wie 
die  linke,  nur  finden  sich  hier  ausser  den  Blutungen  vereinzelte  Stecknadel- 
kopf- bis  halberbsengrosse  Infarkte.   Nierenbecken  und  Ureteren  nicht  erweitert. 

Die  Harnblase  enthält  eine  geringe  Menge  trüben  Urins.  Die  Schleimhaut 
etwas  gelblich  geiärbt,  nirgends  Hämorrhagien.  Die  Scheide  ist  weit,  an  ihrer 
hinteren  Wand  ein  oberflächlicher  Schleimhautriss.  Die  Schleimhaut  tief  dunkelrot 


-    83  — 


g  fiStr  T  T1S6  blutlgTT1??ltnrt-  Der  Ute™*  «  circa  kindskopfgross,  von 
(W?  An  TrT\Seme™Ui  eDthf  due  mäSsi^e  Men^e  dunkelten,  festen 
2JSS5M  ntn1dephlfteren  W^nd  .ei^elne  Piacentarreste.  Die  Muskulatur^  grau- 
lotlich;  an  der  Portio  vaginalis  ein  bis  in  das  hintere  Scheidengewölbe  reichender 
Riss.  Im  rechten  Ovarium  ein  im  Centrum  erweichtes  Corpus  luteum  verum  Die 
Tuben  an  ihrem  abdominalen  Ende  stark  injicirt.  In  der  Placenta  ziemlich 
ausgedehnte  meist  keilförmig  gestaltete  Herde,  welche  teils  eine  verwaschene 
graurote,  teils  eine  gelbweisse  Farbe  darbieten.  An  den  Eihäuten  keine  Abnor- 
mitäten. 

Die  Leber,  etwas  vergrössert  (2250  g  schwer),  besitzt  eine  ziemlich 
pralle  Konsistenz.  Die  Oberfläche  ist  glatt  und  zeigt  ein  ausserordentlich  buntes 
Aussehen,  indem  tiefgelb  gefärbte  Herde  mit  tiefroten  abwechseln.  Der  erst- 
erwähnte Farbenton  herrscht  ganz  entschieden  vor  und  lässt  hie  und  da  einen 
Stich  ins  Graue  erkennen.  Die  dunkelroten  Partien  sind  meist  punkt-  und 
streifenförmig  angeordnet,  häufig  netzartig  verbunden;  mitunter  konfluiren  sie  auch 
zu  fast  handtellergrossen  Herden,  in  deren  Bereich  man  aber  meist  immer  noch 
graugelbe,  deutlich  acinöse  Struktur  zeigende  Leberinseln  erkennen  kaun.  Die 
Schnittfläche  zeigt  dasselbe  Aussehen  wie  die  Oberfläche.  Ferner  treten  auf  der 
ersteren  zahlreiche  feine,  opake  Pünktchen  hervor,  die  nur  selten  die  Grösse 
eines  Stecknadelkopfes  erreichen.  Der  Gallengang  ist  durchgängig.  In  der  Gallen- 
blase zähe,  dickflüssige  Galle.  Die  Wand  der  Gallenblase  ödematös. 

Im  Magen  eine  geringe  Menge  schwärzlich  gefärbten,  breiigen  Inhalts 
von  indifferentem  Geruch.  Die  Schleimhaut  sehr  blass.  Im  Darm  eine  geringe 
Menge  gallig  gefärbten  Inhalts.  Schleimhaut  blass. 

Pankreas  ziemlich  blutreich. 

Die  Aorta  zeigt  ganz  geringe  Arteriosklerose. 

Bakteriologische  Untersuchung  ergiebt  in  betreff  des  Gehirns, 
der  Nieren,  der  Leber,  des  Pankreas  und  der  Placenta  ein  negatives  Resultat. 
Nur  aus  der  Lunge  gehen  spärliche  Kolonien  von  Staphylococcus  pyogenes 
aureus  auf. 

Mikroskopische  Untersuchung.  In  der  Leber  sehr  ausgedehnte 
hämorrhagische  Nekrosen,  welche  sich  genau  unter  dem  Bilde  darstellen,  wie  es 
schon  zu  wiederholten  Malen  beschrieben  wurde.  Auffallend  sind  hier  die  aus- 
gedehnten Blutungen  im  periportalen  Bindegewebe,  welche  vielfach  die  Gallen- 
gänge komprimiren;  häufig  ist  auch  die  Wand  der  Gallengänge  durchbrochen 
und  das  Lumen  dann  prall  mit  roten  Blutkörperchen  erfüllt.  In  den  kleineren 
Gallengängen  und  Gallenkapillaren  Gallenthromben,  welche  besonders  schön  in 
den  in  Sublimat  fixirten  Präparaten  hervortreten.  In  den  Interlobularvenen 
Plättchen-  und  hyaline  Thromben,  in  grösseren  Pfortaderästen  wandständige 
Thromben,  die  teils  geschichtet  sind,  teils  nur  aus  feinkörnigen  Massen  bestehen. 
In  den  kleineren  Arterien  hie  und  da  Plättchenthromben.  Die  Centraivenen 
meist  leer;  in  ihnen,  sowie  in  den  grösseren  Lebervenen  reichliche  Leberzellen. 

Nieren.  Die  Epithel  ien  hochgradig  getrübt,  hie  und  da  in  ihnen  feine  Fett- 
tröpfchen. In  den  gewundenen  Kanälchen  die  Epithelien  fast  sämmtlich  kernlos; 
in  den  Henle'schen  Schleifen  ebenfalls  zahlreiche  kernlose  Epithelien,  letztere  auf- 
gequollen, zum  Teil  desquamirt.  Im  Lumen  feinkörnige  Niederschläge  und  hie  und 
da  zahlreiche  rote  Blutkörperchen.  In  den  Sammelröhren  das  Epithel  intakt,  hie 
und  da  von  feinen,  gelblichgrünen  Pigmentkörnchen  durchsetzt.  In  Lumen  zahl- 
reiche hyaline  Cylinder.  Die  Glomeruli  enthalten  in  ihren  Kapselräumen  fein- 
körnige Eiweissniederschläge,  daneben  mehr  oder  weniger  reichlich  rote  Blut- 
körperchen. Das  Schlingenepithel  vielfach  desquamirt.  Die  vom  Epithel  ent- 
blössten  Schlingen  getrübt  oder  stark  glänzend;  im  übrigen  die  Schlingen  meist 

6* 


prall  mit  roten  Blutkörperchen  gefüllt.  Im  interstitiellen  Gewebe  ausgedehnte 
Blutungen,  liie  und  da  vereinzelte  Rundzellenherde  in  der  Umgebung  kleiner 
Venen.  Die  Kapillaren  hie  und  da  prall  mit  roten  Blutkörperchen  gefüllt,  die 
meist  so  dicht  stehen,  dass  ihre  Konturen  nicht  mehr  zu  erkennen  sind;  in  ver- 
einzelten hyaline  Thromben.  Die  Arterien  meist  leer,  hie  und  da  in  ihnen  wand- 
ständige Thromben.  Die  Venen  prall  gefüllt. 

Ein  eigentümliches  Verhalten  zeigen  die  im  Bereiche  der  Infarkte  liegenden 
Kapillaren  und  kleineren  Arterien.  Wahrend  bei  den  gewöhnlichen  embolischen 
Infarkten  diese  Gefässe  meist  völlig  leer  sind  und  nur  an  der  Spitze  des 
Infarktes  sich  ein  verlegtes  Arterienstämmchen  nachweisen  lässt,  findet  sich  hier 
eine  hyaline  Thrombose  sämmtlicher  Kapillaren  und  Glomerulusschleifen,  welche 
sich  auch  auf  die  kapillären  Arteriolen  ausdehnt.  In  den' kleineren  Arterien  liegt 
der  Intima  eine  mehr  oder  minder  dicke  hyaline  Schicht  an,  welche  geschrumpfte 
Kerne  einschliesst.  Das  Lumen  hie  und  da  prall  mit  roten  Blutkörperchen  er- 
füllt. An  der  Spitze  des  Infarktes  lässt  sich  ein  grösserer  verstopfter  Arterienast 
nicht  nachweisen. 

(Anmerkung.  In  dem  der  Harnblase  entnommenen  Urin  findet  sich  reich- 
lich Eiweiss,  zahlreiche  hyaline  Cylinder  und  rote  und  weisse  Blutkörperchen. 
Ausserdem  enthält  der  Urin  Gallenfarbstoff  und  Gallensäuren,  sowie,  wie  sich 
spektroskopisch  nachweisen  lässt,  Methämoglobin.) 

Lungen.  In  den  Lungen  besteht  eine  hochgradige  Fettembolie;  in  den 
Kapillaren  sehr  zahlreiche  Placentarzellen.  Daneben  eine  ausgedehnte  hyaline 
Thrombose  und  stellenweise  enorme  Hyperämie  des  Kapillaren.  Die  Arterien 
meist  prall  mit  roten  Blutkörperchen  gefüllt;  zahlreiche  kleinere  und  mittel- 
grosse Stämmchen  durch  Thromben  geschlossen,  welch'  letztere  teils  aus  fein- 
körnigen Massen,  teils  aus  feinfädigem  Material  bestehen,  in  welchem  meist  spär- 
liche rote  und  weisse  Blutkörperchen  eingeschlossen  sind.  In  grösseren  Arterien- 
stämmchen  wandständige  Thromben.  Die  Alveolen  hie  und  da.  mit  roten  Blut- 
körperchen gefüllt;  in  beiden  Unterlappen  findet  sich  an  zahlreichen  Stellen,  an 
denen  eine  ausgedehnte  hyaline  Kapillarthrombose  besteht,  die  Alveolarwand  mit 
einer  hyalinen  Schicht  austapeziert,  an  die  sich  feine  Fibrinfäden  ansetzen,  welche 
das  Alveolarlumen  durchziehen.  Zwischen  den  Fibrinfäden  spärliche  rote  und 
weisse  Blutkörperchen. 

An  den  Bronchien  keine  Veränderungen. 

Gehirn.  Im  Gehirn  multiple  feine.  Blutungen,  besonders  in  der  Rinde,  in 
den  Centralganglien  und  in  der  Brücke,  welche  meist  in  der  Umgebung  von 
thrombosirten  oder  prall  gefüllten  Kapillaren  und  Venen  liegen.  Die  Arterien 
meist  leer,  nur  hie  und  da  finden  sich  prall  gefüllte  Stämmchen,  welche  meist, 
wie  sich  an  Serienschnitten  nachweisen  lässt,  in  ihrem  weiteren  Verlaufe  durch 
hyaline  und  Plättchenthromben  verschlossen  sind.  In  den  Lymphscheiden  der 
letzteren  meist  starke  Anhäufung  von  roten  Blutkörperchen. 

Herz.  Die  Herzmuskelfasern  enorm  getrübt,  hie  und  da  verfettet.  Die 
Gefässe  prall  gefüllt,  nirgends  Thromben  oder  Blutungen. 

Pankreas.  Im  Pankreas  vereinzelte  Blutungen,  welche  in  der  Umgebung 
kleiner  thrombosirter  Venen  liegen. 

Placenta  Die  in  der  Placenta  gefundenen  gelbweissen  Herde  erweisen  sich 
als  typische  weisse  Infarkte.  Entsprechend  den  verwaschen  graurot  gefärbten 
Stellen  ist  das  Placentargewebe  nekrotisch,  die  Zellen  kernlos,  das  Epithel  teils 
ebenfalls  kernlos  und  trübe,  teils  in  ein  homogenes,  hyalines,  die  Zotten  um- 
fassendes Band  verwandelt.  In  den  Zottengefässen  Stase,  hie  und  da  Blutungen. 
In  den  intervillösen  Räumen,  welche  im  Bereich  dieser  Herde  liegen,  feinkörnige 
und  feinfädige  Massen,  die  geschrumpfte  und  abgeblasste  rote  und  weisse  Blut- 


—    85  — 


körperchen,  sowie  Kemdetritus  und  Pigmentkörnchen  einscbliessen.  In  der  Um- 
gebung dieser  Herde  die  intervillösen  Räume  prall  mit  roten  Blutkörperchen 
gefüllt,  welche  zwischen  sich  zahlreiche  abgestossene  Zottenepithelin  und  Riesen- 
zellen nachweisen  lassen;  auch  besteht  hier  eine  starke  Epitheldesquamation. 
In  der  übrigen  Placenta  die  intervillösen  Räume  leer.  Die  Uterusvenen  an  der 
Placentarstelle  nicht  thrombosirt. 

Fall  XIII. 

Böttcher,  erkrankt  am  27./I.  1891,  gest.  am  28./I.  1891. 

Mittelgrosser,  sehr  kräftig  gebauter  weiblicher  Leichnam  von  gutem  Er- 
nährungszustand. Hautfarbe  im  allgemeinen  blass,  die  sichtbaren  Schleimhäute 
stark  cyanotisch.  Das  Fettgewebe  sehr  gut  entwickelt,  die  Muskulatur  kräftig. 
An  den  unteren  Extremitäten  geringe  Ödeme. 

Kopf  höhle.  Die  weichen  Schädeldecken  blutreich,  hie  und  da  von  verein- 
zelten punktförmigen  Blutungen  durchsetzt.  Das  knöcherne  Schädeldach  symme- 
trisch, mesocephal,  schwer.  Das  Periost  leicht  abziehbar,  die  Diploe  sehr  blut- 
reich, an  der  Innenfläche  ausgedehnte  Schwangerschaftsosteophyten.  Die  harte 
Hirnhaut  straff  gespannt,  durchscheinend.  Die  Innenfläche  etwas  injicirt,  glatt 
und  spiegelnd.  Im  Sinus  longitud.  sup.  dunkelrotes  flüssiges  Blut.  Die  weichen 
Hirnhäute  sind  glatt  und  zart,  wenig  blutreich.  Die  Sulci  sind  abgeplattet,  die 
Gefässe  an  der  Hirnbasis  ziemlich  eng,  leer.  Das  weisse  Marklager  von  weicher 
Konsistenz,  stark  feuchtglänzend,  wenig  blutreich.  Die  Rinde  graurötlich  ge- 
färbt, etwas  vorquellend.  Seitenventrikel  leer.  Ependym  glatt  und  zart.  Am 
Nucleus  caudatus  eine  halblinsengrosse  Blutung  unter  dem  Ependym.  Brücke 
und  Medulla  oblongata  zeigen  keine  Abnormitäten. 

Brusthöhle.  Zwerchfellstand  rechts  an  der  4.,  links  an  der  5.  Rippe. 
Mediastinum  ohne  Besonderheiten.  Thymusdrüse  geschwunden.  Pleurahöhle  leer. 
Die  Lungen  sinken  gut  zurück,  sind  bläulichrot  gefärbt. 

Im  Herzbeutel  die  gewöhnliche  Menge  Flüssigkeit,  beide  Blätter  glatt  und 
spiegelnd. 

An  der  Hinterfläche  des  Herzens  mehrere  subperikardiale  Ekchymosen.  Im 
rechten  Ventrikel  finden  sich  spärliche  speckhäutige  Gerinnsel,  die  Höhle  von 
normaler  Weite.  Die  Muskulatur  kräftig,  von  fester  Konsistenz,  graubraun 
gefärbt.  Unter  dem  Endokard  vereinzelte  Ekchymosen.  (In  dem  im  rechten 
Vorhof  befindlichen  speckigen  Gerinnsel  lassen  sich  vereinzelte  Leberzellen 
und  grosse  vielkernige  Zellen  nachweisen.)  Höhle  des  linken  Ventrikels  eng, 
die  Wand  von  normaler  Dicke;  die  Muskulatur  schlaff,  verwaschen,  graubraun 
gefärbt,  intensiv  getrübt.  Unter  dem  Endokard  ausgedehnte  Blutungen.  Klappen 
intakt.    Vorhof  und  Herzohr  leer. 

Die  linke  Lunge  ist  überall  gut  lufthaltig.  Pleuraüberzug  überall  glatt 
und  spiegelnd.  Auf  der  Schnittfläche  erscheint  das  Organ  sehr  blutreich  und 
ödematös.  Hie  und  da  treten  auf  derselben  bis  erbsengrosse  dunkelrote  Herde 
hervor,  welche  wenig  scharf  umschrieben  sind,  sich  fest  anfühlen  und  über  die 
Schnittfläche  prominiren.  Die  rechte  Lunge  zeigt  im  allgemeinen  dasselbe 
Verhalten  wie  die  linke,  nur  treten  hier  bei  weitem  zahlreichere  und  ausgedehntere 
Blutungen  hervor,  die  zum  Teil  subpleural  liegen  und  hier  eine  annähernd  keil- 
förmige Gestalt  erkennen  lassen.  Die  Bronchien  mit  feinblasigem  Schaum  er- 
füllt, ihre  Schleimhaut  sehr  lebhaft  injicirt. 

Die  Tonsillen  atrophisch.  Die  aryepiglottischen  Falten  hochgradig  ödematos. 
In  der  rechten  Schilddrüse  ein  etwa  erbsengrosser  collofder  Knoten. 

Bauchhöhle.  In  der  Bauchhöhle  keine  freie  Flüssigkeit;  das  Bauchfell  glatt 
und  spiegelnd.    Das  grosse  Netz  fettreich. 


—   86  — 


Die  Milz  von  normaler  Grösse,  ziemlich  woieh  und  schlaff.  Die  Pulpa 
vorquellend,  braunrot  gefärbt,  hie  und  da  von  einzelnen  dunkelroten  Flecken 
und  Streifen  durchsetzt. 

Die  linke  Niere  von  normaler  Grösse,  mässig  fester  Konsistenz.  Die 
Kapsel  leicht  abziehbar.  Die  Oberfläche  glatt,  hellgraurot  gefärbt.  Am  oberen 
Pol  treten  vereinzelte  erbsengrosse,  blasse  Infarkte  hervor,  die  von  dem  um- 
gebenden Nierengewebe  durch  einen  blassroten  Saum  abgesetzt  sind.  Die  Rinde 
quillt  auf  der  Schnittfläche  etwas  vor,  ist  graurot  gefärbt,  stellenweise  intensiv 
getrübt,  lässt  aber  nirgends  Blutungen  erkennen.  Die  Marksubstanz  blass.  Im 
Nierenbecken  punktförmige  Ekchyinosen.  Die  rechte  Niere  bietet  im  allgemeinen 
dasselbe  Verhalten,  wie  die  linke. 

In  der  Harnblase  eine  geringe  Menge  trüben  Urins.    Ihre  Schleimhaut  blass. 

Der  Uterus  über  mannskopfgross,  wird  uneröffnet  der  königlichen  Frauen- 
klinik übergeben. 

Die  Scheidenschleimhaut  sehr  stark  aufgelockert  und  dunkelblaurot  gefärbt. 

Die  Leber  zeigt  normale  Grösse,  ziemlich  feste  Konsistenz.  Die  Ober- 
fläche im  allgemeinen  verwaschen,  graurot  gefärbt,  doch  treten  an  ihr,  sowie 
an  der  Schnittfläche  sehr  zahlreiche  punkt-  bis  linsengrosse,  tiefroth  gefärbte 
Flecken  und  Streifen  hervor,  die  meist  scharf,  aber  mit  unregelmässig  zackiger 
Grenze  gegen  die  Umgebung  abgesetzt  sind.  Nur  an  vereinzelten  Stellen  kon- 
fluiren  sie  zu  grösseren,  tiefrot  gefärbten  Herden.  Im  Bereich  der  letzteren 
ist  die  acinöse  Struktur  vollständig  verwaschen.  Neben  diesen  Herden  finden 
sich  noch  zahlreiche  kleinste,  mit  blossem  Auge  erkennbare  opake,  gelbweisse 
Flecken  und  Streifen. 

Die  Gallenblase  enthält  dunkelgrüne,  fadenziehende  Galle.  Ihre  Wand 
deutlich  ödematös.    Der  Gallengang  durchgängig.  Pfortader  ohne  Besonderheit. 

Im  Magen  eine  geringe  Menge  schwärzlichbraun  gefärbten,  flüssigen  Inhalts. 
Im  Fundus  die  Schleimhaut  mit  ziemlich  ausgedehnten  Hämorrhagien  durchsetzt. 

Das  Pankreas  fleckig  gerötet,  von  fester  Konsistenz,  lässt  ganz  vereinzelte 
punktförmige  Ekckymosen  auf  der  Schnittfläche  erkennen. 

Die  Schleimhaut  des  Dünn-  und  Dickdarms  ist  fleckig  gerötet. 

Bakteriologische  Untersuchung.  Die  bakteriologische  Untersuchung 
ergiebt  ein  vollständig  negatives  Resultat.  Es  wurden  Kulturen  (auf  Agar, 
Gelatine  und  Blutserum)  aus  dem  Gehirn,  der  Leber,  Milz,  Lungen  und  Nieren 
angelegt. 

Mikroskopische  Untersuchung.  Leber.  In  der  Leber  zahlreiche  frische 
Hämorrhagien  im  periportalen  Gewebe  und  in  der  Peripherie  der  Acini,  die  mit- 
unter sich  auch  über  Gruppen  benachbarter  Acini  ausdehnen.  Die  im  Bereich 
der  Acini  liegenden  Leberzellen  zum  Teil  kernlos,  zum  Teil  gequollen  und  mil 
abgeblassten  Kernen  versehen,  zwischen  den  Leberzellen  ein  feinfädiges  Fibrin- 
netz, in  den  zugehörigen  Interlobularvenen  fibrinöse  und  feinkörnige  Thromben. 
Daneben  nekrotische  Herde,  sicher  etwas  älteren  Datums,  die  zum  Teil  anämischen, 
zum  Teil  hämorrhagischen  Charakter  zeigen;  hier  in  den  zugehörigen  interlobu- 
lären  Venen  und  den  aus  ihnen  hervorgehenden  Kapillaren  hyaline  Thromben. 
In  den  übrigen  Pfortaderästen  hie  und  da  feinkörnige  Massen,  welche  teils  wand- 
ständig sind,  teils  das  ganze  Lumen  verlegen.  In  zahlreichen  Gallengängen  rote 
Blutkörperchen.  Die  Arterien  meist  leer,  nur  hie  und  da  mit  feinkörnigen  Massen 
gefüllt.    Im  übrigen  Lebergewebe  die  Leberzellen  intensiv  getrübt,  nicht  verfettet. 

Nieren.  Im  frischen  Präparat  zeigt  sich  eine  starke  Trübung  und  Schwellung 
der  Epithelien,  welche  aber  exquisit  herdförmig  auftritt;  keine  stärkere  Ver- 
fettung; in  den  Glomerulusschlingen  und  in  vereinzelten  intertubulären  Kapil- 
laren hellglänzende,  zum  Teil  wurstförmige  Fetttropfen. 


—  87 


Im  gehärteten  Präparat  bietet  die  Niere  an  verschiedeneu  Stellen  ein  ver- 
schiedenes Aussehen  dar.  An  manchen  Stellen  findet  sich  keine  Abweichung 
vom  Normalen,  an  anderen  aber  schwere  Veränderungen,  welche  besonders  die 
Epithelien  der  gewundenen  Kanälchen  und  Henle'schen  Schleifen  betreffen;  die- 
selben sind  gequollen  und  lassen  färbbare  Kerne  entweder  gar  nicht  mehr  oder 
nur  andeutungsweise  erkennen;  vielfach  sind  sie  desquamirt.  Im  Lumen  fein- 
körnige Eiweissniederschläge.  In  den  Sammelröhren  hyaline  Cylinder.  Glomeruli 
meist  intakt  mit  Ausnahme  eines  feinkörnigen  Exsudates,  das  sich  in  manchen 
Kapselräumen  nachweisen  lässt.  Die  Schlingen  teils  leer,  teils  prall  gefüllt,  in 
einer  nicht  geringen  Zahl  von  Schlingen  hyaline  Thromben.  Im  interstitiellen 
Gewebe  keine  Rundzellenanhäufung,  keine  Ödeme,  noch  Blutungen.  In  den  inter- 
tubulären Kapillaren  stellenweise  Stasen,  hie  und  da  hyaline  Thromben.  Die 
Arterien  leer,  die  Venen  mässig  gefüllt.  Die  Infarkte  zeigen  genau  dasselbe 
Verhalten,  wie  es  im  vorhergehenden  Falle  beschrieben  wurde. 

Im  Harn  Eiweiss,  Cylinder,  Gallenfarbstoff  und  Gallensäuren. 
Lungen,.  Auch  der  Lungenbefund  ist  genau  derselbe  wie  bei  der  vorher- 
gehenden Beobachtung;  nur  finden  sich  hier  auch  in  den  kleineren  und  grösseren 
Arterien  zahlreiche  Riesenzellen  und  spärliche  Leberzellen.    In  den  Kapillaren 
Fettembolien. 

Gehirn.  In  der  Gehirnrinde  fast  keine  Veränderungen,  nur  hie  und  da 
kleine  Blutungen  in  der  Umgebung  von  durch  hyaline  Thromben  verschlossenen 
'  Gefässen.  In  der  Lymphscheide  der  Arterien  vielfach  starke  Anhäufung  von 
roten  Blutkörperchen.  In  der  Brücke  ganz  spärliche,  erst  mikroskopisch  nach- 
weisbare Blutungen,  die  hier  ebenfalls  in  der  Umgebung  von  thrombosirten 
Kapillaren  liegen.  Hier  ist  die  Kapillaren thrombose  etwas  ausgedehnter.  Bei 
der  mikroskopischen  Untersuchung  der  Blutung  im  rechten  Streifenhügel  stellt 
sich  heraus,  dass  hier  die  Gehirnsubstanz  in  grosser  Ausdehnung  erweicht  ist. 
Die  Ganglienzellen  sind  kernlos  und  gequollen;  die  zwischen  den  Zellen  liegende 
Neuroglia  zerklüftet  und  auf  das  dichteste  von  roten  Blutkörperchen  durchsetzt. 
Die  Kerne  der  Gliazellen  nur  noch  blass  sichtbar.  Im  Centrum  der  Blutung  ein 
kleiner,  durch  hyaline  Thromben  verschlossener  Venenstamm;  in  seiner  Nach- 
barschaft vereinzelte,  durch  hyaline  Thromben  verschlossene  Kapillaren;  andere 
Kapillaren  nur  dilatirt.  In  der  Umgebung  dieses  Blutherdes  mehrere  kleine  Blutungen. 

Herz.  Im  frischen  Präparat  erscheinen  die  Muskelfasern  so  intensiv  getrübt, 
dass  eine  Querstreifung  nicht  mehr  zu  erkennen  ist  ;  die  Trübung  schwindet  auf 
Essigsäurezusatz  fast  völlig. 

Im  gehärteten  Präparat  lassen  die  Muskelfasern  meist  keine  Veränderung 
erkennen;  nur  an  den  Stellen,  an  denen  die  im  Sektionsbericht  erwähnten 
Blutungen  liegen,  finden  sich  körnig  zerfallene,  oder  in  hyaline  Schollen  zer- 
klüftete, kernlose  Fasern.  Die  Blutungen  liegen  meist  um  prall  gefüllte  Arterien 
und  Venen  herum,  die  mitunter  durch  feinkörnige  oder  feinfädige,  seltener  durch 
geschichtete  Thromben  verschlossen  sind. 

Pankreas.  Im  Pankreas  multiple  Blutungen,  in  deren  Bereich  die  Drüsen- 
epithelien  kernlos  erscheinen;  in  den  Venen,  seltener  in  den  Arterien  feinkörnige 
und  hyaline  Thromben.  Neben  den  hämorrhagischen  Nekrosen  ganz  spärliche 
anämische,  in  deren  Bereich  sich  stets  thrombosirte  Arterienäste  nachweisen  lassen. 

Milz.  An  der  Milz  keine  Veränderungen. 

Fall  XIV. 

Krankengeschichte.  Leipziger,  Marie,  Arbeiterin,  23  Jahre.  Primipara. 
Aufgen.  am  22./IL,  gestorb.  den  26./II.  1891. 


—    8S  — 


Patientin  im  10.  Monat  schwanger,  kam  am  22.11.  mit  Wehen  in  die 
Anstalt.  Bald  nach  der  Aufnahme  trat  völlige  Bewußtlosigkeit  ein.  im 
Urin  Eiweiss.  Temp.  37,0,  Puls  kräftig,  gespannt,  regelmassig,  88  Schläge. 
An  den  unteren  Extremitäten  Ödeme.  Mässige  Cyanose.  Schwitzbett.  Morph, 
mur.  0,03  subcutan.  Am  23., IL  4  Uhr  20  Min.  vormittags  typischer 
eklamptischer  Anfall,  starke  Cyanose,  totale  Bewusstlosigkeit.  Am  Nachmittag 
wiederholen  sich  derartige  Anfälle,  deren  jeder  ;,M  Minute  dauert,  22  mal.  Die 
Herzaktion  des  Kindes,  welche  am  Vormittag  noch  regelmässig  war,  verschlechterte 
sich  hinsichtlich  ihrer  Frequenz  und  Deutlichkeit.  Da  der  Kopf  in  L  Schädel- 
lage zangengerecht  stand,  nachmittags  3  Uhr  30  Min.  Forceps.  Glatte  Extraktion, 
Kind  stark  asphyktisch,  durch  Hautreize  zum  Leben  gebracht.  Nach  der 
Entfernung  des  Kindes  deutliche  Besserung.  Patientin  hat  noch  7  Anfälle. 
Am  24./II.  im  Urin  V2  Vol.  Eiweiss,  gegen  7/s  Vol.  am  gestrigen  Tage. 
Abnehmende  Bewusstlosigkeit.  Am  23. /II.  Zeichen  von  Pneumonie  in  den 
Unterlappen.    Tod  am  26./II.  vorm.  4  Uhr  im  Koma. 

Sektionsbericht.  Grosser,  kräftig  gebauter  weiblicher  Leichnam.  Sehr 
guter  Ernährungszustand.  Die  Haut  im  allgemeinen  blass,  die  sichtbaren  Schleim- 
häute stark  cyanotisch.  Keine  Spur  von  Ikterus.  Keine  Ödeme.  Die  Mammae 
sehr  gut  entwickelt,  von  praller  Konsistenz,  lassen  reichlich  Colostrum  ausfliessen. 
Am  Abdomen  frische  Striae.  Linea  alba  stark  pigmentirt.  Muskulatur  graurot, 
kräftig.    Fettgewebe  sehr  gut  entwickelt. 

Kopfhöhle.  Die  weichen  Schädeldecken  sehr  blutreich,  von  vereinzelten 
Ekchymosen  durchsetzt.  Das  Schädeldach  symmetrisch;  an  der  Aussenfläche  des 
rechten  Stirnbeins  und  rechten  Seitenwandbeines  findet  sich  eine  dünne,  sich 
derb  anfühlende  Auflagerung  von  sammetähnlichem,  blassrötlichem  Aussehen, 
welche  der  Tabula  externa  fest  anhaftet.  An  dem  linken  Stirnbein  ist  das 
Periost  stark  verdickt  und  fest  adhärent.  Die  Diploe  blutreich.  Tabula  interna 
zeigt  ausgedehntes  Schwangerschaftsosteophyt.  Die  Dura  mater  wenig  gespannt, 
an  der  Innenfläche  längs  des  Sinus  longitud.  inferior  eine  ausgedehnte  Blutung. 
Der  Sinus  longitud.  superior  ist  durch  einen  roten  Thrombus  verschlossen.  Die 
weichen  Hirnhäute  glatt  und  zart.  Die  Gyri  vorspringend.  In  den  Subarachnoideal- 
räumen  klare  Flüssigkeit.  Das  weisse  Marklager  stark  feuchtglänzend,  sehr 
blutreich,  fleckig  gerötet.  Die  Rinde  grauviolett  gefärbt,  lässt  hie  und  da 
punktförmige  Ekchymosen  erkennen.  Am  vorderen  Pol  des  rechten  Streifenhügels 
bemerkt  man  einen  etwa  zehnpfennigstückgrossen,  verwaschenen,  bläulichrot  ge- 
färbten, weichen  Herd,  in  dessen  Umgebung  vereinzelte  punktförmige  Blutungen 
erkennbar  sind.  Letztere  finden  sich  auch  in  den  hinteren  Teilen  des  Streifen- 
hügels, sowie  im  Thalamus  opticus.  Kechts  sowohl,  als  auch  links  zeigen  die 
Centralganglien,  sowie  die  Brücke  ein  rotgeflecktes,  marmorirtes  Aussehen. 

Kleinhirn  ohne  Besonderheiten. 

Brusthöhle.  Zwerchfellstand  rechts  am  oberen  Kand  der  4.,  links  an  der 
5.  Rippe.  Thymusdrüse  bis  auf  Reste  geschwunden.  Die  linke  Pleurahöhle  ent- 
hält circa  ein  Wasserglas  klarer  Flüssigkeit.  Die  vorliegenden  Lungenteile  sind 
blass-graurot  gefärbt.  Die  Lungen  sinken  gut  zurück. 

Im  Herzbeutel  etwas  vermehrter  Flüssigkeitsgehalt. 

Das  Herz  von  normaler  Grösse;  der  rechte  Ventrikel  und  der  rechte  Vorhof 
enthalten  eine  reichliche  Menge  dunklen  Cruors,  Ventrikel  nicht  erweitert,  die 
Muskulatur  von  fester  Konsistenz,  bräunlichrot  gefärbt.  Klappen  intakt.  Linker 
Ventrikel  und  linker  Vorhof  sind  etwas  erweitert  und  fast  leer.  Die  Muskulatur 
von  guter  Konsistenz,  bräunlich  graurot  gefärbt.  Klappen  glatt  und  zart. 
Foramen  ovale  vollständig  geschlossen. 

Die  linke  Lunge  ist  ziemlich  voluminös,  in  den  vorderen  Teilen  gut  luft- 


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haltig,  blass-graurot  gefärbt.  Die  hintereu  Abschnitte  sind  luftleer  und  zeigen 
eine  dunkelblaurote  Farbe.  Erstere  wenig  blutreich,  lassen  auf  der  Schnittfläche 
vereinzelte  Hämorrhagien  erkennen;  die  letzteren  dagegen  äusserst  blutreich  auf 
der  Schnittfläche  vorquellend  und  von  vereinzelten  erbsen-  bis  kirschgrossen  in 
eitriger  Schmelzung  begriffenen  Herden  durchsetzt.  Die  rechte  Lunge  zeigt  im 
allgemeinen  dasselbe  Aussehen  wie  die  linke.  Aus  den  durchschnittenen  Bronchien 
entleert  sich  reichlich  eitriger  Schleim.  Die  Schleimhaut  der  grösseren  Bronchien 
ist  gerötet  und  geschwollen.  Die  Bronchialdrüsen  stark  durchfeuchtet,  geschwollen 

Bauchhöhle.  In  der  Bauchhöhle  keine  freie  Flüssigkeit.  Unter  dem  parietalen 
Blatte  des  Bauchfells  bemerkt  man  vereinzelte  streifenförmige  Ekehymosen. 

Die  Milz  von  normaler  Grösse  und  ziemlich  fester  Konsistenz,  Oberfläche 
glatt,  bläulichrot  gefärbt,  die  Schnittfläche  wenig  vorspringend,  Pulpa  dunkel- 
graurot  gefärbt,  von  fester  Konsistenz.   Follikel  undeutlich. 

Die  Nebennieren  von  normaler  Grösse,  ziemlich  fester  Konsistenz.  Die 
Marksubstanz  fleckig  gerötet. 

Die  Nieren  etwas  vergrössert,  von  fester  Konsistenz.  Die  Oberfläche  glatt, 
grauweiss  gefärbt.  Die  Kinde  nicht  wesentlich  verbreitert,  blass.  Zeichnung 
im  allgemeinen  deutlich,  nur  hie  und  da  vereinzelte  kleine,  trübe  Stellen.  Die 
Marksubstanz  hebt  sich  durch  ihre  dunkelrote  Farbe  scharf  von  der  blassen  Rinde 
ab.  Ihre  Zeichnung  ist  deutlich.  In  den  Nierenbecken  vereinzelte  punkt-  bis  linsen- 
grosse  Ekehymosen.  Die  Ureteren  nicht  erweitert. 

Die  Harnblase  enthält  eine  reichliche  Menge  klaren  Urins,  ihre  Schleim- 
haut ziemlich  blass. 

Der  Uterus  etwa  kindskopfgross,  zeigt  eine  schlaffe  Konsistenz.  Die  Serosa 
überall  glatt.  Die  Vagina  weit.  Ihre  Schleimhaut  dunkelblaurot  gefärbt  und  von 
vereinzelten  ziemlich  ausgedehnten  Blutungen  durchsetzt.  Am  Cervix  zwei  ober- 
flächliche Schleimhautrisse.  In  der  Uterushöhle  eine  geringe  Menge  bräunlichroter 
Flüssigkeit.  Die  Innenfläche  im  allgemeinen  glatt,  nur  an  der  hinteren  Wand 
des  Fundus  etwas  uneben  und  höckerig;  hier  bemerkt  man  vereinzelte  Pia- 
centarreste. Die  Muscularis  des  Uterus  weich,  gelblichweiss  gefärbt.  Das  ab- 
dominale Ende  beider  Tuben  ist  stark  injicirt. 

Die  Leber  ist  grösser  als  normal.  Zwischen  Zwerchfell  und  Oberfläche  der 
Leber  finden  sich  vereinzelte  lockere  Verklebungen.  Die  Oberfläche  ist  glatt  und 
im  allgemeinen  braunrot  gefärbt,  doch  treten  sowohl  auf  der  Oberfläche  als 
auch  besonders  auf  der  Schnittfläche  beider  Lappen  zahlreiche  linsen-  bis  mark- 
stückgrosse,  opake,  gelblichweisse  und  gelblichbraune  Flecken  hervor,  welche 
sich  scharf  von  der  Umgebung  abgrenzen  und  meist  unter  das  Niveau  der  Schnit- 
fläche  zurücksinken.  Die  acinöse  Struktur  ist  im  Bereich  derselben  vollständig 
verwaschen.  Daneben  bemerkt  man  noch  vereinzelte  frische,  dunkelrote  Flecken, 
welche  aber  nur  wenig  umfangreich  sind.  Die  Gallenblase  enthält  eine  geringe 
Menge  fadenziehender  Galle.   Gallengang  durchgängig.  Pfortader  intakt. 

Magenschleimhaut  fleckig  gerötet. 

Pankreas  von  derber  Konsistenz,  blutarm. 

Schleimhaut  des  Darraes  im  allgemeinen  blass. 

Bakteriologische  Untersuchung.  Zu  derselben  werden  aus  Gehirn, 
Leber,  Herz,  Nieren,  Lungen,  Uterus  und  Milz  Impfungen  vorgenommen.  Es 
gehen  nur  aus  den  Lungen  reichliche  Kolonien  von  Staphylokokken  auf  (Staphylo  - 
coccus  pyogenes  aureus  und  albus).  Die  letzteren  lassen  sich  auch  in  Schnitt- 
präparaten der  Lunge  im  Bereich  der  Abscesse  nachweisen.  In  den  übrigen 
Organen  bleibt  sowohl  die  Kultur,  als  die  mikroskopische  Untersuchung  bez.  der 
Mikroorganismen  ohne  Resultat. 

Mikroskopische  Untersuchung.  Leber.  In  der  Leber  zahlreiche  anä- 


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mische  und  hämorrhagische  Nekrosen  schon  etwas  älteren  Datums:  nirgends  mehr 
in  den  nekrotischen  Herden  scharf  konturirte  Leberzellen  vorhanden,  sondern 
nur  homogene,  von  Kerndetritus  durchsetzte,  hie  und  da  geschrumpfte  rote  Blut- 
körperchen einschliessende  Herde  in  der  bekannten  Lage  in  der  unmittelbaren 
Nähe  des  periportalen  Gewebes.  In  der  Umgebung  der  Herde  Me  und  da  etwas 
reichliche  Anhäufung  von  Leukocyten.  Die  intakten  Leberzellen  auflallend  gross, 
ihre  Kerne  intensiv  färbbar,  hie  und  da  Teilungsfiguren  zeigend;  das  übrige 
Lebergewebe  ziemlich  stark  verfettet.  In  zahlreichen  interlobulären  Venen  und 
in  den  aus  ihnen  hervorgehenden  Kapillaren  hyaline  Thromben;  in  etwas  grösseren 
Pfortaderästen  teils  wand  ständige,  teils  obturirende  Plättchenthromben.  Arterien 
meist  leer,  ebenso  die  Lebervenen.    An  den  Gallengängen  keine  Veränderungen. 

Nieren.  Die  Nieren  zeigen  sich  bei  der  mikroskopischen  Untersuchung  nur 
sehr  wenig  verändert,  die  Glomeruli  fast  sämmtlich  intakt;  nur  vereinzelte  er- 
scheinen  kernreicher  und  enthalten  in  ihren  Kapseln  feinkörniges  Exsudat.  An 
den  Epithelien  besteht  eine  geringe  Trübung,  herdweise  auch  eine  etwas  stärkere 
Verfettung,  nur  ganz  vereinzelte  Epithelien  sind  kernlos.  Im  Lumen  der  Kanälchen 
vielfach  feinkörnige  Eiweissniederschläge,  in  den  Sammelröliren  hyaline  Cylinder, 
denen  mitunter  feinste  Pigmentkörnchen  aufgelagert  sind.  Im  interstitiellen 
Gewebe  hie  und  da  ganz  spärliche  Leukocyten  in  der  Umgebung  kleiner  Venen. 
An  den  Gelassen  keine  Veränderungen. 

Liuujcn.  In  den  Unterlappen  eine  ausgedehnte  hyaline  Thrombose  der 
Kapillaren,  sowie  kleinster  Arterien  und  Venen;  die  Wand  zahlreicher  Kapillaren 
mit  hyalinen  Massen  austapeziert  und  stellenweise  von  feinen  Fibrinfäden 
durchzogen,  in  deren  Maschen  nur  ganz  spärliche  Leukocyten  erkennbar  sind. 
Nur  hie  und  da  reichlichere  Anhäufung  von  weissen  Blutkörperchen,  aber  nirgends 
Mikroorganismen.  Die  thrombosirten  Kapillaren  erscheinen  teils  völlig  kernlos, 
teils  lassen  sie  spärliche  geschrumpfte  Kerne  erkennen.  An  anderen  Stellen  der 
Unterlappen  besteht  starke  Gefässfüllung.  Hier  finden  sich  in  den  Alveolen 
häufig  mehr  oder  minder  dichtgedrängte  rote  Blutkörperchen.  In  vereinzelten 
kleinen  Arterien  und  Venen  die  Intima  mit  einem  Mantel  von  hyalinem  Material 
ausgekleidet.  In  den  Oberlappen  nur  vereinzelte  Blutungen  und  hyaline  Kapillar- 
thromben. Die  Abscesse  zeigen  das  bekannte  Aussehen. 

Gehirn.  Der  Thrombus  im  Sinus  longitud.  superior  besteht  aus  dichtge- 
drängten roten  Blutkörperchen,  zwischen  denen  sich  ein  feinfädiges  Fibrinnetz 
und  feinkörnige  Massen  nachweisen  lassen.  In  den  angrenzenden  Partien  der 
Hirnrinde  starke  Füllung  der  Kapillaren  und  Venen;  in  der  Umgebung  der 
letzteren  häufig  wenig  ausgedehnte  Blutungen.  Hie  und  da  in  den  genannten 
Gefässen  hyaline  Thromben.  Die  Lymphscheide  vereinzelter  Arterien  mit  roten 
Blutkörperchen  gefüllt,  hie  und  da  im  Lumen  kleiner  Arterien  feinfädige  und 
feinkörnige  Pfropfe. 

Der  am  vorderen  Pol  des  rechten  Streifenhügels  gefundene  Herd  erweist 
sich  bei  der  mikroskopischen  Untersuchung  als  eine  Blutung  mit  Erweichung 
der  Hirnsubstanz;  im  Bereich  und  in  der  Umgebung  derselben  sind  sämmtliche 
Kapillaren  und  Venen  durch  homogene  oder  feinstreifige,  hyaline  Thromben  ver- 
schlossen, die  spärliche  geschrumpfte  Kerne  einschliessen.  Die  Arterien,  deren 
Lymphscheide  durch  pralle  Anfüllung  mit  roten  Blutkörperchen  dilatirt  ist, 
enorm  gefüllt.  Dicht  hinter  dieser  Blutung  ein  kleiner  Erweichungsherd  ohne 
Blutung,  auch  hier  sämmtliche  Kapillaren  durch  hyaline  Thromben  geschlossen.  In 
den  Centraiganglien  und  der  Brücke  zahlreiche,  wenig  ausgedehnte  Blutungen 
und  Erweichungen  und  hyaline  Thrombose  zahlreicher  Kapillaren  und  kleinster 
Venen. 

Herz.  Am  Herzen  keine  Veränderungen. 


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Pankreas  ebeufalls  normal. 

Uterus.   Die  Uterusvenen  an  der  Placentarstelle  meist  nicht  thrombosirt, 
nur  in  vereinzelten  kleinen  Venen  rote  Thromben. 


Fall  XV. 

Krankengeschichte.  Lange,  Amalie,  Zimmermannsehefrau .  27  Jahre. 
Primipara.  Aulgen.  11. /III.  1891,  gest.  12./III.  1891. 

Patientin  war  vor  4  Wochen  wegen  Hydraranios  auf  der  gynäkologischen 
Abteilung,  ist  bei  iln-er  jetzigen  Aufnahme  im  10.  Monat  gravid.  Kind  lebt. 
Temp.  37,9;  Puls  86.  Urin  trübe,  enthält  74°/0  Eiweiss.  Gracil  gebaute  Frau 
ohne  Ödeme.  Am  ll.;III.  bewusstlos  wegen  Eklampsie  der  Anstalt  zugeführt. 

Der  Befund  bei  der  inneren  Untersuchung  am  ll./III.  vormittags  12  Uhr 
ergab:  Scheide  weit,  Portio  2  cm  lang,  Muttermund  knapp  für  2  Finger  durch- 
gängig, ohne  Narben,  ziemlich  derb.  Blase  gesprungen.  Als  vorliegenden  Teil 
fühlt  man  den  Kopf  mit  starker  Kopfgeschwulst.  Fontanellen  kaum  zu  fühlen. 
Die  Pfeilnaht  nahe  am  Promontorium.  Letzteres  zu  erreichen  (10,75  1.  D.).  Bei 
dem  Versuch  höher  hinauf  zu  palpiren,  fühlt  man  einen  anscheinend  beweg- 
lichen, mit  dem  Promontorium  und  dem  Os  sacrum  nicht  zusammenhängenden 
Tumor  (Tumor  der  Mutter  oder  des  Kindes?).  Herztöne  des  Kindes  nicht  hörbar. 
Die  Frau  ist  völlig  soporös,  stark  cyanotisch.  Wehen  kräftig,  doch  ohne  Erfolg. 
Ausgedehntes  Easselu  auf  der  Brust.  Exitus  am  12./III. 

Sektionsbericht.  Mittelgrosser,  kräftig  gebauter  weiblicher  Leichnam 
von  gutem  Ernährungszustand.  Im  allgemeinen  blasse  Hautfarbe.  Das  Gesicht 
und  die  sichtbaren  Schleimhäute  stark  cyanotisch.  An  den  unteren  und  oberen 
Extremitäten  ziemlich  ausgedehnte  Blutergüsse  ins  subkutane  Gewebe.  Das  Ab- 
domen  halbkugelig  aufgetrieben.  Die  Linea  alba  stark  pigmentirt,  reichliche 
frische  Striae  an  der  Bauchwand.  An  den  unteren  Extremitäten  keine  Ödeme. 
Panniculus  adiposus  sehr  gut  entwickelt.  Muskulatur  dunkelrot,  stark  durch- 
feuchtet.  Im  Pectoralis  major  links  vereinzelte  bis  linsengrosse  Blutungen. 

Kopfhöhle.  Die  weichen  Schädeldecken  blass.  Knöchernes  Schädeldach 
mesocephal.  Periost  leicht  abziehbar.  Tabula  externa  glatt,  grauweiss  gefärbt. 
Die  Nähte  erhalten.  An  der  Innenfläche  der  Tabula  vitrea  reichliche  Schwanger- 
schaf tsosteophyten.  Dura  mater  massig  gespannt,  die  Aussenfläche  glatt,  an  der 
Innenfläche  in  der  Umgebung  des  Sinus  longitud.  superior,  der  mit  dunkelrotem 
flüssigen  Blut  gefüllt  ist,  vereinzelte,  ziemlich  ausgedehnte  Blutungen.  Die 
weichen  Hirnhäute  mässig  blutreich,  zart.  Die  Gefässe  an  der  Hirnbasis  ziemlich 
reichlich  mit  dunkelrotem  flüssigen  Blute  gefüllt.  Das  Gehirn  besitzt  eine  weiche 
Konsistenz;  das  weisse  Marklager  lässt  zahlreiche  abspülbare  Blutungen  erkennen. 
Die  Rinde  graubläulich  gefärbt,  vorquellend.  In  ihr  hie  und  da  vereinzelte  punkt- 
förmige Hämorrhagien,  besonders  im  Bereich  der  Stirnwindung.  In  den  Seiten- 
ventrikeln eine  geringe  Menge  sanguinolenter  Flüssigkeit.  Dritter  und  vierter 
Ventrikel  leer. 

Die  Grosshirnganglien  fleckig  gerötet.  Das  Kleinhirn  ziemlich  weich  und 
blutreich.  Die  Brücke  und  Medulla  oblongata  zeigen  fleckige  Rötung.  In  den 
Sinus  der  Basis  dunkelrotes,  flüssiges  Blut. 

Brusthöhle.  Zwerchfellstand  links  an  der  5.,  rechts  an  der  4.  Rippe.  Die 
•Thymusdrüse  noch  in  ganzer  Ausdehnung  erhalten,  blutreich.  Die  Pleurahöhlen 
leer.  Die  Lungen  sinken  gut  zurück. 

Das  Herz  von  normaler  Grösse,  ausserordentlich  schlaff.  Im  rechten  Vorliot 
und  Ventrikel  dunkelrotes  flüssiges  Blut,  in  welchem  bei  der  mikroskopischen 
Untersuchung  vereinzelte  Leberzellen,  sowie  spärliche,  sehr  grosse,  vielkernige 


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Zellon  nachweisbar  sind.  Die  Höhle  des  rechten  Ventrikels  ist  nicht  erweitert, 
die  Muskulatur  von  braunroter  Farbe  und  schlaffer  Konsistenz.  Klappen  intakt. 
Der  linke  Ventrikel  enthalt  eine  Spur  flüssigen  Blutes.  Die  Muskulatur  von 
weicher  Konsistenz,  bräunlichrot  gefärbt,  mattglänzend.  Auf  Flachschnitten 
bemerkt  man  hie  und  da  verwaschene,  graurot  gefärbte  Streifen,  sowie  einzelne 
punktförmige  Hämorrhagien.  Klanpen  intakt.  Foramen  ovale  geschlossen. 

linke  Lunge  überall  gut  lufthaltig.  Pleuraler  Überzug  glatt  und  spiegelnd. 
Die  Oberfläche  bläulichrot  gefärbt.  Von  der  Schnittfläche  fliesst  dunkelrote 
schaumige  Flüssigkeit  ab.  Man  bemerkt  auf  derselben  vereinzelte  erbsen-  bis 
kirschengrosse,  wenig  scharf  umschriebene  Blutungen.  Die  rechte  Lunge  ist  im 
Unter-  und  Mittellappen  gut  lufthaltig,  blutreich,  ödematös  und  von  vereinzelten 
Blutungen  durchsetzt.  Der  Oberlappen,  dessen  Pleura  mit  einer  dünnen  gelli- 
granen  Fibrinschicht  bedeckt  ist,  völlig  luftleer.  Die  Schnittfläche  durkelgraurot 
gefärbt,  fein  granulirt  und  lässt  eine  geringe  Menge  trüben  Saftes  abstreilen. 
Hie  und  da  bemerkt  man  in  den  pneumonisch  infiltrirten  Partien  vereinzelte 
Blutungen.  Bronchialschleimhaut  und  Bronchien  von  feinschaumiger  Flüssigkeit 
gefüllt;  ihre  Schleimhaut  stark  injicirt.  Bronchialdrüsen  etwas  vergrössert 

Halsorgane  bieten  keine  Veränderungen  dar. 

Bauchhöhle.  In  der  Bauchhöhle  eine  geringe  Menge  bernsteingelber  Flüs- 
sigkeit. 

Die  Milz  etwas  vergrössert,  zeigt  eine  schlaffe,  weiche  Konsistenz.  Ober- 
fläche glatt,  bläulichrot  gefärbt.  Die  Pulpa  mässig  blutreich.  Am  oberen  Pol 
zwei  dicht  nebeneinander  stehende,  erbsengrosse,  blasse  Infarkte. 

Die  Nieren  von  normaler  Grösse,  fester  Konsistenz;  Kapsel  abziehbar,  die 
Oberfläche  glatt,  graurot  gefärbt.  Die  Kinde  nicht  verbreitert,  graurot  gefärbt, 
zeigt  fleckweise  Trübungen.  Marksubstanz  blutreich.  In  der  rechten  Niere,  die 
im  allgemeinen  dasselbe  Aussehen  zeigt,  wie  die  linke,  bemerkt  man  mehrere 
erbsengrosse  Infarkte.   Nierenbecken  und  Ureteren  nicht  erweitert. 

Die  Harnblase  enthält  eine  geringe  Menge  trüben  Urins.  Schleimhaut  blass. 
Im  Urin  Eiweiss,  Cylinder  und  Gallenfarbstoff. 

Die  Leber  ungefähr  normal  gross,  von  praller  Konsistenz.  Die  Oberfläche 
bräunlichgraurot  gefärbt,  glatt.  Sowohl  auf  ihr,  als  auf  der  Schnittfläche  treten 
zahlreiche  hirsekorn-  bis  linsengrosse  rote  Flecken  hervor,  die  durch  eine  nn- 
regelmässige,  zackige  Grenze  von  der  Umgebung  scharf  abgegrenzt  sind  und  die 
acinöse  »Struktur,  die  im  übrigen  Lebergewebe  deutlich  hervortritt,  nicht  mehr 
erkennen  lassen.  Ausserdem  bemerkt  man  vereinzelte  stecknadelkopfgrosse,  opake, 
gelbweisse  Flecken,  die  in  der  Umgebung  der  Pfortaderverzweigung  liegen. 

Im  Magen  eine  geringe  Menge  schwärzlicher  kaffeesatzähnlicher  Flüssigkeit. 
Schleimhaut  etwas  geschwollen.  An  der  kleinen  Kurvatur  vereinzelte  punktför- 
mige Hämorrhagien,  sowie  eine  strahlige  Narbe. 

In  der  Darmschleimhaut  zahlreiche  punktförmige  Blutungen.  Galleugang 
durchgängig. 

Der  Uterus  weit  über  mannskopfgross,  enthält  ein  der  Eeife  nahes 
47  cm  langes  Kind.  Zwischen  Uterus  und  Rectum  liegen,  durch  strangförmige 
Adhäsionen  an  beiden  Organen  augeheftet,  die  beiden  Ovarien  und  Tuben,  von 
denen  die  rechte  an  ihrem  abdominellen  Ende  verschlossen  ist.  Ausserdem 
findet  sich  in  dem  Douglas'schen  Raum  unter  der  Serosa  des  Uterus  ein  etwa 
hühnereigrosser,  in  toto  verkalkter  Tumor,  der  sich  nur  in  die  oberflächlichen- 
Schichten  der  Uterusmuskulatur  erstreckt  und  durch  eine  straffe,  bindegewebige 
Kapsel  von  demselben  abgegrenzt  ist.  Uterusmuskulatur  dünn,  an  seiner  Innen- 
fläche haften  die  Eihäute  fest  an.  Die  Placenta  sitzt  an  der  vorderen  Wand 
und  ist  von  mehreren  kirsch-  bis  taubeneigrossen  gelbweissen,  teils  keilförmigen, 


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teils  unregelmässig  zackig  geformten  Herden  durchsetzt,  die  sich  durch  eine 
feine,  tiefrot  gefärbte  Linie  scharf  von  der  Umgebung  abgrenzen.  Ausserdem 
bemerkt  man  in  der  Placenta  einzelne  verwaschen  graurot  gefärbte  Herde  die 
meist  dem  kindlichen  Teile  der  Placenta  angehören. 

Sektion  des  Fötus.  47  cm  langes,  reifes  Kind,  vollständig  normal  ge- 
bildet. Die  Haut  mit  Vernix  caseosa  und  Lanugo  bedeckt.  Am  linken  Seiten- 
wandbein  ein  ausgedehntes,  an  der  Galea  gelegenes  Hämatom.  Gehirn  zeigt 
keine  Abnormität.  Gesichtshaut  intensiv  cyanotisch.  Im  subcutanen  Gewebe 
hie  und  da  punktförmige  Blutungen.  Nabelstrang  ohne  Abnormitäten.  Lungen 
völlig  luftleer.  An  der  Pleura,  am  Perikard  und  in  der  Thymusdrüse  punktförmige 
Hämorrhagien.  Herzfleisch  blass,  von  weicher  Konsistenz.  Milz  ziemlich  gross 
weich,  dunkelblaurot  gefärbt.  Nieren  vergrössert,  von  weicher  Konsistenz.  Sowohl 
auf  der  Oberfläche,  wie  auf  der  Schnittfläche,  die  verwaschen  gelblichrot  gefärbt 
ist,  treten  zahlreiche  punkt-  und  streifenförmige  Blutungen  hervor.  Im  Nieren- 
becken vereinzelte  Blutungen.  Leber  sehr  gross,  dunkelblaurot  gefärbt,  von  weicher, 
schlaffer  Konsistenz,  sehr  blutreich.  Der  Dannkanal  zeigt  keine  Abnormitäten! 
Die  Epiphysenlinie  des  Oberschenkels  zeigt  keine  Veränderungen. 

Bakteriologische  Untersuchung.  Auf  den  aus  dem  rechten  Ober- 
lappen der  Lunge  angelegten  Kulturen  wachsen  reichlich  FränkePsche  Pneumonie- 
kokken, daneben  vereinzelte  Kolonien  von  Staphylococcus  pyogenes  aureus.  Aus 
Milz  und  Nieren  spärliche  Kolonien  des  Pneumoniecoccus.  Auf  den  aus  dem 
Gehirn,  der  Leber,  der  Placenta  und  den  kindlichen  Organen  angelegten  Kul- 
turen wachsen  massig  zahlreiche  Kolonien  eines  beweglichen,  gelben  Farbstoff 
bildenden  Bacillus,  welcher  die  Gelatine  verflüssigt. 

Mikroskopische  Untersuchung.  Leber.  Die  Leberzellen  stark  getrübt, 
nirgends  stärker  verfettet.  Zahlreiche  hämorrhagische,  spärliche  anämische 
Nekrosen.  Im  periportalen  Gewebe  zum  Teil  sehr  ausgedehnte  Blutungen.  In 
zahlreichen  Interlobularvenen  hyaline  und  fibrinöse  Thromben;  in  zahlreichen, 
etwas  grösseren  Pfortaderästen  Plättchenthromben ,  die  teils  wandständig ,  teils 
obturirend  sind.  Arterien  meist  leer.  In  den  Lebervenen  ziemlich  reichliche 
Leberzellen.    In  den  Gallengängen  hie  und  da  rote  Blutkörperchen. 

Nieren.  In  zahlreichen  Glomerulusschlingen  grössere,  zum  Teil  wurstförmig 
gestaltete  Fetttropfen;  die  Epithelien  zeigen  intensive  Trübung,  welche  auf  Zu- 
satz von  Essigsäure  fast  gänzlich  verschwindet.  Die  Glomeruli  meist  intakt, 
vereinzelte  erscheinen  kernreich;  in  anderen  besteht  Desquamation  des  Schiingen- 
epithels. Die  nackten  Schlingen  stark  glänzend,  durch  hyaline  Thromben  ver- 
schlossen. In  zahlreichen  Kapselräumen  feinkörniges  Eiweiss  und  rote  Blut- 
körperchen. In  der  Umgebung  vereinzelter  Glomeruli  Rundzellenanhäufung. 
Die  Epithelien  meist  intakt,  nur  vereinzelte  kernlos;  im  Lumen  feinkörniges  Exsudat 
und  hyaline  Cylinder,  letztere  besonders  reichlich  in  den  Sammelröhren.  In  spär- 
lichen Kanälchen  rote  Blutkörperchen.  Im  interstitiellen  Gewebe  trifft  man  hie 
und  da  auf  eine  sehr  starke  Anhäufung  von  Rundzellen,  die  Kapillaren  herdweise 
stark  gefüllt;  in  ihnen,  sowie  in  kleinen  Venen  zahlreiche  Rundzellen.  In  ver- 
einzelten Fränkel'sche  Diplokokken.  Die  Arterien  meist  leer,  nur  in  kleineren 
Ästen  hie  und  da  wandständige  feinkörnige  Massen. 

Die  Infarkte  sind,  wie  sich  bei  der  mikroskopischen  Untersuchung  ergielit, 
als  embolische  aufzufassen,  da  sich  an  der  Spitze  des  Infarktes  der  verstopfte 
Arterienast  nachweisen  Hess.  Der  Embolus  ist  deutlich  geschichtet,  schliesst 
desquamirte  Gefässepithelien  ein  und  sitzt  der  Teilungsstelle  der  Arterie 
reitend  auf.  In  der  Umgebung  des  Infarktes  und  in  seiner  Peripherie  Blutungen 
und  Anhäufungen  von  Leukocyten. 

Lungen.   Im  rechten  Oberlappen  eine  typische  croupöse  Pneumonie.  In 


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den  übrigen  Ltmgenteüen  starke  Hyperämie,  in  zahlreichen  Alveolen  Blutungen. 
In  den  Kapillaren  hie  und  da  hyaline  Throniben;  in  zahlreichen  kleineren  und 
mittleren  Arterien  und  Venen  wandständige  und  obturirende  Thromben,  welche, 
aus  feinkörnigen  und  foinfädigen  Massen  bestehen,  die  mehr  oder  minder  reichlich 
rote  und  weisse  Blutkörperchen  einschliesseu.  Ausgedehnte  Fettembolie.  In 
allen  Lungenahsohnitten  lassen  sieh  in  den  Kapillaren  und  kleinen  Arterien  zahl- 
reiche Placentarzellen  und  Leberzellen  nachweisen.  In  einer  kapillaren  Arterie 
eine  grosse  Riesenzelle,  mit  der  mehrere  kleine  Epithelien  zusammenhängen. 

Gehirn.  In  der  Rinde  und  in  den  Centraiganglien,  spärlicher  in  der 
Medulla  und  in  der  Brücke  Blutungen  und  Erweichungen;  zahlreiche  Kapillaren 
und  Venen  durch  hyaline  Thromben  geschlossen.  In  einer  kleinen  Vene  der 
weichen  Häute  an  der  Konvexität  finden  sich  zahlreiche  kubische  und  polyedrische 
Zellen  mit  grossen  bläschenförmigen  Kernen;  dieselben  liegen  teils  einzeln, 
teils  hängen  sie  zu  zweien  und  vieren  zusammen.  Ihr  Durchmesser  ist  ver- 
schieden, in  vereinzelten  sind  feine  goldgelbe  Pigmentkörnchen  erkennbar,  [ch 
stehe  nicht  an,  diese  Zellen  als  Leberzellen  anzusprechen,  mit  welchen  sie  in 
ihrer  Grösse  und  ihrem  sonstigen  morphologischen  Verhalten  völlig  überein- 
stimmen (retrograder  Transport). 

Herz.  Starke  Trübung  der  Muskelfasern;  hie  und  da  Blutungen,  in  deren 
Bereich  die  Muskelfasern  teils  wachsig  degenerirt,  teils  in  trübe  kernlose  Schollen 
zerfallen  sind.    In  vereinzelten  Gefässen  feinkörnige  Thromben. 

Pankreas  normal. 

Magen  und  Darm.  Die  Blutungen  im  Magen  und  Darm  liegen  in  der 
Umgebung  von  prall  gefüllten  Kapillaren  und  kleinen  Venen,  welche,  wie  sich 
in  Serienschnitten  nachweisen  lässt,  in  thrombosirte  grössere  Venen  der  Submucosa 
einmünden.    In  den  kleinen  Arterien  nur  ganz  spärliche  Plättchenthromben. 

Fötus.  Nieren.  Die  Epithelien  der  gewundenen  Kanälchen  und  der 
Henle'schen  Schleifen  fast  sämmtlich  nekrotisch,  stark  geschwollen.  Die  Glomeruli 
meist  intakt;  die  Kapselräume  hie  und  da  prall  mit  roten  Blutkörperchen  ge- 
füllt. In  den  Henle'schen  Schleifen  und  Sammelröhren  feinkörnige  Eiweissnieder- 
schläge  und  rote  Blutkörperchen.  Im  interstitiellen  Gewebe  ausgedehnte  Blutungen. 
Die  Gefässe  enorm  gefüllt. 

Leber.  In  der  Leber  trifft  man  auf  ganz  spärliche,  wenig  ausgedehnte 
nekrotische  Herde,  die  teils  hämorrhagischen,  teils  anämischen  Charakter  zeigen. 
Dieselben  liegen  ebenso  wie  die  Nekrosen  in  der  mütterlichen  Leber,  mit  denen 
sie  in  Bezug  auf  ihr  morphologisches  Verhalten  völlig  übereinstimmen,  in  der 
Umgebung  des  periportalen  Gewebes,  welches  stellenweise  dicht  von  roten  Blut- 
körperchen infiltrirt  ist.  Auch  hier  lassen  sich  in  den  interlobulären  Venen 
Plättchen-  und  hyaline  Thromben  nachweisen. 

Fall  XYI. 

Krankengeschichte.  Prössdorf,  Ida.  22  Jahre,  Fabrikarbeiterin.  Primi- 
para.   Aufnahme  d.  17.  VI.,  gest.  24.  VI.  1891. 

Bei  der  Aufnahme  normaler  Zustand,  mit  Ausnahme  ödematöser  Schwellung 
der  Genitalien.  Während  der  Nacht  vom  17.  zum  18.  VI.  typische  eklamptische 
Anfälle,  welche  sich  innerhalb  14  Stunden  24  mal  wiederholten.  Im  Harn 
reichlich  Eiweiss.  Schwitzbett.  Acid.  citric,  Liq.  Kai.  acet.,  Morphium.  Von  da 
ab  allmähliche  Rückkehr  des  Bewusstseins  und  leidliches  Befinden.  Schwellung  an 
den  Genitalien  hat  abgenommen.  Am  20.  VI.  normale  Geburt  in  L  Schädel- 
lage. Nach  der  Geburt  gutes  Befinden.  Am  3.  Tage  hat  Patientin  nach  leichten 
psychischen  Störungen  (Irrereden)   plötzlich  heftige  eklamptische  Anfälle  mit 


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tiefem  Koma.  Cyanose.  Exitus  am  24.  VI.  im  Koma.  Temperatur  welche  bis 
zum  22.  VI.  normal  gewesen  war,  stieg  am  22.  abends  bis  auf  39  2  am  23 
auf  40,  2.  '  ' 

Sektionsbericht.  Sektion  am  25.  VI.  1891. 

Grosser,  kräftig  gebauter  weiblicher  Körper;  guter  Ernährungszustand 
blasse  Hautfarbe.  An  den  unteren  Extremitäten  mässige  Ödeme.  Die  grossen 
Schanilippen  dunkelblaurot  gefärbt,  hochgradig  geschwollen,  mit  vereinzelten 
diphtherisch  belegten,  oberflächlichen  Geschwüren  bedeckt.  An  der  hinteren 
Kommissur  ein  zehnpfennigstückgrosses  Geschwür  mit  diphtherischem  Bela°-  und 
stark  iidematösen,  hämorrhagisch  infiltrirten  Bändern.  Fettgewebe  gut°  ent- 
wickelt, an  den  oberen  und  unteren  Extremitäten  von  Blutungen  durchsetzt 
Muskulatur  dunkelrot,  sein*  kräftig,  feuchtglänzend. 

Kopfhöhle.  Die  weichen  Schädeldecken  zeigen  vereinzelte  stecknadelkopf- 
grosse Hämorrhagien,  sehr  blutreich.  Das  knöcherne  Schädeldach  symmetrisch. 
Periost  leicht  abziehbar.  Tabula  externa  glatt,  graugelb  gefärbt,  Diploe  blut- 
reich, an  der  Innenfläche  des  Stirnbeins,  sowie  längs  des  Sulcus  longit.  sup. 
dünne  Lagen  von  Schwangerschaftsosteophyt. 

Dura  mater  straff  gespannt,  durchscheinend.  Aussenfläche  blutreich,  Innen- 
fläche wenig  glänzend.  Die  Oberfläche  der  Grosshirnhemisphären  ist  trocken 
alänzend.  Die  Gyri  abgeplattet,  die  Sulci  schmal.  Die  weichen  Hirnhäute  sehr 
blutreich,  an  der  Konvexität  und  Basis  von  zahlreichen  feinsten  Ekchymosen 
durchsetzt.  Grosshirn  zeigt  sehr  weiche  Konsistenz,  auf  der  stark  feuchtglänzen- 
den Schnittfläche  treten  mässig  zahlreiche,  abspülbare  Blutpunkte  hervor.  In 
der  Rinde  des  Stirn-  und  Mittelhirns,  weniger  im  Hinterhirn  feinste  punkt-  bis 
stecknadelkopfgrosse  Blutungen,  in  deren  Umgebung  die  Hirnsubstanz  vorquillt. 
Im  Seitenventrikel  die  gewöhnliche  Menge  Flüssigkeit.  Das  Ependym  weich;  im 
Schwanz  des  rechten  Nucleus  caudatus  eine  stecknadelkopfgrosse  Blutung;  ver- 
einzelte punktförmige  Blutungen  in  beiden  Thalami  optici. 

Brücke,  Medulla  oblongata  und  Kleinhirn  ohne  Besonderheit. 

Brusthöhle.  Zwerchfellstand  rechts  an  5.,  links  an  4.  Rippe.  Sternuin 
normal.    Pleurahöhlen  leer;  Thymusdrüse  geschwunden. 

Im  Herzbeutel  die  gewöhnliche  Menge  Flüssigkeit;  das  parietale  Blatt 
spiegelnd,  an  dem  visceralen  vereinzelte  Ekchymosen. 

Im  rechten  Vorhof  und  rechten  Herzventrikel  dunkle  Cruormassen  und 
dunkles  flüssiges  Blut.  Muskulatur  sehr  schlaff,  bräunlichrot  gefärbt.  Endokard 
glatt.  Linker  Ventrikel  etwas  dilatirt;  Muskulatur  normal  dick,  sehr  weich  und 
brüchig.  Auf  Flachschnitten  zeigt  sie  ein  buntes  Aussehen,  indem  verwaschen 
graurote  Herde  mit  dunkelbraunroten  abwechseln;  im  Bereich  der  ersteren  be- 
merkt man  feine  gelbweisse  Streifen.  An  der  hinteren  Wand  ein  etwa  erbsen- 
grosser  Infarkt.    Klappen  intakt,  ebenso  Coronargefässe. 

Die  linke  Lunge  ausserordentlich  fest  an  die  Thoraxwand  angeheftet,  von 
zäher  Konsistenz,  ist  überall  lufthaltig.  Das  Gewebe  im  allgemeinen  blutarm, 
graurot  gefärbt.  Im  Unterlappen  vereinzelte  Blutungen.  Die  rechte  Lunge  ist 
sehr  voluminös,  an  den  hinteren  unteren  Abschnitten  die  Pleura  mit  dünnen 
Fibrinlagen  bedeckt;  hier  das  Lungengewebe  dunkelrot  gefärbt  und  fester  als 
die  vorderen  Partien,  welch'  letztere  gut  lufthaltig  sind.  Die  dunkelroten 
Partien  sind  luftleer,  auf  dem  Schnitt  etwas  vorspringend,  glatt  und  lassen  eine 
trübe  gelbweisse  Flüssigkeit  abstreifen.  An  der  Basis  des  Oberlappens  ein  dicht 
unter  der  Pleura  gelegener  erbsengrosser  Abscess,  der  von  schlaffem,  pneumonisch 
inflltrirtem  Gewebe  umgeben  ist.  Bronchialschleimhaut  mit  zähem  Schleim  be- 
deckt, fleckig  gerötet. 

Halsorgane  zeigen  keine  Veränderung. 


Bditchhühle.  Bei  Eröffnung  der  Bauchhöhle  entleert  sich  eine  geringe 
Menge  klarer,  gelber  Flüssigkeit;  die  Serosa  überall  glatt  und  spiegelnd.  Dünn- 
darm stark  mit  Luft  aufgetrieben;  die  Höhle  des  kleinen  Beckens  ist  von  dem  über 
kindskopfgrossen  Uterus  angefüllt,  dessen  Serosa  überall  glatt  und  spiegelnd  erscheint. 

Die  Milz  ist  etwas  vergrössert,  von  schlaffer  Konsistenz  und  bräunlich- 
roter  Farbe,  Pulpa  dunkelrot  gefärbt,  stark  vorquellend.    Follikel  deutlich. 

Nieren  etwas  vergrössert,  von  schlaffer  Konsistenz,  Kapsel  leicht  abziehbar. 
Oberfläche  glatt,  verwaschen  graurot  gefärbt,  Rinde  verbreitert,  vorquellend, 
sehr  stark  getrübt.  Hie  und  da  bemerkt  man  feine  weisse  Streifen.  Marksubstanz 
gleichfalls  verwaschen,  an  der  Grenze  zwischen  Rinde  und  Mark  vereinzelte 
feinste  Blutungen.   Nierenbecken  nicht  erweitert,  Ureteren  eng,  Schleimhaut  intakt. 

Die  Harnblase  ist  stark  dilatirt,  enthält  reichliche  Mengen  klaren  Urins 
von  eigentümlich  grüulichschwarzer  Farbe;  in  demselben  lassen  sich  Gallenfarb- 
stoffe und  Eiweiss  nachweisen. 

Die  Scheide  ist  weit,  die  Schleimhaut  im  allgemeinen  glatt,  mit  vereinzelten 
oberflächlichen  Substanzverlusten,  die  mit  diphtherischer  Pseudomembran  belegt 
sind.  In  der  Uterushöhle  eine  reichliche  Menge  geronnenen  Blutes,  das  stellen- 
weise schwärzlichgrün  verfärbt  und  übelriechend  ist.  An  der  Placentarstelle, 
die  sich  an  der  hinteren  Wand  des  Fundus  befindet,  sitzen  mehrere  tauben-  bis 
hühnereigrosse  Piacentarreste  auf.  Nach  Entfernung  des  Blutes  aus  der  Höhle 
erscheint  die  Wand  glatt,  stellenweise  etwas  gerötet.  Beim  Einschneiden  auf 
die  Placentarstelle  erscheinen  die  Venen  in  der  Uteruswand  fast  leer,  nur  in 
einzelnen  finden  sich  geschichtete,  rötlichweiss  gefärbte  feste  Thromben.  Die 
Tuben  intakt.    Im  rechten  Ovarium  ein  Corpus  luteum  verum.   Parametrien  frei. 

Die  Leber  etwas  grösser  als  normal,  ausserordentlich  weich  und  schlaff. 
Die  Oberfläche  glatt,  im  allgemeinen  graurot  gefärbt.  An  der  oberen  Fläche, 
sowie  an  der  unteren  treten  ganz  vereinzelte  dunkelrote  mohnkorn-  bis  steck- 
nadelkopfgrosse Flecken  hervor;  etwas  zahlreicher  sind  dieselben  an  der  unteren 
Fläche  des  linken  Lappens ;  daneben  finden  sich,  besonders  auf  der  Schnittfläche, 
spärliche  feinste,  opake,  bräunlichgelbe  und  gelbweisse  Herde,  welche  durch 
einen  tiefrot  gefärbten  Saum  von  der  Umgebung,  unter  deren  Niveau  sie  liegen, 
abgesetzt  sind.  Die  acinöse  Struktur  im  übrigen  verwaschen;  das  Gewebe  wenig 
blutreich.  In  der  Gallenblase  zähe,  dickflüssige  Galle.  Gallengang  durchgängig. 
Der  Hauptstamm  der  Pfortader  durch  einen  das  Lumen  prall  ausfüllenden  und 
der  Wand  fest  anhaftenden  Pfropf  fest  verschlossen;  derselbe  setzt  sich  in  die 
primären  Verzweigungen  der  Pfortader  in  die  Leber  fort  und  endigt  in  denselben 
mit  kegelartig  abgestumpften  Spitzen.  Peripheriewärts  setzt  er  sich  1  cm 
weit  fort  in  die  Vena  lienalis,  während  die  Vena  mesenterica  sup.  frei  von 
Thromben,  aber  prall  durch  dunkelrotes,  flüssiges  Blut  gefüllt  ist.  Der  Pfropf 
besitzt  eine  feste  Konsistenz  und  zeigt  eine  deutliche  Schichtung  derart,  dass 
gelbweisse  Partien,  die  der  Wand  unmittelbar  anliegen,  mit  dunkelroten  Streifen 
abwechseln.    Im  Centrum  ist  der  Pfropf  etwas  weicher,  als  in  der  Peripherie. 

Die  Schleimhaut  des  Magens  im  Fundus  grauweiss  gefärbt,  stark  geschwollen, 
zum  Teil  erweicht.  An  der  kleinen  Kurvatur  in  der  Nähe  des  Pylorus  ver- 
einzelte punktförmige  Ekchymosen  mit  vereinzelten  Erosionen ;  hier  ist  die  Schleim- 
haut mit  kaffeesatzähnlichen  Massen  belegt. 

Die  Schlehnhaut  des  Duodenum  und  Dünndarms  zeigt  stark  venös?  Hyper- 
ämie.   Hie  und  da  finden  sicli  vereinzelte  Blutungen, 

Bakteriologische  Untersuchung.  Auf  den  aus  der  Lunge  angelegten 
Gelatine-  und  Agarplatten  wachsen  spärliche  Kolonien  von  Staphylokokken  und 
Streptokokken.  Ebendieselben  Kolonien  aus  der  Milz.  Die  mit  Leber-  und 
Gehirnsaft  beschickten  Platten  bleiben  steril,  aus  den  Nieren  gehen  vereinzelte 


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Streptokokkenkolonien  auf.  Aus  dem  Uterus  wachsen  zahlreiche  Kolonien  von 
Staphylococcus  pyogenes  aureus  und  albus,  ferner  von  Streptococcus  pyogenes 
und  massenhafte  Fäulnisbakterien,  besonders  zahlreich  Proteus  vulgaris 

Mikroskopische  Untersuchung.  Leber.  Die  Leber  bietet  im  Verhältnis 
zu  den  vorhergehenden  Fällen  nur  geringfügige  Veränderungen  dar.  Die  im 
Sektionsprotokoll  erwähnten  bräunlichgelben,  opaken  Herde  stellen  sich  als 
ältere  hämorrhagische  Nekrosen  heraus.  Das  Lebergewebe  ist  im  Bereich  der- 
selben vollständig  zerfallen  und  in  eine  homogene  oder  schollige,  glänzende 
Masse  verwandelt,  die  geschrumpfte  rote  Blutkörperchen,  goldgelbe  Pigment- 
körnchen und  Kerndetritus  einschliesst.  In  der  Umgebung  der  nekrotischen 
Herde  mitunter  reichliche  Ansammlung  von  Leukocyten,  zwischen  denen  bei  ge- 
eigneter Färbung  vereinzelte  Kokken  nachweisbar  sind.  Die  gelbweissen  Herde 
bestehen  aus  homogenen  glänzenden  Massen,  in  denen  färbbare  Kerne  nicht  mehr 
nachweisbar  sind  (anämische  Nekrosen).  Sowohl  die  erst-  als  die  letztbe- 
schriebenen Herde  sind  nur  wenig  ausgedehnt,  sehr  spärlich  und  liegen  stets  in 
der  Nachbarschaft  des  periportalen  Bindegewebes.  Die  in  letzterem  verlaufenden 
Interlobularvenen  und  die  aus  ihnen  hervorgehenden  Kapillaren  sind  durch 
hyaline  Thromben  verschlossen.  Arterien  leer.  Gallengänge  intakt.  Die  im 
Sektionsbericht  erwähnten  roten  Herde  entsprechen  frischen  im  periportalen 
Gewebe  und  seiner  Umgebung  gelegenen  Blutungen.  Die  Leberzellen  im  Bereich 
der  Blutungen  meist  noch  gut  kernhaltig,  nur  hie  und  da  die  Zellen  mit  schwach 
färbbaren  Kernen.  Zwischen  den  Leberzelle.n  hie  und  da  ein  feines  Fibrinnetz. 
Im  Bereich  der  Blutungen  die  Interlobularvenen  teils  durch  hyaline,  teils  durch 
Plättchenthromben  geschlossen,  im  übrigen  Lebergewebe  die  Leberzellen  stark 
getrübt,  mitunter  etwas  stärker  verfettet.  Im  periportalen  Gewebe  keine  zellige 
Infiltration.  Der  Thrombus  in  der  Pfortader  zeigt  bei  der  mikroskopischen 
Untersuchung  eine  deutliche  Schichtung.  Die  der  Wand  anhaftende  Schicht  be- 
steht aus  feinkörnigem  und  feinfädigem  Material,  das  spärliche  geschrumpfte 
und  abgeblasste  rote  Blutkörperchen  und  geschrumpfte  Leukocytenkerne  ein- 
schliesst. Hieran  schliesst  sich  eine  Schicht,  die  vorwiegend  aus  roten  und 
weissen  Blutkörperchen  besteht.  Die  centralen  Teile  bestehen  aus  einem  feinen 
Fibrinnetz,  in  welchem  zum  Teil  gut  erhaltene  rote  und  zahlreiche  weisse 
Blutkörperchen  enthalten  sind. 

Nieren.  Die  Nieren  zeigen  bei  der  Untersuchung  am  frischen  Präparat 
ausgedehnte  Trübung  der  Epithelien,  bei  Zusatz  von  Essigsäure  verschwindet, 
dieselbe  nur  teilweise;  die  Kerne  treten  an  den  wenigsten  Epithelien  hervor. 
In  zahlreichen  Epithelien  feinglänzende  Tröpfchen,  die  sich  mit  Osmiumsäure 
schwärzen.  Im  Lumen  zahlreicher  gewundener  Kanälchen  und  Henle'scher 
Schleifen  stösst  man  auf  schwärzlich  glänzende  Massen,  die  bei  auffallendem 
Lichte  weisslich  glänzen,  bei  Zusatz  von  Salzsäure  sich  unter  Gasentwicklung 
auflösen  (Kalk). 

Bei  Untersuchung  der  gehärteten  Präparate  zeigt  sich,  dass  eine  ausge- 
dehnte Nekrose  der  Epithelien,  gewundenen  Kanälchen  und  Henle'schen  Schleifen 
vorliegt;  nur  an  wenigen  Stellen  findet  man  noch  kernhaltige  Epithelien.  Letztere 
erscheinen  gequollen,  trübe.  An  zahlreichen  Stellen  finden  sich  in  den  mit 
Hämatoxylin  gefärbten  Präparaten  teils  vereinzelte,  teils  in  Gruppen  zusammen- 
liegende, schwarzgrau  gefärbte,  kernlose  Epithelien.  Bei  Anwendung  von  starker 
Vergrößerung  erkennt  man  teils  feinere,  teils  gröbere,  unregelmässig  geformte, 
schwarzblau  gefärbte  Körnchen.  Ähnliche  Zellen  finden  sich  auch  desquamirt, 
frei  im  Lumen  der  Kanälchen  liegend,  mitunter  sind  mehrere  zu  einem  schwarz- 
blauen  Klumpen  zusammengebacken.  Häufiger  bemerkt  man  auch  Kanälcheu, 
die  auf  weite  Strecken  hin  mit  schwarzblauen   klumpigen  Massen  ausgefüllt 

7 

Schmorl,  Eklampsie. 


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sind.  Eine  epitheliale  Auskleidung  lässt  sich  an  solchen  Stellen  nicht  mehr 
nachweisen.  In  den  übrigen  Harnkanälchen  feinkörnige  Eiweissniederschläge 
und  hyaline  Cylinder.  Die  Glomeruli  auffallend  wenig  verändert,  nur  hie  und 
da  erscheinen  einzelne  derselben  kernreicher  als  normal,  in  manchen  besteht 
Epitheldesquamation  und  in  ziemlich  zahlreichen  hyaline  Degeneration  der 
Schlingen.  Im  Hohlraum  fast  sämmtlicher  Glomeruli  feinkörniges  Exsudat.  Im 
interstitiellen  Gewebe  hie  und  da  in  der  Umgebung  kleiner  Venen  eine  spärliche 
Anhäufung  von  Eundzellen,  daneben  hie  und  da  wenig  ausgedehnte  Blutungen. 
Die  Kapillaren  in  manchen  Bezirken  leer,  in  anderen  aber  prall  mit  roten  Blut- 
körperchen gefüllt  und  stellenweise  durch  hyaline  Thromben  verlegt.  Die 
Arterien  meist  leer,  in  einigen  kleineren  aber  bemerkt  man  der  Intima  dicht 
aufliegend  ein  glänzendes,  mit  Eosin  leuchtend  rot  gefärbtes,  hyalines  Band, 
welches  mitunter  vereinzelte  geschrumpfte  Kerne  einschliesst.  Die  Venen  der 
Marksubstanz  sehr  prall  mit  roten  Blutkörperchen  gefüllt.  In  vereinzelten 
starke  Anhäufung  von  Leukocyten,  die  durch  ein  feinfädiges  Fibrinnetz  zu- 
sammengehalten werden. 

Lungen.  In  den  Lungen  findet  sich  in  den  Unterlappen  ausgedehnte 
katarrhalische,  zum  Teil  hämorrhagische  Pneumonie.  In  den  Alveolen  mitunter 
sehr  reichliche  Kokken.  Neben  den  schon  bei  der  makroskopischen  Betrachtung 
deutlich  erkennbaren  Blutungen  finden  sich  im  Ober-  und  Mittellappen  zahlreiche 
erst  mikroskopisch  nachweisbare  Hämorrhagien.  Im  Bereich  der  Hämorrhagien 
finden  sich  in  den  Kapillaren  Stasen  und  spärliche  Thromben.  In  den  kleineren 
Arterien  und  Venen  teils  wandständige,  teils  total  obturirende  Pfropfe,  welche 
teils  aus  homogenem,  teils  aus  feinkörnigem  und  feinfädigem  Material  und 
spärlichen  roten  und  weissen  Blutkörperchen  bestehen.  In  vereinzelten  Kapillaren, 
wie  in  vereinzelten  kleinen  Arterien,  welch'  letztere  nicht  thrombosirt  sind, 
vereinzelte  vielkernige  Riesenzellen. 

Gehirn.  In  den  weichen  Hirnhäuten,  sowie  in  der  Hirnrinde  und  den 
Centraiganglien  spärliche,  durch  hyaline  Thromben  verschlossene  Kapillaren  und 
kleine  Venen,  in  deren  Umgebung  die  Gehirnsubstanz  häufig  blutig  infiltrirt 
oder  erweicht  ist.  Daneben  in  zahlreichen  Kapillaren  und  kleineu  Venen  enorme 
Füllung  mit  roten  Blutkörperchen.  In  der  Lymphscheide  kleiner  Arterien  hie 
und  da  zahlreiche  rote  Blutkörperchen.  In  ganz  vereinzelten  Arterien  fibrinöse 
Thromben. 

Herz.  Im  Herzblut  finden  sich  bei  der  frischen  Untersuchung  ganz  spärliche 
vielkernige  Riesenzellen.  Die  Herzmuskelfasern  intensiv  getrübt,  zum  Teil  ver- 
fettet; zwischen  ihnen  vereinzelte  Blutungen.  Der  an  der  hinteren  Fläche  des 
Herzens  gefundene  gelbweisse  Herd  stellt  sich  bei  der  mikroskopischen  Unter- 
suchung als  blasser  Infarkt  heraus,  in  dessen  Umgebung  eine  massige  Blutung 
besteht.  An  Serienschnitten  lässt  sich  nachweisen,  dass  der  zuführende  Arterien- 
ast durch  einen  Pfropf  verschlossen  ist,  der  teils  aus  hyalinem,  teils  fein- 
körnigem Material  besteht. 

Pankreas.  Im  Pankreas  vereinzelte  Blutungen  und  nekrotische  Herde. 

Uterus.  Die  inneren  Schichten  des  Uterus  kleinzellig  infiltrirt,  von  massen- 
haften Bakterien  durchsetzt.  Die  tieferen  Schichten  frei.  Die  der  Placentar- 
stelle  fest  aufsitzenden  Piacentarreste  zeigen  noch  gut  erhaltenes  Placentargewebe. 
Die  intervillösen  Räume  teils  leer,  teils  mit  gut  färbbaren  roten  Blutkörperchen 
gefüllt;  daneben  findet  man  aber  Stellen,  wo  das  Placentargewebe  in  eine  homo- 
gene, stark  glänzende  Masse  umgewandelt  ist,  in  der  nur  andeutungsweise 
Zotten  erkennbar  sind.  Innerhalb  der  glänzenden  Massen  liegen  spärliche  grosse 
Riesenzellen.  Ferner  findet  man  Stellen,  wo  die  intervillösen  Räume  ausgefüllt 
sind  mit  trübem,  feinkörnigem  und  feinfädigem  Material,  welch'  letzteres  spärliche 


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geschrumpfte  rote  Blutkörperchen  und  Leukocyten  einschliesst.  Die  Zotten  sind 
hier  deutlich  zu  erkennen,  aber  kernlos  und  von  Blutungen  durchsetzt.  In  der 
Umgehung  dieser  Herde  sind  diese  Zotten  noch  gut  kernhaltig,  aber  ihr  Gewebe 
erscheint  eigentümlich  aufgelockert  und  ist  hie  und  da  von  Blutungen  durch- 
setzt. Der  epitheliale  Ueberzug  hie  und  da  in  Petzen  abgehoben.  Dieselben 
Veränderungen  finden  sich  auch  in  der  geborenen  Placenta. 

Fall  XVII. 

Krankengeschichte.  Eutzsch,  Marie,  Setzersfrau,  23  Jahre  alt,  Primi- 
para.   Aufnahme  30.  VII,  gest.  30.  VII.  1891. 

Patientin  wird  heute  früh  total  bewusstlos  in  die  Anstalt  gebracht.  Nach 
Angabe  des  Mannes  hat  sie  seit  dem  24.  VII.  Kopfschmerz  und  Übelkeit,  seit 
der  vergangenen  Nacht  heftige  Anfälle.  Guter  Ernährungszustand,  an  den 
unteren  Extremitäten  geringe  Ödeme;  im  Urin  reichlich  Eiweiss.  Patientin  ist 
im  9.  Monat  schwanger,  Kind  lebt,  Blase  steht.  Zur  Einleitung  der  künstlichen 
Frühgeburt  wird  mit  Laminaria  dilatirt.  Während  des  Aufenthalts  in  der 
Klinik  wurden  21  Anfälle  mit  vollständiger  Bewusstlosigkeit  beobachtet.  Patientin 
erhält  subcutan  Morphium  und  wegen  drohender  Herzparalyse  zwei  Spritzen 
Äther.    Tod  abends  11  Uhr  in  tiefem  Koma. 

Temperatur  betrug  früh  7  Uhr  37,5°,  2  Uhr  nachmittags  39°,  abends 
9  Uhr  39,1°. 

Sektionsbericht.  Mittelgrosse,  gracil  gebaute  weibliche  Leiche;  guter 
Ernährungszustand.  Haut  im  allgemeinen  blass.  Das  Gesicht,  besonders  die 
Ohren  hochgradig  cyanotisch,  ebenso  die  Fingerspitzen.  Ausserdem  finden  sich 
am  ganzen  Körper  zahlreiche  linsen-  bis  markstückgrosse,  bläulichrote  Flecken, 
die  sich  beim  Einschneiden  teilweise  als  Blutpunkte  herausstellen.  An  den 
unteren  Extremitäten  keine  Ödeme.  Äussere  Genitalien  bläulichrot  gefärbt, 
leicht  geschwollen.  Aus  der  Scheide  fiiesst  eine  geringe  Menge  rötlichwässriger 
Flüssigkeit  ab. 

Kopfhöhle.  Die  weichen  Schädeldecken  sehr  stark  hyperämisch,  hie  und 
da  vereinzelte  Blutungen.  Das  knöcherne  Schädeldach  mesocephal,  symmetrisch. 
Die  Aussenfläche  glatt,  grauweiss  gefärbt.  Periost  leicht  abziehbar;  Diploe 
mässig  blutreich.  Die  Vitrea  grauweiss  gefärbt,  mit  minimalen  Spuren  von 
Osteophytbildung.  Dura  mater  stark  gespannt,  an  ihrer  Aussenfläche  stark  in- 
jicirt.  Im  Sulcus  longitud.  sup.  ein  schlaffes  Gerinnsel;  die  Innenfläche  der  Dura 
glatt.  Über  der  linken  Hemisphäre  findet  sich  in  den  Subarachnoi'dealräumen 
ein  die  ganze  Konvexität  einnehmender  Bluterguss,  der  im  Bereich  des  Stirn- 
und  Mittelhirns  fast  2  mm  dick  ist,  während  er  im  Hinterhirn  kaum  die  Dicke 
von  V-,  mm  üat-  Der  Bluterguss  erstreckt  sich  auf  die  laterale  und  untere  Fläche 
des  Schläfen-  und  Stirnlappens.  Die  Gyri  der  rechten  Hemisphäre  sind  stark 
abgeplattet;  die  Oberfläche  zeigt  trockenen  Glanz  und  schwache  Gefässinjektiou, 
nur  im  Bereich  des  Stirnhirns  sind  die  Subarachnoi'dealrämne  mit  klarer  Flüssig- 
keit gefüllt.  An  der  Basis  cerebri  keine  Veränderungen;  die  Gefässe  zartwandig, 
leer.  An  der  hinteren  Fläche  des  Kleinhirns  längs  der  Venen  blutige  Infiltration. 
In  den  Sinus  der  Schädelbasis  flüssiges  Blut,  Dura  der  Schädelbasis  glatt. 

Im  linken  Stirnlappen  findet  sich  eine  etwa  hühnereigrosse  buchtige  Höhle, 
teils  mit  flüssigem,  teils  mit  fest  geronnenem  Blute  gefüllt.  Die  Wand  derselben 
ist  zerfetzt,  die  umgebende  Hirnsubstanz  breiig  erweicht,  gelblich-graurot  gefärbt 
und  von  zahlreichen  Blutungen  durchsetzt.  Lateralwärts  reicht  diese  Höhle  bis 
an  die  Rinde,  die  an  einer  Stelle  durchbrochen  ist.  Hier  steht  die  oben  erwähnte 
intermeningeale  Blutung  mit  dem  eben  beschriebenen  apopiektischen  Herde  in 

7  * 


—  lüü  — 


Verbindung.  In  der  weiteren  Entfernung  von  dieser  Blutung  und  in  der 
rechten  Homisphäre  erscheint  die  Hirnsubstanz  fest,  trocken,  glänzend.  Auf 
der  Schnittfläche  treten  zahlreiche  abspülbare  Blut]iunkte  hervor.  Dicht  unter 
der  Riude  der  linken  Central  Windung  ein  erbsengrosser  erweichter,  graugelber 
Herd.  Die  Seiteuventrikel  leer,  das  Ependym  im  allgemeinen  glatt.  Am  vor- 
deren Pol  des  linken  Nucleus  caudatus  eine  subependymäre  linsengrosse  Blutung. 
Im  vorderen  Drittel  desselben  ein  kirschkerngrosser  Herd,  in  dessen  Bereich 
die  Gehirnsubstanz  in  eine  breiige,  bläulichrote  Masse  verwandelt  ist;  in  der 
Umgebung  derselben  feinste  Blutungen.  Am  Boden  des  4.  Ventrikels  zwei 
punktförmige  Ekchymosen.  In  der  Brücke  und  Medulla  oblongata  spärliche  punkt- 
förmige Blutungen. 

Kleinhirn  ohne  Veränderungen. 

Brusthöhle.  Zwerchfellstand  rechts  an  der  4.,  links  an  der  5.  Rippe. 
Sternum  normal.  Thymus  noch  in  ganzer  Ausdehnung  vorhanden,  ödematös, 
graurot  gefärbt.  Aus  der  durchschnittenen  Vena  anonyma  entleert  sich  reichlich 
dunkelrotes  flüssiges  Blut.  Die  Lungen  sinken  gut  zurück.  In  den  Pleurahöhlen 
ein  Weinglas  voll  klarer,  seröser  Flüssigkeit. 

Im  Herzbeutel  circa  2  Esslöffel  klarer  Flüssigkeit.  Beide  Blätter  glatt 
und  spiegelnd.  Unter  dem  visceralen  Blatt  vereinzelte  punkt-  und  streifenförmige 
Blutungen. 

Das  Herz  zeigt  normale  Grösse.  Im  rechten  Ventrikel  dunkelrotes  flüssiges 
Blut,  ganz  spärliche  Gerinnsel.  Sowohl  im  flüssigen  Blut  als  in  den  Gerinnseln 
lassen  sich  spärliche  Leberzellen  und  grosse  vielkernige  Riesenzellen  nachweisen. 
Die  Höhle  des  rechten  Ventrikels  nicht  erweitert,  die  Muskulatur  schlaff,  ver- 
waschen, graubräunlich  gefärbt.  Klappen  intakt.  Die  linke  Herzhälfte  stark 
kontrahirt.  Im  Ventrikel  eine  Spur  flüssigen  Blutes,  im  Vorhof  eine  mässige 
Menge  Cruor.  Muskulatur  von  normaler  Dicke,  von  massig  fester  Konsistenz. 
Auf  Flachschnitten  zeigt  sie  ein  geflecktes  Aussehen,  derart,  dass  verwaschen 
graurot  gefärbte  Stellen  mit  feinen  gelbweissen,  opaken  Streifen  und  Flecken 
abwechseln.  Hie  und  da  erkennt  man  punkt-  und  streifenförmige  Blutungen. 
Besonders  reichlich  sind  dieselben  an  den  Spitzen  der  Papillarmuskeln.  Klappen 
intakt.  Foramen  ovale  offen.  Herzohr  leer. 

Die  Lungen  sind  im  allgemeinen  gut  lufthaltig.  Beide  an  der  Spitze  ver- 
wachsen. Hier  finden  sich  im  Lungengewebe  narbige  Einziehungen,  die  stark 
pigmentirt  sind  und  bis  erbsengrosse  verkalkte  Herde  einschliessen.  Der  pleurale 
Überzug  überall  glatt  und  spiegelnd;  sowohl  an  der  Pleura,  als  an  den  centralen 
Lungenteilen  treten  spärliche  erbsen-  bis  bohnengrosse,  wenig  scharf  umschriebene 
Blutungen  hervor.  Die  Unterlappen  etwas  blutreicher  als  die  Oberlappen,  mässig 
ödematös.  In  letzteren  treten  vereinzelte  erbsen-  bis  kirschgrosse,  auf  der  Schnitt- 
fläche vorspringende,  derbere  Herde  hervor,  die  eine  hellgraurote  Farbe  und  ein 
trockenes,  körniges  Aussehen  zeigen.  Bronchialschleimhaut  intakt. 

An  den  Halsorganen  keine  Abnormitäten. 

Bauchhöhle.  Der  Leib  ist  halbkugelig  aufgetrieben,  die  unteren  Abschnitte 
desselben  werden  durch  den  graviden  Uterus  eingenommen.  In  den  abhängigen 
Teilen  findet  sich  circa  l\x  1  klare,  rötlichgelb  gefärbte  Flüssigkeit.  Im  rechten 
Musculus  rectus  abdominis  eine  zehnpfennigstückgrosse  Blutung;  vereinzelte  punkt- 
förmige Ekchymosen  in  der  Serosa,  letztere  glatt,  lebhaft  injicirt. 

Die  Milz  12:7:3.  Oberfläche  glatt,  tief  schwarzblau  gefärbt,  ziemlich  fest. 
Schnittfläche  ziemlich  blutreich,  nicht  vorquellend.  Follikel  und  Trabekel  undeutlich. 

Die  Nebennieren  ziemlich  derb,  blutarm. 

Die  linke  Niere  normal  gross,  von  fester  Konsistenz.  Kapsel  leicht  ab- 
ziehbar, Oberfläche  glatt,  bräunlichgrau  gefärbt.    Die  Oberfläche  zeigt  mässige 


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Gefässinjektion.  Von  der  Schnittfläche  fliesst  reichlich  dunkelrotes  Blut  ab.  Die 
Rinde  ist  nicht  verbreitert,  zeigt  einen  eigentümlichen  braungrauen  Farbenton.  Die 
Zeichnung  stellenweise  etwas  verwaschen,  hie  und  da  vereinzelte  gelblichweisse 
Streifen.  Die  Marksubstanz  dunkelblaurot  gefärbt.  Nierenbecken  nicht  erweitert, 
ebenso  Ureter.  Die  rechte  Niere  etwas  grösser  als  die  linke,  zeigt  im  allge- 
meinen dasselbe  Verhalten  wie  jene,  nur  sind  liier  die  gelblich  weissen  Flecken 
und  Streifen  deutlicher  ausgesprochen.  Auch  hier  das  Nierenbecken  nicht  er- 
weitert; im  Nierenbecken  vereinzelte  Hämorrhagien. 

Die  Harnblase  leer,  die  Schleimhaut  blass,  im  Fundus  punktförmige  Hämor- 
rhagien. 

Serosa  des  Uterus  glatt;  die  Tuben  zeigen  starke  Gefässinjektion,  die  Venae 
uterinae  und  spermaticae  enorm  dilatirt,  mit  dünnflüssigem  Blute  gefüllt.  Die 
Scheidenschleimhaut  tief  dunkelrot  gefärbt.  Der  äussere  Muttermund  5  cm  weit 
offen,  mit  oberflächlichen  Einrissen.  Im  Uterus  eine  45  cm  lange,  gut  entwickelte 
Frucht.  Sektionsbefund  der  Frucht  s.  unten. 

Die  Leber  27  cm  breit,  davon  17  cm  auf  den  rechten  Lappen.  Letzterer 
15  cm  hoch,  8,5  cm  dick.  Der  linke  Lappen  13  cm  hoch,  6  cm  dick.  Sie  be- 
sitzt eine  ziemlich  derbe  Konsistenz.  Im  Ligam.  Suspensorium  vereinzelte  punkt- 
förmige Ekchymosen.  Die  Oberfläche  zeigt  ein  ausserordentlich  buntes  Aussehen. 
Man  bemerkt  einmal  Herde,  die  verwaschen  grau  aussehen,  daneben  landkarten- 
artig angeordnete,  tiefrote  Flecken  und  Streifen,  die  an  der  Oberfläche  des  rechten 
Leberlappens  in  der  Nähe  des  Ligam.  Suspensorium  zu  etwa  handtellergrossen 
Herden  konfluiren.  Bei  näherem  Zusehen  zeigt  sich,  dass  diese  eben  erwähnten 
Herde  eine  komplicirte  Zusammensetzung  besitzen.  An  der  Peripherie  sind  sie 
meist  tief  dunkelrot  gefärbt,  im  Centrum  dagegen  gelbweiss.  An  den  kleinsten 
derartigen  Herden  kann  man  nachweisen,  dass  sie  stets  in  der  Umgebung  der 
Pfortaderverzweigung  liegen.  Neben  den  eben  erwälmten  Flecken  und  Streifen 
finden  sich  punkt-  bis  hirsekorngrosse,  opake,  gelbweisse  Flecken.  Auf  der  Schnitt- 
fläche dasselbe  bunte  Aussehen.  Im  Lobulus  Spigelii  ausgedehnte  rote  Flecken  und 
Streifen.  Das  zwischen  den  hämorrhagisch  infiltrirten  Partien  liegende  Ge- 
webe zeigt  eine  verwaschen  graurote  Farbe  und  eine  undeutlich  acinöse  Struktur. 
Die  grösseren  Lebervenen  frei;  die  in  ihrer  Umgebung  gelegenen  Blutungen 
schimmern  durch  ihre  Waud  bläulichrot  hindurch,  Pfortader  nicht  thrombosirt. 
Gallenblase  enthält  dünnflüssige  Galle.  Gallengänge  durchgängig. 

Der  Magen  enthält  eine  geringe  Menge  grauer,  trüber  Flüssigkeit,  in 
der  ziemlich  zahlreiche,  braunrote,  kaffeesatzähnliche  Flocken  flottiren.  Letztere 
haften  der  mit  zähem  Schleim  bedeckten  Schleimhaut  fest  an.  Die  Schleimhaut 
ist  geschwollen  und  fleckig  gerötet.  Auf  der  Höhe  der  Schleimhautfalten,  besonders 
an  der  kleinen  Kurvatur,  zahlreiche  punktförmige  Ekchymosen  und  linsen-  bis 
fünfpfeunigstückgrosse,  hämorrhagische  Erosionen. 

Die  Schleimhaut  des  Dünndarms  blass,  mit  zahlreichen  Hämorrhagien. 
Letztere  sind  besonders  zahlreich  im  Dickdarm. 

Sektion  des  Fötus.  45  cm  langes  Kind,  noch  nicht  völlig  reif.  Nasen- 
und  Ohrenknorpel  noch  weich.  Finger-  und  Zehennägel  überragen  noch  nicht  die 
Finger-  bez.  Zehenspitzen;  die  kleinen  Schamlippen  ragen  noch  ziemlich  weit 
zwischen  den  grossen  hervor.  Die  äusseren  Bedeckungen  mit  dichter  Schicht  von 
Vernix  caseosa  bedeckt.  Kopfhaare  schwärzlich,  1  cm  lang.  In  den  weichen 
Schädeldecken  vereinzelte  punktförmige  Ekchymosen.  Grosse  und  kleine  Fonta- 
nelle weit  offen.  An  der  Innenfläche  der  Dura  vereinzelte  punktförmige  Blutungen, 
ebenso  auf  der  Pia.  Gehirn  ziemlich  weich,  sonst  ohne  Befund;  nirgends  Blutungen. 
Bei  Eröffnung  der  Bauchhöhle  entleert  sich  ein  Theelöffel  voll  bräunliche  Flüssig- 
keit. Im  Dünn-  und  Dickdarm  reichlich  Meconium,  Serosa  glatt  und  spiegelnd. 


102 


Lebor  im  ungemeinen  duukelblanrot  gefärbt,  mit  vereinzelten  gelbgrauen  Fleckchen 
und  punktförmigen  Blutungen  auf  der  Oberfläche  und  im  Parenchym,  welcli'  letzteres 
weich  und  ziemlich  blutreich  ist.  —  Milz  gross,  fest,  tief  blaurot  gefärbt.  Nieren 
etwas  vergrössert.  Kapsel  leicht  abziehbar.  Konsistenz  mässig  fest.  An  der 
Oberfläche  sowohl,  wie  auf  der  Schnittfläche  der  Rinde  treten  punkt-  und  streifen- 
förmige Blutungen  hervor.  Rinde  entschieden  verbreitert  und  vorquellend,  zeigt 
eine  verwaschene,  gelbgraue  Farbe.  Marksubstanz  blutreicher.  Im  Nierenbecken 
einzelne  Blutungen.  Magen  und  Darm  ohne  Besonderheiten.  —  Zwerchfellstand 
beiderseits  an  der  8.  Rippe.  Pleurahöhlen  leer.  Lungen  zurückgesunken,  luftleer. 
An  der  Ober-  und  Schnittfläche  zahlreiche  punkt-  bis  strichförmige  Ekchymosen. 
Letztere  finden  sich  auch  im  Herzbeutel.  Herz  enthält  dunkelrotes,  flüssiges 
Blut;  von  normaler  Beschaffenheit. 

Das  Placentargewebe  zeigt  im  allgemeinen  geringen  Blutgehalt  und  eine 
trübe  braunrote  Farbe.  Hie  und  da  treten  vereinzelte,  teils  runde,  teils  keil- 
förmige gelbe,  trockene  Herde  hervor  von  der  Grösse  eines  Kirschkerns  bis  zu 
der  einer  Wallnuss.  Daneben  dunkelrot  gefärbte,  undeutlich  abgegrenzte  kirsch- 
grosse  Herde  und  endlich  mattgrau  gefärbte,  derbere  Partien,  welche  deutlich 
über  die  Schnittfläche  prominiren  und  durch  einen  tiefroten  Saum  unregelmässig 
zackig,  aber  scharf  begrenzt  sind.  Im  Blut  der  Uterusvenen  vielkernige  Riesen- 
zellen. 

Bakteriologische  Untersuchung.  Der  bakteriologischen  Untersuchung 
werden  Gehirn,  Leber,  Herz,  Nieren  und  Lungen  der  Mutter  und  des  Kindes, 
sowie  die  Placenta  unterzogen.  In  letzterer  wurde  besonders  mit  Rücksicht  auf 
Favre's  Untersuchungen  den  älteren  und  frischen  Infarkten  Aufmerksamkeit 
geschenkt.  Sämmtliche  Platten  aber  blieben  steril;  nur  hie  und  da  ganz  ver- 
einzelte oberflächliche  Kolonien,  die  auf  Verunreinigungen  zu  beziehen  sind.  Auch 
in  Ausstrich-  und  Schnittpräparaten  lassen  sich  keine  Mikroorganismen  nachweisen. 

Mikroskopische  Untersuchung.  Leber.  In  der  Leber  multiple  hämor- 
rhagische Nekrosen  älteren  und  frischeren  Datums.  In  zahlreichen  Interlobular- 
venen  hyaline  und  Plättchenthromben.  Geringe  Gallenstauung.  In  den  Lebervenen 
spärliche  Leberzellen. 

Nieren.  Die  Nieren  zeigen  nur  geringe  Veränderungen,  im  frischen  Prä- 
parat geringe  Trübung  der  Epithelieu,  keine  Verfettung;  dagegen  in  zahlreichen 
Glomerulusschlingen  grosse,  zum  Teil  wurstförmige,  glänzende  Fetttröpfchen 
(Fettembolien). 

Im  gehärteten  Präparat  die  Epithelien  meist  ohne  Veränderungen;  nur 
hie  und  da  finden  sich  in  den  gewundenen  Kanälchen  kernlose  Epithelien.  Im 
Lumen  der  Kanälchen  feinkörniges  Exsudat  und  hyaline  Cylinder.  Glomeruli  in 
der  Mehrzahl  intakt;  in  den  Kapselräumen  häufig  feinkörniges  und  homogenes 
Exsudat;  in  den  Schlingen  mitunter  hyaline  Thromben.  Im  interstitiellen  Gewebe 
keine  Veränderungen.  Die  intertubulären  Kapillaren  meist  prall  gefüllt  mit  roten 
Blutkörperchen,  in  zahlreichen  hyaline  Thromben.  Die  Venen  prall  gefüllt,  die 
Arterien  meist  leer;  nur  hie  und  da  wandständige  Plättchenthromben.  In  den 
Sammelröhren  Cylinder,  denen  braune  Pigmentkörnchen  anhaften. 

Lungen.  In  den  Lungen  findet  sich  eine  hochgradige  Fettembolie.  In  zahl- 
reichen Kapillaren  und  kleineren  und  grösseren  Arterien  massenhafte  Riesen- 
zellen; daneben  ausgedehnte  hyaline  Thrombose  der  Kapillaren.  In  zahlreichen 
grösseren  und  kleineren  Arterienästen  und  Venen  wandständige  und  obturirende 
Thromben.  Die  wandständigen  Thromben  bestehen  meist  aus  Blutplättchen, 
welche  vereinzelte  rote  und  weisse  Blutkörperchen  einschliessen.  Die  lokal 
obturirenden  Thromben  zeigen  einen  verschiedenen  Bau,  teils  bauen  sie  sich 
ebenfalls  aus  Blutplättchen  auf,  teils  aber  sind  sie  geschichtet,  derart  dass  meist 


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der  Gefässwand  eine  Lage  feinkörnigen  Materials  vorliegt,  an  welche  sich  gegen 
das  Centrum  des  Thrombus  Schichten,  die  aus  weissen  und  roten  Blutkörperchen 
bestehen,  anschliessen ;  zwischen  den  letzteren  häufig  ein  feinf'ädiges  Fibrinnetz- 
endlich  findet  mau  Thromben,  welche  sich  nur  aus  feinfädigem  Fibrin  und  fein- 
körnigen Massen  aufbauen.  In  den  Alveolen  häufig  zahlreiche  rote  Blutkörperchen 
zwischen  denen  sich  mitunter  ein  feines  Fibrinnetz  nachweisen  lässt  Ein  eigen- 
tümliches Bild  zeigt  sich  bei  der  mikroskopischen  Untersuchung  der  im  Sektions- 
bericht erwähnten,  in  den  Oberlappen  gefundenen  derberen,  grauroten  Herde. 
Hier  sind  die  Alveolen  ausgefüllt  mit  einem  Fibrinnetz,  welches  aus  feinen  und 
gröberen  Fäden  besteht;  die  Alveolenwände  sind  mit  einer  breiten  Schicht  von 
hyalinen  Massen  austapeziert;  zwischen  den  Fibrinfäden  liegen  meist  nur  ganz 
spärliche  geschrumpfte  Leukocyten  mit  fragmentirtem  Kern  und  feinkörnige 
Eiweissniederschläge.  Mikroorganismen  lassen  sich  durch  die  Färbung  nicht 
nachweisen.  Die  Kapillaren  sind  hier  sämmtlich  enorm  aufgetrieben  und  enthalten 
teils  homogene,  teils  schollige,  hyaline  Massen.  Ihre  Endothelkerne  sind  meist 
vollständig  geschwunden. 

Gehirn.  Im  Gehirn  findet  sich  eine  ausgedehnte  hyaline  Thrombose  der 
Kapillaren,  in  deren  Umgebung  sich  zahlreiche,  wenig  umfangreiche  Blutungen 
nachweisen  lassen.  Besonders  zahlreich  sind  die  Blutungen  in  der  Rinde,  in  den 
Centraiganglien  und  in  der  Brücke.  An  Stellen,  wo  sich  die  Thrombose  auf  eine 
ganze  Provinz  von  Kapillaren  erstreckt,  ist  die  Gehirnsubstanz  erweicht,  besonders 
ist  dies  der  Fall  im  linken  Nucleus  caudatus  und  in  der  linken  Centraiwindung, 
wo  diese  Erweichungen  schon  bei  der  makroskopischen  Betrachtung  erkennbar 
waren.  Die  Venen  meist  enorm  gefüllt,  hie  und  da  durch  hyaline  und  Plättchen- 
thromben versetzt;  in  zahlreichen  Venen  wandständige  Plättchenthromben.  Die 
Arterien  der  Pia  an  vielen  Stellen  prall  mit  roten  Blutkörperchen  gefüllt,  aber 
meist  nicht  verstopft,  nur  hie  und  da  wandständige  Plättchenthromben.  Die 
kleinen  Arterien  der  Gehirnsubstanz  meist  ebenfalls  stark  gefüllt,  ihr  Lumen 
mitunter  durch  feinkörnige,  hyaline  und  feiustreifige  Pfropfe  verlegt;  ihre  Lymph- 
scheide mitunter  durch  rote  Blutkörperchen  enorm  dilatirt.  Die  Wand  des 
apoplektischen  Herdes  von  äusserst  zahlreichen  Blutungen  durchsetzt;  an  einem 
der  medialen  Wand  entnommenen  Stück  trifft  man  bei  der  mikroskopischen  Unter- 
suchung auf  eine  etwa  stricknadeldicke,  thrombosirte  Vene.  Die  Randpartien 
des  Thrombus  bestehen  zum  grössten  Teil  aus  hyalinen,  scholligen  Massen, 
während  die  centralen  Teile  sich  aus  abgeblassten  und  aus  geschrumpften  roten 
Blutkörperchen  und  in  Zerfall  begriffenen  Leukocyteu  aufbauen,  welche  in  fein- 
körnigen und  feinfädigen  Massen  eingebettet  liegen.  Die  Vene  wird  auf  Serien- 
schnitten verfolgt;  an  diesen  Serienschnitten  lässt  sich  eine  weite  Ruptur  der 
Venenwand  nachweisen,  jenseit  der  Rupturstelle  ist  die  Vene  enorm  dilatirt  und 
prall  mit  roten  Blutkörperchen  gefüllt.  Ich  stehe  nicht  an,  diese  geborstene 
Vene  als  Quelle  der  ausgedehnten  Hämorrhagie  anzusprechen.  Eine  analoge 
Beobachtung  ist  von  Pfannenstiel49)  mitgeteilt  worden. 

Herz.  Die  Muskelfasern  grösstenteils  intakt,  nur  hie  und  da  stärkere 
Trübung,  keine  Verfettung.  Die  streifenförmigen  Blutungen  liegen  in  der  Um- 
gebung stark  dilatirter  Venen  und  Kapillaren,  in  welchen  spärliche  hyaline 
Pfropfe  nachweisbar  sind.  Im  Bereich  der  Blutungen  sind  die  Muskelfasern 
kernlos  und  zu  glänzenden  Schollen  zerfallen. 

Pankreas  intakt. 

Magen.  Die  Blutungen  im  Magen  liegen  stets  um  prall  gefüllte  Kapillaren 
und  kleine  Venen  herum.  In  Serienschnitten  lässt  sich  nachweisen,  dass  dieselben 
in  thrombosirte  Venen  der  Submucosa  einmünden.  Die  Thromben  bestehen  teils 
aus  feinkörnigem  Material,  teils  aus  einem  Fibrinnetzwerk;  in  beiden  Fällen 


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sind  an  dem  Auib.au  des  Thrombus  rote  und  weisse  Blutkörperchen  beteiligt,  wenn 
auch  in  spärlicher  Monge. 

Die  Blutungen  im  Darm  zeigen  ein  analoges  Verhalten.  Die  Arterien  sind 
nieist  leer,  nur  in  ganz  vereinzelten  lassen  sich  Thromben  nachweisen. 

Placmta.  Die  intervillösen  Bäume  nur  spärlich  gefüllt;  hie  und  da  trifft 
man  auf  freiliegende,  von  der  Zellenoberfläche  abgelöste  Epithelien  und  Riesen- 
zellen (Epithelknospen).  Die  gelb  weissen,  trockenen  Herde  zeigen  die  bekannte 
Struktur  der  weissen  Infarkto.  Im  Bereich  der  im  Sektionsbericht  erwähnten 
festeren,  mattgrau  gefärbten  Herde  ist  die  Struktur  der  Placenta  im  allgemeinen 
noch  gut  erhalten,  aber  die  Zellen  erscheinen  völlig  kernlos,  ihr  Gewebe  auf- 
gequollen, mattglänzend  und  von  spärlichen  roten  Blutkörperchen  durchsetzt, 
die  Gefässe  meist  prall  mit  abgeblassten  roten  Blutkörperchen  gefüllt.  Das 
Zottenepithel  völlig  kernlos,  mitunter  in  ein  homogenes  glänzendes,  mit  Eosin 
sich  leuchtend  rot  färbendes  Band  umgewandelt.  Die  intervillösen  Räume  mit 
feinkörnigen,  trüben  Massen  ausgefüllt,  welche  spärliche,  abgeblasste  rote  Blut- 
körperchen, geschrumpfte  Leukocyten  und  Pigmentkörnchen  einschliessen.  In  der 
Umgebung  dieser  Herde  sind  die  intervillösen  Räume  prall  mit  roten  Blut- 
körperchen erfüllt,  zwischen  denen  sich  ziemlich  reichlich  abgelöste  Zotten- 
epithelien  und  Riesenzellen  finden.  Die  Zottengefässe  enorm  dilatirt;  die  Zotten- 
substanz von  roten  Blutkörperchen  durchsetzt,  welche  häufig  zwischen  dem 
Epithel  und  dem  bindegewebigen  Grundstock  der  Zotten  liegen,  wodurch  es  zu 
einer  partiellen  oder  totalen  Abhebung  des  Zottenepithels  kommt.  Die  dunkel- 
roten,  derberen  Herde  zeigen  bei  der  mikroskopischen  Untersuchung  genau  das- 
selbe Verhalten,  wie  es  eben  von  der  Umgebung  der  mattgrauen  Herde  be- 
schrieben wurde. 

Fötus.  Lungen.  An  den  Lungen  ausser  den  subpleuralen  Blutungen  keine 
Veränderungen. 

Nieren.  Fast  sämmtliche  Epithelien  der  gewundenen  Kanälchen  sind  kernlos, 
enorm  geschwollen,  so  dass  stellenweise  ein  Lumen  nicht  mehr  nachweisbar  ist. 
Die  Epithelien  der  Henle'schen  Schleifen  meist  gut  erhalten,  nur  hie  und  da 
kernlos.  Im  Lumen  derselben,  sowie  in  dem  der  Sammelröhren  feinkörnige 
Eiweissniederschläge,  nur  spärliche  hyaline  Cylinder.  Glomeruli  intakt,  in  einigen 
Kapselräumen  feinkörniges  Exsudat  und  spärliche  rote  Blutkörperchen.  Im 
interstitiellen  Gewebe  ausgedehnte  Blutungen.  Die  Gefässe  enorm  gefüllt,  ohne 
Thromben. 

Gehirn.  Im  Gehirn  ganz  spärliche,  erst  mikroskopisch  nachweisbare  Blutun- 
gen, die  in  der  Umgebung  prall  gefüllter  Kapillaren  und  Venen  liegen. 

Leber.  In  der  Leber  spärliche  Blutungen  im  periportalen  Gewebe,  welche 
um  interlobuläre  Venen  liegen,  die  durch  hyaline  Thromben  verschlossen  sind. 


Litteratur. 


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blatt  f.  Gyniikol.  1887. 


Tafel-Erklärung.1) 


Tafel  I.  II. 

Fig.    1.    H  ämorrhagische  Lebernekrose.    Ffbrinnetz  zwischen  den  Leberzellen 
fibrinöse  Thromben  in  den  Interlobularvenen. 

Fig.  2.  Anämische  Lebernekrose.  Die  Leberzellen  in  ihren  Konturen  noch  er- 
halten; die  Kerne  teils  schwach  gefärbt,  teils  überhaupt  nicht  mehr 
färbbar. 

Fig.  3.  Fibrinöse  Thromben  in  den  Interlobularvenen.  Fibrinnetz  in  den  an- 
liegenden Leberpartien  bei  anämischer  Lebernekrose. 

Fig.  4.  Multiple  hyaline  Kapillarthromben  in  der  Lunge.  Fibrinnetz  in  den 
Lungenalveolen. 

Tafel  III.  IV. 

Fig.   5.    Wandständige  und  obturirende  Thromben  in  den  Lungengefässen. 

Fig.  6.  Hyaline  Thromben  in  einem  Gehirngefäss  mit  Erweichung  in  der 
Umgebung. 

Figg.  7.   8.  9.  10.  11.  Placentarzellen  in  Lungenkapillaren. 

Tafel  V. 

Figg.  7a.   8a.  9 a.  10a.  Ha.  Placentarzellen  in  Lungenkapillaren. 


1)  Die  bunten  Figuren  sind  z.  T.  nach  Photogrammen  in  der  Weise  hergestellt, 
dass  von  der  photographischen  Platte  ein  schwaches  Positiv  angefertigt  und  letzteres 
in  Anlehnung  an  das  mikroskopische  Präparat  bunt  übermalt  wurde.  Die  Photographien 
auf  Tafel  V,  die  mit  dem  grossen  Zeiss'schen  Apparat  hergestellt  wurden,  gebe  ich  des- 
halb, weil  dadurch  für  die  Richtigkeit  der  Zeichnung  gewährleistet  wird. 


Schmorl,  Eklampsie 

Verlag  1 


Tafel  1,11. 


Srhmorl,  Eklampsie 


Verlag  von 


Tafel  in,  IV. 


Tafel  V. 


Schmor],  Eklampsie. 


F.  C.  W.  Vogel  in  Leipzig. 


Julius  Klinkhartlt.  Leipzig. 


I